Grundbesitz
"Endlich tritt neben das Kapital als selbständige Quelle von Mehrwert das Grundeigentum. als Schranke des Durchschnittsprofits und als einen Teil des Mehrwerts an eine Klasse übertragend, die weder selbst arbeitet, noch Arbeiter direkt exploitiert, noch sich wie das zinstragende Kapital in moralisch erbaulichen Trostgründen, z.B. dem Risiko und dem Opfer im Wegleihen des Kapitals, ergehn kann. Indem hier ein Teil des Mehrwerts direkt nicht an Gesellschaftsverhältnisse, sondern an ein Naturelement, die Erde, gebunden scheint, ist die Form der Entfremdung und Verknöcherung der verschiednen Teile des Mehrwerts gegeneinander vollendet, der innere Zusammenhang endgültig zerrissen und seine Quelle vollständig verschüttet, eben durch die Verselbständigung der an die verschiednen stofflichen Elemente des Produktionsprozesses gebundnen, Produktionsverhältnisse gegeneinander."(K. Marx, Kapital bd. 3, MEW 25, 837f)
Grundbesitz ist die politische Form des Grundeigentums und somit die Basis eines Existenzwerts, der die höchste und absolute Wertform darstellt..Weil der Geldwert letztlich nicht wirklich und dauerhaft sich realwirtschaftlich realisieren lässt (siehe Wertrealisation) und seine Allmacht über das fiktive Kapital des Kreditwesens zu halten sucht, kann sich dessen eigentümliche politische Macht des Grundeigentums nur durch Eigentumstitel des Grundbesitzes formulieren und als Rückhalt deren Eigentumstitel bestimmen.
"Es ist ganz einfach das Privateigentum bestimmter Personen an Grund und Boden, Minen, Wasser usw., das sie befähigt, den in den Waren dieser besondren Produktionssphäre, dieser besondren Kapitalanlagen enthaltnen Überschuß des Mehrwerts über den Profit (Durchschnittsprofit, durch die allgemeine Rate des Profits bestimmte Profitrate) aufzufangen, abzufangen, einzufangen und zu verhindern, einzugehn in den allgemeinen Prozeß, wodurch die allgemeine Profitrate gebildet wird." (MEW 26.2, S. 31)
Grundeigentum ist ein rein politisch bestimmtes Vermögen, das der industrielle Kapitalist als Versicherung seines Geldes oder seiner Wertpapiere erwirbt. Es ist ein von der Warenproduktion unabhängiges Vermögen an Grund und Bodenschätzen, das einer Gesellschaft oder einem Menschen, einer Gruppe oder einer Institution aus der Geschichte von Eigentumsrechten (z.B. Erbrecht) heraus oder durch den Einkauf von Eigentumstitel an Grund und Land zugesprochen ist.
"Was der industrielle Kapitalist an den Grundrentner ... abgeben muss, vermindert absolut seinen Reichtum."(K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 254)
Grundbesitz ist unmittelbar das Grundeigentum als bloß rechtlich positioniertes Privateigentum, ist also ein Eigentumstitel, der das Vermögen an Grund und Bodenschätzen, Raum und Stoff darstellt, das zum Grundbesitz wird, indem es als bloßes Recht eingekauft und als Mittel der Gewinnung einer Grundrente vermittelst der politischen Gewalt des Grundeigentums veräußert wird. Seine Ausbeutung, soweit sie über den Mehrwert aus der Durchschnitssprofitrate hinausgeht, führt zu einem Feudalkapitalismus, zur stofflichen Selbstaufhebung der kapitalistischen Besitz- und Produktionsverhältnisse, zur Entfremdung vom menschlichen Gattungswesen. Diese Entfremdung führt in letzter Stringenz zur Verwahrlosung aller sozialen und natürlichen Beziehungen in der kapitalistischen Gesellschaft (siehe auch Getrifizierung).
"Vom Standpunkt einer höheren ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so überholt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem anderen Menschen.
Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als gute Eltern den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 784.)