Naturalisierung

Aus kulturkritik

Wo sachliche oder auch theoretische Eigenschaften absolut gemacht werden sollen, dient eine Naturalisierung als Ultima Ratio der Verschleierung. Der Begriff Naturalisierung meint eine Verfremdung von Kultureigenschaften zu Natureigenschaften, ihre Reduktion auf eine natürliche Substanz, durch die sie sich dinglich vermitteln lässt (siehe hierzu auch Verdinglichung). Hierdurch erscheinen sie unmittelbar sinnvoll, wiewohl sie nur in ihrer Abstraktion in einer natürlich scheinendenKörperform wahrgenommen sind. Ihre kulturellen Eigenschaften werden damit auf eine bloße Körperform von Natur beschränkt, die der Absicht einer Ideologie entspricht. In der Kultur zwischenmenschlicher Beziehungen wird die Körperform selbst zur Substanz eriner entfremdeten Selbstwahrnehmung (siehe hierzu auch Körperfetischismus).

In einer Gesellschaft, worin Kultur sich als formalisierter, also formbestimmter Sinn, als abstrakt menschlicher Sinn entwickelt, nehmen sich auch die Menschen immer weniger qualitativ wahr, sondern eher abstrakt, das heißt einseitiger, reduzierter und verhalten sich daher auch nur noch quantifiziert zu ihrer Natur. Es mag als Naturempfindung erscheinen, wenn sie nach Körperreizen suchen, doch es ist alles andere als Natur: Die reine Abwesenheit von Körperlichkeit verschafft in einer Gesellschaft ohne sinnlicher Bezogenheit der Menschen die Begierde nach bloßer Anwesenheit von körperlicher Beziehung. Weil in dieser Verkehrung die Naturempfindung wie eine Naturbestimmung erscheint, wird die Gesellschaft zur Trägerin und Versorgerin naturalisierter Abstraktionen (siehe hierzu Tittytainment).

Dem reaktionären Bewusstsein wird die Gleichsetzung von Naturempfindung und Naturbestimmung zur Selbstverständlichkeit, weil es auf der Gewöhnung an die Gegegenheiten beruht. Es bezieht hieraus die Grundlagen seines Rassismus.