Neugier

Aus kulturkritik

Neugier ist zwar nicht nur eine menschliche Eigenschaft, wohl aber das treibende Interesse seiner Naturmächtigkeit. Im Unterschied zum Tier ist sie die Eigenschaft seiner Freiheit, die im Spiel seiner Kräfte auf Neues kommt, z.B. Dinge erfindet, die an und für sich undenkbar waren, oder aber auch Welten zu erforschen, deren Walten noch völlig unbekannt ist. Von daher ist menschliche Neugier Ausdruck menschlicher Intelligenz und macht den Unterschied zu einer bloß natürlichen Intelligenz aus, ohne aber zu dieser im Widerspruch zu stehen. Sie ist die Kraft, die zur Erkenntnis, und damit zu einer menschlichen Sinnbildung treibt. In diesem Sinne unterscheidet sich Neugier auch von technischer Intelligenz, oft aber auch im Widerspruch zu dieser, wo sie sich dem Wertwachstum unterstellt hat.

Neugier ist ein Suchverhalten, das nicht unmittelbar nützlich ist und auch nicht unbedingt Nutzen bezweckt, eigentlich und für sich zwecklos ist und keine Vermittlung nötig hat. Sie bezieht sich auf alle Gegenstände und strebt daher vor allem die eigene Gegenständlichkeit ihrer Sinnbildung an. Im Grunde ist sie das treibende Interesse an Kreation, an gegenständlicher Gestaltung des Lebens, Lebensausdruck, der keinen Eindruck nötig hat, weil er sich selbst als wirklicher Sinn erkennt, auch, wenn der sich schon daran gewöhnt hat. Gerade aus dieser Gewöhnung tritt Neugier aus ihr heraus und verschafft Erneuerung, wo Gewohnheiten zur Qual werden, wenn sie sich unendlich wiederholen (siehe schlechte Unendlichkeit).

Im Spiel des Kindes schon gestaltet seine Neugier seine Lebenswelt, wie immer es auch zu einer sinnvollen Arbeitswelt kommen mag. Es arbeitet dadurch vor allem an sich selbst und bildet spielend seine Eigenschaften und Fähigkeiten aus.