Gleichschaltung

Aus kulturkritik

Gleichschaltung ist ein Begriff aus der nationalsozialistischen Terminologie, der den Prozess der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens einfordert. Er entspringt der Absicht des nationalsozialistischen Staates, die Bevölkerung einer Nation in einer "völkischen Identität" zusammenzufassen, um darin einen "Volkswillen" zu behaupten, wie er aus dieser Absicht ergeht.

Erstmals wurde er im Oktober 1922 von Benito Mussolini bei seinem "Marsch auf Rom" verwendet, der mit der Gleichschaltung der italienischen Gesellschaft seine Macht durchgesetzt hatte. In der Machteroberungsphase der Nationalsozialisten wurde er 1933 in Deutschland zur Gleichsetzung der öffentlichen und privaten Anliegen verwendet, um durch Staatsgewalt die nationalsozialistische Politik bis in den privatesten Lebensbereich der Menschen vorzudrängen und diese sich zu unterwerfen. Ziel war es, bis 1934 den als Zerrissenheit verstandenen Pluralismus in Staat und Gesellschaft aufzuheben und jeden Menschen als "Volksgenossen" an die Ziele des faschistischen Staates zu binden.

Mit der Gleichschaltung sollten die großen Organisationen der Gesellschaft in einem "Volkswillen" zusammengefasst werden, um ihre Überführung in die bestehenden NS-Organisationen zu betreiben. Entweder erfolgte die Gleichschaltung auf Anweisung oder in vorauseilendem Gehorsam (sogenannte Selbstgleichschaltung, z. B. Deutscher Hochschulverband, Deutscher Richterbund). Andere Verbände und Organisationen reagierten auf den Druck mit der ersatzlosen Selbstauflösung und Beendigung ihrer Tätigkeit. Allgemein betrachtet war damit die Einschränkung und Aufhebung der Persönlichkeit beziehungsweise der Unabhängigkeit, Mündigkeit und Freiheit eines Menschen durch Regeln und Gesetze sowie sonstige Maßnahmen der Gleichsetzung und Vereinheitlichung der Massen verbunden, um sie der staatlich gebotenen Notwendigkeit einer Vereinheitlichung des politischen Willens der Nationalsozialisten gegen die Wirren des Weimarer Parlamentarismus zu unterwerfen. Mit einem entsprechenden populistischen Aufwand wurde schließlich hierdurch eine Verkehrung von Bedürfnis und Wille der Menschen auch tatsächlich zu einem großen Teil erreicht. Der "totale Krieg" stand im Fokus dieser Politik der Personifikation der Staatsgewalt und wurde schließlich zum Volkswillen gekürt und auch als dieser von einem Großteil der Bevölkerung bestätigt.

Man kann heute die Beanspruchung der Staatsgewalt für die Notwendigkeiten des Finanzkapitals als Gleichschaltung im Zweck eines Feudalkapitals auffassen, z.B. die Politisierung einer Eventkultur zum Tittytainment als Moment der Entwicklung eines Menschenparks (siehe hierzu auch politische Ästhetik).