Konkurrenz

Aus kulturkritik

„Die freie Konkurrenz ist die Beziehung des Kapitals auf sich selbst als ein anderes Kapital, d. h. das ... Verhalten des Kapitals als Kapital in der Realität. Die inneren Gesetze des Kapitals ... werden durch die Konkurrenz erst als Gesetze durchgesetzt. Die auf das Kapital gegründete Produktion setzt sich nur in ihren adäquaten Formen durch, sofern und soweit sich die freie Konkurrenz entwickelt, denn sie ist die freie Entwicklung der auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, die freie Entwicklung seiner Bedingungen ... Solange die auf dem Kapital ruhende Produktion die notwendige, daher die angemessenste Form für die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft, erscheint das Bewegen der Individuen innerhalb der reinen Bedingungen des Kapitals als ihre Freiheit; die aber dann auch dogmatisch als solche Freiheit behauptet wird durch beständige Reflexion auf die von der freien Konkurrenz niedergerissenen Schranken. Die freie Konkurrenz ist die verwirklichte Entwicklung des Kapitals. Durch sie wird als äußerliche Notwendigkeit für das einzelne Kapital durchgesetzt, was der Natur des Kapitals entspricht ... Der wechselseitige Zwang, den in ihr die Kapitalien aufeinander und auf die Lohnarbeiter etc. ausüben (die Konkurrenz der Arbeiter unter sich ist nur eine andere Form der Konkurrenz der Kapitalien), ist die freie, zugleich reale Entwicklung des Reichtums als Kapital. So sehr ist dies der Fall, dass die tiefsten ökonomischen Denker, wie Ricardo z. B. die absolute Herrschaft der freien Konkurrenz voraussetzen, um die adäquaten Gesetze des Kapitals ... studieren und formulieren zu können. Die freie Konkurrenz ist aber die adäquateste Form des produktiven Prozesses des Kapitals. Je weiter sie entwickelt ist, um so reiner treten die Formen seiner Bewegung hervor. ... Die Herrschaft des Kapitals ist die Voraussetzung der freien Konkurrenz ...“ (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 545).

Konkurrenz betreibt für den Einen den Untergang, der Platz macht für die Entwicklung des Anderen. Sie wird in zweierlei Beziehungen interpretiert: Einmal als Verdurchschnittlichung der Gegensätze, als Ausgleich unterschiedlicher Entwicklungen im Wettbewerb der günstigsten Eigenschaften. Und zum Anderen der Durchsatz als Macht des Fortschritts gegen die Konservierung vergangener Produktivität. Wo die Verhältnisse formbestimmt sind setzt sich die Form mit zunehmender Quantifizierung gegen ihre Inhalte durch und verkehrt deren ausgängliche Macht zur Ohnmacht gegen ihre Form, die ihren Inhalt zu einer abstrakten Allgemeinheit entwickelt (siehe hierzu die Wertform des Geldes).

"Konkurrenz ist der Exekutor der ökonomischen Gesetze, er etabliert sie nicht. Er ist die Folge der ökonomischen Gesetze, die „Erscheinungsform, worin sich ihre Notwendigkeit realisiert“ (Karl Marx, MEW 42, 457).

In der Konkurrenz vollstrecken die Preise den Wert ihres Daseins dadurch, dass durch die Fähigkeiten und Eigenschaften von Menschen der gewinnt, der das Dasein der anderen übersteht, indem er oder sie es bedroht. Beim einem gewöhnlichen Wettbewerb geht es nicht nicht um Konkurrenz, sondern um einen Wetteifer im Bezug auf eine Prämie, die ein Veranstalter als Gewinn für einen Sieger ausgelobt hat. Bei der Konkurrenz gibt es keinen Sieger, denn darin gewinnt der eine nur, was der andere verliert. Es muss hierbei also jeder subjektiv gegen sich kämpfen um objektiv das Verhältnis zu überstehen. Konkurrenz besteht aus der Notwendigkeit, einen Gegner z.B. im Verhältnis der Preisbildung zur selben Sache zu überbieten, indem ihre Herstellung durch einen effektiveren Aufwand, durch eine bessere Produktivität unterboten wird oder aus Not für den bloßen Selbsterhalt (siehe Reproduktion) mit Substanzverlust übereignen wird. Sie ist die Vermittlung des Verwertungszwangs auf die organischen Bedingungen der Produktion und Zirkulation von Waren (siehe Warentausch), auf die Beschaffenheit der substanziellen Bedingungen des Wertverhältnisses (wie z.B. der Klassenzugehörigkeit, der unterschiedliche Stand der Produktivkraft, der Logistik und der Bodenverhältnisse). Auf den Märkten herrscht daher kein "Wettbewerb" (um was eigentlich?), sondern der Durchsatz des Wertverhältnisses, das bestrebt ist, den untersten Preis für wertvolle Produkte zu verlangen, um ihren Wert aus der Produktion in der Warenzirkulation zu realisieren. Es ist nicht nur der Preis der Lebensmittel und der Arbeitskraft, die soviel Wert sind, wie sie kosten, wie ihre Produktion und Reproduktion an Aufwand nötig hat, sondern der Preis des Lebens überhaupt. Es ist der Preis, der in der Zirkulation der Waren ihre Produktion niemals adäquat finanzieren kann, sondern auch der Preis der Natur, der Kultur und des Sozialwesens der Menschen, der Lebenszeit, die in den Aufwendungen aufgebraucht werden und immer wieder sich neu begründen.

"Der Konkurrenzkampf wird durch Verbilligung der Waren geführt. Die Billigkeit der Waren hängt, unter sonst gleichen Bedingungen, von der Produktivität der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter des Produktion ab. Die größeren Kapitale schlagen daher die kleineren. ... Die kleineren Kapitale drängen sich daher in Produktionssphären, deren sich die große Industrie nur noch sporadisch oder unvollkommen bemächtigt hat. Die Konkurrenz rast hier im direkten Verhältnis zur Anzahl und im umgekehrten Verhältnis zur Größe der rivalisierenden Kapitale. Sie endet stets mit dem Untergang vieler kleinerer Kapitalisten, deren Kapitale teils in die Hand des Siegers übergehen, teils untergehen." (Karl Marx, MEW 23, 654f).

Der Wert des Geldes besteht nur durch ein zunächst kurzfristiges Verhältnis der Waren auf dem Markt, auf dem die einen erscheinen, während die anderen abgehen, durch ihre Konsumtion ihren Wert verlieren, den sie durch die Arbeit bekommen hatte. Im Dasein des Werts darf es keine Langeweile, keine Pause geben, denn er existiert nur durch die Erneuerung seiner Zirkulation in den Verhältnissen des Geldes als Zahlungsmittel und als Kaufmittel. Es ist daher nicht die stetige Wiederholung eines gleichen Aktes der fortwährende Erneuerung seines immer gleichen Daseins im Geld, sondern die Werterhaltung durch die Erzeugung von unterschiedlichen Seinsweisen, die sich gegeneinander als Zahlungsmittel einerseits und als Kaufmittel andererseits verhalten, um ihren Wert zu halten und sich selbst dadurch beweisen, dass sie immer wieder etwas wert sein müssen. Weil sie als reale Preise sich nur durch ihre Unterschiede als Zahlungsmittel wertvoll erhalten, beweisen sie durch ihren Rückbezug auf ihre Bezahlbarkeit durch das Kaufmittel Geld immer wieder neu, dass und wieviel Wert Geld hat. Und deshalb müssen sie sich darin bestärken, dass sie um ihre Preise kämpfen, wodurch die Waren- und Geldzirkulation überhaupt in Gang gehalten wird.

"Der Marktwerth gleicht sich aus zum Realwerth durch seine beständigen Oscillationen, nie durch eine Gleichung mit dem Realwerth als einem Dritten, sondern durch stete Ungleichsetzung seiner selbst (nicht, wie Hegel sagen würde, durch abstracte Identität, sondern durch beständige Negation der Negation, d. h. seiner selbst als der Negation des Realwerths). Daß der Realwerth selbst wieder – unabhängig von seiner Beherrschung der Oscillationen des Marktpreisses (abgesehn von ihm als dem Gesetze dieser Oscillationen) - sich selbst verneint und den Realwerth der Waaren beständig in Widerspruch mit seiner eignen Bestimmung setzt, den Realwerth der vorhandnen Waaren depreciirt oder appreciirt. ... Der Preiß unterscheidet sich also vom Werth, nicht nur wie das Nominelle vom Realen; nicht nur durch die Denomination in Gold und Silber, sondern dadurch daß der leztre als Gesetz der Bewegungen erscheint, die der erstre durchläuft. Sie sind aber beständig verschieden und decken sich nie oder nur ganz zufällig und ausnahmsweise." (MEGA II.1.1 - Karl Marx - Ökonomische Manuskripte 1857-58, Teil 1, S. 72f.)

Konkurrenz ist der Kampf um den Wert eines produktiv bestimmten Lebensstandards - nicht nur um Lebensmittel, sondern auch um Gebühren, Steuern und Unterhalt bezahlen zu können, die keinen Wert durch sich haben, weil sie aus bloßem Eigentumstitel bestehen. So können in der Konkurrenz der Preise auch Forderungen abgeleitet werden, wo Abhängigkeit herrscht, die Beiträge erwirken können, die einen Lohnabzug im Nachhinein der Produktion darstellen (siehe auch Feudalkapital). Weil Konkurrenz sich auf Preise bezieht, reduziert sie diese auf den Wert, den der einfachste Aufwand im Durchschnitt erwirkt (siehe auch Produktivkraft).

"Begrifflich ist die Konkurrenz nichts als die innre Natur des Kapitals, seine wesentliche Bestimmung, erscheinend und realisiert als Wechselwirkung der vielen Kapitalien aufeinander, die innere Tendenz als äußerliche Notwendigkeit. (Kapital existiert und kann nur existieren als viele Kapitalien und seine Selbstbestimmung erscheint daher als Wechselwirkung derselben aufeinander.)" (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 327).

Das Konkurrenzverhältnis ist daher das Prinzip der Verwertung menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften, seine Substanz die Abstraktion einer gesellschaftlichen Macht, die zwischen ihrer Anwendung und ihrer Aneignung vermittelt. Daraus ergibt sich im Nachhinein der Wertbildung durch menschliche Arbeit die Wertgröße als durchschnittliches Quantum der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit zur Herstellung einer Sache oder zur Reproduktion der Produktionsmittel (Arbeitskraft, Werkzeug). In der Konkurrenz vollzieht sich die Ausschließlichkeit des Gemachten, die Isolation der Menschen und Produkte durch deren Abtrennung von ihrer Lebenstätigkeit, die mit der Verwirklichung des Einen die Entwirklichung des anderen betreibt, das Getrennte gegeneinander ausspielt und einander fremd macht. Jeder ist durch sie der Fremde als Feind des anderen (siehe auch Fremdenfeindlichkeit).

Konkurrenz ist die Wirklichkeit des Wertverhältnisses, die Gewalt des Vergleichs im Warentausch und der kulturellen Gleichschaltung von allem, was auf den Markt kommt. Fatal, dass es gerade von den Menschen am stärksten verinnerlicht wird, die nur ihre Arbeitskraft veräußern können. Wo sie ökonomisch unterliegen, suchen sie daher einen Ausweg durch eine Selbstbewertung, die zwangsläufig in Selbstverwertung mündet. Und wo sie hierüber kein Bewusstsein erlangen, können sie sich hiergegen nur noch persönlich als Bürger einer Nation behaupten, durch die sie sich letztlich noch politisch bestimmen (siehe auch Nationalismus) und sich darin selbstlos, sich selbst zum Kollektiv vereinigter Bürger, zum Volk machen.

Konkurrenz ist ein praktisch unendliches Prinzip der Verwertunsintensität, die in ihrer Schrankenlosigkeit zu einem substanziellen Niedergang führt, zu einer Nichtung führt, in der das Prinzip der Verwertung von Wert als Wertwachstum ihre organischen Inhalte und Bedingungen einer Gesellschaft in ihrer Barbarisierung, in der Dekadenz ihrer Kultur zergehen müsste, wenn deren Bürger sich nicht vom Standpunkt ihres orgaischen Lebens und ihrer Natur hiergegen stellen können..

Die Marktwirtschaft bezieht das hohe existenzielle Risiko ihrer Teilnehmer nicht aus ihrer Kraft, ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten, und auch nicht aus der Natur der Umstände und des Versagens (siehe Darwinismus), sondern aus den Verhältnissen des Marktes selbst. Denn Konkurrenz ist darin der Prozess des widersprüchlichen Charakter des gemeinschaftlichen Interesses der Warenbesitzer, die Koordinationsform des Marktes, worin sie negativ kooperieren. Das heißt: Sie müssen sich als Rechtssubjekte in ihrem Eigennutz anerkennen, sich aber durch den Preis ihrer Waren gegenseitig ausschließen. Sie wünschen jedem anderen den Untergang auf dem Markt, um sich durch ihren eigenen Warenbesitz im allgemeinen Tauschverhältnis zu erhalten und zu bereichern. Es ist der Prozess, wodurch ein wirkliches Verhältnis notwendig unwirklich wird, sich in sein Gegenteil verkehren muss, um existieren zu können. Die Konkurrenz treibt alle Menschen in die Abhängigkeit eines abstrakt auf sie einwirkenden Existenzzwangs.

"Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung." (MEW 4, Seite 469)

Unwirkliches kann es nur durch eine Wirkung geben, die sich gegen ihre eigene Substanz verhält - so die Wirkung von Konkurrenzverhalten. Konkurrenz ist nötig, wo etwas beschränkt ist und zugleich auch durch Konkurrenz beschränkt wird, weil es eben nicht wirklich in Beziehung zu seinem Grund existiert (z.B. Verwertung von Wert). Indem die Konkurrierenden sich gegeneinander übertreffen müssen, um ihr Verhältnis zu bestehen oder sogar zu überstehen, vernichten sie das Potenzial ihrer Ergänzung, verkehren es zu einer Trennung, in der sich zunehmend reduzieren muss, was nur durch anderes wirklich wahr sein kann, etwas ganz Wirkliches wäre, wenn es nicht dazu getrieben wäre, nie wirklich ganz werden zu können, weil es fremde Herrschaft über sich bestärkt, durch die es immer ohnmächtiger werden muss - "Teile und herrsche" heißt dieses Prinzip. In seiner Wirkung, seiner Nichtung geht die Synergie unter, die in der Ergänzung Fortschritt erbringen würde. Man kämpft um den eigenen Wert, indem man ihn im allgemeinen Verhältnis nur erhalten kann, wenn man ihn reduziert. Unwirklichkeit stellt die Reduktion eines widersinnigen Verhältnisses dar (siehe z.B. Warentausch).

Konkurrenz ist das Prinzip der Preisbildung auf den Warenmärkten, wodurch sich die Preise ihrem Wert nähern, den die Produkte durch ihren Entstehungsprozess in der Warenproduktion bekommen haben (siehe Arbeitswerttheorie). Sie besteht daraus, dass jeder Warenanbieter den anderen auszuschließen sucht, um dem Risiko zu entkommen, welches der Markt für ihn darstellt. Sie erwirkt hierdurch auf dem Markt einen Preis, durch welchen die Realisation des Warenwerts als bestimmtes Geldquantum je nach Marktsituation betrieben wird, dessen reales Wertmaß sich zwischen der Konkurrenz der Anbieter für die Produktion und der Konkurrenz der Nachfrager im Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der Zirkulation der Waren ergibt. Darin äußert sich der Wert, wie er aus dem Reproduktionsvermögen der Arbeitskraft veräußert ist und dem Preis der Waren, wie sie mit Mehrwert aus unbezahlter Arbeit abzusetzen sind, als Grunddilemma des Kapitalismus überhaupt, das sich zwischen den Konkurrenzen auf dem Arbeitsmarkt und denen auf dem Waren- und Kapitalmarkt im Betreiben einer allgemeinen Durchschnittsbildung durch Konkurrenz schlechthin ergibt.

Der Beweis, dass diese Konkurrenzen nichts anderes als der Betrieb einer gesellschaftlichen Entfremdung, einer Entfremdung der Menschen von ihrer Arbeit ist, lässt sich nur in ihrer Durchschnittsbildung belegen, welche die Verselbständigung des kapitalistischen Produktionsverhältnisses gegen seine Produzenten beweist. Doch dieses Verhalten ist durch den Wertbegriff schon angelegt und kann in den einzelnen Konkurrenzverhältnissen nicht logisch dargestellt werden, weil diese sich wie eine Naturgewalt für die Menschen durchsetzen, weil eben die menschliche Gesellschaft immer ein natürliches Verhältnis ist und bleibt (siehe Stoffwechsel), auch wenn sie durch das Verhältnis von Waren und Kapital formbestimmt ist.

"In der Darstellung der Versachlichung der Produktionsverhältnisse und ihrer Verselbständigung gegenüber den Produktionsagenten gehn wir nicht ein auf die Art und Weise, wie die Zusammenhänge durch den Weltmarkt, seine Konjunkturen, die Bewegung der Marktpreise, die Perioden des Kredits, die Zyklen der Industrie und des Handels, die Abwechslung der Prosperität und Krise, ihnen als übermächtige, sie willenlos beherrschende Naturgesetze erscheinen und sich ihnen gegenüber als blinde Notwendigkeit geltend machen. Deswegen nicht, weil die wirkliche Bewegung der Konkurrenz außerhalb unsers Plans liegt und wir nur die innere Organisation der kapitalistischen Produktionsweise, sozusagen in ihrem idealen Durchschnitt, darzustellen haben." (MEW 25, Seite 838)

Marktwirtschaft wird meist wie eine "Peer-to-Peer-Ökonomie" beschrieben, also als Verhältnis von Gleichen unter Gleichen. Doch dieses Verhältnis gründet auf fundamentalen Unterschieden, die durch ihr Konkurrenzverhältnis rein sachlich wie ein "Win-Win-Verhältnis" erscheinen sollen. Weil in der Ideologie der Marktwirtschaft Wert und Preis der Waren gleichgesetzt und Konkurrenz von daher als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung aufgefasst wird, können die Marktteilnehmer als Marktsubjekte erscheinen, obwohl sie Marktobjekte sind und in ihrem Vermögen auf einem Markt zwischen Verkäufer und Käufer völlig gegensätzlich bestimmt werden. Weil sie durch das Risiko ihrer Preisbildung auf das unterste Niveau der Preise gezwungen sind, also für alle Konsumenten - also für alle Käufer - günstig und vernünftig erscheinen, wird ihre objektive Unterwerfung als produzierende Menschen - eben als Verkäufer - unter das Marktgeschehen verschleiert und ihr Privatrecht, ihr "Recht" auf Privateigentum in ein Unrecht verkehrt, weil sie sich in ihrem Unvermögen, also durch ihre Eigentumslosigkeit nur verschulden können.

Doch die Argumentation der liberalen Volkswirtschaftliche (siehe Grenznutzentheorie) ist umgekehrt: Weil durch die Marktwirtschaft der Preis der Arbeitskraft, also der Lohn, und der Preis der Lebensmittel systematisch verbilligt werde, entstünde von selbst eine Verteilungsgerechtigkeit des Geldes für alle Aufwände, ein Gemeinwohl, das durch Gewinn und Verlust der handelnden Marktsubjekte sich ergebe, indem sich die Warenpreise als Angebote auf dem Markt gegenseitig unterbieten und auf diese Weise ein allgemein produktives Wirtschaftswachstum entstünde. Um Abnehmer und Konsumenten zu finden, werde das Produkt, dessen Wert am niedrigsten produziert und angeboten werden kann (z.B. durch höhere Produktivität der Anlagen oder durch niedrige Löhne oder Rohstoffpreise) den besseren Absatz finden und von daher das geringste Produktionsrisiko haben.

Konkurrenz wird daher gerne als Wettbewerb ideologisiert, wodurch behauptet ist, dass der Produktabsatz einem Wettkampf gleicher Bewerber zu einem Durchsatz des Besten und Preisgünstigsten zu verstehen sei (das sogenannte Preis-Leistungs-Verhältnis). Doch es ist umgekehrt: In der Konkurrenz ist gleiche Qualität schon vorausgesetzte Marktbedingung und lediglich der billigste Preis macht den Erfolg, also das, was für die Konkurrenten, also für die Anbieter das Schlechteste und für die Konsumenten, also die Geldbesitzer das Beste ist. Die Grundlage der Konkurrenz ist nicht des Ziel, das Beste mit einem Preis zu krönen; sie ist der Kampf um das Nötige, das unterste Wertmaß für notwendige Arbeit, also der Arbeit zum bloßen Lebenserhalt der Lohnarbeiter (siehe Reproduktion). Der "Wettbewerb" ist somit ein durch den Wert und seine Verwertung von Geld bestimmter Überlebenskampf der Menschen, die erst auf dem Markt in ein gesellschaftliches Verhältnis treten. Und Konkurrenz ist somit nichts anderes als das Prinzip, in welchem sich der Wert subjektiv im Handeln der Menschen durchsetzt, - dass nämlich "alles was entsteht, auch wert ist, dass es zugrunde geht" (Mephisto in Goethes Faust, zitiert nach Marx im "Kapital").

Der Wert ist gesellschaftlich durch eine zur Privatheit isolierte Lebensnotwendigkeit bestimmt (siehe Privateigentum), welche die Menschen zwingt, das Nötige gegeneinander zu erkämpfen, nur um privat existieren zu können. Isolation ist deren grundlegende Bestimmung, die durch Abstraktion von ihrem Zusammenhang erzeugt wird (siehe hierzu auch Wert und Verwertung).

Konkurrenz wird bezüglich der bürgerlichen Ökonomie vor allem deshalb als "Wettkampf" oder "Wettbewerb" ideologisch verbrämt, weil damit die Ausbeutung der Arbeit durch Mehrarbeit über das Nötige hinaus, also zur Mehrwertbildung kaschiert wird. So als ob es hierbei um ein Wetteifer um gute Resultate ginge, von denen das Beste einen Sieger küren solle, wird der Mehrwert daraus gezogen, dass viele Konkurrenten auf der Strecke bleiben und die Existenzangst einen niedrigen Preis der Arbeit für ein mögliche großes Mehrprodukt erpressen kann. In gleicher Absicht wird schließlich auch Profit als "Gewinn" dargestellt. Hierdurch wird das Prinzip der Wirtschaft in ihr Gegenteil verkehrt: Es geht dann nicht mehr um die Minimierung von Aufwand, was durch Wirtschaftlichkeit erzielt wird, sondern um den Aufwand selbst, also um die größtmögliche Leistung für einen Ertrag aus der Arbeit, gleichgültig, was dies für die Menschen bedeutet und bringt.

Solche Ideologie will Arbeit und Leistung durch einen über den Menschen stehenden Zweck bestimmt wissen und halten. Sie setzt voraus, dass mindestens zwei dasselbe wollen und dies nur erreichen können, wenn der eine dies zum Nachteil des anderen gewinnt. Damit wird Arbeit aus jeder qualitativen Begründung ausgeblendet. Was nur durch seine jeweilige Bestimmtheit bestimmt sein kann, wird als ununterschiedene Qualität aufgefasst, also rein quantitativ und ist daher nur in der Bemessung, also nur als Maß existent, das von seiner Qualität absieht und auch davon absehen können muss (siehe Abstraktion). Die Ideologie will die Produktivkraft der Isolation, das Prinzip "teile und herrsche" bestärken, und die Menschen an der in ihrer Arbeit und in ihren Bedürfnissen schon gegebenen Solidarität hindern.

Von daher dient sie dem Selbsterhalt eines Produktionsverhältnisses, welches auch tatsächlich nur durch Konkurrenz funktioniert. Diese entsteht unter der Bedingung, dass es um ein bloßes Quantum innerhalb eines gegebenen Zwecks geht, dass um einen "Gewinn" geschachert oder gekämpft werden muss, dessen Substanz gleichgültig ist, weil er selbst nur abstrakt und allgemein sein kann: Wert, wiewohl er sich aus den Verhältnissen der Menschen ergibt. Konkurrenz betreibt den Kampf um die Verwertung von Kraft und Leben (siehe Klassenkampf), worin sich jede Qualität aufhebt und sich zugleich nur ein abstraktes Quantum verwirklichen kann, für dieses sich die Menschen ausschließlich verhalten: Des einen Vorteil ist des anderen Nachteil - oder anders: Den Gewinner gibt es nur durch den Verlierer, weil das Quantum sich nur im Streit um Gewinn und Verlust bildet. Subjektiv bekämpfen sich in der Konkurrenz die Träger des selben Zwecks, z.B. Lohnabhängige um die Höhe ihres Lohns, Händler um den Preis ihrer Ware. Objektiv reduzieren sie die subjektiv scheinende Willkür der Bemessung auf das allgemeine Maß einer Bewertung, die wesentlich sich nur am Durchschnitt des Verwertbaren realisieren kann, also selbst auch die Notwendigkeit einer Durchschnittsbildung realisiert, welche durch die "Gewinner", also durch die Profiteure, vorangetrieben wird. Diese ist gesetzt durch ein Verhältnis, welches - da es keine qualitative Bestimmung hat - der Konkurrenz selbst nur äußere Bestimmung sein kann, die sie in dieser Entfremdung von den Menschen vollziehen muss (siehe Formbestimmung) und welches die Notwendigkeit des Vergleichs ausmacht. Es ist die Substanz ihres abstrakten Zwecks, das Maß der Durchschnittsbildung: Der gesellschaftlich durchschnittlich nötige Arbeitsaufwand zur Erzeugung der wirklich nötigen Gegenstände des Bedarfs (siehe Gebrauchswert), abstrakt menschliche Arbeit. Diese macht daher die Begriffssubstanz der entfremdeten Arbeit aus (siehe z.B. Wertsubstanz).

Nur wo ein Zweck formell ist, kann er durch Konkurrenz allgemein sich wirklich machen und entwickeln. Aber auch die Zwecke selbst sind formbestimmt. Wo der Zweck im Inhalt einer Notwendigkeit liegt (z.B. Reproduktion) steht er im Widerspruch zur Konkurrenz um die größtmögliche Freiheit durch Geldbesitz. Bei der Konkurrenz der Lohnabhängigen um den Lohn, also um die angemessenen Reproduktionskosten, findet deshalb etwas gänzlich anderes statt, als bei der Konkurrenz der Händler um den Preis der Ware ihrer Arbeitskraft und ihrer Produkte. Während erstere um das Maß des Selbsterhalts bis zu seinem absoluten Minimum kämpfen, streiten die anderen um das mindeste Optimum ihrer Profite; wo die einen von ihrer Lebensbedingung abhängen, erzeugen die anderen ihre optimale Selbstverwirklichung. Doch deren optimale Wirklichkeit beruht auf dem absoluten Minimum der anderen. Was die einen entwickeln, ist die Not der anderen: Die Konkurrenz im Reichtum bewirkt die Ausbeutung der Armut. Konkurrenz ist lediglich das formelle Verhältnis, hinter welchem sich Ausbeutung verbirgt - nicht dadurch, dass es dabei Verlierer gibt, sondern dadurch, dass der hierdurch erreichte Durchschnitt die Auspressung der Erzeuger der Produkte, die auf dem Markt konkurrieren, alle Erzeuger auf den reinen Wert ihrer Selbsterhaltung drückt, denn dieser ist die Grenze der Konkurrenz. Sie vollstreckt nur, was in den Verhältnissen selbst schon an Reduktion gesetzt ist. Konkurrieren geht also immer gegen alle Konkurrenten selbst, wenn sie auch mal selbst als Gewinner auftreten. Das vergeht wieder. Übrig bliebt, was in der Konkurrenz verdurchschnittlicht ist und hierdurch optimaler Gewinn aus jeweils verschiedener Qualität für den gezogen wird, der sich aus dem Verhältnis heraushalten kann, indem er das Mittel zu Händen hat, um das gestritten wird: Geld.