Akkumulation

Aus kulturkritik
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Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter.

Der Prozess, der das Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts anderes sein als der Scheidungsprozess des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozess, der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsbedingungen in Kapital verwandelt, andererseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter.

Die sog. ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der historische Scheidungsprozess von Produzent und Produktionsmittel. Er erscheint als ‚ursprünglich‘, weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet." (MEW 23, Seite 742)

Auf dieser Basis entwickelt sich die Akkumulation als Akkumulation von Kapital selbst durch die Produktion und Verwertung von Mehrwert:

„Anwendung von Mehrwert als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals.“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 605).

Akkumulation meint gespeicherte Aufh�ufung in verdichtetem Zustand. Der Begriff wird von der �konomie im Sinne einer Aufh�ufung von anwendbarem Kapital verwendet (siehe Kapitalakkumulation), die sich sowohl im Verhältnis der stofflichen Produktion zum Arbeitsquantum darstellt (Stoff pro Arbeit), als auch als Wertverhältnis im einzelnen Produkt, in welchem der Wertanteil der Arbeit immer geringer wird, während sich der Wertanteil des Kapitals darin vermehrt.

"Die technischen Bedingungen des Produktionsprozesses selbst, Maschinerie, Transportmittel usw., ermöglichen, auf größter Stufenleiter, die rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschüssige Produktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der Akkumulation überschwellende und in Zusatzkapital verwandelbare Masse des gesellschaftlichen Reichtums drängt sich mit Wildheit in alte Produktionszweige, deren Markt plötzlich erweitert ist, oder in neu eröffnete ..., deren Bedürfnis aus der Entwicklung der alten Produktionszweige entspringt. In allen solchen Fällen müssen große Menschenmassen plötzlich und ohne Abbruch der Produktionsleiter in anderen Sphären auf die entscheidenden Punkte werfbar sein. Die Überbevölkerung (der Arbeitslosen) liefert sie." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 661).

Das Resultat hiervon ist die Reduktion und Ausgrenzung der Menschen aus dem Arbeitsprozess, bzw. die Verschärfung ihrer Ausbeutung und Armut (siehe Überbevölkerung).

"Wenn ... eine überschüssige Arbeiterbevölkerung notwendiges Produkt der Akkumulation oder der Entwicklung des Reichtums auf kapitalistischer Grundlage ist, wird diese Überbevölkerung umgekehrt zum Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise. Sie bildet eine frei verfügbare industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, also ob es sie auf seine eigenen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite ausbeutbare Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirklichen Bevölkerungszunahme." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 661).

Akkumulation bewirkt die Verdichtung des Wertverhältnisses auf der Seite des Konstanten Kapitals (siehe auch Maschinerie). Und sie bedrängt zugleich die Masse dervariablen Kapitals, das die Reproduktion der arbeitenden Menschen ausmacht.

"Man hat gesehn, daß die wachsende Akkumulation des Kapitals eine wachsende Konzentration desselben einschließt. So wächst die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personifizierte Verselbständigung der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen gegenüber den wirklichen Produzenten. Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber als entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache, und als Macht des Kapitalisten durch diese Sache, der Gesellschaft gegenübertritt. Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht." (K. Marx, Kapital I, MEW 25, S. 274f).

Die Produktivkraft entwickelt sich nicht durch ihre Natur - etwa als Vorteil im Arbeitsaufwand - , sondern alleine durch die Verwertungsverhältnisse, wie sie sich auf den Warenmärkten in der Konkurrenz der Warenangebote realisieren. Und dies ist dort bestimmt durch die Durchschnittsprofirate.

"Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermindert. Aber jede solche neue Produktionsweise verwohlfeilert die Waren. Er verkauft sie daher ursprünglich über ihrem Produktionspreis, vielleicht über ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der übrigen, zu höheren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich erheischten Arbeitszeit größer ist als die mit der neuen Produktionsweise erheischte Arbeitszeit. Seine Produktionsprozedur steht über dem Durchschnitt der gesellschaftlichen. Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrate ein - vielleicht zuerst in dieser Produktionssphäre, und gleicht sich nachher mit den andren aus -, das also ganz und gar unabhängig ist vom Willen der Kapitalisten.

Zu diesem Punkt ist noch zu bemerken, daß dies selbe Gesetz auch in den Produktionssphären herrscht, deren Produkt weder direkt noch indirekt in die Konsumtion des Arbeiters oder in die Produktionsbedingungen seiner Lebensmittel eingeht; also auch in den Produktionssphären, worin keine Verwohlfeilerung der Waren den relativen Mehrwert vermehren, die Arbeitskraft verwohlfeilern kann. (Allerdings kann Verwohlfeilerung des konstanten Kapitals in allen diesen Zweigen die Profitrate erhöhen bei gleichbleibender Exploitation des Arbeiters.) Sobald die neue Produktionsweise anfängt, sich auszubreiten, und damit der Beweis tatsächlich geliefert ist, daß diese Waren wohlfeiler produziert werden können, müssen die Kapitalisten, die unter den alten Produktionsbedingungen arbeiten, ihr Produkt unter ihrem vollen Produktionspreis verkaufen, weil der Wert dieser Ware gefallen ist, die von ihnen zur Produktion erheischte Arbeitszeit über der gesellschaftlichen steht. Mit einem Wort - es erscheint dies als Wirkung der Konkurrenz -, sie müssen ebenfalls die neue Produktionsweise einführen, worin das Verhältnis des variablen Kapitals zum konstanten vermindert ist.

Alle Umstände, die bewirken, daß die Anwendung der Maschinerie den Preis der damit produzierten Waren verwohlfeilert, reduzieren sich stets auf Verringerung des Quantums Arbeit, das von einer einzelnen Ware absorbiert wird: zweitens aber auf Verringerung des Verschleißteils der Maschinerie, dessen Wert in die einzelne Ware eingeht. Je weniger rasch der Verschleiß der Maschinerie, auf desto mehr Waren verteilt er sich, desto mehr lebendige Arbeit ersetzt sie bis zu ihrem Reproduktionstermin. In beiden Fällen vermehrt sich Quantum und Wert des fixen konstanten Kapitals gegenüber dem variablen." (K. Marx, Kapital I, MEW 25, S. 275f).