Flexibilität
Flexion meint Beugung, eine aus bestehenden Aktivit�ten abgeleitete Form derer selbst, die f�r sich ohne Reflexion ist. Praktisch meint Flexibilit�t das sich an bestehende Kr�fte An- und Einpassen und daran keinen Schaden zu nehmen, also funktional zu bleiben. Es meint eine Art von Elastizit�t, also Freiheit von Starrheiten und Staarrsinn, Beweglichkeit in gegebenen Str�mungen und [[Kr�ften]], das sich darin Drehen und Winden im Zweck einer geschickten Nutzung von Vorteilen durch Anpassung mit geringstem Widerstand. Praktisch hei�t dies optimale Anpassung an das N�tige und Gegebene, absolute Widerstandslosigkeit bis zur Selbstlosigkeit, dementsprechende Beweglichkeit, Ver�nderung, Sortierung und Ausgrenzung des Unn�tzen. Es ist die Lebensform eines vollst�ndig utilitaristischen Pragmatismus, wie ihn der Neoliberalismus zur Grundlage hat. Als Grund hierf�r dient der Gewinn aus Vorteilen, die sich zwischen allen Bewegungen ergeben. Verluste werden hierbei als Risiko angesehen.
Flexibel muss der Mensch vor allem sein, um Geld zu verdienen, und flexibel muss Geld sein, um den Menschen zu bedienen. Die Beweglichkeit ist das praktische Hauptmerkmal des Geldes: Man kann damit �berall hin und dort immer etwas erreichen, wenn man am richtigen Fleck ist. Aber man muss ihm auch gen�gen, so beweglich sein, dass die durch Kraft, Verm�gen und F�higkeit gesetzten Schranken permanent �berwunden werden k�nnen, der Mensch unerbittlich dazulernt, sich ausbildet und dorthin entwickelt, wo er gebraucht sein k�nnte.
Geld ist allseitig, unendlich beweglich und gegen allles Bestimmte gleichg�ltig (siehe Geldbesitz). Wer ihm dient, muss dies auch sein k�nnen. Flexibilit�t ist das Ph�nomen einer Gesellschaft, die nicht nur Geld erwirtschaftet, sondern auf Geld als Kapital gr�ndet: Das Ph�nomen einer Dienstleistungsgesellschaft. Wer darin erfolgreich sein will, muss hieran vollst�ndig angepasst sein, muss sich selbst best�ndig und zu jeder Zeit selbst vergessen k�nnen, v�llig widerstandslos und identit�tslos sein k�nnen. Die Identit�tslosigkeit der Menschen ist das Prinzip von Lebensverh�ltnissen, in denen der Gelderwerb als solcher ein �berlebenssprinzip ist, dem kein konkretes Leben mehr gegen�bersteht.
Eine eigene Geschichte, eine Auseinandersetuung mit sich und anderen, mit dem Leben, seinen Grundlagen und Bedingungen ist hiergegen immmer borniert, Last der Vergangenheit gegen die Chancen und M�glichkeiten der Gegenwart. Darin ist ja alles schon enthalten. Man muss es nur finden. Vieles steht im IKEA-Katalog. Und was nicht drin steht, das wird bestimmt gemacht, wenn viele es wollen. Geld ist eben flexibel.
Wie die Dinge entstehen und vergehen, das muss m�glichst gleichg�ltig sein, um damit flexibel hantieren zu k�nnen. Hauptsache, sie sind da. Aber gerade im Dasein steckt die T�cke seines Seins: Was geworden ist, nur um da zu sein, kann nicht werden, was es ist. Es ist immer vor allem etwas anderes. Alle Zusammenh�nge sind darin bestimmt, nur da zu sein; sie m�ssen funktionieren, ineinandergreifen und ihrer Bestimmung gen�gen. Jeder Ausfall eines funktionierenden Zusammenhangs wird zur Katastrophe. Denn darauf gr�ndet die Flexibilit�t. Und der Ausfall kommt bestimmt immer dann, wenn die Funktion optimal sein muss. Gerade dann kommt das zum Vorschein, was das ist, was da ist. Die Funktiion kann nur von Spezialisten wiederhergestellt werden, die das kennen, was da ist, die wissen, warauf es gr�ndet und woraus es besteht. F�r die Dinge und Ger�tschaften stehen sie ja auch bereit, die Spezialisten. Wo aber zwischenmenschliche Beziehungen am Dasein scheitern, ihre Liebe pl�tzlich und unvermitelt zerst�rt ist, da gibt es keinen wirklichen Spezialisten au�er den Betroffenen selbst. Ihnen ist da aber eigentlich nur irgendetwas dazwischen geraten, hat Reibungen in ihr Funktionieren gebracht, die nicht begreifbar sind in der Welt der Funktionen, ist irgendwie unheimlich.
Das Dasein hat seinen Sinn im Sein, und Flexibilit�t steht hiergegen. Sie nutzt nur die Funktion der Dinge und Ereignisse, die da sind, f�r einen allgemeinen Zusammenhang, der selbst nichts anderes ist als das Dasein ihrer Vermittlung. Flexibilit�t ist Fortbestimmung von Beweglichkeit ohne eigene Bewegung, die Unabh�ngigkeit von Bindungen, also von gesellschaftlichen Zusammenh�ngen, ohne R�cksicht auf das Gestern und Morgen, ohne Geschichte. Sie ist eine selbstlose Beziehung um ihrer Selbst, unter Nutzung aller [[Umst�nde]], Utilitarismus pur als vollst�ndig r�cksichtsloses Prinzip der Anpassung an jedwede Gegebenheit, Selbstbeziehung als Fremdbeziehung, als Anerkennung der eigenen Bedingtheit ohne eigene Autorisierung, also in der Autorit�t der Sachgewalt. R. Sennet leitete daraus eine [[Pers�nlichkeit]] des modernen Erfolgsmenschen ab: "Die [[flexible Pers�nlichkeit]]".