Lebensbergung
In den selbstsüchtigen Lebensverhältnissen der burgherrlichen Kultur (siehe hierzu politische Kultur) beruht jedes Verhältnis auf Vorleistungen für eine abstrakte Gesellschaft (siehe hierzu Kapitalismus), worin den Menschen ihre sinnlichen Beziehungen substanziell verborgen sind (siehe abstrakt menschlicher Sinn), so dass sie für einander in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen selbst zum Material ihres Lebens gereichen müssen. Weil sie hierbei nurmehr erleben können was sie füreinander sind und gelten, können sie auch nur fühlen, was sie voneinander wahrgenommen haben, sich also nur darin wahrhaben, worin sie einander sich vergewissert und zur Pflichtigkeit ihrer zwischenmenschlíchen Beziehungen gemacht haben (siehe Lebenspflicht).
In solchen Verhältnissen können sie ihre Empfindungen nur noch in ihren Gefühlen nachvollziehen. Und so muss sich ihre Selbstachtung aus dem Geltungsstreben ihrer Erinnerungen bilden und äußern (siehe Erinnerungsbild) und in ihrer bloßen Selbstverwertung ereignen und vermitteln. Darin gelten sie sich als Menschen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, die sich in ihrem Geltungsstreben verwirklichen, indem sie sich darin als gesellschaftliche Wesen für wahr nehmen und wahrhaben, sich aber zugleich als wechselseitiges Lebensmittel durch ihre Einverleibungen in ihrer persönlichen Freiheit gefährden. Das Leben in solcher Gesellschaft ist daher lebensgefährlich und verlangt nach einer Gesellschaft, deren Naturmacht sich nicht gegen einzelnen Menschen richten kann, sondern ihre allgemeine Emanzipation auch gesellschaftlich vollzieht (siehe Reichtumsbildung):
"Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60)
In den zwischenmenschlichen Verhältnissen der Selbstverwertung wird ihre wechselseitige Selbstoptimierung zu einem gesellschaftlichen Verhältnis von Selbstgerechtigkeiten, deren Anmaßungen ihre Beziehungen entwirklichen und durch die Naturmacht ihrer Selbstgefühle bedrängen - und meist überwältigen. Durch das Geltungsstreben der Selbstverwertung werden die wechselseitigen Selbstoptimierungen zu einer allgemeinen Bedrohung der zwischenmenschlichen Beziehungen und zur allemeinen Lebensgefahr ihrer Liebe. Als Reaktion auf diese Lebensgefahren muss Leben geborgen (siehe Bergung) und verborgen werden, sofern es hierfür Lebensraum und Lebensmittel gibt. In der Geborgenheit ist Leben sicherer, aber auch durch ihren Raum in seiner Freiheit (bzw. Unfreiheit) bestimmt (siehe Lebensburg): Er wird lebensnotwendig, weil darin das Leben in einer beständigen Not ist, die in diesem Raum geborgen ist. Hierdurch wiird er zu einer allgegenwärtigen Formbestimmung. Und das Leben wird darin zur Form für sich, nur durch den Bezug auf sich selbst bestimmt, also negativ zu allen anderen Lebenswelten. Es ist dazu bestimmt, in der Selbstbezogenheit dieses Lebensraumes zu sein, was es nicht sein kann: Ausgeschlossenes Leben im Einschluss seiner Liebe, dasbürgerliche Leben in der Lebensburg steht in seiner Wahrheit gegen alles andere Leben und muss sich auch hiergegen behaupten (siehe Selbstbehauptung). Die Liebe wird darin ausschließlich und schließt sich in seiner ausgeschlossenen Selbstwahrnehmung ein, die sie darin wahrhat, dass ihre Liebe sich nur negativ reflektieren kann. Im Allgemeinen wird sie zwangsläufig unglücklich:
"Wenn Du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, das heißt, wenn Dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn Du durch Deine Lebensäußerung als liebender Mensch Dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist Deine Liebe ohnmächtig und ein Unglück!" (Karl Marx in MEW 40, S. 567)
Unter den Bedingungn der Lebensverhältnisse in den Lebensburgen zwischenmenschlicher Bezogenheiten, in denen die Selbstvergegenwärtigung der Menschen durch die Zwischenmenschlichkeit der Lebensbergung der Geschlechter in den Haushalten des Überlebens zur absoluten Lebensbedingung geworden ist, war ihnen ihre Beziehung zu einer Lebenspflichtigkeit zeronnen, durch die sie sich notwendig ihr wirkliches Leben schuldig bleiben. Es ist selbst zu einer Instsitution der Lebenspflicht geworden, in der die Lebensfürsorge den höchsten Rang bekommen hat, in der also die einzelnen Personen das im privaten Lebensraum erbringen müssen, was ihren gesellschaftlichen Beziehungen an menschlichen Leben abgeht. Und hier können sie sich daher persönlich auch nur als Lebensträger aufeinander beziehen, sodass ihre objektiv bestimmte Rolle auch nur durch ihre Subjektivität vermittelbar ist. Sie begegnen sich als liebende Menschen in der objektiven Pflicht, ihr gegenwärtiges und künftiges Leben durch ihre Selbstvergegenwärtigung zuzusichern und als Menschen sich selbst zur Lebensform dieser Bestimmtheit zu machen.