Objektform

Aus kulturkritik

Eine Form ist schon immer die Gestalt, das gegenständliche Sein eines Inhalts. Weil Leben nicht aus seiner Einzelheit heraus entstehen und bestehen kann, ist eine Lebensform die geschichtliche Form eines menschlichen Lebens, wie es im Allgemeinen da ist, einer Lebensäußerung, die ihr Dasein nur gegenständlich bewahrheiten kann und also objektiv so ist, wie ihre Gegenwärtigkeit ihre Anwesenheit auch in ihrer Abwesenheit nicht jenseites ihrer Gesellschaft bestimmt sein kann. Eine Lebensform ist daher ein gesellschaftliches Verhältnis der Menschen. Dieses setzt immer schon seine Natur und also auch seine Bewirtschaftung (siehe Wirtschaft) voraus, das Verhältnis von Bedürfnis und Arbeit, von Konsumtion zur Produktion des Lebensreichtums der Menschen (siehe hierzu auch Reichtum), das seine natürliche Identität in der gesellschaftlichen Arbeitund ihrer Geschichte (siehe auch Leben) erweist. Das ist das letztlich wahre Verhältnis von Subjektivität und Objektivität einer Gesellschaft, also die Art und Weise, die Lebensform, in der das Produkt auf die Tätigkeit der Menschen zurückkommt.

Das Objekt ist als Gegenstand eines Subjekts dem Inhalt nach durch dieses bestimmt. Aber als Objekt ist es dennoch notwendig von diesem unterschieden, hat ein eigenes Sein dadurch, dass es als Form der Subjektivität eigenständig, also Gegenstand ist, dass es als Form stofflich von ihm unterschieden existiert, aber zugleich seine Natur verkörpert. Objekt ist es in seiner Existenz wesentlich als Objektform des Subjekts, von diesem zwar bestimmt, aber zugleich von eigenständiger Existenz. Es ist existenziell anders, wenn auch nur als Form des Subjekts für dieses, weil durch es bestimmt und seine Objektivität ist, auch wenn diese zwiespältig, so widersprüchlich wie das Subjektin seinen zweifelhaften Äußerungen werden könnte und sich als Form gegen sich entäußern, sich selbst fremd werden müsste (siehe Entfremdung).

Es gibt keine objektive Natur an sich, keine reine Substanz des Lebens. Das Objekt hat seinen substanziellen Grund in der Geschichte aus dem, was es von und für das Subjekt ist und ist als dieses eine geschichtlich entwickelte Objektform. Dies ist die erkenntnistheoretische Grundlage des historischen Materialismus. Und das macht auch praktisch das Verhältnis von Subjekt und Objekt aus.

In der Objektform erscheint Objektivität unmittelbar determinierend, ist in Wahrheit aber auch nur vergangene Subjektivität, die sich verloren hat. Subjektiv ist das Erzeugende, objektiv das Reproduzierende, gerade weil es hierfür da ist. Während dieses determiniert ist, erzeugt jenes die Determinanten. Nichts von dem kann für sich sein, weil Subjekt und Objekt sich in der Geschichte ihrer Gegenständlichkeit verwirklichen und Nichts nicht sein kann. Freiheit und Notwendigkeit sind in ihr und durch sie vereint und stehen sich zugleich notwendig entgegen, weil Freiheit ebenso nötig ist, wie sich die Not auch nur in Freiheit wenden kann. Es geht in der Objektivität also um ein Dasein von gegenständlicher Wirklichkeit wie sie not tut, weil das Leben immer gegenständliche Wirkung hat, sich darin entwickelt (siehe Entwicklung), seiner Subjektivität eine Form gibt, durch die es inhaltlich vergegenständlicht und nur hierdurch wirklich da ist.

Was die Menschen im Laufe ihrer Geschichte vergegenständlicht haben war schon immer stofflich von derselben Natur wie sie selbst; objektiv anders wurden die Dinge aber dadurch, dass sie für die Menschen gemacht waren, durch sie bestimmt sind. Was aus subjektiver Bestimmung verobjektiviert wurde, hat einen Sinn, der nur durch die Menschen gebildet ist, der unmittelbar aber nur durch seine gegenständliche Stofflichkeit menschlicher Gegenstand ist. Objektform ist einerseits gegenständlich gewordene Subjektivität, zugleich aber objektives Mittel der Menschen, etwas, wodurch sie sich vermittelt, worin sie ihr wirkliches Sein haben. Das Objektive hat das Subjekt zwar verlassen, aber nicht notwendig ein verlassenes Subjekt hinterlassen. Es bleibt allerdings eine entfremdete Objektivität, wenn es in seiner Objektform nicht als menschliche Wirklichkeit wahr sein kann, durch ihm fremde Kräfte bestimmt wird, eine eigene Formbestimmung hat. Nur in der ihnen entsprechenden Objektform existieren die Menschen wirklich und beziehen sich auch gesellschaftlich wirklich aufeinander, weil darin ihre Äußerung ihr gegenständliches Eigentum, wirkliches Podukt ihrer Tätigkeit ist. Unwirklich, also ohne diese Vermittlung, sind sie ihrem Sein entfremdet, als Mensch von der Reichhaltigkeit ihres Lebens ausgeschlossen, zur Armutgetrieben, von ihrer Wirklichkeit abgeschieden und in ihrer Unwirklichkeit isoliert. Sie erleiden in dieser Ausgeschlossenheit die Bestimmung einer ihnen fremden Objektform, die Formbestimmung einer ihnen fremdenObjektivität.