Angebot

Aus kulturkritik
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"Soweit die Gesellschaft Bedürfnisse befriedigen, einen Artikel zu diesem Zweck produziert haben will, so muß sie ihn zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit vorausgesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf ihre Produktion einen Teil ihrer disponiblen Arbeitszeit verwendet, kauft sie sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeitszeit, worüber diese gegebne Gesellschaft verfügen kann. Der Teil der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zufällt, seine Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu verwenden, muß ein äquivalent erhalten durch gesellschaftliche Arbeit, dargestellt in den Artikeln, die seine Bedürfnisse befriedigen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zufälliger Zusammenhang zwischen dem Gesamtquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, d.h. zwischen dem aliquoten Teil ihrer Gesamtarbeitskraft, den die Gesellschaft auf die Produktion dieses Artikels verwendet, also zwischen dem Umfang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andrerseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedürfnisses verlangt.

Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion erheischte gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Warensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftliche Bedürfnis dermalen überschreitendem Maß produziert worden, ein Teil der gesellschaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist." (K. Marx, MEW 25, S. 196 f.)

Angebote bestimmen die Nachfrage, wie auch die Nachfrage Angebote evoziert. Mit Geld wird das gekauft, indem seine Preise bezahlt werden. Mit Geld wird es bezahlt (siehe Geld als Zahlungsmittel), indem sein Wert durch den Wert des Geldes, dem gesellschaftlich gültigen Geldwert (siehe Geld als Kaufmittel) ausgeglichen wird. Zwischen Angebot und Nachfrage verhält sich also das Geld als Kaufmittel zum Geld als Zahlungsmittel, indem sich darin Wert und Preis der Produkte zueinander verhalten.

Das natürliche Wesen der Angebote ist die Arbeit, worin sich Bedürfnis und Gegenstand einig werden müssen, das Bedürfnis nach Herstellung von Gegenständen zu seiner Befriedigung drängt und zur Wendung ihrer Not (siehe Notwendigkeit) nach ihnen verlangt, wie auch die produzierten Gegenstände neue Bedürfnisse wecken und neue Gegenstände begehren. Wo deren Beziehung jedoch getrennt ist, wo durch die Teilung der Arbeit das Eine aus einer anderen Wirklichkeit kommt wie das Andere, bezieht sich beides über ein gesellschaftliches Verhältnis von Waren, hat eine äußerliche Vermittlung durch den Warentausch nötig. Jede Ware ist einerseits das Produkt einer Arbeit und andererseits Gegenstand menschlicher Bedürfnisse. Sie tritt auf dem Markt gesellschaftlich sowohl als Angebot einer Sache auf, die einen Wert hat, als sie auch Gegenstand einer Nachfrage ist, der Im Warentausch zu einem bestimmten Preis zu haben ist. Auf dem Markt muss sich beides vermitteln, um den Wert der Ware durch ihren Preis zu realisieren (siehe auch Wertrealisation).

Das politische Wesen dieses Verhältnisses ist das des Geldwerts zum allgemeinen Lebensstandard der Produktivität, also letztlich das Verhalten des Werts von Gebrauchswerten der Waren zum Tauschwert des Geldes als Form des gesellschaftlichen Reichtums. Dieser entsteht durch den Wert einer Arbeit, die nötig ist, um die Produkte zu erzeugen und durch den Warentausch dem "Verbraucher" zuzuführen und den Notwendigkeiten der allgemeinen Reproduktion der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse überhaupt, die sich nicht in der Reproduktion erschöpfen können, sondern für ihr Wachstum auch eine Mehrarbeit abverlangen (siehe auch Verwertungszwang).

Zur Erklärung der Preisbildung spielt die Masse des Angebots von Waren in den bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften eine zentrale Rolle. In der Grenznutzentheorie der bürgerliche ökonomie wird das Produkt nur als Gegenstand des Konsums angesehen, als Angebot, dessen Preis von der Nachfrage bestimmt wird. Man geht dort in der Regel davon aus, dass die angebotene Gütermenge abhängig vom Preis je angebotene Sorte ist und umgekehrt daher auch der Preis je nach angebotener Gütermenge die Nachfrage bestimmt. Die Volkswirtschaft versteht dies als Gesetz der Angebote einerseits und Gesetz der Nachfragen andererseits. Nach dem "Angebotsgesetz" erhöht ein steigender Preis das Angebot. Nach dem "Nachfragegesetz" nimmt im Allgemeinen die nachgefragte Gütermenge zu, wenn der Preis der Güter sinkt und nimmt umgekehrt die nachgefragte Gütermenge ab, wenn der Preis steigt.

Ein Angebot ist in der Marktwirtschaft die Masse der verfügbaren Waren zu entsprechenden Bedürfnissen, um welche die Anbieter konkurrieren. Nachfrage ist die Masse der Bedürfnisse bezüglich vorhandener Waren, um deren Preis die Nachfragenden ihrem Geld als Kaufmittel konkurrieren. Angebot drückt also eine Masse vorhandener Güter aus, die als Produkte existieren, die noch nicht in den Konsum verschwunden sind, eine Wertmasse von Gütern, welche die Wertsubstanz dieser Wirtschaft darstellt, soweit sie der Nachfrage entsprechen. Nachfrage stellt die Masse potenzieller Käufer dar, die Masse eines Bedarfs und damit des individuellen Mangels an diesen Gütern. Der Markt funktioniert auf dieser Basis, auf dem Vorhandensein voneinander getrennter gesellschaftlichen Inhalte, wie sie zwischen Arbeit und Konsum gegeben sind: auf der Teilung der Arbeit. Angebot und Nachfrage ist also ein rein quantitatives Verhältnis von Produkt und Bedürfnis, worin sich die wirtschaftliche Beziehung einer Marktwirtschaft in der Preisbildung realisiert. Darin ist ihr wesentlicher Grund, die Produktion von Werten, auf die Erscheinungsform des Tauschverhältnisses, wie es der Tauschwert für sich genommen darstellt, reduziert.

Nach Auffassung der bürgerlichen ökonomie regelt sich der Preis der Waren ausschließlich nach Angebot und Nachfrage, also nicht nach dem Wert einer Arbeit und ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit, sondern nach dem Verhältnis von schon vorhandenen Produkten und ihrer Entsprechung zu vorhandenen Bedürfnissen. Damit wird formuliert, was in der Tat das Anliegen der bürgerlichen Produktion ist: nämlich Geld als Wert zu realisieren, gleichgültig, wie dieser entsteht und auf wen er sich bezieht. Geld vermittelt zwischen beidem, wiewohl es darin in einer widersprüchlichen Beziehung zwischen Zahlungsmittel und Kaufmittel fungiert.

Gerade umgekehrt wie von den etablierten Wirtschaftswissenschaften wird das Verhältnis von Angebot und Wert von Marx begriffen: Weil etwas als Produkt besteht, hat es Wert; aber eben nur, wenn dieser durch den Verkauf realisiert wird, wenn das Produkt verkauft wird. Ideell existiert es als Wert und das Geld, mit dem es auf dem Markt erstanden werden kann, ist ideell also ein Maß für diesen Wert, Maß der Werte. Reell wird es verkauft über einen Preis, der das Vermögen reflektiert, diese Wert in Geldform zu begleichen. Von daher ist Geld ein Maßstab der Preise, also das Maß des Vermögens, das dem Produkt auf dem Markt entgegengebracht wird.

"Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden Fluktuationen der Marktpreise. Sie werden euch erklären, warum der Marktpreis einer Ware über ihren Wert steigt oder unter ihn fällt, aber sie können nie über diesen Wert selbst Aufschluß geben. Unterstellt, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten oder, wie die ökonomen das nennen, einander decken. Nun, im selben Augenblick, wo diese entgegengesetzten Kräfte gleich werden, heben sie einander auf und wirken nicht mehr in der einen oder der andern Richtung. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, mit dem Normalpreis zusammen, um den ihre Marktpreise oszillieren." (K. Marx, MEW 16, S. 119)