Leitkultur

Aus kulturkritik

Leitkultur ist als Kulturbestimmung gegen Multikultur eingeführt und will den Führungsanspruch einer national bestimmten Kultur gegenüber anderen Kulturen in derselben Nation vertreten und sich von diesen abgrenzen, indem sie diese als gesellschaftsfremd ablehnt und sich über sie erhebt. So werden Klassenverhältnisse zu Kulturverhältnissen, indem Menschen, die zwar in dieser Gesellschaft leben, wohnen un arbeiten, als Kulturobjekte behandelt werden. Es ist vor allem der Anspruch der Eliten des Bildungsbürgertums, die eigene Kultur zum Maßstab zu machen.

In ihrem Sinn ist Bildung vor allem der Maßstab für die Beurteilung des Zustands der Entwicklung eines Individuums, inwieweit es den Stand der Anpassung an die humanistischen Werte oder Ideale der bürgerlichen Elite erreicht, wieweit es sich angepasst, in sie integriert hat und von daher gesellschaftliches Humankapital darstellt. Dieses Maß ist in seiner Urteilsbildung vor allem dadurch gnadenlos, dass solches Bürgertum sich als Inhaber des menschlichen Geistes überhaupt begreift, ohne dies anders erweisen zu müssen, als durch Zitierung des gegebenen "Humanwissens", das es durch Wissens- und Literaturkonsum erworben hat.

Leitkultur grenzt nationale Kultur politisch und gesetzlich von Fremdkultur ab und ist Grundlage eines Nationalismus, der sehr schnell auch rassistisch wird, wenn dabei Kultur und der Anspruch auf Integration definiert wird. Schon einmal wurde die "deutsche Leitkultur" zum verbindenden Element einer die halbe Welt versklavenden Volksgemeinschaft erklärt. Der NSDAP-Innenminister Wilhelm Frick drückte es 1933 lediglich anders aus: "Jeder aber, der sich gegen Deutschland wendet, soll wissen, dass er als Feind des Volkes aus der Volksgemeinschaft ausgemerzt wird.". Wer heute in diesem Land meint, andere auf seine eigene Kultur zu verpflichten, dem schwebt nichts Gutes vor. Und die "Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlands" meint es offensichtlich ernst damit, dass "es rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben" darf (Strauß) und treibt damit die gesamte Republik nach rechts.