Pädagogik
„Kinder werden mit allen sozialen und menschlichen Eigenschaften geboren. Um diese weiterzuentwickeln, brauchen sie nichts als die Gegenwart von Erwachsenen, die sich menschlich und sozial verhalten. Jede Methode ist nicht nur überflüssig, sondern kontraproduktiv, weil sie die Kinder für ihre Nächsten zu Objekten macht.“ (Jesper Juul, 1948 - 2019, dänischer Lehrer, Gruppen- Familientherapeut, Konfliktberater und Buchautor "Das kompetente Kind")
Juul vermutet, dass viele Methoden der Pädagogik nicht das Ziel haben, Kindern zu einer gesunden Kindheit zu verhelfen, sondern dass sie vielmehr die Unsicherheit der Eltern beseitigen sollen. Als Wissenschaft ist die Pädagigik ein Brückenwissen zwischen Psychologie, Soziologie und Philosophie. Dabei versammelt sie die Positionen der Geisteswissenschaften am Thema Lernen und Erziehen. Theoretisch ist sie von diesen dadurch ununterschieden, dass sie deren gesellschaftliche Verwirklichung befragt. Von daher reflektiert sie auch gesellschaftliche Notwendigkeiten des Aufwachsens der nachfolgenden Generation, ist also schon im theoretischen Ansatz wesentlich praktisch. Erkenntnistheoretische Gegensätzen (z.B. Aufklärung, Positivismus und Kritische Theorie) gehen dabei oft wie Selbstverständlichkeiten auf (siehe hierzu auch Lerntheorie), da sich im gesellschaftlich Notwendigen Aufklärung und Kritik leicht verschmelzen, wenn sie auf rein kommunikative Kompetenz der Pädagogik reduziert, also von der Existenz der Jugend und ihrer Erziehung abgesehen wird. Das verschafft zwar einerseits erzieherische Beziehungen, die das Lernen befördern, andererseits entwirklichen sie die äußerliche Gewalt der gesellschaftlich existenziellen Sanktion.
So können auch pädagogische Ziele von emanzipatorisch gemeinten Lehransätzen auch in ihr Gegenteil verkehrt werden, wo sie zur Unterwerfung an objektive Gegebenheiten durch deren ideologische oder psychologische Ausblendung taugen. So wird z.B. im dialogischen Pädagogik-Ansatz von Paolo Freire, der sich aus der Theologie der Befreiuung in der Dritten Welt entwickelt und sich mit diskursiven Prinzipien der kritischen Theorie vermengt hatte, eine Versöhnung zur Konfliktbeherrschung in der "Multimedialen Familie" angeprießen. Auch esotherische Prinzipien (z.B. von R. Steiner) finden sich gerne als pädagogische Position ein.
Als Praxis wird Pädagogik von Persönlichkeiten (z.B. Maria Montessori) getragen, die auf die sozialen Probleme (besonders Unterschichtenprobleme) der Generationen bestimmter Kulturen eingehen. Diese werden gerne als Vorbilder auch zur Pädagogik in unserer Kultur genommen. Auch wenn dies nicht konfliktfrei möglich ist, so vermitteln sich durch diese Persönlichkeiten doch Erinnerungen an die Grundlagen des Lernens und Verstehens, die innerhalb unserer Kultur durch die Allmachtsphantasien der Informations-Elite zu verkümmern drohen.