Kapitalakkumulation
"[Kapital] kann ... einzelnen aufgespeichert werden, aber dann fängt derselbe Prozeß von neuem an. Ich kann sein Sein für mich nur wirklich setzen, indem ich es als bloßes Sein für andre hingebe. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloßes Gespenst des wirklichen Reichtums. Ferner: Das Vermehren desselben durch seine Aufhäufung, daß seine eigne Quantität das Maß seines Werts ist, zeigt sich wieder als falsch.
Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann." K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 159f
Kapital ist eine Wertform des Geldes, worin Geld sich aus dem Einnehmen und Ausgeben, aus Kauf und Verkauf gleichgültiger Dinge zu sich selbst verhält und hierdurch seinen Wert festhält: akkumuliert. Für sich genommen ist Kapital die Aufhäufung eines Reichtums, dessen Wert es einerseits darstellt und den es sogleich verliert, wenn es nicht in den Produktionsprozess zurückkommt. Nur dadurch, dass es sich dort wieder durch Arbeit reproduziert, kann sein Wert auch in der Geldzirkulation Bestand haben. Es kann also sich in der Geldform nur erhalten indem es seinen Wert durch die Verwertung von Geldbesitz reproduziert, also den Wert durch die Prduktion von Mehrwert produziert, den die Waren verlieren, wenn sie in der Konsumtion untergehen. Seine Aufspeicherung von Reichtum besteht also in einer doppelten Weise: Einmal als sich reproduzierend, während es sich zugleich durch Mehrarbeit auch vermehrt, also produktiv für das Wertwachstum ist. Und beides geht nicht ohne einander. Denn auch Geld existiert nur durch das Verhältnis, worin sich Menschen durch Geld erhalten und verhalten, jeder dadurch, dass er das Geld der anderen bestärkt, indem er sein eigenes produzieren lässt.
"Der Kapitalwert war ursprünglich vorgeschossen in Geldform; der Mehrwert dagegen existiert von vornherein als Wert eines bestimmten Teils des Bruttoprodukts. Wird dieses verkauft, in Geld verwandelt, so gewinnt der Kapitalwert seine ursprüngliche Form wieder, aber der Mehrwert verwandelt seine ursprüngliche Daseinsweise. Von diesem Augenblick an sind jedoch Kapitalwert und Mehrwert beides Geldsummen, und ihre Wiederverwandlung in Kapital vollzieht sich auf ganz dieselbe Weise. Die eine wie die andre legt der Kapitalist an im Ankauf der Waren, die ihn instand setzen, die Verfertigung seines Artikels von neuem zu beginnen, und zwar diesmal auf erweiterter Stufenleiter. Um aber diese Waren zu kaufen, muß er sie auf dem Markte vorfinden." (MEW 23, S. 606)
Innerhalb der Realökonomie muss nach jedem kapitalistischen Produktionszyklus einmal die Reproduktion von Arbeit und Kapital gesichert und ein Mehrprodukt vorhanden sein. Letztres entsteht in der Zeit des Arbeitstages durch Gebrauch der Arbeitskraft, nachdem sie die Reproduktion des eigenen Arbeitsverm�gens und den Verschlei� der Maschinen erwirtschaftet hat. Zu einem geringeren Teil geht das Mehrprodukt in die Reproduktion des Kapitalisten und seiner Verwaltung, zum gr��eren Teil in die Akkumulation des Kapitals. Die einfache Kapitalakkumulation ist die Verwendung des Mehrprodukt als Verm�gensvortrag f�r einen k�nftigen Produktionzyklus, gleichg�ltig, ob dies in Sachen oder Werten geschieht. Das Mehrprodukt ist auf dieser Ebene der Akkumulation noch identisch mit dem Mehrwert, den es darstellt.
"Um nun diese Bestandteile tatsächlich als Kapital fungieren zu lassen, bedarf die Kapitalistenklasse eines Zuschusses von Arbeit. Soll nicht die Ausbeutung der schon beschäftigten Arbeiter extensiv oder intensiv wachsen, so müssen zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden. Dafür hat der Mechanismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon gesorgt, indem er die Arbeiterklasse reproduziert als vom Arbeitslohn abhängige Klasse, deren gewöhnlicher Lohn hinreicht, nicht nur ihre Erhaltung zu sichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese, ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen jährlich gelieferten, zuschüssigen Arbeitskräfte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen zuschüssigen Produktionsmitteln einzuverleiben, und die Verwandlung des Mehrwerts in Kapital ist fertig. Konkret betrachtet, löst sich die Akkumulation auf in Reproduktion des Kapitals auf progressiver Stufenleiter. Der Kreislauf der einfachen Reproduktion verändert sich und verwandelt sich, nach Sismondis Ausdruck, in eine Spirale" (MEW23 S. 607)
Auf erweiterter Stufenleiter wird Kapital nicht nur zur Entwicklung der eigenen Ressourcen, sondern auch zur Entwicklung seiner Zirkulation und schlie�lich seines Verm�gens zur politischen Gewalt, als private Bestimmung des Kapitalbesitzes �ber alle gesellschaftlichen Ressourcen und ihre [[Produktivit�t]]. Was in der Realwirtschaft als Überakkumulation verbleiben würde, geht dann in einen globalen Finanzmarkt ein, der sich über ein weltweites Kreditwesen zu einer internationalen Macht eines Weltkapitals fortgebildet hat (siehe hierzu Schuldgeldsystem)