Ökonomische Demokratie
"Die Etablierung einer umfassenden Demokratie ist heute nur auf der Ebene föderierter Gemeinden möglich. Die Gemeindeebene ist die, auf der sich der demos wiederbeleben könnte. Zugleich ist die Ebene der föderierten Gemeinden die, auf der die Voraussetzungen für eine föderative wirtschaftliche Demokratie erfüllt sein könnten; und schließlich ist die Ebene der föderierten Gemeinden auch die, die den Voraussetzungen für eine ökologische Demokratie gerecht werden kann." (Takis Fotopoulos: "Umfassende Demokratie: Die Antwort auf die Krise der Wachstums- und Marktwirtschaft")
Im Gegensatz zu den Vorstellungen einer Demokratischen Ökonomie geht die Ökonomische Demokratie von einer politische Substanz des Gemeinwesens aus. Wirtschaft wird nicht einer demokratische Entscheidung vorangestellt, sondern soll ihre Eigenschaft sein. Dies verlangt eine demokratische Beschlussfassung, die den ökonomischen Nutzen an den Sinn seiner Verwendung bindet. Und das wirft weitreichende Fragen zu einer gesellschaftliche Auseinandersetzung der Sinnbildung und deren Bewirtschaftung durch Arbeit und Befriedigung der darin entstandenen Bedürfnisse auf. In seinem Buch "Umfassende Demokratie: Die Antwort auf die Krise der Wachstums- und Marktwirtschaft"hat Takis Fotopoulos hierüber einen guten Überblick verschafft und eigene Antworten gegeben.
Grundlegend hierfür ist, dass eine menschliche Gesellschaft auf der wechselseitigen Unterstützung, Hilfe und Ergänzung zur Existenz ihrer Mitglieder beruht. Jede Produktion ist demnach schon dadurch gesellschaftlich, dass sie aus ihrer gesellschaftlichen Entwicklung heraus ihre Voraussetzung, die Materialien und Mittel ichrer Geschichte bildet (siehe historischer Materialismus). Aber als solche wäre sie nicht notwendig ökonomisch und die Ökonomie nicht notwendig gesellschaftlich. Eine Ökonomie ist dadurch gesellschaftlich, dass die Menschen ihre Bedürfnisse durch einander bilden und erklären, den hierfür gebotenen Arbeitsaufwand feststellen und die vorhandenen Mittel (Arbeitskraft, Technik, Rohstoffe) hierzu beitragen oder erzeugen und dass sie schließlich bei der Bewältigung des Aufwands, also in der Arbeit, durch ihr Zusammenwirken wirtschaftlich wirksam sind. Das Problem dabei ist vor allem die Vermittlung der einzelnen Menschen zwischen Konsumtion und Produktion ihrer Güter. Nur wo Bedürfnisse auf Produkte wirklich bezogen sind, also weder Bedürfnis noch Arbeit durch fremde Anforderungen bedrängt werden, kann es eine gesellschaftliche Wirklichkeit geben, in welcher sich Individuen frei gesellschaftlich beziehen, sich ihre Gesellschaft so verwirklicht wie auch die Individualität der Menschen. Dies ist der Programatik einer ökonomischen Demokratie unterstellt.
Dabei kann es nicht mehr um Privatformen des Eigentums, aber auch nicht um Eigentumslosigkeit oder Enteignung gehen. Es geht um eine oekonomische Form der Politik, die zugleich eine Gesellschaftsform der Politik ist, um eine Gesellschaft, worin Sinn und Nutzen ihrer Verhältnisse grundlegend sind. Das Gemeinwesen des Eigentums unterscheidet sich inhaltlich nicht vom Wesen des einzelnen Eigentums, verlangt aber auch seine Erarbeitung als politische Realisierung von Eigentümlichkeiten, die als Produkte zur Bedürfnisbefriedigung und zum Genuss für alle individuellen wie gesellschaftlichen Eigentümer da sind. Es erfordert eine politische Auseinandersetzung um die Beziehung individueller und gesellschaftlicher Eigentümlichkeit, eine kommunale Wirklichkeit von Politik und Ökonomie, die zugleich auch über die Kommune hinausgreift wie eine Gesellschaft über ein Individuum. Diese lässt sich am ehesten in einer Vertragswirtschaft innerhalb einer kommunalen Wirtschafsdemokratie vorstellen (siehe auch internationale Kommunalwirtschaft).