Schumpeter

Aus kulturkritik

"Die Theorie einer nietzscheanischen politischen Ökonomie ist in allen ihren aggressiven Potenzen in Schumpeters Begriff des innovativen Unternehmers als Herr eines Prozesses "schöpferischer Zerstörung" verkörpert. Schumpeter - inzwischen wieder zum führenden Impulsgeber der heutigen "neuen Wachstumstheorie" avanviert, in den USA wie in Deutschland- wird oft verharmlosend mit der kreativen Rolle der Unternehmerfunktion vorgestellt, in der Regel schlagwortartig. Wohlweislich. Denn sein grundlegendes Werk, die 1911 erschienene "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" setzt die Akzente der Akkumulationstheorie unmißverständlich auf Zwang und Gewalt. Sie stellt die soziale Aggressivität der Unternehmerfunktion derart radikal ins Zentrum kapitalistischer Akkumulationsdynamik, daß man geradezu von einer politischen Ökonomie unternehmerischer Gewalt und zerstörerischer Aggressivität sprechen kann. Als "Führer" und "Feldherr" im "Kraftüberschuß" seines "Siegerwillens" und im Ausbau seiner "Herrenstellung" setzt der Unternehmer Innovationen gegen den sozialen Widerstand und Gegendruck durch. "Ohne Schonung, bis zur ultima ratio der völligen Vernichtung der mit hoffnungslos Unangepaßtem verbundenen Existenz". So ist es konsequent, daß er am Schluß seines Buchs die "bewußte Politik der Rassenhygiene" zur paradigmatischen Leitvorstellung organisierter Innovationspolitik erklärt. Demonstrativ bekannte Schumpeter, wo er sich selbst politisch verortete. Obwohl er der katholischen Bourgeoisie Österreichs entstammte, annoncierte er das Buch persönlich in der deutschen "Zukunft". Sie war inzwischen zum führenden Organ der aggressiven Avantgarde deutscher innovativer Eliten und der damaligen "neuen Mitte" avanciert." (zit. nach Detlef Hartmann 1999 "[[Die Philosophie r�stet auf]]")