Gentechnik
Als ich sah, daß die Welt abgestorben war Die Pflanzen, das Menschengeschlecht und alles übrige Getier der Oberfläche und des unteren Meergrunds Wuchs aber ein Berg Größer als die anderen Berge und als der Berg Himalaja Und er benützte die ganze Welt, daß er wuchs Und die Weisheit gab ihm einen großen Buckel und einen größeren machte die Dummheit Das Licht verstärkte ihn, aber die Dunkelheit machte ihn noch größer Also verwandelte sich die Welt in einen einzigen Berg, damit es von ihm heißen könne: dieser sei der größte! Brtold Brecht
Unter Gentechnik versteht man Veränderungen am Erbmaterial durch biotechnische Manipulation. Dabei können einzelne Gene, das sind bestimmte Abschnitte der Erbanlagen (Chromosomen), ausgeschaltet, ersetzt oder neu eingefügt werden. In der Medizin wird so versucht, defekte Gene bei Erbkrankheiten durch gesunde zu ersetzen. Das Einfügen von Genmaterial in die DNA ist auch artübergreifend möglich. So können z.B. menschliche Genabschnitte in eine bakterielle DNA eingefügt werden, damit Bakterien menschliches Insulin produzieren. Dies wird in der Pharmaindustrie schon weitgehend angewandt. Die Stammzellenforschung, die der Bildung von Zellen und Organen dient, gehört nicht zum eigentlichen Bereich der Gentechnik.
In gro�em Umfang wird die Gentechnik bei der Ver�nderung von Nutzpflanzen verwendet, um sie resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel zu machen oder ihr Eigenschaften zu verleihen, die Sch�dlinge absto�en. Hierf�r werden tierische und pflanzliche Gene gemischt, um Pflanzen neue Eigenschaften gegen Parasiten und Sch�dlinge zu geben (z.B. pflanzliche Resistenz gegen W�rmer u.dgl.). Das macht auch den wichtigsten Unterschied zur Z�chtung aus, mit der oft argumentiert wird, dass Gentechnik lediglich eine geraffte Form davon w�re, um sie zu verharmlosen. Aber durch sie werden Gene sowohl in ihrer Wirkung auf isolierte Eigenschaften, wie auch im Bezug auf den gesamten Organismus wesentlich ver�ndert (z.B. sind gengez�chtete Lachse wesentlich aggressiver und stzen sich gegen nat�rliche Lachse immer durch und genmanipulierte Pflanzen verdr�ngen durch ihre Samen weitreichend nat�rliche Pflanzen und verseuchen so diue Umwelt. Gentechnik wird nicht im Sinne eines Fortschritts f�r den menschliche Lebensstandard, sonder vor allem als Methode der Produktivit�tssteigerung durch Vergr��erung der Effizienz bei Anbau, Aufzucht und Ernte von Lebensmittel aus Pflanzen und Tieren verwendet.
Die Gentechnik dient also nicht der qualitativen Verbesserung der Nahrungsmittel und auch nicht der quantitativen Verbesserung der Versorgung der Menschen mit Lebensmittel. Selbst ihre wirkliche Wirksamkeit in der Resistenzerh�hung von Pflanzen ist umstritten (z.B. ist sie gegen Wollw�rmer im Baumwollanbau in Indien ganz im Widerspruch zum Gebrauchswertversprechen der amerikanischen Samenproduzenten ineffizient). Au�er in der Medizin dient sie ausschlie�lich der Industrialisierung und Globalisierung der Landwirtschaft und Tierzucht und der Monokultivierung und Monopolisierung des Saatgut- und Z�chtermarktes. Durch eine Verbilligung der Lebensmittel durch Genprodukte wird lokaler Anbau unrentabel und abh�ngig von den Lieferungen der multinationalen Gro�produzenten, sowohl an Lebensmittel wie an Saatgut und Zuchttiere. Nach dessen Zerst�rung wird die Preisspirale sich wieder an das Verm�gen angleichen, das eine Bev�lkerung zu ihrer Reproduktion ausgeben muss, sofern sie kann, sofern sie also nicht verhungern muss. Mit einem weit geringeren Aufwand f�r die Verbesserung der Wasserversorgung w�re weitaus mehr gegen Hunger und f�r die Autonomie der Armen zur Entwickllung ihrer Reproduktion und Produktion getan.
Die Monopolisierung geht auch selbst in die Produkte ein. Indem z.B. das genmanipulierte Saatgut Pflanzen erzeugt, die zu eigener Fortpflanzung nicht f�hig ist, wird der Einkauf von Saatgut zunehmen und vom Marktverhalten der Konzerne bestimmt. Die Pflanzen und Tiere werden zunehmend an die Erntetechnik angepasst, so dass sich auch nur industriell arbeitende Farmer auf dem allgemeinen Markt preislich durchsetzen werden - es sei denn, die K�ufer verlassen ihn. Aber die zunehmende Verarmung der Bev�lkerung wird sie auch zunehmend zu billigen Lebensmittel dr�ngen. Kapital (siehe Wertwachstum) entsteht so vor allem durch Denaturierung und Dekultivierung des Lebens �berhaupt. Und solange es besteht und zum Wachstum gezwungen ist (siehe Krise), wird dies auch geschehen, besonders im Zusammenhang mit einem analogen Trend im Konsumtionsverhalten in der Kultur selbst (siehe Tittytainment).
Sehr gravierend sind auch die mittelbaren Folgen f�r die Natur und Kultur. Genmanipulierte Pflanzen und Tiere verseuchen (kontaminieren) die nat�rlichen und sind potenziell in der Lage, sie vollst�ndig zu unterwandern oder gar auszurotten, weil ihre Gene wesentlich aggressiver und durchsetzungsf�higer sind. So w�re z.B. in der Lachsz�chtung bereits nach 40 Generationen der nat�rliche Lachs ausgerottet, wenn der gengez�chtete, viermal so gro�e Lachs sich in der Natur untermischt (und davon sind bereits Tonnen freigesetzt worden durch Wirbelst�rme, die eine Genfarm in Nordamerka aufgewirbelt hatte).
Die Wirkung auf den Menschen nach Konsum von Genfood ist v�llig unerforscht. Als gesichert gilt jedoch, dass die manipulierten Gene nicht unbedingt alle verdaut werden, sondern ein bestimmter Anteil sich in die menschlichen Zellen einwachsen und daher auch Folgen f�r die Organik und Fortpflanzung des Menschen nach sich ziehen kann.
Philosophisch gesehen ist Gentechnik in der Vermarktung des Anbaus und der Zucht die absolute Verkehrung (Perversion) menschlichen Denkens und menschlicher Natur, das Ende jeglichen Geistes durch den Ungeist einer pervertierten Technik. Der Mensch unterwirft sich, seine Ern�hrung und Entwicklung vollst�ndig, sowohl sinnlich wie stofflich, dem Trieb des Kapitals und �berl�sst die Entscheidung �ber Leben und Tod ganzer Bev�lkerungsgruppen und die [[Zerst�rung]] der lebendigen Entwicklung der Artenvielfalt der Natur, also den Untergang des Lebens selbst, der Einfalt eines Wirtschaftssystems, das seine eigenen Grundlagen irreparabel zerst�rt (siehe Biopolitik).