Wirtschaftswachstum
"Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt ... nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht." (K. Marx, Kapital III. MEW 25, 828.).
im Unterschied zum Wertwachstum ist ein Wirtschaftswachstum die Intensivierung der Wirtschaftlichkeit der Arbeit, eine Verbesserung der Nutzung der Produktionsmittel, das Anwachsen der Reichtumsproduktion pro Arbeitsaufwand, also die Entwicklung der Produktivkraft, der Produktionsmittel und der Gesellschaftsform des Reichtums an Produkten und Mehrprodukten. Es ist das Anwachsen des Lebensstandards einer Gesellschaft, qualitative Fortbildung der Eigenschaften und Fähigkeiten der Menschen, ihrer Naturmacht als soziale Macht ihrer politischen Form, in der sie sowohl in ihrer individuellen Vielfalt ihrer Bedürfnisse quantifiziert verallgemeinert ist, als auch qualitativ in ihrer gesellschaftlichen Sinnbildung, als ihre Kultur, als Produkt, worin sich die nützlichen Wirtschaftsbeziehungen auch als sinnvoll in ihren kulturellen erweisen, Sinn und Nutzen also sich im Produkt gesellschaftlich vereinen. Wirtschaftswachstum ist daher der Kern der gesellschaftlichen Geschichte der Menschen, die Fortbildung ihres Lebensreichtums mit und durch die Überwindung von Naturnotwendigkeiten, also Minderung des Aufwands zur Reproduktion und Fortbildung der menschlichen Arbeit und ihrer Bedürfnisse, ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten, wie sie hieraus erwachsen und wie sie auch hierfür entwickelt werden. Wirtschaftswachstum ist von daher vor allem die Freiheit ihrer Kulturgeschichte, ihre unentwegte Emanzipation, soweit sie in einer Form verläuft, in der sie nicht äußerlich (siehe Formbestimmung) bestimmt wird. Sie bezieht sich daher immer auf die geschichtlichen Bedingungen ihres Daseins, ihrer Existenzform. In der derzeitigen Gesellschaftform vewirklicht sich das Wirtschaftswachstum daher über das Wertwachstum in der Wertrealisation, in der es sich widersprüchlich als Form der bezahlten Arbeit zum Mehrwert als Form unbezahlter Arbeit verhält.
Inwieweit diese Geschichte auch der gesellschaftlichen Form ihrer Zeit entspricht, das macht ihre Wirklichkeit und deren Widersprüche aus, der Gesellschaftlichkeit des Lebensstandards der Menschen und ihrer sozialen Strukturen und auch ihrer politischen Machtverhältnisse in ihrem Zeitverlauf und Anachronismus. Denn diese sind die reale Wirtschaftsform der Reproduktion und Reichtumsbildung, von daher auch das Verhältnis der Individuen zu ihrer Gesellschaft, sowohl als Verhältnis der Reproduktion zu ihrer Bereicherung, der politischen Wirklichkeit und Einflussnahme auf die Fortbildung des Lebensstandards. Denn darin können sie nicht einander gleichgültig sein, also nicht wirklich gegeneinander konkurrieren. Darin werden sie immer unterschieden sein und ihre Fähigkeiten auch unterschiedlich in ihren Eigenschaften verwirklichen und entfalten. Das macht die Wahrheit ihres Bedarfs aus, den sie individuell bestimmen, der das Verhalten ihrer Freiheit zu ihrer Notwendigkeit als Form ihres Eigentums und ihrer Eigentümlichkeit ausmacht, wie sie auch in der vertikalen Gliederung ihrer gesellschaftlichen Anteilnahme sowohl bestimmt (siehe auch Arbeitsteilung), wie es auch davon bestimmt ist (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft). <
Das Wirtschaftswachstum wird im Kapitalismus von einer Verwertungslogik, von der Notwendigkeit der Verwertung einer Produktivität bestimmt, welche die Akkumulation von Kapital gegen die Entwertung der Arbeit bestimmt, indem sie ihre Ausbeutung intensiviert. Das Verwertungsprinzip der Arbeit, das sich über die Konkurrenz auf den Märkten darstellt, zeigt seinen Widersinn in der Absurdität seiner Verwirklichung, bei der mit wachsender Produktivität die Arbeit entwertet (siehe auch Automation), der Lohn immer geringer, also auch seine Kaufkraft immer krisenhafter werden müsste, was nur durch Verschärfung des Verwertungsprinzips, also der Intensivierung ihrer Ausbeutung mit der Länge des Arbeitstags und der Marktausdehnung auszugleichen ist. Das Wertwachstum folgt dem Trieb des Kapitals, dem Fall der Profitrate durch die Entwertung der Arbeitskraft zugleich mit der Akkumulation des Mehrwerts in der Hand des Kapitals und der Finanzmärkte entgegenzuwirken und scheitert dennoch tendenziell an der Minderung des Bedarfs an seiner Produktmasse (siehe Überproduktion). Die politische Macht des Kapitals verselbständigt daher sich in der dauerhaften Tendenz dieses Verhältnisses über das Kreditsystem zu einem Schuldgeldsystem, welches das Wertwachstum in unrealisierbare Wertmassen treibt.<
Begrifflich kann Wirtschaftswachstum eigentlich nur ein Fortschritt im Wirtschaften sein. Denn Wirtschaft bedeutet eine sorgsame Durchführung von Arbeit und Haushaltung mit dem Vermögen und den Kräften, wodurch die vorhandenen Ressourcen der optimalen Nutzung als Mittel des Lebenserhalts und Lebensgenusses für Menschen, zur bestmöglichen Entfaltung menschlicher Bedürfnisse zugeführt werden. Wirtschaft sucht die Möglichkeit der Mittel für diesen Zweck zu optimieren, die Produktivkräfte zu verbessern und fortzuentwickeln und ihre Produkte auf den Bedarf hin zu berechnen, also damit auch die Ressourcen zu schonen. Sie ist sozusagen die Intelligenz der gesellschaftlichen Arbeit, welche ihre wesentliche Last, den Aufwand der Produktion, zu mindern sucht und ihre Produktivkraft von daher befördert und die Verteilung der Güter ohne große Verluste gewährleistet und ihren Produkten den Sinn verleiht, die sie für die Menschen haben sollen. Demnach würde ein Wirtschaftswachstum die Verminderung der Arbeitsaufwände befördern, ihre Verteilung auf die Träger der Produktivkraft optimieren durch Ausgleichung der Lasten und Ansporn durch die Verbesserung des Lebensstandards in der Gesellschaft. Arbeitslosigkeit und Überbevölkerung wäre in einem funktionierenden Wirtschaftswachstum unmöglich, der Zeitaufwand, also die Arbeitszeit wesentlich geringer und ein verbesserter Lebensstandard einer Gesellschaft mit zunehmender Mehrproduktion gewährleistet.<
Wirtschaftlicher Fortschritt kann also nur heißen, dass immer weniger Aufwand für immer sinnvollere Produkte aufgebracht wird. Gesellschaftlicher Fortschritt kann also nur sein, wenn etwas gänzlich Subjektives - Sinn - sich mit etwas gänzlich Objektivem - dem Nutzen - vereint hat.
Doch diese Intelligenz wird durch die Form, in welcher Wirtschaftswachstum im Kapitalismus als Wertwachstum betrieben wird, zu einer Verdummung der Produktivität. Unter solchen Bedingungen richtet sie sich nach den Wertabstraktionen des Warenmarktes und betreibt schon durch die Preisbildung und die Vernichtung unabsetzbarer Produkte und der systemimmanenten Entwertung der Lebenskräfte eine ungeheuerliche Verschwendung, die ihre Wirtschaftsform in ihrem Sinn und Zweck umkehrt, sie zunehmend unwirtschaftlich macht. Sie dient unter den Bedingungen der Verwertungswirtschaft nur der Kapitalform selbst, also der Anreicherung von Kapital, das als Kapitalmacht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Menschen zurückkommt. Marx wirft der bürgerlichen Ökonomie vor, anstelle eines Wirtschaftswachstums lediglich ein Wachstum der Kapitalakkumulation und deren Geldform auf den Finanzmärkten zu betreiben (siehe Wertwachstum). Diesem Wachstum geht es gerade nicht darum, ein Wirtschaftswachstum zu leisten, weil sie weitgehend politische Interessen verfolgt in dem, wofür die Wirtschaft vorwiegend zur politischen Machtverstärkung des Kapitals benutzt wird.
Wirtschaftswachstum ist für die Volkswirtschaftslehre der politischen Ökonomie die Messgröße für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), in welchem dessen Wert in Geld beziffert wird, also der Gesamtpreis der in einem Land und einem Jahr erzeugten Güter (Waren und Dienstleistungen) als entsprechender Geldwert der Produkte in dieser Zeitspanne ermittelt wird. Hierbei wird der Eindruck erweckt, als sei der Mehrwert, den die Produkte monetär als Preise darstellen, zugleich der Wert des Mehrprodukts, das in dieser Zeit tatsächlich als Warenmenge unter die Menschen gekommen ist. Doch das ist mitnichten der Fall. Die Preissumme aller im Inland produzierten Güter, also aller hier geschaffenen Waren, und die Preissumme aller hier als Waren zirkulierenden Güter fällt weit auseinander. Die Güteranteile zur Reproduktion und Verbesserung des Lebensstandards zusammen mit den Profiten, die damit gemacht werden, also den Kapitalzuwächsen, die einen inländischen Mehrwert, also ein Mehr an inländischer Arbeit real darstellen, und die Güteranteile zur Reproduktion und Verbesserung des Lebensstandards, die einen ausländischen Mehrwert, also ein Mehr an ausländischer Arbeit real darstellen, unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Gesamtwert so gewaltig, wie es nur die Währung im Verhältnis der unterschiedlichen Durchschnittslöhne der jeweiligen Länder pro Durchschnittsarbeitszeit ausdrücken kann (z.B. 1.900 EUR netto in Deutschland zu 50 EUR netto in Bangladesch).
Hierzulande ist die Arbeitsmenge, die in die kapitalistische Verwertung der Arbeit eingeht, geradezu umgekehrt proportional zum Wert der Arbeitsprodukte, die auf dem Warenmarkt zur Verfügung stehen. Wert hat substanziell nur menschliche Arbeit. Und gerade deren Wert, der in den Waren auf den hiesigen Märkten gehandelt wird, entspringt zum größeren Teil nicht dem Inlandsprodukt, sondern kommt aus dem Ausland, entspringt also ausländischer Arbeit oder auch dem Arbeitswert inländisch beschäftigter Ausländer. Aus inländischer Arbeit wird hauptsächlich Wert entzogen durch den Einkauf von Güter oder Leistungen, die als Realprodukte nur noch wenig wirklich verausgabte Arbeit darstellen - wie z.B. Miete aus längst abgeschriebenen Immobilien, Energie aus extrem verteuerten Ressourcen (meist Ausland), Technologie längst finanzierter und amortisierter Intelligenzleistungen (z.B. Programme). Es handelt sich hierbei nicht einmal um ein echtes Wertwachstum, weil hier im Grunde Auslandsproduktion, die auf dem Weltmarkt durch die Preisdiktate der Pharma- und Technologieexporteure billig eingekauft wurde, zur Reproduktion der Bevölkerung vermarktet und hieraus ihr Arbeitswert im Nachhinein der inländischen Produktion gewonnen wird, also im Grunde fremder Arbeitswert durch Bezahlung der inländischen Arbeitskräfte realisiert wird (siehe Negativverwertung).
In der "Kritik der politischen Ökonomie" von Karl Marx, die er in mehreren Werken (Philosophisch-Ökonomische Manuskripte, Grundrisse der politischen Ökonomie, Kapital Band 1, Band 2, Band 3, Theorien über den Mehrwert Teil 1, Teil 2, Teil 3, Zur Kritik der politischen Ökonomie - Ökonomisches Manuskript 1861-1863) ausführt, weist er nach, dass der Kapitalismus eine Wirtschaftsform ist, die sich selbst unnötig machen würde, wenn sie den Potenzialen des Wirtschaftswachstums frei folgen würde, indem sie dann die Produktionsmittel für rein wirtschaftliche Zwecke entwickeln müsste. Die Produktionsform des Kapitals steht aber wesentlich in einem geschichtlichen Widerspruch zu ihrem Vermögen, die gesellschaftlichen Potenzen, die sie mit anwachsender Produktivität fortbilden, auch zur Entwicklung der politischen Macht ihres Privateigentums so fortzutreiben, mit der sie dieses beherrschen und für sich bestimmen können. Mit der Aneignung des gesellschaftlichen Fortschritts widersprechen sie der privaten Form der Aneignung ihrer Produkte und verschärfen die Ausbeutungsrate (siehe Mehrwertrate) um den Wert ihrer anwachsenden Produktivität in den Produkten zu halten, um also ihr Kapital nicht zu entwerten. Dies ist aber auf Dauer nicht möglich, sodass letztlich ihre Profitrate tendenziell fallen muss. So wird Geld und Kapital zu einer gesellschaftlichen Vermittlungsform, die ihre eigene Entwicklung hemmt und in den Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals in seinen Krisenzyklen immer wieder zerstören muss. Die Masse der kapitalisierten Produktionsmittel lässt sich nicht mehr in dem Maß verwerten, wie es den Kapitaleignern nötig ist, um ihr Wertwachstum zu erzielen. Es kommt daher immer wieder und immer öfter zur kapitalistischen Krise, deren Überwindung immer größere Entsagungen für Mensch und Natur mit sich bringen.