Spiel

Aus kulturkritik

"Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit. Wir haben es hier nicht mit den ersten tierartig instinktmäßigen Formen der Arbeit zu tun." (MEW 23, S. 192)

Wo etwas Spiel hat, ist es noch unbestimmt und frei, frei Bewegung gegen jede Bestimmtheit udn auch den bestimmten Zweck. So bezieht sich das Soiel vor allem auf eine Stimmung, denn ein Spiel hat keine Not und verfolgt daher auch keine Notwendigkeit, ist aber auch nicht willkürlich. Es existiert aus einer Freiheit, die Notwendigkeit hinter sich gelassen hat und bereitet zugleich ein Verlangen darin aus, das einer Neugier folgt, das also auch Neues darin bildet, wenn es hierbei zum Denken kommt. Es ist Ausdruck und Tätigkeit einer Intelligenz, die sich aus den Gegebenheiten heraussetzt und durch sein Denken einen Sinn für sich entwickelt (siehe auch Emergenz).

Daher ist Spiel indirekt auch Sinn bildend und bewirkt auf diese Weise einen Bildungsprozess in der Entwicklung von neuen Bedürfnissen. Im Unterschied zur Arbeit, durch die sie befriedigt werden, enthält das Spiel die Variationen einer Arbeit ohne deren Plan und Wirklichkeit. Es betreibt mit der Entwicklung der Bedürfnisse also zugleich die Bildung von Eigenschaften, die sich als Befähigung zur Arbeit herausstellen, z.B. durch die beiläufige Entwicklung kognitiver und motorischer Fähigkeiten. Schon im Beispiel (Beiherspiel) zeigt sich sinnbildlich der Zusammenhang von Wirkungen, die spielerisch vorhanden, aber nicht unbedingt schon wirklich sind. Ein Kind das nicht spielen darf, kann nicht wirklich arbeiten. Es hat keinen Sinn für sich gebildet und wird funktionieren wie ein Spielzeug.

Im Spiel wirkt Gesellschaft unmittelbar sinnlich ohne irgendeine bestimmte Form, z.B. durch die Gemeinschaft im Spielen oder auch im Wettbewerb um Befähigung (siehe auch Sport). Es enstehen hierbei auch oft die einfachen Vertragsformen als Spielregeln.