Leidenschaft
"Der Mensch als ein gegenständliches sinnliches Wesen ist daher ein leidendes und, weil sein Leiden empfindendes Wesen, ein leidenschaftliches Wesen. Die Leidenschaft, die Passion ist die nach seinem Gegenstand energisch strebende Wesenskraft des Menschen.
‹Aber der Mensch ist nicht nur Naturwesen, sondern er ist menschliches Naturwesen; d.h. für sich selbst seiendes Wesen, darum Gattungswesen, als welches er sich sowohl in seinem Sein als in seinem Wissen bestätigen und betätigen muß. Weder sind also die menschlichen Gegenstände die Naturgegenstände, wie sie sich unmittelbar bieten, noch ist der menschliche Sinn, wie er unmittelbar ist, gegenständlich ist, menschliche Sinnlichkeit, menschliche Gegenständlichkeit. Weder die Natur – objektiv – noch die Natur subjektiv ist unmittelbar dem menschlichen Wesen adäquat vorhanden.› Und wie alles Natürliche entstehn muß, so hat auch der Mensch seinen Entstehungsakt, die Geschichte, die aber für ihn eine gewußte und darum als Entstehungsakt mit Bewußtsein sich aufhebender Entstehungsakt ist. Die Geschichte ist die wahre Naturgeschichte des Menschen." (Marx-Engels-Werke Band 40, S. 576)
Leidenschaft ist die Einheit von Leiden und [[T�tigkeit]], die unmittelbare Kraft einer Tätigkeit, die aus Leiden gewonnen ist. Leiden ist sinnliches Sein, in welchem die Leidenschaft zu sich kommt, die Selbstwerdung des Seins im Menschen, wie es aus seiner Tätigkeit geworden ist. Im Leiden selbst ist Objektives nur subjektiv, Veräußertes im Bewahrheitungsprozess des Subjekts. Aber die Leidenschaft ergreift das Objektive, indem sie darin ihre Subjektivität objektiviert.
Darin besteht der Sinn, den sie f�r ihren Gegenstand hat. In ihm trifft sie auf die [[T�tigkeit]], welche mit dem Leiden Leben ist, Selbsterzeugung und Selbstgenuss des Menschseins. Somit ist Leiden auch wie Arbeiten ein geschichtlicher Prozess, der gebrochen und unterbrochen werden kann, der sich selbst zur Form bringt, wenn er keine Gegenst�ndlichkeit erreicht, damit auch formbestimmend wird, wenn eine darin gesetzte Abstraktion sich fortbestimmt (siehe abstrakt menschlicher Sinn).
"Der Mensch eignet sich sein allseitiges Wesen auf eine allseitige Art an, also als ein totaler Mensch. Jedes seiner menschlichen Verhältnisse zur Welt, Sehn, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken, Anschauen, Empfinden, Wollen, Tätigsein, Lieben, kurz, alle Organe seiner Individualität, wie die Organe, welche unmittelbar in ihrer Form als gemeinschaftliche Organe sind, sind in ihrem gegenständlichen Verhalten oder in ihrem Verhalten zum Gegenstand die Aneignung desselben. Die Aneignung der menschlichen Wirklichkeit, ihr Verhalten zum Gegenstand ist die Betätigung der menschlichen Wirklichkeit; menschliche Wirksamkeit und menschliches Leiden, denn das Leiden, menschlich gefaßt, ist ein Selbstgenuß des Menschen." (Marx-Engels-Werke Band 40, S. 539f)