Hedgefonds

Aus kulturkritik

Hedgefonds (Hedge = Hecke und meint hier einhegen, absichern, ein Sicherungsgeschäft abschließen) werden an den Börsen angeboten, um über einen Handel mit so genannten "Derivaten" aus einem Schuldgeldsystem Profite in der Finanzindustrie zu beziehen. Derivate sind Abkömmlinge im Handel mit Devisen und Schuldverschreibungen (siehe auch Kreditwesen), die sich nicht mehr real darstellen lassen (z:B. Kreditversicherungen, Termingeschäfte, Bad Banks), weil sie nur fiktiv in der Vorstellung einer Geldverwertung bestehen. Der Derivathandel betreibt eine Realisierung von Wert durch Preise, die aus den Wertverhältnissen eines fiktiven Kapitals bezogen werden.

Durch Swaps (engl. Austausch) wird die Austauschbarkeit von Krediten aus der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Zahlungsströme (Cash Flows) berechnet und als "derivates Finanzinstrument" international wie reales Geld verfügbar gemacht. Es gibt unzählige Arten von Derivaten zur Spekulation: Asset-Swap, Credit Default Swap (CDS; dt. auch Kreditausfall-Swap), Devisenswap (auch FX-Swap), Equity Swap, Subordinated Risk Swap, "Total Return Swap" bzw. "Total Rate of Return Swap" (TRS bzw. TRORS), Währungsswap, Zinsswap, Constant Maturity Swaps, Derivate auf Wettergeschehen oder Rohstoffswaps.

Auch Termingeschäfte kann man als Derivatenhandel verstehen. Sie waren ursprünglich eine nicht standardisierte, direkte Vereinbarung zwischen Rohstoffverkäufer (Produzent) und Rohstoffkäufer (Konsument). Diese Terminkontrakte entstanden aus der Überlegung, dass sich ein Importeur bei Verschiffung von Waren oder Rohstoffen in Übersee die Schiffsladung frühzeitig zu einem festen Preis sichern konnte und bei Warenankunft nach mehreren Wochen oder Monaten keine Preisrisiken trug. Die Spekulation auf diese Sicherheiten pervertierete sie zu einem Handel durch kapitalbestimmte Lagerhaltung, welche die Preise der Lebensmittel in den produzierenden Ländern gegen ihre Nachfrage abhob, bis sie von deren Bevölkerung nicht mehr bezahlbar waren (siehe hierzu auch die Broschüre "Die Hungermacher" von Harald Schumann, 10/2012).

De facto betreiben Derivate die Erbeutung eines Mehrwerts, der durch die Bestimmung von Marktpreisen durch finanzwirtschaftliche Verträge, durch den Handel mit Krediten und Devisen mit Hedgefonds (Hedge = absichern, ein Sicherungsgeschäft abschließen) eingezogen wird (siehe auch Terminhandel). Aus dem Finanzhandelskapital jenseits aller Beziehungen auf die gewöhnliche, also reale Mehrwertproduktion wird die in Zahlungsverpflichtungen versteckte unbezahlte Arbeit durch Mehrarbeit als Lohnentzug per Miet- und Steuerzahlungsverpflichtungen oder durch Zinsverlust von Reseveeinlagen (Sparkonten- und Renteneinzahlungen), im allgemeinen also durch bloße Eigentumstitel mit Zahlungsverpflichtungen eingeholt (siehe auch Feudalkapital), die dem Kreditwesen entstammen.

Durch einen Kredit entsteht eine zweifache Darstellung seines Preises, einmal als Guthaben des Verleihers, der eine Forderung verbuchen kann, und einmal als Investition, die als Wert von Produktionsmittel zu Buche schlägt. Damit wäre nur dessen Geldwert aufgespalten in einen Wert des Kredits und einem Wert der Anwendung von Geld, wenn er nicht als Aktienwert gehandelt würde. Doch als Wertpapier und dem darauf gründenden Handel existierten die Papiere als zweierlei Preisgestalten, und daher als doppelte Wertgröße. Dies ermöglicht es dem fiktiven Kapitals durch Finanzierung eines spekulierten Prieses an Wert zu gewinnen, der real als Preisdruck auf die Produktion wirkt und hierdurch unbezahlte Arbeit kassiert, wenn die Produktion sich hierdurch verbilligen lässt.

Bei Absicherungs- und Spekulationsgeschäften bieten Derivate verschiedene Vorteile gegenüber Kassageschäften in den Basiswerten. Derivate erfordern einen geringeren Kapitaleinsatz. Und vor allem: Alle bankaufsichtsrechtlichen Eigenkapitalregeln können umgangen werden, indem die einzelnen Aktiengeschäfte jenseits ihrer reellen Kapitalisierung ihnen ausweichen können, da der Derivatenhandel selbst immer über Währungsspekulationen (Devisenhandel), bzw. aus einer Verwertungsbalancierung durch diese oder durch Termingeschäfte unkontrollierbar ist. Lieferungs- und Lagerkosten entfallen zudem, was insbesondere die Spekulation auf Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte, also auf Lebensmittel erleichtert. Besonders in Krisenzeiten sind die Derivatmärkte liquider als die Kassamärkte.

Derivategeschäfte werden besonders zu Absicherungszwecken (Hedging) abgeschlossen. Das Marktrisiko eines zu sichernden Grundgeschäfts wird hierbei durch ein Derivategeschäft, das die Marktwertentwicklung des Grundgeschäfts invers abbildet, gesichert. Die Marktgegenseite nimmt durch einen Devisen- oder Terminhandel regelmäßig Spekulanten ein, die ein Risiko in der Hoffnung übernehmen, dass sie sich nicht realisieren und so ein Gewinn erzielt werden kann. Sie agieren damit als "Versicherer der Kapitalmärkte".

Besonders wo die Gelddeckung gefährdet ist, können die Devisenwerte nur durch Handelsabsicherungen ihre Gültigkeit bewahren. So war das Anwachsen des reinen Bankenkapitals auch der Auslöser für den Derivatenhandel - z.B. auch als Grund der Globalisierung. Solche Geschäfte dienten daher ursprünglich der Absicherung von Wertschwankungen bei übermäßigem Zu- oder Abfluss von Geld-, bzw. Goldmengen. Dies beschreibt auch schon Marx als Wechselgeschäfte der "Bill-Brokers" (Kredithändler) und zitiert hierfür den "Report of Committee on Bank Acts" der Bank von England:

"Die Londoner bill-brokers ... führten ihr enormes Geschäft ohne irgendwelche Reserve in bar; sie verließen sich auf die Eingänge von ihren nach und nach verfallenden Wechseln oder im Notfall auf ihre Macht, Vorschüsse von der Bank von England gegen Depot der von ihnen diskontierten Wechsel zu erhalten." [ibidem. p. VIII, Absatz Nr. 17.] - "Zwei Firmen von bi!l-brokers in London stellten ihre Zahlungen 1847 ein; beide nahmen das Geschäft später wieder auf. 1857 suspendierten sie wieder. Die Passiva des einen Hauses waren 1847 in runder Zahl 2.683.000 Pfd.St. bei einem Kapital von 180.000 Pfd.St.; seine Passiva waren 1857 = 5.300.000 Pfd.St., während das Kapital wahrscheinlich nicht mehr als ein Viertel betrug von dem, was es 1847 gewesen. Die Passiva der andern Firma waren beidemal zwischen 3 und 4 Millionen, bei einem Kapital von nicht mehr als 45.000 Pfd.St." (ibidem, p. XXI. Absatz Nr. 52.)" (MEW 25, S. 492)