Subjektivierung

Aus kulturkritik

"Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunstgegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand." (MEW 13, S.634)

Subjektivierung ist Verinnerlichung von Gegenständlichkeit, die Bildung subjektiver Inhalte durch die Aneignung eines natürlichen oder gesellschaftlichen Gegenstands. Subjektivität als solche kann es ebensowenig geben wie Objektivität als solche. Sie bezieht sich immer auf einen Gegenstand, auf Sachen, Menschen oder Natur, die zugleich ihren Bedürfnissen entsprechen, wie sie diese auch denken, also erwecken und bilden können (siehe auch Sinnbildung). Von daher ist Subjektivität das wesentliche Moment einer Beziehung, die Form einer bestimmten Unterscheidung, in der Menschen für sich sind, wie sie außer sich auch bestimmt waren und außer sich so sind, wie sie sich äußern. Von daher ist Subjektivität ein Moment der Selbsterkenntnis, wie zugleich das Wissen um eigene Macht als Fähigkeit der Eigenheiten (siehe Eigenschaft).

Von daher ist Subjektivität immer das Resultat ihrer Geschichte. Indem der Mensch sich seine Welt aneignet, bildet er auch die ihr entsprechenden Eigenschaften. Und wie diese sein Vermögen ausmachen, neue Bedürfnisse und weitere Fähigkeiten hierfür zu entwickeln, entwickelt sich die ganze Sinnbildung der menschlichen Geschichte als Sinnesgeschichte des Menschen. Sie enthält ihre Notwendigkeit und die Freiheit, sie zu gestalten, Subjektivität wie Objektivität des Menschseins: menschliche Kultur.

"Wie erst die Musik den musikalischen Sinn des Menschen erweckt, wie für das unmusikalische Ohr die schönste Musik keinen Sinn hat, [kein] Gegenstand ist, weil mein Gegenstand nur die Bestätigung einer meiner Wesenskräfte sein kann, also nur so für mich sein kann, wie meine Wesenskraft als subjektive Fähigkeit für sich ist, weil der Sinn eines Gegenstandes für mich (nur Sinn für einen ihm entsprechenden Sinn hat) grade so weit geht, als mein Sinn geht, darum sind die Sinne des gesellschaftlichen Menschen andre Sinne wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte." (MEW 40 S. 541f).