Angebot und Nachfrage

Aus kulturkritik

"Unser wechselseitiger Wert ist für uns der Wert unsrer wechselseitigen Gegenstände. Also ist der Mensch selbst uns wechselseitig wertlos. ... Gesetzt, wir hätten als Menschen produziert: Jeder von uns hätte in seiner Produktion sich selbst und den andren doppelt bejaht." (MEW 40, S. 462f.)

Zwischen Angebot und Nachfrage realisiert sich – getrennt von ihrem produzierten Wert – die Verkäuflichkeit einer Ware, und damit ihre Wertgröße als Quantum ihrer Wertrealisierung. Die wechselseitige Gegenständlichkeit der Arbeitsprodukte existiert im Warentausch durch die bloße Eigenschaftlichkeit der Waren, dass sie darin einen Gebrauchswert haben, der durch ihren Tauschwert veräußert wird, dass sie also zwischen ihrem Dasein als Gebrauchswert und ihrem Tauschwert einen gesellschaftlichen Wert heben (siehe Dazwischensein), gesellschaftlich wert sind, weil sie hierüber ihren Nutzen reproduzieren und daraus zugleich ihren Preis durch ihren gesellschaftlichen Handel zwischen Angebot und Nachfrage beziehen.

"Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise. Sie werden euch erklären, warum der Marktpreis einer Ware über ihren Wert steigt oder unter ihn fällt, aber sie können nie über diesen Wert selbst Aufschluß geben. Unterstellt, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten oder, wie die Ökonomen das nennen, einander decken. Nun, im selben Augenblick, wo diese entgegengesetzten Kräfte gleich werden, heben sie einander auf und wirken nicht mehr in der einen oder der andern Richtung. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren." (K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 16, S. 119)

Auf dem Warenmarkt verhalten sich die Angebote zu den Nachfragen im Dazwischensein ihrer Verwertung: Einerseits als Produkte, die zum Kauf im Tausch als Preis gegen ein Zahlungsmittel Geld durch ihrenWert für das Kaufmittel Geld gehandelt werden. Das geschichtliche Verhällnis der Wertform realisiert sich durch die Gleichsetzung der Produkte im Warentausch als Waren auf dem Markt in der Vereinigung der gegensinnigen Bestimmungen des Geldes in der Warenzirkulation und der Geldzirkulation, worin sich ihr Dasein als Wertträger für die Produkte und Investitionen für die Bedürfnisse nach ihrer Konsumtion für die Menschen und für das Kapital entsprechend herausstellt (siehe Teilung der Arbeit). Die Investitionen in die Produktion sind im Geld als Kaufmittel ebenso repräsentiert wie die Reproduktion der ganzen Gesellschaft in ihrer Wertrealisierung als Ganzes.

Im Kapital ist daher nicht nur eine Menge Geld als eine Masse von Werten der Warenkörper oder Eigentumstitel aufgehäuft, sondern vor allem die gesellschaftliche Gegenwärtigkeit des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage auf dem Warenmarkt und dem Finanzmarkt der Finanzindustrie, von Produktion und Konsumtion in der Zirkulation des Geldes (siehe Geldzirkulation), worin sich der realisierbare Wert (siehe Wertrealisation) zwischen dem Zahlungsmittel als Kaufmittel darstellt, der sich als wirtschaftliche Macht der Märkte zwischen Angebot und Nachfrage als gesellschaftlicher Wert ihres Eigentums vermittelt. Er beschert den Geldbesitzern einen Mehrbetrag, einen Mehrwert an Geld (siehe Kapitalfetisch), den Anderen als Besitzer ihrer bloßen Arbeitskraft die Vertiefung der Ohnmächt ihrer Abhängigkeiten als Lohnarbeiter die im Grunde ihren Selbstverlust, ihre Entwirklichung totalisiert und verewigt.

Die Teilung der Arbeit stellt sich in der Trennung von Produktion und Konsumtion, in der abstrakten Gegensätzlichkeit der Waren im Warentausch, zwischen ihrem Einkauf und Verkauf (siehe auch Dazwischensein), als von einander getrenntes Verhalten von Gebrauchswerten und Tauschwerten dar. Dieses wird auf dem Warenmarkt zwischen Angeboten und Nachfragen eingelöst und in ihrer Existenz aufgehoben. In ihrer Entstehungsgeschichte bestimmen Angebote die Nachfrage, wie auch die Nachfragen Angebote evozieren. Mit Geld werden sie gekauft, indem ihre Preise bezahlt werden. Mit Geld wird also das Angebotene bezahlt, indem sein Wert durch den Wert des Geldes, dem gesellschaftlich gültigen Geldwert (siehe Währung) ausgeglichen wird.

Bei jener Kompensation des Geldes und Metallwerts, wie bei der Darstellung der Produktionskosten als des einzigen Momentes in der Wertbestimmung, begeht Mill - wie überhaupt die Schule von Ricardo - den Fehler, daß sie das abstrakte Gesetz, ohne den Wechsel oder die beständige Aufhebung dieses Gesetzes - wodurch es erst wird - ausspricht. Wenn es ein beständiges Gesetz ist, daß z.B. die Produktionskosten in letzter Instanz - oder vielmehr bei der sporadisch zufällig 1) eintreffenden Deckung von Nachfrage und Zufuhr - den Preis (Wert) 2) bestimmen, so ist es ein ebenso beständiges Gesetz, daß dies Verhältnis sich nicht deckt, also daß Wert und Produktionskosten in keinem notwendigen Verhältnis stehn. Ja, Nachfrage und Zufuhr decken sich immer nur momentan durch das vorhergegangne Schwanken von Nachfrage und Zufuhr, durch das Mißverhältnis zwischen Produktionskosten und Tauschwert, wie diese Schwankung und dies Mißverhältnis ebenso wieder der momentanen Deckung folgt. Diese wirkliche Bewegung, wovon jenes Gesetz nur ein abstraktes, zufälliges und einseitiges Moment ist, wird von der neuren Nationalökonomie zum Akzidens gemacht, zum Unwesentlichen. Warum? Weil bei den scharfen und exakten Formeln, worauf sie die Nationalökonomie reduzieren, die Grundformel, wollten sie jene Bewegung abstrakt aussprechen, heißen müßte: Das Gesetz ist in der Nationalökonomie durch sein Gegenteil, die Gesetzlosigkeit, bestimmt. Das wahre Gesetz der Nationalökonomie ist der Zufall, aus dessen Bewegung wir, die Wissenschaftlichen, einige Momente willkürlich in der Form von Gesetzen fixieren." Sehr gut und das Wesen der Sache in einen Begriff gebracht, ist es, wenn Mill das Geld als den Vermittler des Austausches bezeichnet. Das Wesen des Geldes ist zunächst nicht, daß in ihm das Eigentum entäußert wird, sondern daß die vermittelnde Tätigkeit oder Bewegung, der menschliche, gesellschaftliche Akt, wodurch sich die Produkte des Menschen wechselseitig ergänzen, entfremdet und die Eigenschaft eines materiellen Dings außer dem Menschen, des Geldes wird. Indem der Mensch diese vermittelnde Tätigkeit selbst entäußert, ist er hier nur als sich abhanden gekommner, entmenschter Mensch tätig; die Beziehung selbst der Sachen, die menschliche Operation mit denselben, wird zur Operation eines Wesens außer dem Menschen und über dem Menschen.(Karl Marx, MEW 40, 445f).

Das Wesen dieses Verhältnisses ist das des Geldwerts in der relativen Wertform so wie sie sich zum Geldwert in der Äquivalentform verhält, zum allgemeinen Lebensstandard der Produktivität, ist also letztlich das Verhalten des Werts von Gebrauchswerten der Waren zum Tauschwert des Geldes als Form des gesellschaftlichen Reichtums. Dieser entsteht daher einerseits durch den Wert einer Arbeit, die nötig ist, um die Produkte zu erzeugen und andererseits durch den Warentausch, wodurch diese dem "Verbraucher" zugeführt werden und somit den Notwendigkeiten der allgemeinen Reproduktion der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse überhaupt nützen sollen. Sie können sich also nicht in der Reproduktion erschöpfen, sondern abverlangen schon für ihren Werterhalt und dann auch noch für ihr Wertwachstum eine Mehrarbeit. Die Menge des zirkulierenden Geldes muss daher der Wertgröße der gehandelten Produkte und auch den Zahlungsversprechungen im Terminhandel des Kreditwesens (siehe Derivatenhandel) entsprechen.

Während die Preise die Wertrealisation vergangener Produktion reflektieren stellt der Wert das Vermögen einer abstrakt menschlichen Arbeit dar, wie er sich durch die Relationen ihrer Wertgrößen, also der gesellschaftlich Aufwände an durchschschnittlich notwendiger menschlicher Arbeitszeit verhält. Zwischen Angebot und Nachfrage müssen sich Bedürfnis und Gegenstand einig werden, denn ihr Wert realisiert sich in der Oszillation der Preise um den Durchschnitt der darin vergegenständlichten Arbeitszeit für ihren Selbsterhalt. Im Idealfall wäre der Preis mit dem Wert der Produkte identisch, wenn "Angebot und Nachfrage einander die Waage halten". Doch gerade dies kann im Kapitalismus nur Zufall und nicht von Dauer sein, weil seine Verhältnisse zum Wertwachstum drängen (siehe Verwertungszwang).

"In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren." (K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 16, S. 119)

Dieser Idealfall gilt für die liberalen Volkswirtschaft wie eine essentielle Grundlage, nach welcher der Staat die wirtschaftspolitischen "Stellschrauben" zum Wohl aller stellen könne. Doch das ist ein Geschäft mit der Ewigkeit, denn er kann keine dauerhafte Wirkung haben, weil Produktion und Konsumtion zwar einander bedingen, sich aber in gegensinnigen Zeiträumen verhalten und schon durch den Wertschwund in der Geldzirkulation ihre Preise an die Realisierbarkeit der Werte unentwegt angepasst werden müssen und wegen der wechselnden Endlichkeit der Ressourcen immer wieder in ökonomischen Krisen enden (siehe Verwertungszwang). Schließlich ist jedes Bedürfnis ein gesellschaftliches Resultat aus der bisherigen Produktion und drängt von daher wiederum auch zur der Herstellung von Gegenständen zu seiner Befriedigung, wendet seine Not (siehe Notwendigkeit), indem es nach ihnen verlangt. Umgekehrt wecken aber auch die produzierten Gegenstände neue Bedürfnisse und neue Gegenstände und begehren nach einer gesellschaftlichen Erneuerung über den Zuwachs der gesellschaftlichen Reichtums. Wo jedoch diese Beziehung getrennt von der einfachen Reproduktion der Verhältnisse ist, wo durch die Teilung der Arbeit das Eine aus einer anderen Wirklichkeit kommt als das Andere, bezieht sich beides über ein gesellschaftliches Verhältnis von Produktion und Konsumtion über die Waren, hat also eine äußerliche Vermittlung durch den Warentausch nötig. Da kann nicht mehr unterschieden werden, was Wert und was Preis der Ware ist. In der allgemeinen Beziehung der Waren durch das Geld ist dieses einfach nur in seinen Funktionen als Maß der Werte einerseits und als Maßstab der Preise andererseits. Wesentlich ist hierbei nur das Vehalten des Geldes zwischen Zahlungsmittel und Kaufmittel. Wieviel Arbeit für das Eine oder Andere aufgewendet werden musste, ist nicht unterscheidbar. So stellt sich im Zahlungsmittel der Maßstab der Preise aber immerhin als vorhandende zirkulierende Geldmenge, als Preissumme im Austausch von Geld dar, wodurch das, was zur Erhaltung der Arbeitskraft und dem Erhalt der Produktionsmittel an nützlicher Arbeit nötig und hierfür zu bezahlen ist (siehe bezahlte Arbeit). Was über die Menge der bezahlten Arbeit hinaus aufgewendet wird, hat mehr Wert als die zum Lebenserhalt aufzuwendende Arbeit. Doch die Mehrarbeit, die sich in den Produkten als Mehrwert darstellt, über den der Geldbesitzer schlechthin verfügt, geht als Kapital, als privat angeeigneter Mehrwert auf. Was zum Erhalt aller Verhältnisse und der Bildung des gesellschaftlichen Reichtums überhaupt aufgewendet werden muss, kommt daher nicht als Bezahlung zur notwendigen Befriedigung ihrer Bedürfnisse auf die Menschen, nicht auf die konkrete Notwendigkeit der Arbeit zurück. Es enthält also vor allem unbezahlte Arbeit, die das Kapital als reine Wertsumme eines gesellschaftlichen Mehrwerts aneignet.

Doch jeder Warenkörper ist eine Vergegenständlichung des gesellschaftlichen Stoffwechsels, einerseits als das einmalige Produkt einer nützlichen Arbeit und andererseits allgemeiner Gegenstand menschlicher Bedürfnisse. Sie tritt allerdings auf dem Markt gesellschaftlich sowohl als Angebot einer Sache oder Dienstleistung auf, die einen Wert hat, als sie auch Gegenstand einer Nachfrage danach ist, die im Warentausch zu einem bestimmten Preis erworben werden kann. Auf dem Markt muss sich beides vermitteln, um den Wert der Ware durch ihren Preis zu realisieren.

Ihre Wertrealisation gelingt, soweit sich hierbei Werte und Preise, also die Tauschwerte der Produkte zueinander im Allgemeinen, also gesellschaftlich relational Verhalten. Dann verhält sich ihr Wert innerhalb der historischen GeldBedingungen zwischen Angebot und Nachfrage, verhält sich das Geld als Kaufmittel zum Geld als Zahlungsmittel im Rahmen des möglichen. Falls mehr Geld auf dem Markt zirkuliert, als an Warenwert repräsentiert werden kann, wird das Zahlungsmittel inflationiert. Wo dagegen mehr Waren zur Verfügung stehen als Kaufmittel vorhanden sind, so entsteht eine Deflation der Verwertung, weil das Kaufmittel abwesend ist. Wenn das Eine das Andere, wenn die Deflation über das Kreditwesen zugleich einer Inflation bedingt, weil durch die Aufhäufung einer fiktiven Geldmenge eine Verknappung der Werte verdurchschnittlicht wird, einsteht eine Lähmung der Produktivität, ein "Teufelskreis der Abwertung", eine finale ökonomische krise des Wertwachstums durch eine Stagflation, die nur noch durch Vernichtung von Warenwerten aufgehalten werden kann (siehe hierzu auch Existenzwert).

Soweit die Angebote über die Preise (siehe Tauschwert) den Wert der Waren im realwirtschaftlichen Warentausch gleichsetzen, soweit sie also den Aufwand ihrer Produktion in ihren Preisen als deren Wert realisieren, können sie das Geld als Zahlungsmittel des Verkäufers dem Geld des Käufers als Kaufmittel gleichsetzen, den Kostpreis der Arbeit mit der Wertsteigerung der Produkte ausgleichen, sodass deren Wertwachstum ihrem Wirtschaftswachstum entsprechen würde. In den Verhältnissen der Zirkulation von Geld und Waren erscheinen sich dann die Produzenten wie [[Konsumenten imMittelstandschnell und leicht handelseinig (siehe auchKleinbürger), wenn derMehrwertder Produkte sich durch eineMehrproduktionrealisieren würde, die Masse der Produkte also auch tatsächlich einenMehrwertderArbeitdarstellen könnte, Wenn also die ganze Wertrealisierung sichrealwirtschaftlichauf den Warenmärkten verhalten könnte. sich die Ausbreitung der Märkte und die Intensivierung der Arbeit durch Ausweitung ihrerProduktivitätsynchron imLebensstandardder Menschen entwickeln könnte, bliebe allesGeldauch nur bloßesZahlungsmittel, wie es sich schon immer dieKleinbürgervorgestellt haben. Und weil sich dabei auch der Selbsterhalt, dieReproduktionaller durch die Entwicklung derMehrproduktiondarstellen und der Streit um dieLöhnederArbeitskräfteauch kein Kampf um den gesellschaftlichenMehrwert(siehe hierzuKlassenkampf) sein müsste, ginge derMehrwertin der Verbesserung desallgemeinenLebensstandardsauf, weil damit alle Arbeitbezahlte Arbeitwäre (siehe auchunbezahlte Arbeit):]]

"In der Zirkulation stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käufer gegenüber. Behaupten, der Mehrwert für den Produzenten entspringe daraus, daß die Konsumenten die Ware über den Wert zahlen, heißt nur den einfachen Satz maskieren: Der Warenbesitzer besitzt als Verkäufer das Privilegium, zu teuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die Ware selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte selbst produziert oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzenten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist, daß der eine kauft und der andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, daß der Warenbesitzer unter dem Namen Produzent die Ware über ihrem Werte verkauft und unter dem Namen Konsument sie zu teuer zahlt." (K. Marx, MEW 23, S. 176)

Weil die politische Ökonomie - die so genannte Volkswirtschaftslehre - Wert und Preis aber selbst schon als identischen Wertausdruck der Warenzirkulation zwischen Produktion und Konsumtion gleichermaßen versteht, kann sie die Preisbildung auch nur eus einem Pol dieser Beziehung begründet verstehen, aus der sich der andere unmittelbar ergeben sollte. In der Grenznutzentheorie der bürgerliche Ökonomie wird das Podukt nur als Gegenstand des Konsums angesehen, als Angebot, dessen Wert durch den Preis von der Nachfrage bestimmt wird. Weil hierbei Geld in seiner Zwiespältigkeit nicht reflektiert wird, Geld also als Zahlungsmittel wie als Kaufmittel ununterscheidbar in eins gesetzt wird, erscheinen die theoretischen Ausrichtungen der Theorien zu Angebot und Nachfrage als eine Angebotsorientierung mit einer Nachfrageorientierung auch vereinbar, ohne dass ihre gegensinnigen Funktionen die Konsequenzen ihrer Entwertung haben müssten (M. Keynes).

Nachfrage entsteht aber durch Bedürfnisse nach einem Produkt, setzt also dessen Existenz als Angebot für einen potenziellen Käufer voraus. Dass umgekehrt Bedürfnisse der Produktion von Gebrauchswerten zum Verkauf auf dem Mark vorausgesetzt sind, ist der bürgerlichen Ökonomie meist keine theoretische Reflexion wert, denn sie versteht das beides vermittelnde Geld auch in dieser gegensinnigen Beziehung als identisch, den Preis der Waren in ihrer Geldform als adäquate Vermittlung ihres Tauschwerts. Aber zwischen Produktion und Konsumtion vermittelt Geld ganz gegensätzliche Welten (siehe auch Teilung der Arbeit), die erst in der Wirklichkeit des Warentauschs durch die Funktionen des Geldes zusammenkommen, einmal als allgemeines Kaufmittel für den Wert der Produktion, und einmal als Zahlungsmittel für die Preise bestimmter Produkte. Im Geld vermittel sich ein gesellschaftlicher Widerspruch in der Vermittlung von Konsumtion und Produktion, die auf dem Markt im Warentausch durch bloß quantitative Relationen vom Geld als Maß der Werte und als Maßstab der Beziehung ihrer Preise aufgelöst werden muss. Die Preise oszillieren um ihren Wert, weil sie diesen nicht unmittelbar und also auch nicht wirklich dauerhaft decken können - dies den Markt als gesellschaftliches Verhältnis zum Vergleich unterschiedlicher Bewertungen aufheben würde.

Weil und solange die Realisierung der Bedürfnisse durch den Warentausch im Tauschwert durch die Teilung der Arbeit nur als ein zufälliges Verhältnis seiner Relationen erscheinen kann, verwirklicht sich dessen Wert in zwei unterschiedlichen Positionen zwischen Käufer und der Verkäufer, von Geldbesitzer und Anbieter eines Gebrauchswerts. deren Beziehung keinen fixen Status haben kann, und deshalb sich im Tauschwert erst im Nachhinein der Warenproduktion, also erst im Verhältnis der sich unentwegt zwischen Nachfrage und Angebot vergleichenden, der zirkulierenden Waren als reeller Preis ihres Werts ergibt, bewegt sich auch ihre Wertdarstellung überhaupt in einem gegensinnigen Verhältnis von Produktion und Konsumtion zwischen dem Wert und dem Preis der Waren.

Zwischen Angebot und Nachfrage wird aber im Warentausch der Marktwirtschaft der Preis der Waren im Geld als Kaufmittel einer bestehenden Produktmenge im Verhältnis zu ihrer Nachfrage unter der Verfügbarkeit einer bestimmten Geldmenge als Zahlungsmittel gebildet. Sieht man von dieser Bedingung ab, so erscheint es - so, wie es die Grenznutzentheorie behauptet - als ob der Markt wie von selbst den Preis aus dem quantitativen Verhältnis bilden könnte, in dem er einfach nur nachgefragt wird, sich also selbst als im bloßen Quantum der Nachfrage begründen könnte. Was mit dieser Auffassung der gängigen Volkswirtschaftslehren als Grundlage ihrer Verfahren schon abgeschlossen gelten soll ist bei Karl Marx der Ausgangspunkt seiner Arbeitswerttheorie, die er nicht aus einer subjektiven Preisbestimmung der Warenbesitzer aus ihrer bloßen Einschätzung der Nachfrage bezieht, sondern aus dem objektiven Verhältnis von Gebrauchswerten und Tauschwerten begründet:

"Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto. Betrachten wir die Sache näher." (MEW Bd. 23, S. 50 f)

Jeder Preis, so willkürlich bestimmt er erscheinen mag, steht im Verhältnis zum Geldwert im allgemeinen und kann von daher nur innerhalb der Anteile der Produktmenge hieran gegen andere Preise konkurrieren. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage treibt die Preise durch die Konkurrenz der Anbieter (Verkäufer) untereinander zum Produktwert, wie er als Geldwert darstellbar ist (siehe Arbeitswerttheorie). Sie drücken die Anbieter auf das unterste Niveau ihrer Möglichkeiten, in den Krisenzeiten zeitlich beschränkt auch noch darunter. So wird schon allein zur Preisbildung eine bestimmte Menge an Produkte übermäßig angeboten, um jede Nische der Konkurrenz (z.B. kurze Lagerhaltung, Preisdumping usw.) auszunutzen, die von nicht in der Nachfrage eingelöst werden kann. Diese Art von Überproduktion ist ein Normalzustand für das Wertwachstum, das Arbeit und Stoff, also Natur und menschliche Arbeitszeit zu einem bestimmten Anteil nur verschleudert, um die Preise für die Verwertungslage optimal zu gestalten (siehe auch Stoff pro Arbeit). Darüber hinaus erzeugen sie einen beständigen Niedergang von betrieblichen und öffentlichen Infrastukturen, wo sie "aus dem Markt fallen".

"Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung gleichmäßig wirken, heben sie einander auf, wirken sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehn, müssen anders als durch das Eingreifen dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgend etwas zu erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich grade in dieser Summe Geld ausdrückt und in keiner andern. Die wirklichen innern Gesetze der kapitalistischen Produktion können offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden (ganz abgesehn von tieferer, hier nicht angebrachter Analyse dieser beiden gesellschaftlichen Triebkräfte), da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken, d.h. sich decken. Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehn zu betrachten. In der politischen Ökonomie wird aber unterstellt, daß sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen, ihrem Begriff entsprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu betrachten unabhängig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten Schein." (MEW 25, Seite 199)

In der neoklassischen Preistheorie wird angenommen, dass der aktuelle Preis einer Ware durch die Schnittstelle der Gesamtangebots- und Gesamtnachfragekurve für diese bestimmt wird. In der allgemeinen Gleichgewichtsanalyse werden die Preise aller Güter durch die simultane Gleichsetzung des Gesamtangebots und der Gesamtnachfrage auf allen Märkten bestimmt. Adam Smith war davon ausgegangen, dass die Nachfrage zwar vom Preis des Gutes abhänge, jedoch umgekehrt keine Beeinflussung des Preises von der Nachfrage existiere. Letztendlich kombinierten Alfred Marshall und besonders Lêon Walras ihre Vorstellungen über den Angebots- und Nachfragepreis und betrachteten den Gleichgewichtspunkt, an dem sich die beiden Kurven schnitten. Es entstand die Vorstellung von Preispolen, ein Grenzpreis, der den Grenznutzen darstellen soll. Der Grundgedanke daran war, dass der Preis durch den höchsten Preis festgesetzt wird, den ein Käufer zu zahlen bereit war.

Ein Angebot ist in der Marktwirtschaft die Masse der verfügbaren Waren zu entsprechenden Bedürfnissen; Nachfrage die Masse der Bedürfnisse bezüglich vorhandener Waren. Angebot drückt also eine Masse vorhandener Güter aus, die als Produkte existieren, die noch nicht in den Konsum verschwunden sind, eine Wertmasse von Gütern, welche die Wertsubstanz dieser Wirtschaft darstellt, soweit sie der Nachfrage entsprechen. Nachfrage stellt die Masse potenzieller Käufer dar, die Masse eines Bedarfs und damit des individuellen Mangels an diesen Gütern. Der Markt funktioniert auf dieser Basis, auf dem Vorhandensein voneinander getrennter gesellschaftlichen Inhalte, wie sie zwischen Arbeit und Konsum gegeben sind: auf der Teilung der Arbeit. Angebot und Nachfrage ist also ein rein quantitatives Verhältnis von Produkt und Bedürfnis, worin sich die wirtschaftliche Beziehung einer Marktwirtschaft in der Preisbildung realisiert. Darin ist ihr wesentlicher Grund, die Produktion von Werten, auf die Erscheinungsform des Tauschverhältnisses, wie es der Tauschwert für sich genommen darstellt, reduziert.

"Als Tauschwert ist ein Gebrauchswert gerade soviel wert wie der andere, wenn nur in richtiger Proportion vorhanden. Der Tauschwert eines Palastes kann in bestimmte Anzahl von Stiefelwichsen ausgedrückt werden. Londoner Stiefelwichsfabrikanten haben umgekehrt den Tauschwert ihrer multiplizierten Büchsen in Palästen ausgedrückt. Ganz gleichgültig also gegen ihre natürliche Existenzweise und ohne Rücksicht auf die spezifische Natur des Bedürfnisses, wofür sie Gebrauchswerte, decken sich Waren in bestimmten Quantitäten, ersetzen einander im Austausch, gelten als Äquivalente und stellen so trotz ihres buntscheckigen Scheins dieselbe Einheit dar." (K. Marx, MEW 13, S. 16)

Nach Auffassung der bürgerlichen Ökonomie regelt sich der Preis der Waren ausschließlich nach Angebot und Nachfrage, also nicht nach dem Wert einer Arbeit und ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit, sondern nach dem Verhältnis von schon vorhandenen Produkten und ihrer Entsprechung zu vorhandenen Bedürfnissen. Damit wird formuliert, was in der Tat das Anliegen der bürgerlichen Produktion ist: nämlich Geld als Wert zu realisieren, gleichgültig, wie dieser entsteht und auf wen er sich bezieht.

Der Zynismus solcher Verselbständigung wird deutlich, wenn man hier den Arbeiter als "Nachfragenden" auffassen muss. Der Unternehmer kann sich als Anbieter von Arbeit verstehen und als "Leistungsträger" fühlen. Die Leistung selbst muss ja auch nicht nachgewiesen werden, wenn es sich um ein "Angebot" an Arbeit handelt. Die Welt wird hier vom Himmel gesehen: Weil die Waren gekauft werden, haben sie einen Preis - und wo nicht, fallen sie heraus - ein Widersinn in sich. Weil etwas nicht gekauft wird, wird es auch nicht gebraucht und ist also nicht, nichts Wert.

Gerade umgekehrt wird das von Marx begriffen: Weil etwas als Produkt besteht, hat es Wert; aber eben nur, wenn dieser durch den Verkauf realisiert wird, wenn das Produkt verkauft wird. Ideell existiert es als Wert und das Geld, mit dem es auf dem Markt erstanden werden kann, ist ideell also ein Maß für diesen Wert, Maß der Werte. Reell wird es verkauft über einen Preis, der das Vermögen reflektiert, diese Wert in Geldform zu begleichen. Von daher ist Geld ein Maßstab der Preise, also das Maß des Vermögens, das dem Produkt auf dem Markt entgegengebracht wird.