Uk2000
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Der nachfolgende Text ist eine Beschreibung der Argumentation in dem gleichnamigen Buch. (==> Verlagsinformationen hierzu <==)
20. Einleitung in eine Theorie der Selbstvergegenwärtigung (Der ausschließliche Sinn der Lebensbergung)
Im ersten Buch war es um die Wahrnehmung als Verhältnis der Selbstwahrnehmung gegangen, darum, wie sich letztre aus erstrer begründet dadurch wird, dass sie ihre Isolation aufhebt und hierfür nützlich wurde. Sie entwickelte sich zu einem eigenen Verhältnis der Selbstgefühle in den Menschen selbst, was ihre Absichten und Triebe konstituiert und die Verwirklichung ihres Selbstwerts als Selbstverwirklichung erlebt hatte. In der privaten Persönlichkeit war die Selbstwahrnehmung im Verhältnis zum Erleben als persönliche Eigenschaft selbständig, hiervon unabhängig, und trat als Kraft einer Selbstbezogenheit auf, durch welche die private Beziehung der Menschen auf sich selbst omnipotent geworden schien, sich durch sich selbst verwirklichte. Die Selbstverwirklichung hat damit eine Persönlichkeit geschaffen, die nun sich auch allseitig verwirklichen muss, um für sich selbst zu sein. Sie muss sich nun im Verhältnis zum persönlichen Sein im Allgemeinen vergegenwärtigen, um sich als diese Persönlichkeit zu bewahren und zu erhalten und sich auch als diese fortzubestimmen. Es sind daher nicht mehr die Eigenschaften der Persönlichkeiten bestimmend. In ihrem Zusammenkommen erscheinen sie sich jetzt selbst als das was sie sein müssen im bloßen Dasein in der Selbstbezogenheit für einander. Ihre Selbstwahrnehmung ist nicht mehr für sich betimmt, sondern außer sich. Es verwirklicht sich daher an ihnen die Verhältnisform ihrer persönlichen Natur so, wie sie sich darin vergegenwärtigen. Die allgemeine Selbstverwirklichung hat neue Verhältnisse geschaffen: Die Lebensverhältnisse der Selbstvergegenwärtigung.
Es waren bisher die Verhältnisse des Erlebens zu einer Egozentrik geworden, worin die Beziehungen der Menschen zu sich selbst als Existenzweisen ihres Wahrnehmungsprozesses mächtig wurden, indem sie hieraus ihren abstrakten Sinn, ihre Leiblichkeit als seelische Beziehung entwickelten. Diese entwickelte sich als Formation der Selbstwahrnehmung und hatte von daher zwar keine gewisse Gegenständlichkeit, zugleich aber ihre Substanz aus einer ungewissen Welt voller Gefühle, in denen gegenständliches Leben wahrgehabt wurde, das in ihrem Erleben sich mitgeteilt und vermittelt hatte. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen waren auch ihre Verhältnisse, die Lebensart ihrer Bedürfnisse und Tätigkeit, die in ihrer Entwirklichung dadurch fortbestand, dass sie als Persönlichkeit bürgerlicher Egozentrik wahrgemacht wurde. Ihre Eigenliebe war immer auch noch Menschenliebe, ihre Menschenverachtung auch Selbstverachtung usw..
Jetzt aber tritt die so gewordene Persönlichkeit in ein Verhältnis zu ihresgleichen, vermittelt sich nun selbst als Person zu anderen Personen und bietet sich als lebendigen Stoff dieses Verhältnisses an, in welchem die Menschen sich nach ihren Selbstgefühlen nicht nur zueinander verhalten, sondern auch durch einander als Mittel ihrer Selbstverwertung, als ein ganzes Lebensverhältnis existieren, worin sie sich als Persönlichkeit ihres Verlangens wahrmachen und ihre Eigenschaften zugleich vermitteln, als Persona des Lebensbedarfs, als Maske einer Notwendigkeit, die sich frei von aller Form gibt. Ihre Persönlichkeit wird auf diese Weise selbst zu dieser Existenz bestimmend durch die Kraft ihrer persönlichen Eigenschaften. Und ihr Leben erscheint nurmehr als Existenz ihrer Beziehung auf andere Persönlichkeiten im Wettstreit ihrer Selbsterfahrungen.
Objektiv ist das Verhältnis der Sebstgefühle nun ein Verhältnis, welches seelische Regungen zur Bedingung hat, in welchem sie dadurch zum Tragen kommen, dass sie die Existenz der zwischenmenschlichen Wahrnehmung bestimmen, zu deren Heim und Heimat werden. Geborgen wird, was verborgen werden muss, um nicht dem Allgemeinen der Selbstverwirklichungen der bürgerlichen Persönlichkeiten zu erliegen. Indem das Heim zur Wohnstätte des hiervon befreiten Lebens wird, bestimmen die Gewohnheiten der darin vereinten Psyche dessen Glück und Seligkeit. Die Freiheit, die hier herrscht, ist die Freiheit der seelischen Gewohnheit, die zugleich der Kulturmacht der bürgerlichen Persönlichkeit entgegensteht, ja ihr geradezu trotzt und sie als äußeres Monster von überindividueller Gewalt erfährt.
Doch der ausschließliche Sinn der Lebensbergung ist in seiner Selbstwahrnehmung nur durch seine Gegenwart als Ereignis der Wahrnehmung überhaupt. In der Wahrnehmung der Menschen ereignet sich abder die ganze Wahrheit ihres Daseins, alles, was sie sinnlich wahrhaben und was auch wirklich sinnlich ist. Das Ausgeschlossene kann nicht als Verhältnis des Ausschließens wahr sein. Schon wo die Menschen geboren werden, sind sie Menschen, die mit allen Sinnen auf die Welt kommen und in die Welt finden müssen. Das Verhältnis der Generationen und Geschlechter ist immer weltlich, auch in der Selbstgewissheit, in der sie sich in der Selbstbeziehung und Egozentrik als private Persönlichkeiten nur heimlich geblieben waren. Die darin noch ungewisse Selbstwahrnehmung wird erst wirklich wahr durch die Verwirklichung des Verborgenen, durch die Selbstvergegenwärtigung der Menschen in der Geborgenheit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse. In den Lebensburgen ihrer privaten Persönlichkeiten finden sie ihre Selbstvergegenwärtigung dadurch, dass sie als ein ganzes Lebensverhältnis aus ihrer nun auch gewollten Isolation heraus erwachsen werden und ihre verheimlichte Sinnlichkeit zugleich als allgemeines Lebensverhältnis behaupten können, in ihrer Selbstvergegenwärtigung das Maß ihrer durch sich selbst versicherten Weltlichkeit finden und befrieden. Es ist die Wirklichkeit ihrer Lebensburgen, in der sie nun als wirkliche Menschen, als Mann und Frau und Kind erscheinen und erblühen können.
Aber es ist nur die Form eines menschlichen Mangels seiner Sinnlichkeit, welcher ihre Selbstwahrnehmung als Zwischenmensch sich innerhalb solcher Geborgenheit vergewissern kann. Seine Sinne mögen darin irgendeinen Frieden finden; sie finden darin aber nicht die Wahrheit menschlicher Sinnlichkeit überhaupt. Ihre Selbstwahrnehmung behauptet sich darin als symbiotischer Mensch, der seine Sinn zusammenhalten muss, deren Wirklichkeit er sich innerhalb der Mauern seines Lebensraums entrückt, in Wahrheit letztlich verrückt wird, weil die Selbstvergegenwärtigung seiner Sinne in der Geborgenheit ihrer Selbstbehauptungen auch das entsichern, was sie zu verbergen hatten.
Die Menschen sind in solchen Verhältnissen nur heimisch, weil sie darin heimlich leben, geschützt gegen die öffentliche Wahrnehmung der allgemeinen Selbstverwirklichung, die nun unheimlich geworden ist. Es gilt aber von daher auch, die durch die Freiheit der vergemeinschafteten Psyche gewonnenen Gewohheiten vor solchen Unheimlichkeiten zu bewahren und diese zu beherrschen. In den Lebensraum der Psyche dringen existenziell bedrohliche Gefühle, die als seelische Wesenheiten von Persönlichkeiten des Lebens agieren und die Selbstgefühle nun durch ihre Räumlichkeit objektiv bestimmen, ohne dass diese sich bestimmt fühlen können, also ohne dass diese ein Gefühl für das haben können, wodurch ihre Selbstwahrnehmung bestimmt ist. Sie haben lediglich Bestimmungen wahr, die sie von sich ausgeschlossen haben, die aber den ganzen Inhalt ihrer Wahrnehmung ausmachen, die sich also nur noch heimlich zwischen den Personen als Potenziale ihres Lebens, ihrer Lebenslust und ihrem Lebensverlust entfalten.
Diese interpersonelle Wirklichkeit steht nun als Gegenstand des theoretischen Fortgangs an, denn sie wird nun zu einem objektiv psychischen Verhältnis. Die Wahrnehmung hat nun überhaupt die seelischen Beziehungen als ihre Bedingung wahr, die sie zunehmend selbst zu einem psychischen Wesen ihrer Existenz bestimmt. Jede einzelne Psyche geht in diese Objektivität als menschliche Anwesenheit ein, die sich in diesen Beziehungen vergegenwärtigt und den Selbstwert ihrer Gegenwärtigkeit vergemeinschaftet. Und sie geht aus ihr hervor als ein Selbstwert, der vom allgemeinen Verhältnis der Selbstgefühle bestimmt ist. Ein solcher Selbstwert muss die Menschen gegen sich selbst entzweien und sie verrückt machen.
Selbstwahrnehmung wird zu einer gesellschaftlichen Form gebracht und hierdurch selbst formbestimmt. Als diese wird sie zur sich selbst fremden Selbstwahrnehmung und entwickelt sich zwischen Symbiose und Pflicht der geborgenen zischenmenschlichen Beziehungen zu einer wirklichen Selbstentfremdung der Menschen in ihren nun persönlich scheinenden Verrücktheiten.