Interpretativer Verstand
Interpretativer Verstand ist ein Verstehen über mögliche Bedeutungen, die etwas hat, also eine interpretatitive Ausdeutung objektiver Gegebenheiten. Er wirkt unmittelbar dadurch menschlich, dass er emphatisch an die Phänomene des Lebens herangeht und sich über das Verstehen ihrer Bedeutungen in das Leben einlässt. Er bildet aus solcher Emphatie heraus Allgemeinbegriffe, die zwar substanziell willkürlich sind, aber den Eindruck, den ein Gegenstand auf die Wahrnehmung hat, gut repäsentieren, indem sie ihn umfangslogisch einsammeln. Solcher Verstand wird besonders in der Phänomenologie betrieben (siehe auch "eidetische Reduktion").
Er repräsentiert im Wesentlichen ein psychologisches Verhältnis zum Gegenstand der Erkenntnis. Er fühlt ein, bewahrt aber zugleich die Trennung von ihm, bleibt praktisches Begreifen für sich, das sich in dieser Trennung selbst konkret versteht und daher praktisch ein wesentlich theoretisches Verhältnis durchzusetzen sucht (siehe auch praktisches Bewusstsein, theoretisches Bewusstsein). Marx hat dieses Verhältnis zur gegenständlichen Welt als das inhärente Verhältnis der bürgerlichen Theorie schlechthin zur Grundlage seiner Philosophiekritik gemacht in der Feuerbachthese: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt aber darauf an, sie zu verändern."