Schwundgeld

Aus kulturkritik

Schwundgeld ist eine Geldform, die vom Geldbesitzer in bestimmten Zeitintervallen durch Abgaben (z.B. Wertmarken) in Wert gehalten werden muss, um den Wertschwund (was Silvio Gesell als "Rosten des Geldes" bezeichnet), der mit dem Verweilen von Geld auf dem Markt gegeben ist, auch geldwirtschaftlich zu kompensieren. Was sonst die Mehrwertproduktion erreichen soll, wird hier dem Geldbesitzer aufgetragen, der aus seinen Erlösen direkt in den zirkulierenden Geldwert investieren muss, indem er dorthin Wert wie sonst für Zinsen bei einer Bank abgibt. Silvio Gesell hat dies daher auch Negativzins genannt.

Aber auch hierfür muss mehr gearbeitet werden, als für die Menschen im Produkt zurückkommt, weil die Wertgröße des Geldes immer noch marktförmig bemessen ist und daher auch die Reproduktion der Marktverhältnisse, das fixe Kapital, finanziert werden muss. Auf die Arbeit bezogen ist das im Grunde dasselbe, was gewöhnlich im Lohnabzug durch Eigentumstitel (Lizenzen, Mieten, Gebühren, Steuern usw.) betrieben wird, eben nur in einer "handgreiflichen" und damit umständlichen Form. Schwundgeld unterscheidet sich daher deutlich von einem wirklichen Rechengeld. Aber wie bei diesem ist hierin ein "Problem" des Warentauschs und der Mehrwertproduktion reflektiert.

Geld nimmt eben allgemein den Wert an, den vorhandene Produkte auf dem Markt als allgemeine Preissumme repräsentieren. Wenn sich die vergleichbaren Produkte oder die Umlaufgeschwindigkeit als Kapital beschleunigt, so kann dieselbe Geldmenge auch Mehrwert transportieren, ohne dass sich deren Wert auch materiell darstellen lässt. Die durchschnittliche Preissumme stellt das Preisniveau dar, das bei einer bestimmten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Wert transportiert. Im Einzelnen genommen verliert esaber seinen Wert mit der Zeit, in welcher die Produkte vom Markt verschwinden, die den Geldwert ursprünglich gedeckt haben. Neue Produkte treten zwar an ihre Stelle, aber auch neue Produktionen, die neuen Wert bilden. Im Einzelnen müsste Geld also seinen Wert verlieren, wenn es allgemein stabil bleiben soll, wenn es nicht einer absurden Wertsteigerung nutzbar ist und Preise erzwingt, die nicht mehr reell sein können (z.B. im gegenwärtigen Zinssystem auf der Maßgabe des fiktiven Kapitals durch Aktien Fonds basiert). Mit dem Schwundgeld soll der Geldumlauf gesichert und damit die Geldwerte stabilisiert werden. Es wird daher in der Freilandtheorie "Negativzins" genannt und soll tatsächlich mit einer Zeitprämie belastet werden, wenn es zulange festgehalten werden. War Zins bisher ein Preis für den Mehrwert, der vom Kreditgeber vermittelt und angeeignet wird, so wird er hierdurch nochmal durch Geldeintrag erhöht. Das macht das Wertverhältnis absurd.

Geld hat eigentlich nur den Wert der Waren, gegen die es austauchbar ist und die hierbei in ihm auch ihr allgemeines Äquivalent begründen. Auch wenn Geld als allgemeines Medium des Marktes notwendig für den Austausch von Waren ist, die nicht unmitelbar sich in der Warenzirkulation befinden, so ist es an und für sich doch nur eine allgemeine Ware, die den Zweck ihrer Austauschbarkeit verfolgen, bewahren und bewähren sollte, mit welcher also ein wertmäßiger Ausgleich für bestimmte Quanta von Aufwändungen ermöglicht wird, die zwischen Bedürfnissen und Arbeitsleistungen vermitteln oder als Mehrprodukte nicht absetzbar sind. Weil es also immer auch allgemeiner Wertausdruck ist, also den Wert der Waren allgemein als Preissumme darstellt, die als Maßstab der Preise festgehalten wird und dem Markt der Gebrauchsgüter als Geldbesitz gegenübertritt, vermittelt es gesellschaftliche Macht dadurch, dass es Reichtum einer angeeigneten Arbeit als bloßes Wertmaß darstellt und als Macht des Mehrwerts Wertverhältniss bestimmt, z.B. durch Kredite oder Hausbesitz.

Von daher vermittelt es das Quantum einer Entwicklung ohne durch irgendeine Qualifizierung hierzu bestimmt zu sein und gibt damit vor allem deren Konzentration, ihre vorwiegende Richtung und ihre Maßgabe für die Lebens-, Reproduktions- und Produktionsbedingungen der Menschen vor. Alle Preise bemessen sich am verfügbaren Geldquantum und auch das Kreditwesen ist vom Privateigentum der Geldbesitzer abhängig, die darüber hinaus ihr Geld auch noch durch das Wertwachstum selbst, wie es im Finanzwesen der Banken vermittelt wird, durch Devisengeschäfte und Geldspekulationen vermehren. Wird diese Kreditierung zugleich mit einem Negativzins erhöht, so muss letztlich der Gläubiger auch diese begleichen, also seine Schuld vergrößern, weil ihm der Gläubiger dieses natürlich in Rechnung stellt.

Nicht nur in den Betrieben und auf den Börsen ist ersichtlich, dass Geld nicht nur alles Wachstum beherrscht, sondern auch in den Stadtentwicklungen, den Kommunen und dem sozialen Selbsterhalt aller lokalen Einrichtungen bis auf die Ebene der Kulturanstalten. Nur wo Geld und Kredit von einem durchsichtigen Gemeinwesen bestimmt und aus der Lebensproduktion heraus verfügt wird und sein Wert von der Existenzeit der Produktion und ihrer Produkte bestimmt ist, die es darstellt, kann der Kapitalbildung, also der Geldverwertung durch Geldbesitz, entgegengewirkt werden. Hierdurch kann es schließlich zu sozialen Entwicklungen kommen, die im Sinne der Menschen nötig sind und es können dann die Menschen vor Bedingungen stehen, in denen sie nicht das Wachstumsstreben des Privateigentums, sondern ihre eigenen einzelnen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Bedürfnisse vollziehen. Wenn eine Produktion aus einer Demokratie einer Bewirtschaftung der Bedürfnisse sich begründet, wird auch durchsichtig sein, wodurch deren Befriedigung und Entwicklung zu menschlichem Reichtum führt. Dieser wird nicht mehr den Geldbesitzern, sondern der ganzen Bevölkerung förderlich sein.

Mit der Einrichtung eines kommunalen Wirtschaftsverhältnisses, das völlig unabhängig von Kapitalinteressen ist, wird auf Dauer sich eine private Machtkonzentration durch Geld ausschließen lassen. Der nächste Schritt in einer Widerstandskultur wäre demzufolge die Herstellung einer Kommunalwirtschaft mit eigenen Geltungsverhältnissen z.B. durch Vertragswirtschaft und einem Geld, das nur als temporäres Zahlungsmittel fungieren kann (z.B. Rechengeld). Und das wäre ein Geld mit Einführungs- und Verfallsdatum, dessen Existenzdauer an die der damit dargestellten Arbeitsprodukte und Produktionsmittel durschnittlich gebunden ist. Das wäre z.B. als Computergeld das auch mit Laufzeitbindung leicht zu handhaben ist, damit zu einem echten Schwundgeld wird, das mit seiner Verweildauer auf dem Markt seinen Wert prozentual verliert, wie der Markt auch die Waren durch Abverkauf verliert, die dem entsprechen. Die Dauer der Waren auf dem Markt bestimmt damit auch den Wertschwund, den ihr Äquivalent nach Produktion darstellt.