Anarchismus
"Alle Sozialisten verstehen unter Anarchie dieses: Ist einmal das Ziel der proletarischen Bewegung, die Abschaffung der Klassen erreicht, so verschwindet die Gewalt des Staates, welche dazu dient, die große produzierende Mehrheit unter dem Joche einer wenig zahlreichen ausbeutenden Minderheit zu halten, und die Regierungsfunktionen verwandeln sich in einfache Verwaltungsfunktionen." (Karl Marx, zit. nach: Ileana Bauer [Hrsg.]: Marx und Engels über Anarchismus, Berlin 1971, S. 194f.)
"Der Begriff Anarchie leitet sich von dem griechischen Wort anarchia ab. Ursprünglich bedeutete 'anarchia' einfach die Negation von Ordnung, besonders von militärischer Ordnung durch Führertum. Homer (8. Jh. v.u.Z.) und Herodot (490 bis etwa 420/25 v.u.Z.) verwendeten den Begriff zur Beschreibung eines Zustandes "ohne Anführer" oder "ohne Heerführer", und bei Euripides (480-407 v.u.Z.) bezeichnet 'anarchia' "führerlose Seeleute"." (Hajo Schmück: "Anarchie" - Zur Geschichte eines Reiz- und Schlagwortes).
Im Allgemeinen steht Anarchismus für das Bestreben, herrschaftsfreie Lebenszusammenhänge zu bilden. Im Besonderen wendet er sich unmittelbar gegen jede Staatsformation. Hierin unterscheidet er sich von den Leninisten und Stalinisten, die einen proletarischen Staat als Mittel sozialistischer Entwicklung für nötig halten.
Die antiautoritäre Bewegung hatte viele anarchistische Momente, wenngleich sich diese auch oft nur in psychologischen Interessen äußerten. Doch solcher "Psychoanarchismus" wird meist eher bürgerlichen Interessen zugeordnet, als dass dieser dem Anarchismus entspräche. Doch die Übergänge sind fließend, und oft subsummiert Anarchismus sowohl bürgerliche als auch sozialistische Grundlagen. In diesem Sinne wird auch unterschieden von Lifestyle-Anarchismus und libertärem Anarchismus, wie er sich im libertären Kommunalismus äußert. In der Arbeiterbewegung trat Anarchismus besonders als Anarchosyndikalismus in Erscheinung.
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