Dazwischensein
Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah, stand eines Abends plötzlich da -
und nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein. Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh nach Afri- od- Ameriko.
(Christian Morgenstern (1871-1914)
Beziehungen begründen sich immer durch einen bestimmten Inhalt. In ihren Verhältnissen entscheidet ihre Form über ihre Wirkung so, wie sie anwesend oder abwesend ist. Im Widerspruch vermittelt sich ihre Wirklichkeit als ihr Zusammenhang im Ganzen. Zwischen den Verbindlichkeiten im Dasein vereinzelter Beziehungen, herrscht ihr wesentlicher Zusammenhang durch die Dialektik ihrer abstrakten Substanz: Was z.B. in der politischen Ökonomie ihr Wert außer sich ist, der für sich genommen als Tauschwert durch dessen relative Beziehungen im Preis der Waren sich in der Gesellschaft ihrer Wertform erscheint worin sich die Gebrauchswerte in ihrem allgemeinen Dasein außer sich verhalten, so verhalten sich in der Wahrnehmung auch ihre Gefühle durch sich über ihre Empfindungen, in denen ihre zwichenmenschliche Beziehungen sich als Selbstwert ihrer Persönlichkeit verwirklichen. Doch nicht ein Dualismus antagonistscher Positionen drückt sich darin aus, sondern die abstrakte Substanz ihrer Zwischenmenschlichkeit, wie sie zugleich in ihrer Selbstbezogenheit verlustig geht (siehe Selbstverlust).
Ihr Dazwischensein setzt allerdings eine Unmöglichkeit der Erkenntnis. Zwischen Form und Inhalt ihrer Beziehung offenbart sich ein widersinniger Inhalt ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse überhaupt: Sie vertauschen unaufhörlich die Positionen ihrer Form, worin das Allgemeine sich ihrer Beziehung entäußert, sich als ein abstrakt Allgemeines verhält. Es ist eine in ihrer Form schon versagende Beziehung, deren Wirklichkeit eine notwendige Täuschung ihrer Inhalte bedingt. Der Unsinn ihrer Erscheinung ergeht aus einem Dasein, das nicht wirklich wahr sein kann, einem widersinnigen Dasein. Drin verhält es sich in einer an sich toten Wahrnehmung, einer an und für sich toten Bedingung ihrer Erkenntnis, solange sie diese nicht in ihrem Widerspruch wirklich aufzuheben versteht. Der verhält sich in einer Tautologie zwischen bestimmten Inhalten, die nur relativ zu einander existieren und sich also auch nur in den Relationen ihrer Gefühle selbst bestimmen, sich nur in ihren Stimmungen vereinen können.
Von daher verbleibt ihr ganzes Verhältnis schließlich in seiner Substanz abstrakt. Und so auch die Frage, welche beide Formen ihres Daseins sich auch in ihrer Gegensätzlichkeit als Einheit ihrer Abstraktionen verhalten, wodurch sie lediglich sich selbst in dem verkehren, worin sie einander ausgleichen und angeleichen. Das Bestimmte, das im Gegensatz von Form und Inhalt aufgehoben ist und nichts außer sich sein kann aber zugleich Alles sein muss. Darin entwickelt sich ihr Inhalt an und für sich selbst, wodurch ihre allgemeine Beziehunggslosigkeit in der Dialektik der bloßen Masse der Form ihres Daseins sich durchsetzt (siehe auch Prominenz). Auf diese sich selbst reduzierte Form, um für sich überhaupt sein zu können oder darin das zu bleiben, was sie in der Abstraktion, in ihrer Leere ohne Inhalt nur durch sich als das im Allgemeinen Unbestimmte ist, was Nichts durch sich selbst sein kann, wenn es ihre Form nicht ändert. Auch wo z.B. der Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert herrscht, kann nur ein gemeinsames Drittes, ei gesellschaftlicher Wert von beidem ihren Zusammenhang erklären.
Das Gedicht von Christian Morgenstern beschreibt die Poesie einer Dialektik des Dazwischenseins, das ohne sein Sein nichts sein kann und daher seinen Erzeuger, seinen Grund in eine andere Welt, also in ein Drittes, vertreibt worin es nichts Anderes als nur für sich sein kann. Im Nichts seines anderen Seins offenbart sich die nichtige Substanz seines an und für sich angelegten Widerspruchs in der Flucht aus seiner Abstraktion als Position neuer Zusammenhänge aus der ausgeschlossenen Substanz ihrer Negation (siehe hierzu Abstraktionskraft).
Zwischen bestimmten Inhalten gibt es nur deren abstrakte Substanz, welche beide auch in ihrer Gegensätzlichkeit – nur in der Einheit ihrer Abstraktionen inne ist. Das Bestimmte, das im Gegensatz, im Dazwischensein nichts Anderes sein kann, als sich in der Abgetrenntheit seiner Existenz dialektisch auf diese zu beziehen, um überhaupt in der Nichtung seines vereinzelten Daseins Wert zu sein und Wert zu haben, um sein zu können oder als Wert darin zu bleiben (siehe auch Isolation). Wo z.B. der Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert herrscht, kann nur ein gemeinsames Drittes, ein gesellschaftlicher Wert von beidem ihren Zusammenhang erklären, indem sie ihre Widersinnigkeit inhaltlich durch ihren Begriff begreifen können..
Im Dazwischensein vermittelt sich eine Substanz, die wesentlich im Einen wie im Anderen ist, ohne dort wirklich für sich da zu sein. Darin bezieht sich das Wesen des Verhältnisses einer Abstraktion – z.B. worin sich der Wert einer Ware zwischen ihrem Tauschwert und ihrem Gebrauchswert als abstrakt menschliche Arbeit vermittelt, oder die Selbstwahrnehmung als abstrakt menschlicher Sinn zwischen Empfindung und Gefühl vermittelt.
In ihrer Wirklichkeit besteht jede Beziehung durch ihre Einigkeit in und mit ihrer Welt unter den Bedingungen durch die sie möglich ist. Daher hat sie das Material ihrer Beziehung außer sich. Und dadurch ist sie auch zugleich in einem Verhältnis relativ zu sich, das sich substanziell durch ihr wahres Sein bestimmt verhält. Dieses ist durch seine Äußerungen so bestimmt, wie es außer sich auch nur in seiner Form wirklich da sein kann. Und wo etwas in seiner Beziehung auf und durch ein anderes Sein ist, wird es für sich zugleich durch die Form seines Andersseins bestimmt (siehe auch Formbestimmung ), an sich bestimmt und für sich unbestimmt zugleich, gleichgültig gegen seine inhaltliche Bestimmtheit, an und für sich widersprüchlich bestimmt. Zwischen dem Einen und dem Anderen kann nur eine Abstraktion die Gegensätze in ihrer Substanz vereinen (siehe z.B. abstrakt menschliche Arbeit). Sie stellt ihre Einheit als das abstrakte Wesen in seiner Allgemeinheit, als ihre Begriffssubstanz dar und im Durchschnitt ihres Auftretens ihrer Einheit als ihre Begriffsgröße bemessen. In seiner Einzelheit identifiziert sich das Eine im Unterschied zu allen Anderen durch das, was es nicht für sich als Form für sich, schon aber nur durch Anderes außer sich sein kann (siehe hierzu auch Wert).
In der Gegensätzlichkeit seiner Entwicklung ergibt sich in seiner Masse eine Beziehung allein über ihre substanzielle Identität in der Einheit der Gegensätze. Darin verhält sich allerdings nur ihre Form zu ihren Inhalten als Formbestimmung ihrer Veränderung, die ihr äußerlich verblieben ist, weil sie darin veräußert sind (siehe Dialektik).
Die Geschichte des Kapitalismus entwickelte sich aus dem Warentausch im allgemeinen Dazwischensein der einzelnen Waren, zwischen dem Dasein ihrem Gebrauchswert und ihrem Tauschwert, die durch die Akkumulation ihres Werts ihren Reichtum schuf. Im Kapital ist aber nicht nur eine Menge Geld als eine Masse von Waren und Eigentumstitel aufgehäuft, sondern vor allem die gesellschaftliche Gegenwärtigkeit des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage, von Produktion und Konsumtion in der Zirkulation des Geldes (siehe Geldzirkulation), worin sich der realisierbare Wert (siehe Wertrealisation) zwischen dem Zahlungsmittel als Kaufmittel darstellt, der sich als wirtschaftliche Macht der Märkte zwischen Angebot und Nachfrage als gesellschaftlicher Wert ihres Eigentums vermittelt und den Geldbesitzern einen Mehrbetrag, einen Mehrwert an Geld beschert (siehe Kapitalfetisch), den Anderen als Besitzer ihrer bloßen Arbeitskraft ihre Abhängigkeiten als im Grunde ohnmächtige Lohnarbeiter vertieft und ihren Selbstverlust, ihre Entwirklichung totalisiert und die Enteignung seiner Arbeit verewigt, die den Lohnarbeiter mit dem Anwachsen des Mehrwerts entgegenständlicht (siehe Geld als Maßstab der Preise).
"Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihm als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." (MEB 40, S. 511f.)
Im bloßen Dazwischensein sieht das Eine wie das Andere von sich ab, und so wirkt alles, was dadurch zwischen sich gleich bleibt weil es gleichgültig bestimmt ist, wie eine fremd bestimmte Absicht, wodurch es sich auf sich persönlich zu reduzieren hat, sich wie eine abstrakt allgemeine Notwendigkeit zwischenmenschlicher Bezogenheiten formuliert (siehe hierzu auch Lebenspflicht). Dadurch erhalten und bewahren sich Beziehungen in ihrer Unbestimmtheit, die nicht mehr wirklich wahr sein können, aber durch die Abwesenheit ihres Wesens eine Wirkung haben. Im Dazwischensein verhalten sich deshalb alle Beziehungen relativ, jedes Eine relativ zu einem Anderen (siehe z.B. Tauschwert). Darin erscheinen sie unbestimmmt und widersinnig, weil der Grund ihrer Beziehungen abwesend ist. Ihre Verhältnisse folgen einer abstrakten Bestimmtheit wie Teile eines an sich ungewissen ganzen Verhältnisses. In Wahrheit kann ein Mensch aber nur ganz da sein, weil er ein Ganzes vieler Eigenschaften und Fähigkeiten ist - sowohl als Individuum als auch in seiner Gesellschaft als gesellschaftliches Individuum. Wo ein Mensch in seinen Verhältnissen dazwischen, weder als die eine Seite noch als die andere ist, herrscht eine einfältige (siehe Abstraktion), sich jederzeit und immer wieder ändernde Beziehung, die in ihrem Grauen voller Zweifel und schließlich zum Verzweifeln ist. Weil sie keine Form für sich findet und einfach nur als Person für andere da ist (siehe Dasein), weil sie immer beides in einem ist, ohne durch sich zu sein, kann sie für sich nur außer sich, jenseits ihrer Empfindungen wahr sein. Sie wird unaufhörlich abgebrochen durch ein anderes Sein, das nicht so da ist, wie es wirkliche Form für seinen Inhalt - also ohne Not wirklich wahr sein könnte. Notwendig bleibt es solange dazwischen, bis es für sich bestimmt das ist, was es bewirkt, worin es also wirklich wahr ist, durch eigene Wirklichkeit gegenständlich ist und wirkliche Gegenstände wahr hat, sich in ihnen wirklich wahrnehmen und erkennen kann.
Im Dazwischensein hat nichts einen Anfang und nichts ein Ende und von daher auch keine Geschichte. Alles hat darin gleiche Geltung, weil nichts wirklich gelten kann, weil und wenn es gleichgültig ist, wofür das eine und wofür das andere ist. Und wo menschliche Beziehungen in ihren Verhältnissen gleichgültig sind oder beliebig werden, da heben sich die Unterschiede in ein und demselben Verhalten auf und werden einfältig, für sich selbst abstrakt. Und wo die Unterschiede vergangen sind, die Vielfalt erstorben, ihr Reichtum verbraucht ist, wird alles langweilig, denn das wirklich Einzelne ist darin im Allgemeinen verschwunden.
Im Dazwischensein ist also etwas, das weder das Eine noch das Andere sein kann, worin es dazwischen ist. Es ist ein Widersinn, die Geburt einer Realabstraktion als etwas, von dem in der Wirklichkeit dieser Beziehung unentwegt abgesehen wird (siehe auch Abstraktion), weil es zugleich anders ist, durch ein anderes Sein nicht so da ist, wie es der Umstände halber (siehe auch Lebensumstände) da sein müsste. Es ist die Form eines abwesenden Wesens, die Form einer Isolation, die nicht isoliert sein kann, weil sie ein Wesen hat, das abwesend ist. Es ist das Dasein einer Abstraktion, die Wirklichkeit einer unmöglichen Beziehung, einer widersinnigen Beziehung, die nur durch ihre Abwesenheit sich erfüllen kann.
Es ist die Form eines Seins, das in seinem Dasein einen Doppelcharakter hat, das sich in zwei Existenzweisen verwirklicht, die sich nicht wirklich beziehen können (siehe hierzu Dialektik) und nur durch das Dazwischensein ihres aneinander relativierten Daseins in Beziehung sind (siehe hierzu auch Tauschwert). Von daher ist das Dazwischensein ein wesentlicher Begriff für das Verständnis des widersprüchlichen Daseins eines Kulturbürgertums,das außer sich alle Äußerungen (siehe auch Tätigkeit) nur durch sich und für sich wahrnimmt, sich in allem wahrhat, was es in Wahrheit nicht wirklich sein kann. Es ist das Dasein einer unwirklichen Wahrnehmung.
Darin bestimmt sich dessen Widersinnigkeit aus der bloßen Tatsache einer Abstraktion in ihrer Substanz, aus der Abwesenheit ihres wirklichen Wesens einer abstrakten Substanz ihres Seins, welche die Zusammenhänge in ihrer Wirklichkeit der Form nach in ihrer Anwesenheit bestimmt. Im isolierten Dasein ihrer Beziehungen macht sie diese Formbestimmung zu einem notwendigen Ereignis, das aus der abstrakten Natur des Dazwischenseins den Zusammenhang die Beziehungen in ihren Verhältnissen auf ihrer bloße Tatsächlichkeit reduziert (z.B. als abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn, abstrakt menschliche Gesellschaft)
Dasein ist Seiendes in Raum und Zeit, geschichtliches Sein, das da oder dort mal anwesend, mal abwesend ist. Es ist das, was wesentlich da ist, wo es ist, solange es nicht verwest (siehe auch Tod) und also im Prozess seines Lebens in seinem Wesen zu begreifen ist (siehe hierzu auch historischer Materialismus). Sein Begriff unterstellt ein anwesendes oder abwesendes Sein, das durch seine geschichtliche Natur notwendig ist, auch und gerade wenn es nicht so da sein kann, wie es wesentlich ist, das zwar wesentliche Wirkungen durch die Form ihres Daseinsals Formbestimmung hat, die aber in Wirklichkeit stofflich oder körperlich nicht so da sind, dass sie schon in der Anschauung erklärlich wären, in ihrem Sosein an und für sich widersinnig ist und den Subjekten das Verlangen nach einem wesentlichen Sinn der Objekten ihrer Bedürfnisse, nach deren kulturellen Beziehung unendlich notwendig macht und ihnen eine im Grunde unstillbare Sehnsucht nach einem gegenständlichen Sinn ihres Daseins zumutet (siehe hierzu Fetischismus).
Das hat für das Begreifen des Daseins erhebliche Probleme bereitet. Im bisherigen Denken hierzu war ja gerade der Widersinn im Vorhinein jeder Erkenntnis (siehe hierzu auch Erkenntnistheorie) schon ausgeschlossen, weil mit dem Anspruch auf die Widerspruchsfreiheit des wissenschaftlichen Begriffs seit Aristoteles eine Logik der eindeutigen Positionen verlangt war. Noch Friedrich Engels hat mit seiner Dialektik der Natur und dem daraus entwickelten Dialektischen Materialismus einen Positivismus vorgelegt, der die sowjetischen Wissenschaften bis zur Wende bestimmt hat (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). Und bei Theodor W. Adorno war es dann auch der Anspruch auf ein unversöhnliches, ein unvereinbares richtiges gegen ein falsches Leben, das nur durch seine Negation richtig sein könne, und also gerichtet werden müsse (siehenegative Dialektik). Nicht die Analyse der Widersprüche, sondern die Abweisung des Falschen macht bis heute noch den Sophismus der bürgerlichen Wissenschaften, die sich immer noch als Anweisung zum richtigen Leben verstanden wissen will. Doch die Hochschule ist schon durch ihre gesellschaftliche Bedingtheit und Funktion der falsche Ort einer hierfür nötigen Erkenntnis, denn da wird schon vor aller Erfahrung der Schüler zum Lehrer, durch die Unendlichkeit der Interpretationeneines ihm gänzlich fremden Lebens zum Gelehrten seiner Einbildungen. Und deshalb und dafür keimt hier im Dazwischensein der gelehrten Schüler der vorherrschenden Erkenntnistheorien das Wesen der Reaktion, - selbst dann, wenn sie Fortschritt verkünden (siehe auch reaktionäres Bewusstsein).
In der Welt einer völlig verselbständigten Philosophie entsteht ja auch tatsächlich die Frage nach einem Sinn ihres Unternehmens. Und nur deshalb konnte Martin Heidegger mit der mit seiner althergebrachten "Frage nach dem Sinn des Seins" diese in einem unmittelbaren Dasein der Existenz ganz schlicht auflösen, indem er das Bewusstsein als mit dem Dasein eines wissenden Seins identifizieren und damit die Hochschule zum heiligen Ort der "Macht der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Kräfte als Macht der innersten Erregung und weitesten Erschütterung seines Daseins." (Martin Heidegger in seine Freiburger Rektoratsrede im Mai 1933 unter dem Titel: "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität") verkünden. In der Folge hat er damit die ganze Welt in die Person der Erfahrung (siehe auch Phänomenologie) verlagert, ihre persönliche Welt als Welt ihrer Persönlichkeit befunden und also auch durch persönliche Macht bestimmt wissen wollen.
Hegel hatte sich in seiner idealistischen Manier dem Dasein aus der Wesenslogik der Allgemeinheit eines gewordenen Nichts nähern wollen, aus einem Nichts, das zu etwas wird und erst durch eine Logik des Werdens (seiner Geschichtsauffassung) da ist. Und damit hatte er das Verhältnis der Gedankenwelt zur wirklichen Welt des Denkens auf den Kopf gestellt. Logisch kann es nur umgekehrt sein, weil Denken nicht an sich logisch und nicht durch sich selbst vernünftig sein kann. Der Ausgang des logischen Denkens ist der Widersinn eines bestimmten Daseins, die darin verkehrte Macht, die wirkliche Entfremdungsmacht, wie Karl Marx es in der Begründung des historischen Materialismus aus der Kritik an Feuerbach entwickelt hat.
Es wird aber das Dasein auch bei manchen Marxisten als unmittelbare Form des Seins verstanden, dass das Bewusstsein also nicht nur inhaltlich, sondern substanziell im Dazwischensein ihrer Lebensverhältnissen haben wollen, indem sie es in die moralischen Gegensätze von gutem und schlechtem Leben auflösen und dieses mit dem Sein schlechthin austauschen. Es ergeht hieraus eine Fellinterpretation eines Zitats von Marx, nach welchem das "Sein das Bewusstsein" bestimmt, das Dasein zum "Inhalt des Bewusstseins" erklärt, das Bewusstsein mit dem Dasein identifizieren. Das gerät natürlich schnell zu einer ebenso ontologischen Determinanten, wie in der Darstellung von Heidegger. Für die hierauf gründenden Phänomenologen gilt von daher eine Selbständigkeit des Daseins im Bewusstsein, dieses als seine Bestimmtheit im Wesen seiner Zeit:
"Weil Dasein Bewußtsein ist und ich als Bewußtsein da bin, sind für mich die Dinge nur als Gegenstände des Bewußtseins" (Heidegger in "Sein und Zeit").
Solches Denken muss allerdings immer schon über jeden Zweifel erhaben sein, jede Zwiefältigkeit und damit auch ein widersprüchliches Dasein abstreiten. Niemand war daher auch in seiner Gesinnung fundamentaler und in seinem Dogmatismus radikaler als Martin Heidegger (siehe seine Freiburger Rektoratsrede).