Anschauung
Anschauung ist das voraussetzungslose Ansehen und Zusehen, Sehen unter der Voraussetzung einer Objektivität, die als Gegebenheit für sich wahrgenommen wird. In der unbefangenen Einfachheit und Einfältigkeit des Zusehens und Zurechtfindens scheint sie sich vereint zu haben mit ihrem Gegenstand, sich selbst gegenständlich zu sein. Anschauung ist Welt und Mensch in einem, Welt als Mensch und Mensch als Welt. Sie ist zunächst immer Weltanschauung, solange sie sich nicht von ihrem Gegenstand unterscheidet, ein Verhältnis zur Welt, wie es sich aus dem Anschauen, also aus dem unreflektierten Auffassen so ergibt, wie das Verhältnis durch die Position der Betrachtung selbst schon gegeben ist. Diese Gegebenheit best�tigt sich in der Anschauung, solange kein Geber, kein Erzeuger, kein Subjekt auftritt. In der Unterschiedslosigkeit hierzu ist Anschauung selbst objektiv, selbst Ausdruck der Gegebenheit, wie sie im Menschen ist. Daher erscheint Anschauung ausschlie�lich unmittelbar und subjektiv, auch wenn sie darin objektiv und allgemein vermittelt ist. Doch dies zu erkennen macht schon das Ende der Anschauung und der Anschaulichkeiten.
Eine allgemeine Anschauung verlangt deshalb auch schon eine Gedankenabstraktion, die sich als Verallgemeinerung von Wahrnehmungen unter einer bestimmten Lebensposition ergeben hat, worin sich das allgemein Objektive nominiert (siehe Nominalismus), um f�r sich zu sein und sein zu k�nnen, um also sich aus dem Zweifel ihres Soseins herauszunehmen. Das ist dann notwendig eine Idee, die sich aus der reinen Negation ergibt und sich hieraus als eine Frage an die Welt zusammenfassen l�sst: Was hat sie f�r einen Sinn. Die verschiedenen Ideologien verfolgen dies in der Umsetzung zu ihrer Praxis als politisches Anliegen.
Eine Anschauung muss sich auf Dauer in Nichts aufl�sen und das Verlangen nach Konkretion entwickeln. Von daher wird sie ihren eigenen Standort reflektieren, weil sie die darin �bermittelte Lebensauffassung bezweifeln muss und wird sich an die Erkenntnis ihrer Abstraktheit machen, Gedankenabstraktionen �berwinden, indem sie Realabstraktionen begreift, die ihr vorausgesetzt sind, - und so wird ihr Zweifel seinen Sinn erfahren.