Gefuehlsgemeinschaft
In einer Gesellschaft, worin sich die Lebensängste selbstloser Selbstwahrnehmungen sozialisiert und sich hierdurch in den zwischenmenschlichen Beziehungen eine Welt toter Wahrnehmungen entfaltet hat, verallgemeinern viele Menschen ihren Selbstverlust zur Gefühlsgemeinschaft einer heilen Welt, weil und solange sich darin die persönliche Identitätslosigkeit über die zwischenmenschlichen Verhältnisse im Kult leerer Bezogenheiten quasi objektiv vermitteln kann. Wo hierdurch die Wirklichkeit einer Gesellschaftlichkeit von Wissenschaft, Sprache und Kunst durch eine objektive Selbstgefühligkeit nurmehr zu einem allgemeinen Mittel von Selbstbehauptungen geworden waren, weil alle Selbstachtung sich über das Geltungsstreben einer allgemeinen Selbstverwertung dem Kult einer gesellschaftlichen Selbstveredelung überantwortet hatten, werden vor allem die Widersinnigkeiten der Gesinnungen einer hochentwickelten Ereignisproduktion zur Gefühlsmasse einer politischen Ästhetik kulturalisiert.
Gefühlsmasse ist ein Zusammenschluss von Gefühlen, die in einem abstrakten Sinn vergemeinschaften sind (siehe abstrakt menschlichen Sinnlichkeit) und hieraus einen Gemeinsinn so begründen, der das Element ihrer Gesinnung behauptet, weil sie darin die Gleichgültigkeit gegen die Empfindungen ihrer Wirklichkeit aus ihrer Beliebigkeit befreien, sich hieraus selbst bestimmen und sich aus den Stimmungen ihrer Vereinigung (siehe auch Verein), aus der Autorität der Masse ihrer vergemeinschafteten Wahrnehmungsidentität zu einem Gemeinsinn ihrer prominentesten Beziehungen fortbilden (siehe auch Spießbürger). In der Masse vereinigt sich vor allem die Kraft der Menge (siehe Abstraktionskraft) im Maß der Dichte ihrer Ungewissheit, der Gegenwärtigkeit bzw. Ausschließlichkeit ihrer Ungegenständlichkei. Die Wahrnehmung ist damit von der Anwesenheit entleerter Gefühle bestimmt, die die abstrakten Elemente ihrer Begriffssubstanz, ihrer abstrakt menschlichen Sinnlichkeit aus der Langeweile ihrer Selbstwahrnehmung heraus totalisiert und diese durch ihre Gesinnung verbindlich macht und um ihrer Selbstgerechtigkeit willen durchsetzt.
Wenn Selbstgefühle sich als Massengefühl zu einer Gefühlsmasse vereinen, verschmelzen sie schon durch ihre Masse zu einem übermächtigen Selbstgefühl, worin sie sich groß und stark empfinden.Im Massengefühl bestärken sich in Wirklichkeit ohnmächtige Menschen, die sich in ihrer Selbstgefühle als Massenmensch wahrhaben, wenn sie keine wirkliche Beziehung in ihren Lebensverhältnissen finden und sich deshalb nur in Gemeinschaft verhalten können, als Gefühlsgemeinschaft auftreten. Darin bestärken sie sich durch ihre Masse, durch das reine Quantum ihrer Gefühle in einer Größe, die über ihr wirkliches Menschsein hinausreicht, übermenschliche Gefühle als ein Selbstgefühl der Größe und Macht produzieren (siehe hierzu Nationalismus).