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<S. 767>
¦¦63¦ 1. Wert [437]
Dieser Abschnitt nachzunehmen.
Die erste Kategorie, worin sich der bürgerliche Reichtum darstellt, ist die der W a r e. Die Ware selbst erscheint als Einheit zweier Bestimmungen. Sie ist G e b r a u c h s w e r t, d.h. Gegenstand der Befriedigung irgendeines Systems menschlicher Bedürfnisse. Es ist dies ihre stoffliche Seite, die den disparatesten Produktionsepochen gemeinsam sein kann und deren Betrachtung daher jenseits der politischen Ökonomie liegt. Der Gebrauchswert fällt in ihren Bereich, sobald er durch die modernen Produktionsverhältnisse modifiziert wird oder seinerseits modifizierend in sie eingreift. Was im allgemeinen anstandshalber darüber gesagt zu werden pflegt, beschränkt sich auf Gemeinplätze, die einen historischen Wert hatten in den ersten Anfängen der Wissenschaft, als die gesellschaftlichen Formen der bürgerlichen Produktion noch mühsam aus dem Stoff herausgeschält und mit großer Anstrengung als selbständige Gegenstände der Betrachtung fixiert wurden. In der Tat aber ist der Gebrauchswert der Ware gegebne Voraussetzung - die stoffliche Basis, worin sich ein bestimmtes ökonomisches Verhältnis darstellt. Es ist erst dies bestimmte Verhältnis, das den Gebrauchswert zur Ware stempelt. Weizen z.B. besitzt denselben Gebrauchswert, ob er von Sklaven, Leibeignen oder freien Arbeitern gebaut werde. Er würde seinen Gebrauchswert nicht verlieren, wenn er vom Himmel herunterschneite. Wie verwandelt sich nun der Gebrauchswert in Ware? Träger des T a u s c h w e r t s. Obgleich unmittelbar in der Ware vereinigt, fallen Gebrauchswert und Tauschwert ebenso unmittelbar auseinander. Nicht nur erscheint der Tauschwert nicht bestimmt durch den Gebrauchswert, sondern vielmehr die Ware wird erst Ware, realisiert sich erst als Tauschwert, sofern ihr Besitzer sich nicht zu ihr als Gebrauchswert verhält. Es ist nur durch ihre Entäußerung, ihren Austausch gegen andre Waren, daß er sich Gebrauchswerte aneignet. Aneignung durch Entäußerung ist die Grundform des gesellschaftlichen Systems der Produktion, als dessen einfachster, abstraktester
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Ausdruck der Tauschwert erscheint. Vorausgesetzt ist der Gebrauchswert der Ware, aber nicht für ihren Eigner, sondern für die Gesellschaft überhaupt. {Wie eine Manchester Familie von Fabrikarbeitern, worin die Kinder im Tauschverhältnis zu ihren Eltern stehn und ihnen Kost und Logis bezahlen, nicht die herkömmliche ökonomische Organisation der Familie darstellt, sowenig ist das System des modernen Privataustauschs überhaupt die naturwüchsige Ökonomie der Gesellschaften. Der Austausch beginnt nicht zwischen den Individuen innerhalb eines Gemeinwesens, sondern da, wo die Gemeinwesen aufhören - an ihrer Grenze, an dem Punkt des Kontakts verschiedner Gemeinwesen. Das Gemeindeeigentum ist neuerdings als eine besondre slawische Kuriosität wiederentdeckt worden. [438] In der Tat aber bietet uns Indien eine Musterkarte der mannigfaltigsten Formen solches ökonomischen Gemeinwesens, mehr oder minder aufgelöst, aber noch vollständig erkennbar; und eine gründlichere Geschichtsforschung findet es als Ausgangspunkt bei allen Kulturvölkern wieder. Das auf den Privataustausch gegründete System der Produktion ist zuerst historische Auflösung dieses naturwüchsigen Kommunismus. Jedoch liegt wieder eine ganze Reihe ökonomischer Systeme zwischen der modernen Welt, worin der Tauschwert die Produktion in ihrer ganzen Tiefe und Breite beherrscht, und den Gesellschaftsformationen, deren Grundlage zwar schon das aufgelöste Gemeineigentum bildet, ohne daß [,..][439]