Kooperation

Aus kulturkritik

"Die auf Teilung der Arbeit beruhende Kooperation oder die Manufaktur ist in ihren Anfängen ein naturwüchsiges Gebild. Sobald sie einige Konsistenz und Breite des Daseins gewonnen, wird sie zur bewußten, planmäßigen und systematischen Form der kapitalistischen Produktionsweise. Die Geschichte der eigentlichen Manufaktur zeigt, wie die ihr eigentümliche Teilung der Arbeit zunächst erfahrungsmäßig, gleichsam hinter dem Rücken der handelnden Personen, die sachgemäßen Formen gewinnt, dann aber, gleich dem zünftigen Handwerke, die einmal gefundne Form traditionell festzuhalten strebt und in einzelnen Fällen jahrhundertlang festhält. Ändert sich diese Form, so, außer in Nebendingen, immer nur infolge einer Revolution der Arbeitsinstrumente." (Marx-Engels-Werke Bd. 23, S. 385)

Kooperation ist eine Arbeitsweise, in welcher die Synergie des Zusammenwirkens menschlicher Kraft (Geschick, Intelligenz usw.) genutzt wird. Sie ist zumindest momenthaft die Überwindung einer Arbeitsteilung, die auf Trennung beruht. In diesem Sinn kann sie aber - im Unterschied zur freien Kooperation - immer noch durch Kapital vermittelt sein, indem dieses viele Momente getrennter Arbeiten in seinem Zweck zusammenführt, also für sich kooperieren lässt. Dennoch ist dies die Basis zur Herstellung einer freien Kooperation, indem die Eigentumsfrage der Produktionsmittel als Frage der gesellschaftlichen Form gestellt wird. Von daher beinhaltet die Kooperation selbst den Kampf um eine ihr adäquate, also von Formbestimmung befreite Form.

"Die Kooperativfabriken der Arbeiter selbst sind, innerhalb der alten Form, das erste Durchbrechen der alten Form, obgleich sie natürlich überall, in ihrer wirklichen Organisation, alle Mängel des bestehenden Systems reproduzieren und reproduzieren müssen. Aber der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist innerhalb derselben aufgehoben, wenn auch zuerst nur in der Form, daß die Arbeiter als Assoziation ihr eigner Kapitalist sind, d.h. die Produktionsmittel zur Verwertung ihrer eignen Arbeit verwenden. Sie zeigen, wie, auf einer gewissen Entwicklungsstufe der materiellen Produktivkräfte und der ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsformen, naturgemäß aus einer Produktionsweise sich eine neue Produktionsweise entwickelt und herausbildet. Ohne das aus der kapitalistischen Produktionsweise entspringende Fabriksystem könnte sich nicht die Kooperativfabrik entwickeln und ebensowenig ohne das aus derselben Produktionsweise entspringende Kreditsystem. Letztres, wie es die Hauptbasis bildet zur allmählichen Verwandlung der kapitalistischen Privatunternehmungen in kapitalistische Aktiengesellschaften, bietet ebensosehr die Mittel zur allmählichen Ausdehnung der Kooperativunternehmungen auf mehr oder minder nationaler Stufenleiter. Die kapitalistischen Aktienunternehmungen sind ebensosehr wie die Kooperativfabriken als Übergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die assoziierte zu betrachten, nur daß in den einen der Gegensatz negativ und in den andren positiv aufgehoben ist."(MEW 25, S. 455f)

Um über die Bereitstellung der übergreifenden Mittel ohne die Regelmechanismen des Marktes (siehe Marktwirtschaft) zu verfügen, wird es sich in einem Gemeinwesen der freien Kooperativen immer noch um eine Art Planwirtschaft handeln müssen, welche organisiert und politisch zusammengeführt werden muss. Dergleichen wird auch als Wirtschaftsdemokratie bezeichnet (nicht zu verwechseln mit demokratischer Ökonomie). Als eine Fortentwicklung dieses Konzepts kann man das Konzept einer internationalen Kommunalwirtschaft in Verbindung mit einer darin assoziierten Vertragswirtschaft verstehen.