Führung
Eine Führerin oder ein Führer ist ein kundiger Mensch, der sich auf bestimmten Wegen auskennt und seinen Kunden Erfahrung vorweisen und erweisen kann. Er steht hierbei ganz in ihren Diensten und bietet sein Wissen und Können in ungewissen Verhältnissen an, um durch sie auch für sich in ganz anderer Beziehung weiterzukommen. Immer unterstellt Führung ein Verhältnis gegensätzlicher Fähigkeiten, ein äußeres Verhältnis von Gewissheit und Raum, dessen Wege erkundet sein müssen, um Unkenntnis zu überwinden. Als Bergführer, Fremdenführer, Blindenführer, Hotelführer und anderem vermitteln Führungen Zugang zu Ereignissen und Inhalten, die sich unmittelbar in ihrem Erfolg oder Misserfolg von selbst beweisen. Für viele Agenturen ist dies der wesentliche Inhalt ihrer Tätigkeit.
Anders ist dies, wo Führung sich selbst im Ungewissen belässt, gar keinen Beweis erbringen kann, weil sie auf einer bloßen Behauptung beruht, z.B. in der Lebensberatung, Ernährung oder Heilung aus Verallgemeinerungen besteht, die sich als so genannte Erfahrungstatsachen ausgeben. Hier wäre allein wissenschaftliche Beweisführung eine Absicherung für Gewissheit, deren Schlussfolgerungen sich nicht nur statistisch, sondern auch experimentell und wiederholbar nur in ihrer Vernunft bestätigen lassen, niemals aber für jedwedes Handeln verbindlich angesehen werden können. So sind Aussagen über eine "gute Lebensführung" lediglich als Reproduktionen bestimmter Erfahrungen aufzufassen, deren Bestimmtheit sich nur im Einzelnen als "zielführend" vernünftig erweisen können, die aber immer nur die Gegebenheiten bestätigen un bestärken. Es gibt keine Führung zu einerm guten, heilen oder sinnvollen Leben, weil Leben selbst nicht vernünftig sein kann.
Auf politische Bewegungen bezogen versteht man politische Führung auch als Avangtarde, als "vorauslaufende", also auch vorauseilende Garde, die besonders kundig für bestimmte politische Verhältnisse sein will und von daher in der Lage sein soll, die Menschen in einer dem entsprechenden Bewegung anzuleiten und ihre Vorhut darzustellen. Wo sie sich als Autorität politischer Erfahrung geben, sind sie schon hierdurch eine Täuschung, weil diese sich immer an einem politischen Willen orientiert. Sie behaupten sich auf Gesellschaft, also auf Allgemeines bezogen und können doch nur im Einzelnen bestimmt gelten. Als eine Art Anleitung zu einer guten Lebensführung oder richtigen Gesinnung werden sie zur Falle eines allgemeinen Heilsversprechens, das immer die Führung in eine "Endlösung" sein soll. Von daher ist jede Form einer "richtigen Lebensführung" in sich schon sinnwidrig.