Gesellschaftlichnotwendigearbeit
"Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprozesses, er muß kontinuierlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen. Sowenig eine Gesellschaft aufhören kann zu konsumieren, kann sie aufhören zu produzieren. In einem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produktionsprozeß daher zugleich Reproduktionsprozeß.
Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d.h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleichbleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z.B., verbrauchten Produktionsmittel, d.h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch ein gleiches Quantum neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozeß einverleibt wird. Ein bestimmtes Quantum des jährlichen Produkts gehört also der Produktion. Von Haus aus für die produktive Konsumtion bestimmt, existiert es großenteils in Naturalformen, die von selbst die individuelle Konsumtion ausschließen." (MEW 23, S. 591)
Gesellschaftlich notwendige Arbeit ist die Arbeit, welche den Erhalt einer Gesellschaft und ihrer Arbeitskräfte mit der Produktione der Gebrauchswerte für den Lebensunterhalt ausmacht, welche also die Produkte zum Selbsterhalt (Reproduktion) erzeugt, nicht aber die, welche darüber hinaus als Mehrprodukt fungieren und somit eine Entwicklung des gesellschaftlichen Lebensstandards oder der des zirkulierenden Kapitals ermöglichen (siehe Akkumulation des Mehrwerts). Nicht gesellschaftlich notwendig ist auch Arbeit, die keinen unmittelbar ökonomischen Zweck verfolgt, wie z.B. die Kulturarbeit, welche eine Gestaltungsarbeit für Muse und Schönheit jenseits aller Nützlichkeit ist.
Die Formbestimmungen der bürgerlichen Gesellschaft machen die Arbeit für den Selbsterhalt zum variablen Kapital das auch Anteile des konstanten Kapitals in Gang hält. Die Arbeit für das Mehrprodukt geht darüber hinaus in die Bildung von Mehrwert ein, die nicht Not wendend zu begreifen ist. Ebenso die Kulturarbeit zur bloßen Freizeitentfaltung. Aus diesen Formen erst ergeben sich die Wertververwerung, denn diese sind die Verwertungsbedingungen des Kapitals.
Unabhängig hirvon ist die Wertgröße einer jeden Arbeit die Gebrauchswerte erzeugt, gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, ganz gleich, ob sie gesellschaftlich notwendig ist oder nicht. Sie ist Wert bildende Arbeit, sobald sie ihren Wert realisieren, durch deren Abverkauf ihren Wert auch realisiert, auch wenn diese in der Form von fiktivem Kapital gespeichert und nur als Gebrauchswert des Geldes (siehe Kreditwesen) verfügbar war. Denn nur auf dem Warenmarkt der Produkte einer Realwirtschft kann die hierfür durchschnitlich nowendige menschliche Arbeitszeit sich ergeben und sich als ihre Wertgröße darstellen.