Nihilismus

Aus kulturkritik

In unsrer reflexionsreichen und räsonierenden Zeit muß es einer noch nicht weit gebracht haben, der nicht für alles, auch das Schlechteste und Verkehrteste, einen guten Grund anzugeben weiß. Alles, was in der Welt verdorben worden ist, das ist aus guten Gründen, verdorben worden. (Hegel, zitiert nach Marx, MEW 23, S. 279)

Der Nihilismus hat zweierlei Denkbarkeiten: Als Kritik von Bewertung steht er zum Sein positiv, als Kritik der Welt negativ. Nihil est heißt also einmal, dass sich nichts einfach nur behaupten kann, zu sein, also unendlich zu sein, und ein andermal meint es, Nichts ist außer mir. Nihilismus ist doppelbödig (siehe Nietzsche).

„Marx hatte die weltgeschichtliche Position der bürgerlichen Gesellschaft bereits antizipierend überholt, ehe diese ihre Konsequenzen schon sichtbar hervorgebracht hatte. Nietzsche entwickelt kritisch diese Konsequenzen. Er führt sie zu jener letzten Kompromißlosigkeit, durch die sie sich als annihilatio, als Nichtung des Seins und als Selbstvernichtung des Menschen, erweisen. Die Erfahrung dieser äußersten Position, zu der sich die bürgerliche Gesellschaft zuspitzt, ist die des Nihilismus. [...] Eine Philosophie über den Nihilismus wird darum aus ihren eigenen Antrieben zu einer Philosophie des Nihilismus. Sie entspricht damit der Bewußtseinslage einer Gesellschaft, die sich zwar selbstkritisch verhält, aber die Selbstkritik als Mittel der Selbstbestätigung anwendet.“ (Hans Heinz Holz 1976, S. 111)