Petrodollars
Der Begriff Petrodollar bezeichnet das Währungsmonopol des Dollars für den Handel mit Erdöl. Solange der gesamte Ölhandel über Dollars verläuft, macht er den Dollar zu einer internationalen Währungsmasse, welche den Handel der Welt im Umfang des Ölmarkts an einen Handel mit den USA bindet und ihn als Weltwährung stabilisiert hat. Zugleich hat dies seit den 70ger Jahren die Absatzprobleme der USA weitgehend aufgelöst, da jeder Dollar auf dem Weltmarkt ein Einkaufversprechen an die USA darstellt, denn nirgendwo sonst ist er letztlich durch Ware zu decken: Auch von den Öllieferanten kann der Dollar nur durch Leistungen aus den USA oder deren Handelspartner zurückgekauft werden. Und weil der Ölhandel bisher die größte Handelsmasse der Welt ausmacht, wurde der Dollar als Leitwährung des Welthandels und die Wirtschaft der USA durch den Geldwert des Erdöls zur größten Wirtschaftskraft der Welt.
Damit war eine Golddeckung des Dollars de facto unnötig, die dem Ausmaß der zirkulierenden Geldmasse seit den 70ger Jahren sowieso nicht mehr gewachsen war. Von da her konnte der US-Präsident Richard Nixon 1972 die Verträge von Bretton-Woods kündigen, mit dem Goldschatz der USA einerseits Staatsverschuldungen, die mit dem Vietnamkrieg entstanden waren, begleichen und durch die Anreicherung des Weltmarkts durch das Gold dere USA zugleich den Goldwert stark reduzieren. Die Sowjetrepublik, die von ihren Goldreserven und dem Weizenimport aus der USA abhängig war, geriet in wirtschaftliche Schieflage, die ihren Untergang einleitete. Dies war der Beginn der Globalisierung, also der Kapitalisierung des Weltmarktes in Größenordnungen, die weit über die realen Nationalwirtschaften hinausreichte und deshalb deren realwirtschaftliche Beschränkungen (Zölle, unabhängige Währungen) überwinden konnten. Ein frei ausufernder Finanzmarkt mit der entsprechenden neoliberalen Ideologie war die Folge.
Bis heute stellt das Erdöl den alles entscheidenden Wirtschaftsfaktor dar: Das Wertmaß der Leitwährung. Solange die USA die Länder, in denen Öl gefördert wurde, politisch dominieren konnte (es waren zu 95 % die Länder des Islam), konnten sie sich scheinbar beliebig verschulden, weil ihre Produkte alleine schon aus marktwirtschaftlichen Gründen früher oder später abverkauft werden mussten und damit jeder Kredit an sie gesichert schien. Umgekehrt hing auch ihre Auftragslage hiervon ab: Je höher der Preis des Erdöls, desto besser die Auftragslage der US-Wirtschaft und desto größer auch ihre Wertdominanz für alle anderen Waren, die auf dem Weltmarkt getauscht wurden.
Der Doller wurde daher selbst zu einer Währungsmacht, die de fakto zumindest zu einem bestimmten Anteil durch die Ölvorkommen der Welt "gedeckt" ist, gleich, wie weitgehend der Wert der US-Waren von ihrem wirklichen Wert durch Arbeitsleistung ansonsten gedeckt ist. Ein hoher Erdölpreis wird auf diese Weise zum wichtigsten Wirtschaftfaktor, mit welchem die USA im Krisenfall, also bei Wertverlusten ihrer Wirtschaft, ihre Währung wieder stabilisieren und Inflation abwenden. Durch die Vormacht des Dollars auf dem Ölmarkt kann die USA den Preis des Erdöls auch weitgehend bestimmen, indem sie für ihre eigenen Produkte einen Preismaßstab auf dem Weltmarkt setzt, der sich aus der Masse des Ölverbrauchs der Welt bemisst: Je höher der Preis des Öls, desto mehr Wert sind die US-Produkte, die mit Dollars eingekauft werden müssen, um den Ölwert zu realisieren, und desto wertloser werden relativ hierzu die Produkte der Kunden der USA.
Petrodollar kennzeichnet also einen Doller, der nicht durch Gold, sondern durch Ölvorkommen gedeckt ist. Nicht in den Tresoren der USA und auch nicht in den bereits geborgenen Ölvorräten lagert dieses, sondern in rein politisch abgegrenzten Gebieten die vorwiegend Ausland waren. Der Kampf um den Ölpreis war der Kampf um das Wertmaß der Weltwährung, der zugleich ein Kampf um die Kontrolle der Ölförderung war. Zugleich war er der Kampf gegen die kapitalistische Krise, die sich im Geldwert abspielt und zur Geldwertsicherung zunehmend auf den Ölhandel und den Petrodollatr übergriff.
Die Deckung einer Währung macht eben imnmer ihre Sicherheit aus, also das, was letztlich immer dafür eintauschbar ist, wenn alle anderen Waren sich nicht mehr wertmäßig darstellen lassen. Der Petrodollar bezeichnet damit eine doppelte künstliche, also irreale Wirtschaftsmächtigkeit der USA: Zum einen wird sie damit zum Größten Exporteur der Welt, auch wenn ihre Produkte dies nicht erbringen, zum anderen hat sie eine Währung, die letztlich von ihr nicht mehr gedeckt sein muss, weil sie durch die Lieferung von Öl gedeckt ist. Sie ist damit in der Lage, eine "Handelseinigkeit" der Welt zu ihrem Maß zu erzwingen und Schulden zu machen, die zu einem großen Teil durch ihren Umgang mit dieser Macht gehandelt und behandelt werden.
Diese Währungssicherheit war bis zur Weltwirtschaftskrise 1921-1929 noch durch eigene Goldvorräte gewährleistet, aber in dieser Krise aufgebraucht, um Gold als Wert zur Deckung des wertlos gewordenen Dollars einzusetzen und das Wertloch der Banken und des Staates zu stopfen. Damit war die Golddeckung als paralleler Realwert des Devisenhandels aufgelöst und eine entsprechdende Wertmasse neu auf den Markt gebracht. In diesem Interesse löste Präsident Roosevelt diese Deckung also erstmals auf, was indirekt auch einen wilden Markt in Europa entwickelte, weil deren Währungen damit anteilig entwertet wurden und deren Wirtschaft desaströs machte. Die Nationalstaaten und ihre Banken waren damit zum Teil bankrott, besonders der deutsche Staat und amit auch sein Sozialsystem. Auf diesem Boden entstand der Nationalsozialismus und vervollkommnete sich mit der deutschen Wirtschaftsnot.
Durch die Verträge von Bretton-Woods (1946) wurde die Golddeckung dann zur Verhinderung einer erneuten Weltwirtschaftskrise weltweit als verbindlich eingeführt. Die USA sollten mit ihrem Dollar zur Leitwährung werden, indem dieser durch das Versprechen der USA jederzeit von ihr durch Gold eintauschbar sein sollte. Hierdurch waren die USA zum einen Währungsgarant und mussten Gold horten, zum anderen aber konnten sie damit auch Geschäfte machen, dass sie die Wechselkurse weitgehend bestimmen konnte (z.B. war die DM in der Zeit vor der Aufhebung der Golddeckung nur die Hälfte von dem wert, was sie danach war).
Nach dem Vietnahmkrieg geriet die US-Wirtschaft wieder in eine Wirtschaftskrise, die durch Goldverkauf gedeckt werden musste. Daran scheiterte die Währungsdeckung erneut und Nixen kündigte daraufhin die Veträge von Bretton-Woods (1971). Zugleich wurde ein entwicklungspolitisches Geschäft mit Saudi-Arabien ausgemacht, wonach sich dieses gegen einen gewaltigen Entwicklungsgilfebeitrag der USA "unumstößlich" verpflichtete, sein Öl nur in Dollarwährung zu verkaufen. Ähnliche Abkommen entstanden auch mit Persien (heute Irak) durch den Schah, der mit Hilfe der USA dort intronisiert worden war. So waren schließlich alle OPEC-Staaten darauf verwiesen, dem Interesse an einer Deckung der Weltwährung durch Öl zuzustimmen.
Der größte Teil des vorhandenen Öls war auf diese Weise nurmehr durch Dollars zu erstehen, so dass der Doller immer zugleich ein Verkaufsverssprechen von Öl wie einen Schuldschein bei der amerikanischen Wirtschaft darstellen konnte. Da sein Wert somit durch eine Ware gedeckt war, schien es unnötig, ihn weiterhin durch Gold zu decken. Allerdings waren die USA von da an abhängig von den Verträgen mit den Ölförderländern. Durch weitere Krisen der US-Wirtschaft musste sie daher diese "Verträge" auch militärisch sichern. Irak hatte die Chance, mit der Durchbrechung der Dollardeckung zu drohen, womit jederzeit ein Problem der US-Währung entstehen konnte. So wurde es zum Aufgapfel der US-Politik - in dem Maße wie der Irak - und inzwischen auch der Iran und Syrien - eigene Entwicklungsinteressen verfolgte.
Die Golfkriege waren eine Folge hiervon. Der dritte Golfkrieg wurde ausgelöst, unmittelbar nachdem der Irak begonnen hatte, Öl auch gegen Euro zu verkaufen. Drei Monate nach Kriegsausbruch wurde Öl wieder nur noch durch Dollars gehandelt.
Alle Erdöl exportierende Länder, welche der Euro-Währung zusprechen, werden von den USA gemaßregelt. Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez hat sich als der neben Saddam eifrigste Verfechter einer Euro-Fakturierung des Erdöls gezeigt. Außerdem ist sein Land ein weit größerer Erdöl-Exporteur als Syrien. Auch gegen Chávez ist die US-Regierung vorgegangen.