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"MEPHISTOPHELES. Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt Mein eigentliches Element.
<blockquote>''MEPHISTOPHELES. Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt Mein eigentliches Element.''</blockquote>


FAUST. Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?
<blockquote>''FAUST. Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?''</blockquote>


MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, Gewöhnlich für ein Ganzes hält - Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, Verhaftet an den Körpern klebt. Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; So, hoff ich, dauert es nicht lange, Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn." (Mephisto in Goethes Faust)
<blockquote>''MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, Gewöhnlich für ein Ganzes hält - Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, Verhaftet an den Körpern klebt. Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; So, hoff ich, dauert es nicht lange, Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn. (Mephisto in Goethes Faust)''</blockquote>


Teile sind [[Einzelheiten]], die sich auf [[Ganzheiten]] beziehen, oft auf mehrere Ganzheiten, auf die sie als einzelnes [[Ding]] in [[Beziehung]] sind oder dadurch gebracht werden, dass sie durch ihre [[Isolation]] (siehe [[Trennung]]) total für sich bestimmt werden, durch ihre [[Ausschließlichkeit]] also selbst als ein Ganzes erscheinen, indem von der Vielfalt ihrer [[Beziehungen]] in ihren [[Verhältnissen]] abgesehen wird (siehe [[Abstraktion]]). Jedes Teil bestimmt sich als Teil von diesen Verhältnissen, weil es nur hierdurch seine Beziehung erfährt. Diese kann hierarchisch oder plural sein, je nachdem, wie das [[Ganze]] zu anderen Ganzheiten bestimmt ist, als [[System]] der Einzelheiten oder als System von Subsystemen. Dieser Zusammenhang macht dessen [[Wesen]] aus, z.B. auch, ob es nur [[abstrakt]] oder konkret zu begreifen ist, in diesem aufgeht oder sich mit ihm in einem [[Widerspruch]] seiner Teilung befindet.
Teile sind [[Einzelheiten]], die sich auf [[Ganzheiten]] beziehen, oft auf mehrere Ganzheiten, auf die sie als einzelnes [[Ding]] in [[Beziehung]] sind oder dadurch gebracht werden, dass sie durch ihre [[Isolation]] (siehe [[Trennung]]) total für sich bestimmt werden, durch ihre [[Ausschließlichkeit]] also selbst als ein Ganzes erscheinen, indem von der Vielfalt ihrer [[Beziehungen]] in ihren [[Verhältnissen]] abgesehen wird (siehe [[Abstraktion]]). Jedes Teil bestimmt sich als Teil von diesen Verhältnissen, weil es nur hierdurch seine Beziehung erfährt. Diese kann hierarchisch oder plural sein, je nachdem, wie das [[Ganze]] zu anderen Ganzheiten bestimmt ist, als [[System]] der Einzelheiten oder als System von Subsystemen. Dieser Zusammenhang macht dessen [[Wesen]] aus, z.B. auch, ob es nur [[abstrakt]] oder konkret zu begreifen ist, in diesem aufgeht oder sich mit ihm in einem [[Widerspruch]] seiner Teilung befindet.


"Ein Wesen, welches seine Natur nicht außer sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht teil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein gegenständliches. Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen." (Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) - [[MEW 40, S. 578)]]
<blockquote>''Ein Wesen, welches seine Natur nicht außer sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht teil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein gegenständliches. Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen. (Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) - [[MEW 40, S. 578)]]''</blockquote>


Ein Teil ist also zum Einen [[Beziehung]] innerhalb eines [[Ganzen]], zum Anderen die [[Ergänzung]] zu anderen Teilen, die durch ihre Beziehungen erst dessen [[Synergie]] erbringen, einer [[Wirkung]], die über die aufsummierte Wirkung der Teile weil hinausreicht. Erst durch den inneren Zusammenhang der Teile kann es überhaupt als ein Ganzes erkannt und begriffen werden.
Ein Teil ist also zum Einen [[Beziehung]] innerhalb eines [[Ganzen]], zum Anderen die [[Ergänzung]] zu anderen Teilen, die durch ihre Beziehungen erst dessen [[Synergie]] erbringen, einer [[Wirkung]], die über die aufsummierte Wirkung der Teile weil hinausreicht. Erst durch den inneren Zusammenhang der Teile kann es überhaupt als ein Ganzes erkannt und begriffen werden.
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[[Idealistische]] und [[esoterische]] Denkansätze kehren dies dahin um, dass sie das [[Ganze]] selbst schon [[wesen]]tlich [[substanz]]iell voraussetzen, das hierdurch [[totalisiert]] und also notwendig zu einer konkretisierten [[Abstraktion]] wird, die nichts anderes als eine gedankliche Verdichtung ist (z.B. als Energie, Kosmos usw.) und daher nur als ein [[Unwesen]] materialisiert werden kann. Jede [[Mystifikation]] gründet darauf, dass auf diese Weise [[widersprüchliches]] [[Dasein]] zu höheren Welten verwesentlicht wird (siehe z.B. [[Esoterik]]).
[[Idealistische]] und [[esoterische]] Denkansätze kehren dies dahin um, dass sie das [[Ganze]] selbst schon [[wesen]]tlich [[substanz]]iell voraussetzen, das hierdurch [[totalisiert]] und also notwendig zu einer konkretisierten [[Abstraktion]] wird, die nichts anderes als eine gedankliche Verdichtung ist (z.B. als Energie, Kosmos usw.) und daher nur als ein [[Unwesen]] materialisiert werden kann. Jede [[Mystifikation]] gründet darauf, dass auf diese Weise [[widersprüchliches]] [[Dasein]] zu höheren Welten verwesentlicht wird (siehe z.B. [[Esoterik]]).


"Es ist der Fehler jeder idealistischen Ganzheitsphilosophie, von dem aus der bloßen Menge der Teile nicht ableitbaren Ganzheitsverhalten nicht auf die wechselseitige Abhängigkeit der Teile als Erklärungsprinzip zurückzugreifen, sondern transzendente (ideelle) Faktoren anzunehmen, die aus den Teilen erst ein Ganzes bilden (Ganzheitstheorie, Holismus, Vitalismus)." [[(Buhr, Manfred, Klaus, Georg, Philosophisches Wörterbuch Band 2)]]
<blockquote>''Es ist der Fehler jeder idealistischen Ganzheitsphilosophie, von dem aus der bloßen Menge der Teile nicht ableitbaren Ganzheitsverhalten nicht auf die wechselseitige Abhängigkeit der Teile als Erklärungsprinzip zurückzugreifen, sondern transzendente (ideelle) Faktoren anzunehmen, die aus den Teilen erst ein Ganzes bilden (Ganzheitstheorie, Holismus, Vitalismus). [[(Buhr, Manfred, Klaus, Georg, Philosophisches Wörterbuch Band 2)]]''</blockquote>


Wesentlich für die Erklärung eines Teils ist die Beschreibung des Ganzen als dessen [[System]], in dem es sich verhält. So kann nicht jedes [[Ding]] oder [[Ereignis]], das irgendwie in einem [[System]] enthalten ist, schon als Teil dieses Systems betrachtet werden. Aber als Teile können jeweils nur diejenigen Elemente bzw. Subsysteme des Gesamtsystems bezeichnet werden, aus deren wechselseitiger Anordnung und Abhängigkeit die systemspezifische Wirkung erklärlich und somit auch ein [[Widerspruch]] zwischen dessen [[Erscheinung]] und [[Wesen]], die [[Abwesenheit]] ihres Zusammenhangs aufgeklärt wird (siehe hierzu auch [[Dialektik]]).
Wesentlich für die Erklärung eines Teils ist die Beschreibung des Ganzen als dessen [[System]], in dem es sich verhält. So kann nicht jedes [[Ding]] oder [[Ereignis]], das irgendwie in einem [[System]] enthalten ist, schon als Teil dieses Systems betrachtet werden. Aber als Teile können jeweils nur diejenigen Elemente bzw. Subsysteme des Gesamtsystems bezeichnet werden, aus deren wechselseitiger Anordnung und Abhängigkeit die systemspezifische Wirkung erklärlich und somit auch ein [[Widerspruch]] zwischen dessen [[Erscheinung]] und [[Wesen]], die [[Abwesenheit]] ihres Zusammenhangs aufgeklärt wird (siehe hierzu auch [[Dialektik]]).

Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:54 Uhr

MEPHISTOPHELES. Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt Mein eigentliches Element.

FAUST. Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?

MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, Gewöhnlich für ein Ganzes hält - Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, Verhaftet an den Körpern klebt. Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; So, hoff ich, dauert es nicht lange, Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn. (Mephisto in Goethes Faust)

Teile sind Einzelheiten, die sich auf Ganzheiten beziehen, oft auf mehrere Ganzheiten, auf die sie als einzelnes Ding in Beziehung sind oder dadurch gebracht werden, dass sie durch ihre Isolation (siehe Trennung) total für sich bestimmt werden, durch ihre Ausschließlichkeit also selbst als ein Ganzes erscheinen, indem von der Vielfalt ihrer Beziehungen in ihren Verhältnissen abgesehen wird (siehe Abstraktion). Jedes Teil bestimmt sich als Teil von diesen Verhältnissen, weil es nur hierdurch seine Beziehung erfährt. Diese kann hierarchisch oder plural sein, je nachdem, wie das Ganze zu anderen Ganzheiten bestimmt ist, als System der Einzelheiten oder als System von Subsystemen. Dieser Zusammenhang macht dessen Wesen aus, z.B. auch, ob es nur abstrakt oder konkret zu begreifen ist, in diesem aufgeht oder sich mit ihm in einem Widerspruch seiner Teilung befindet.

Ein Wesen, welches seine Natur nicht außer sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht teil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein gegenständliches. Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen. (Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) - MEW 40, S. 578)

Ein Teil ist also zum Einen Beziehung innerhalb eines Ganzen, zum Anderen die Ergänzung zu anderen Teilen, die durch ihre Beziehungen erst dessen Synergie erbringen, einer Wirkung, die über die aufsummierte Wirkung der Teile weil hinausreicht. Erst durch den inneren Zusammenhang der Teile kann es überhaupt als ein Ganzes erkannt und begriffen werden.

Idealistische und esoterische Denkansätze kehren dies dahin um, dass sie das Ganze selbst schon wesentlich substanziell voraussetzen, das hierdurch totalisiert und also notwendig zu einer konkretisierten Abstraktion wird, die nichts anderes als eine gedankliche Verdichtung ist (z.B. als Energie, Kosmos usw.) und daher nur als ein Unwesen materialisiert werden kann. Jede Mystifikation gründet darauf, dass auf diese Weise widersprüchliches Dasein zu höheren Welten verwesentlicht wird (siehe z.B. Esoterik).

Es ist der Fehler jeder idealistischen Ganzheitsphilosophie, von dem aus der bloßen Menge der Teile nicht ableitbaren Ganzheitsverhalten nicht auf die wechselseitige Abhängigkeit der Teile als Erklärungsprinzip zurückzugreifen, sondern transzendente (ideelle) Faktoren anzunehmen, die aus den Teilen erst ein Ganzes bilden (Ganzheitstheorie, Holismus, Vitalismus). (Buhr, Manfred, Klaus, Georg, Philosophisches Wörterbuch Band 2)

Wesentlich für die Erklärung eines Teils ist die Beschreibung des Ganzen als dessen System, in dem es sich verhält. So kann nicht jedes Ding oder Ereignis, das irgendwie in einem System enthalten ist, schon als Teil dieses Systems betrachtet werden. Aber als Teile können jeweils nur diejenigen Elemente bzw. Subsysteme des Gesamtsystems bezeichnet werden, aus deren wechselseitiger Anordnung und Abhängigkeit die systemspezifische Wirkung erklärlich und somit auch ein Widerspruch zwischen dessen Erscheinung und Wesen, die Abwesenheit ihres Zusammenhangs aufgeklärt wird (siehe hierzu auch Dialektik).