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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 1: Ware und Geld
Kap. 1: Die Ware - Abs. 1


1. Abschn. Ware und Geld

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1. Kap. Die Ware

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/1:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/1 | Kommentar 1/1 | Zusammenfassung 1/1


Der gesellschaftliche Reichtum als Warensammlung

Zunächst geht es um den Gegenstand des Buches, um die kapitalistische Gesellschaft und darum, was sie "auf den Punkt gebracht" eigentlich ist, was sie also qualitativ ausmacht. Zugleich zeigt sich an solcher Fragestellung schon, dass diese Gesellschaft im Wesentlichen nicht das ist, als was sie erscheint, dass sie also etwas ist, was nicht so erscheint, wie es ist. Ihr Reichtum ist nicht unmittelbar Reichtum für die Menschen; er erscheint als Ansammlung von Waren.

 Textstelle 1/1:  (Linkadresse)

"Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung", die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware." (MEW Bd. 23, S. 49)

 Kommentar 1/1:  (Linkadresse)

Es geht im Buch zum Kapital um Reichtum, nicht um Mangel oder Naturnotwendigkeiten, nicht um bloßes Überleben. Es geht um eine Gesellschaft, die naturmächtig ist und sich über die pure Lebensnotwendigkeit der Natur soweit erhoben hat, dass sie Reichtum für Menschen erzeugen kann. Es geht also um eine Reichhaltigkeit des Lebens, das in dieser Gesellschaft als Reichtum schon gegenständlich ist, darum, dass die "Gesellschaften, in denen kapitalistische Produktionsweise herrscht" schon weiter sind, als dass sie nur im Mangelgefühl ihrer natürlichen und geistigen Bedürfnisse ihr Überleben zu sichern hätten.

So verstanden ist der Kapitalismus also eine Gesellschaftsform, die per se schon darüber hinaus ist, eine geselllschaftliche des Mangels zu sein. Er ist aber eine Produktionsweise die herrscht, eine Form der Produktion, in welcher die Reproduktion des menschlichen Lebens dem Vermögen nach zwar selbstverständlich ist, die aber zugleich nicht wirklich bereichert, weil sie als bloße Sammlung auch einen Mangel an Bezogenheit realisiert, um Reichtum als Herrschaftsweise zu sichern. Es ist eine Gesellschaftsform, in der die gesellschaftlichen Beziehungen nicht in ihren Verhältnissen aufgehen, noch nicht sich wirklich gesellschaftlich verhalten und daher die Produktionsweise nicht dem Vermögen der Menschen entspricht, sondern als "kapitalistische Produktionsweise herrscht", nicht sich als Wirtschaft politisch gestaltet, sondern als politische Ökonomie die Produktion bestimmt. An sich ist es eine Gesellschaft, deren Reichtum eine Vielfältigkeit des menschlichen Lebens erreicht hat und ein Mehr von dem verkörpert, was zum Lebenserhalt, zur Reproduktion des Lebens nötig ist, dieser Reichtum aber gesellschaftlich, also als politische Macht herrscht, an der die Menschen sich auf den Warenmärkten versammeln, um an der Warensammlung Teil zu haben, die sich außer sich vermittelt, weil sie selbst geteilt ist zwischen der Produktion und der Konsumtion von Waren.

Bei solcher Produktionsweise gegensinnig bestimmter Arbeitsprodukte in einem Verhältnis geteilter Arbeit ist Reichtum nicht Lebensinhalt oder Lebensvermögen, sondern herrscht durch sein Dasein mittels einer bestimmten Produktionsweise, welche als bloßes Quantum von etwas anderem, nämlich als "ungeheuere Warensammlung erscheint", in welcher die Dinge des Lebens als beziehungslose Aufhäufung won Waren da sind, die sowohl zum Lebenserhalt nötig sind, wie sie zugleich darüber hinaus mehr darstellen, als sie im Einzelnen für den Lebensstandard der Menschen bedeuten, eine Entwicklung darüber hinaus als Ausweitung ihrer Naturmacht ermöglichen. Der menschliche Reichtum erscheint daher als etwas anderes, als was er qualitativ seinem Wesen nach ist: Als ein Gemenge von Dingen, die als solche beziehungslos, also gesellschaftslos, also einfach nur eine Aufsammlung einfältiger Sachen sind und nur als Warenansammlung gesellschaftlichen Reichtum darstellen können.

Reichtum als menschliche Lebensqualität der Dinge erscheint als bloßes Quantum ohne qualitative Beziehung. Aber ein selbständig bestimmtes Quantum als solches, als reiner Unterschied zum Qualitativen gibt es nicht (dies gegen Hegels Logik). Ein Quantum ist lediglich die Erzählform der Qualität, eine Zahl, die heute dies und morgen jenes meint, erst das eine und dann das andere aufzählt. Aber Reichtum, der als Quantum von Waren erscheint, ist ein Unding, weil diese Ansammlung, die Anzahl selbst nichts von ihm erzählt, sondern Erscheinungsform an Waren als blosßes Quantum ist. Qualität und Quantität des Reichtums sind bei kapitalistischer Produktionsweise unterschieden bestimmt. Dies macht die Frage am Anfang der Befassung mit der Ökonomie der kapitalistischen Gesellschaft aus: Die kritische Befragung, warum das überhaupt so ist und sein kann.

Reichtum erscheint als bloße Masse der Lebenserhaltung, der menschlichen Selbsterhaltung, durch eine Ansammlung von Waren, die sein Element ausmachen. Er herrscht, indem er die Reproduktion der Menschen einer Gesellschaft als Elementarform seiner Beschaffenheit und Ausstattung, als seine Naturnotwendigkeit erscheinen lässt, für die er eine Masse an Befriedigungsmöglichkeiten bietet. Reichtum herrscht bei kapitalistischer Produktionsweise also als das, was in ihr tatsächlich und allgemein schon überwunden ist, um sich als Herrschaftsform der Produktivität, Produktvielfalt und Mehrproduktion, um sich als Naturmacht über die Gesellschaft zu geben, die ihre wirkliche Naturmächtigkeit noch nicht gesellschaftlich wahrhat

"Der Reichtum ... erscheint als eine ungeheuere Warensammlung". Der Reichtum ist in dieser Gesellschaftsform ein Unding, etwas in sich Widerinniges - und das macht den Ausgang marxistischer Wisssenschaft aus (im Unterschied zu Hegel, der das Bestimmungslose als reine Logik zum Ausgang nimmt). Dass Reichtum für die Menschen dem Wesen nach Reichhaltigkeit ihres Lebens bedeutet, aber als etwas anderes erscheint, erschließt sich aus dessen gesellschaftlichem Dasein in Warenform, die als Ansammlung von Gütern zur Verfügung steht. Waren sind Lebensmittel, die gesellschaftlich als Quantum an Reproduktionsmittel des Lebens herrschen, als Lebensnotwendigkeit ihres Lebensstandards. Zum Überleben in solcher Gesellschaft ist der Besitz an Waren notwendig zur Lebensreproduktion. Und zugleich stellt deren Besitz doch auch Reichtum dar, Lebensvielfalt - aber lediglich dem Vermögen nach, das durch eine Aufsammlung, also rein quantitativ gegeben erscheint. Alle Güter werden in dieser Gesellschaft als Waren aufeinander bezogen, die nicht wirklich als Reichtum existieren, sondern als Anhäufung, als Sammlung, als unbestimmte Masse. Von da her sind die Dinge als Waren zwar Träger des Reichtums, aber zugleich nur eine bloße Form desselben. Sie sind bestimmt, aber zugleich gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit. Die Ware ist das Element, worin Lebensnotwendigkeit und Reichtum in einem erscheint. Waren sind die Elementarform des Reichtums, worin dies alles enthalten ist, vielfältige Sinnbeziehung in einem einfältigen Element. Jeder Mensch muss dieses Element haben, um Leben zu können. Die Vielfalt der Sinne reduziert sich in den Waren gesellschaftlich auf den "Sinn des Habens" (aus den Ökonomisch-philosophische Manuskripten MEW 40, 540).

Die vielfältige Sinnbeziehung, welche in den Gütern des menschlichen Lebens und den Bedürfnissen hiernach besteht und welche ihren Reichtum ausmacht, entspringt der Naturmacht ihrer gesellschaftlichen Produktion, ihrer Lebenserzeugung, dem Aufwand, den sie hierfür betreiben: ihrer Arbeit. Sie erscheint in einer Form, worin sie dies nicht ist: Als Warensammlung. Aber darin sind die menschlichen Güter nicht gegenständliche Form eines Reichtums an menschlichen Eigentümlichkeiten, nicht Betätigung und Bestätigung ihrer Eigenschaften, nicht gesellschaftliches Eigentum der Menschen, sondern Dinge, die man in dieser Gesellschaft besitzen muss, um Leben zu können: Lebensmittel.

Reichtum ist nicht das Produkt notwendiger Arbeit, sondern das Dasein von vielfältig bezogenen Lebensäußerungen der Menschen, ihrer Einfälle und Erfindungen, worin sie ihre Bedürfnisse aneinander bilden und durch ihre Güter befriedigen. Die Überwindung der kapitalistischen Produktionsform begründet sich somit nicht aus ihrer Lebensnotwendigkeit, nicht aus ihrer Not und nicht aus dem Elend, welches diese Produktionsform mit sich bringt, sondern aus dem sinnlichen Verlangen nach einem gesellschaftlich wirklichen Lebenszusammenhang der Menschen, in welchem sie Not als überkommenes Elend hinter sich lassen und ihre Naturmacht im Verhältnis zur Natur ihres Lebens betätigen und bestätigen. Ihre Produkte gehören zu ihrer Natur und sind in jedem Produktionsakt Moment der menschlichen Geschichte, welche die Naturgeschichte ihrer Arbeit ist. Sie sind als Warensammlung aber nur relative, noch nicht ganz wirkliche Gegenstände ihrer Bedürfnisse. Um dies zu sein, müsste die Trennung ihrer Gesellschaftsform zu ihren Inhalten, ihrer Lebensverhältnisse zu ihren Gegenständen, die Teilung von Arbeit und Bedürfnis, die Arbeitsteilung aufgehoben sein. Durch diese Getrenntheit stellen die Warenbeziehungen noch Gegensätze von Konsumtion und Produktion dar, Beziehung in gegensätzlichem Verhalten, damit letztlich auch eine gesellschaftliche Macht, welche beides vermittelt und damit gegensätzliche Beziehungen ins Verhältnis setzt, in einem Widerspruch stehen, der Klassenverhältnisse evoziert. Die Kritik solcher Trennung impliziert die Notwendigkeit ihrer Aufhebung. Es geht um die Reichhaltigkeit menschlicher Verhältnisse, welche über ihre voneinander getrennten Produkte gegenständlich sind, aber als Warensammlung in einer Eigentumsform der Vereinzelung, als Privateigentum erscheinen.

Die Aufhebung einer Trennung kann nicht durch Ermächtigung eines Teils der Getrenntheiten vollzogen werden, ohne einen geschichtlichen Rückschritt darzustellen, also reaktionär zu sein. Es ist also nicht die Arbeit, welche als Gesellschaftsmacht zur Aufhebung dieser Trennung nötig ist, sondern die gesellschaftliche Vermittlung der menschlichen Naturmacht, Realisierung des Naturzusammenhangs der Menschen als menschliche Gesellschaft. Dies hatte Marx scharf abgegrenzt von Positionen der Arbeiterbewegung, welche die Arbeit als "Quelle allen Reichtums" verherrlichten und damit die Nutzung der Arbeitskraft absolut machen will. In den Grundlagen der Sozialdemokratie, im Gothaer Programm, heißt es zum Beispiel:

"Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur." Hiergegen schrieb Marx: "Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft. Jene Phrase findet sich in allen Kinderfibeln und ist insofern richtig, als unterstellt wird, daß die Arbeit mit den dazugehörigen Gegenständen und Mitteln vorgeht. Ein sozialistisches Programm darf aber solchen bürgerlichen Redensarten nicht erlauben, die Bedingungen zu verschweigen, die ihnen allein einen Sinn geben. Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenstände, verhält, sie als ihm gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum. Die Bürger haben sehr gute Gründe, der Arbeit übernatürliche Schöpfungskraft anzudichten; denn gerade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, daß der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in allen Gesellschafts- und Kulturzuständen der Sklave der andern Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern der gegenständlichen Arbeitsbedingungen gemacht haben. Er kann nur mit ihrer Erlaubnis arbeiten, also nur mit ihrer Erlaubnis leben." (MEW 19, S. 15 - Marx in der Kritik des Gothaer Programms)

 Zusammenfassung 1/1:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der menschliche Reichtum besteht qualitativ aus vielfältiger Sinnbeziehung der Menschen. Er erscheint als eine Aufsammlung von etwas anderem, als ein bloßes Quantum von Waren. Diese Sammlung herrscht, denn die Individuen, die einzelnen Menschen müssen Waren haben, um die Naturnotwendigkeiten ihres Lebens zu erfüllen. In einer solchen Gesellschaft herrscht der Besitz an Waren als allgemeines Lebensmittel, in welchem ihr Reichtum bloß quantitativ erscheint, Erscheinungsform eines für sich bestimmten Quantums sein muss.

1.1 Gebrauchswert und Wert (Wertsubstanz und Wertgröße)

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/2:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/2 | Kommentar 1/2 | Zusammenfassung 1/2


Was ist eine Ware?

Weil die bürgerliche Gesellschaft ihren Reichtum, die Gesamtheit der Lebenproduktion ihrer Bürger, als Lebensäußerung der darin verbürgten Menschen, nur als eine Warensammlung auf den Märkten der Welt erfährt, besteht nun die Frage, was Ware überhaupt ganz allgemein, was sie der Sache nach, also an und für sich als das politische Wesen, und zugleich als das natürliche Element dieser Gesellschaft ist.

 Textstelle 1/2:  (Linkadresse)

"Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel." (MEW 23, S. 49)

 Kommentar 1/2:  (Linkadresse)

"Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand"

Ein Gegenstand ist in seiner bloßen Form selbst schon etwas äußeres, ein Objekt, das einem Subjekt gegenüber steht, eine Sache, worauf sich Menschen inhaltlich als ihre Produzenten auf das beziehen, was wesentlich von ihnen und für sie ist. Sie haben ihren Gegenstand, weil sie sich darin vergegenständlicht haben. Und sie haben solche Gegenständlichkeit als ihrem Gegenstand wahr, weil sie ihn für sich finden und empfinden, weil er ihrer Natur entspricht und zugleich eine Wesensäußerung ihrer Natur, die Wahrheit ihrer Lebensäußerung ist. Aber ein Subjekt herrscht nicht über seine Sache, - nur weil sie ihm nützlich sein mag. Weil es sie nötig hat. weil es ein notwendiges Produkt seiner Arbeit ist, bleibt es seinem Produkt als seinen Gegenstand unterworfen (sub-jekt, lat. "Unterworfenheit"), abhängig, - eben weil es darin zugleich auch sich als Wesen seiner Äußerung im natürlichen Material seiner Geschichte erfährt (siehe hierzu historischer Materialismus). Sein Gegenstand hat daher immer eine innere und äußere Natur, woraus eine Beziehung besteht, ist also das, was Menschen außer sich und von Natur aus vorfinden und worin sie sich in ihrer Natur zugleich von ihrer Natur unterscheiden, indem sie darin ihre Subjektivität verwirklichen. Indem sie ihre innere Natur außer sich verarbeiten bringen sie sich als natürliches und gesellschaftliches Wesen in ihrem Gegenstand hervor und haben darin ihr natürliches Wesen als ihr äußeres Dasein. Ein Gegenstand ist etwas, das subjektive Objektivität hat, Natur und Nicht-Natur in einem und also menschlicher Gegenstand ist.

Ein "äußerer Gegenstand" ist aber nicht nur ein geäußertes Dasein, sondern hat zugleich im Leben, im Verhalten der Bewegung seiner Lebensäußerung ein in seiner Veräußerung gegenständliches Dasein, ein Dasein, das in seiner Gegenständlichkeit außer sich ist und daher selbständige Objektivität hat. Die Ware ist also nicht unmittelbar menschlicher Gegenstand, sondern äußerer Gegenstand, nicht nur menschliche Vergegenständlichung, sondern vor allem eine politische Gegenständlichkeit aus einem den Menschen äußerlichen Grund. Marx greift hier mit "äußerem Gegenstand" den Hegelschen Begriff für Fremdheit auf, um zu zeigen, dass sich die Analyse der bürgerlichen Ökonomie als politische Ökonomie aus der Umkehrung philosophischer Entfremdungstheorien ergibt und an derem Anfang steht: Es geht um die praktische Gegenständlichkeit entfremdeter Verhältnisse, die hier zum Gegenstand des Denkens gemacht werden und am Anfang der Analyse entfremdeter Lebenspraxis deren Begründung sind. Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand weil sich erst in ihrer politischen Analyse, in der Analyse ihrer gesellschaftlichen Zusammenhänge vollständig erschließen lässt, was sie in Wahrheit mit den Menschen zu tun hat. Hierdurch erst entsteht ein Wissen um ein den Menschen entsprechendes Sein, ein Bewusstsein über dessen Entfremdung zu den Gütern ihres Reichtums als Wissen des fremden und doch im Zusammenwirken ihres Daseins verwirklichten Gehalts, als gesellschaftliche Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft da ist.

Der bürgerliche Verstand, dessen wesentliche Eigenschaft eine kritiklose Beziehung zu seinem Gegenstand ist, weil er die darin vermittelte Bürgschaft nicht politisch hinterfragen will, vermag einen äußeren Gegenstand, in dem er seine Lebentätigkeit nur in einer veräußerten Form wahrhaben kann, nicht von einem entäußerten Gegenstand seines Lebens zu unterscheiden, weil er ihn als Gegenstand in seinem Besitz wahrnimmt, denn er erkennt in der Besessenheit seiner Äußerlichkeit selbst nichts von seiner Entfremdung, solange er an seine Gedankenlosigkeit gewöhnt ist. Er versteht seine Objektivität grundsätzlich äußerlich und daher auch wesentlich gleichgültig in seinem Denken, wodurch er sich selbst äußerlich wird. Das reine Denken gilt daher auch bloß als entwickelte Form des Verstehens, nicht als dessen Emanzipation zu einer dem Gegenstand innewohnenden Subjektivität. Solchem Verstand bleiben die Objekte daher auch rein objektiv, sein Denken als bloße Beziehungsform der Gegebenheiten. Aber erst mit dem Durchdringen der äußerlichen Gegenständlichkeit bis hin zu deren Subjekt, zur Erkenntnis der Subjektivität des Gegenständlichen, vollzieht sich die Aufhebung entfremdeten Denkens. Und nur dies kann einen Begriff für die Gegenstände ergeben, also eine Gewissheit, wodurch sie wieder greifbar werden.

"ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt"

Ware setzt voraus, dass es Dinge gibt, deren Eigenschaften sich auf menschliche Bedürfnisse beziehen. Zugleich ist diese Beziehung nicht durch die Bedürfnisse bestimmt. Sie steht in irgendeiner Art zu ihnen, ist an sich unbestimmt. Und die Bedürfnisse beziehen sich somit auch nur unbestimmt auf die Waren, nicht wirklich auf die Waren als Dinge ihres Lebenes, sondern auf Güter des Bedarfs irgendeiner Art, welche zwar Bedürfnisse irgendwie befriedigen, aber nicht als konkrete Bedürfnisse nach konkreten Sachen da sind.

Die Waren sind zwar von und für Menschen entstanden, aber ihr Dasein ist nicht menschlich bestimmt. Die Eigenschaften von Dingen haben in der Ware eine Beziehung zu menschlichen Eigenschaften, weil sie für diese auch erzeugt sind. Aber das Ding ist nicht als dieses Erzeugnis Ware, wohl aber ein Ganzes vieler Eigenschaften, das durch diese auch Ware ist. Die Eigenschaften, die es Ware sein lassen, sind nicht vollständig die Eigenschaften, die ein Ding in seinen vielfältigen Beziehungen zu anderen Dingen und zu Menschen hat; sie sind nützlich, stellen aber nicht das Zusammenwirken der Menschen gegenständlich dar. Die Ware ist von daher eine Form unbestimmter Beziehungen von Menschen und Sachen, die einerseits menschlichen Bedürfnisse irgendeiner Art entsprechen, zum anderen durch Eigenschaften irgendeiner Art auf sie bezogen sind. Dazwischen ist noch keine Bestimmtheit, herrscht Gleichgültigkeit. Die Beziehungen, die ihre Herstellung möglich machen und ihre Bedürfnisse bilden und befriedigen, sind gänzlich andere als diejenigen, welche ihr Waresein ausmachen.

Die organischen Notwendigkeiten, die Einfälle und Erfindungen und nicht zuletzt die geschichtliche Entwicklungsstufe der Produktionsmittel und Produktionsverhältnisse sind die gesellschaftliche Bedingung zur Herstellung von Gütern für das menschliche Leben - ebenso, wie die kulturellen Zusammenhänge, Geschmack, Schönheit und Herkommen. Dabei ist das Zusammenwirken der Menschen der tragende Inhalt. Wo etwas hiervon nicht in seiner Bestimmung rechtzeitig zusammenkommt, wird ihre Herstellung unmöglich. Diese Organik ist dem Waresein vorausgesetzt und hat mit ihr nur insofern zu tun, wie deren Eigenschaften nötig sind, um sie als Mittel und Mittlerin eines ökonomischen Verhältnisses zu tragen. Als Ware kann jedes Gut verleugnen, wofür es da ist, ob als Lebensmittel für den Magen, als Mittel der Fantasie, als Arbeitskraft oder als bloßer Körper für die Bedürfnisse entleibter Menschen; es muss nur da sein als Gegenstand für Bedürfnisse irgendeiner Art.

"Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache."

Was immer die Bedürfnisse sind, das ändert nichts an der Sache; die Ware als Sache ist zwar für menschliche Bedürfnisse da, aber dies ist ihr nur vorausgesetzt. Die Ware ist als bloße Sache unbeeinflusst von der bestimmten Bedürftigkeit der Menscnen. Die Natur der menschlichen Bedürfnisse ist in der Ware gleichgültig bestimmt, auch ob sie rein stofflicher oder auch geistiger Natur sind. Ware kann alles sein, was in die Warensammlung der bürgerlichen Gesellschaft gerät, sowohl Nahrungsmittel als auch Gegenstände der Erbauung (Spiele, Schmuck usw.), der Befähigung (Ausbildung, Programmtechnik) oder der Kunst, wenn der entsprechdende Bedarf sich auf diese als äußere und veräußerbare Dinge bezieht. Umgekehrt gibt es auch Gegenstände, die sich allgemein nicht veräußern lassen (z.B. Heiligenschreine, Kunstwerke, Deiche), die also nicht äußere Dinge sein können, obwohl sie Produkte des Lebens oder menschlicher Tätigkeit sind, die aber nur eine bestimmte Beziehung zulassen, die in der Sache selbst nicht gleichgültig werden kann. Und schließlich gibt es Dinge, die nicht durch menschliche Arbeit entstanden sind, die aber als eine höhere Form der Ware (als Grundeigentum) durch die kapitalisierten Waren entstehen wird: Boden, Bodenschätze, Wasser, Wellenlängen, Luft usw.

"Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel."

Auch die Befriedigungsweise menschlicher Bedürfnisse ist dem Waresein der Dinge gleichgültig. Die Art und Weise der Befriedigung ist ihm äußerlich, auch wenn deren Stoff darin vollständig eingeht, verbraucht wird. Es macht allein die Form der Nützlichkeit, woraus Gebrauchswerte bestehen. So können z.B. Arbeitskraft oder Produktionmittel von Natur aus gesellschaftliche Fähigkeiten haben, in der Form des Gebrauchswerts erscheint dies als bloß einzelner Nutzen einer ökonomischen Form. Diese ist dadurch selbst natürlich. So erscheint der Gebrauchswert natürlich bestimmt, auch wenn er selbst nur Formbestimmung von Nützlichkeit ist. Marx schreibt später: „Dass die Ware Gebrauchswert hat, heißt nur, dass sie irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt.“ (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 194). Der konkrete Inhalt der Gebrauchswerte, also das, was den Gebrauchswert inhaltlich ausmacht, ist seiner konkreten Form vorausgesetzt und tut hier nichts zur Sache, ist geschichtlich bestimmter Inhalt, der immer geschichtlich bestimmten Nutzen hat. Der konkrete Nutzen, den er „in der hier zu betrachtenden Gesellschaft" hat, macht auch die konkrete Form dieser Nützlichkeit aus.

 Zusammenfassung 1/2:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

In der Ware haben die Menschen nicht ihr gegenständliches Leben wahr, sondern nur die Mittel für ihr Leben, Lebensmittel, die hierauf gleichgültig bezogen sind, weil sie auf einem Warenmarkt, einem Markt gleicher Dinge existieren, die zueinander in einem Verhältnis des Vergleichens stehen. Die Waren sind äußere Gegenstände, in denen sich die Menschen fremd bleiben, die sie aber als Umstände für ihr Leben nötig haben. Diese sind qualitativ nicht durch sie bestimmt, müssen an und für sich nur Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigen und haben also offensichtlich einen eigenen Daseinsgrund. Für diesen ist die Natur der menschlichen Bedürfnisse bloße Tatsache, so gleichgültig wie auch die Art ihrer Befriedigung.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/3:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/3 | Kommentar 1/3 | Zusammenfassung 1/3


Was macht die Nützlichkeit eines Dings zur Ware?

Die Ware ist ein nützliches Ding, aber nicht alle nützlichen Dinge sind Waren. Was ist ein nützliches Ding überhaupt, wodurch unterscheidet es sich von anderen Dingen, wie entsteht es und was macht es qualitativ und was quantitativ aus? Was alles unterstellen wir schon, bevor wir die Ware als nützliches Ding genauer begreifen können?

 Textstelle 1/3:  (Linkadresse)

"Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention." (MEW Bd. 23, S. 49f)

 Kommentar 1/3:  (Linkadresse)

"Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität."

Quantität und Qualität sind an und für sich nicht unter doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten, denn das eine ist nur das Ausmaß des anderen - so wie es geschichtlich gegeben ist. Welche Qualität welche Quantität hat, ist wie Inhalt und Form einander gleich, steht in einer Beziehung, weil und wenn es füreinander stimmig, also wahr ist. Dies ist also nicht durch das Eine gegeben, das genauso gut auch ein Anderes und von daher Vieles sein könnte. Dass es unter doppeltem Gesichtspunkt verstanden werden kann, kommt aus der doppelten Gegenständlichkeit des Wareseins selbst schon, daher, dass sie ein "äußerer Gegenstand", ein "Ganzes vieler Eigenschaften" ist, das nicht in Beziehung auf ein Subjekt als dessen durch dieses bestimmte Objekt existiert, sondern als ein Ganzes für sich selbst, das daher "nach verschiedenen Seiten nützlich sein" kann. Es ist also nicht bloßer Gegenstand, nicht eine durch ihren Inhalt bestimmte Form, sondern eine bestimmte gegenständliche Form mit einer Formbestimmung, in welcher Geschichte sich nicht subjektiv, sondern aus ihrem objektiv bestimmten Grund fortbestimmt.

Jede Geschichte hat ihre Folgen und diese können so oder so erzählt oder gezählt werden. Die Geschichtsschreibung selbst macht damit schon wieder Geschichte, dass die eine anderes zählt als die andere. Die Art der Quantität, die Zählfolge selbst, hängt vom Inhalt der Erzählung ab, auch davon, ob es um Einheiten, Mengen, Ansammlungen oder Massen geht. Die Dinge und Menschen wechseln die Mengen, mit denen sie hantieren, wie ihre Sinne, die sie für etwas haben. In der einen Geschichtsepoche sind es große Kunstwerke von kleinem Format und vielen Bezügen, welche viele Menschen bewegen, ein andermal ist es einfach die Anzahl der überlebenswichtigen Nahrungsmittel, deren Vorrat das größte Augenmerk der Menschen erheischt, wenn Lebensnot das herrschende Thema ist, also das ausmacht, was zählt. Es hängt immer von den historischen Lebensbedingungen ab, in welchen bestimmte Beziehungen sich überhaupt darstellen, in welchem Quantum eine Qualität erscheint und also erst wirklich da ist.

Auch wenn ich über ein Ding oder über viele Dinge spreche, ändert dies nicht unbedingt etwas am Gesichtspunkt der Rede. Erst wo die Dinge als nützliche Gegenstände angesehen werden, sind sie in der einzelnen Beziehung einer nützlichen Qualität von ihrem hierzu nötigen Quantum bestimmt und von da her auch qualitativ ganze Dinge unterscheidbar. Viele Dinge können für einen Zweck unnütz sein, für den wenige nützlich sind. Umgekehrt kann ein Ding für einen bestimmten Zweck völlig unnütz sein, wo viele nötig sind (z.B. Briefmarken, die nicht für die Post sondern für die Briefmarkensammlung bestimmt sind). Das Viele wird zu einem Ganzen, das einen gänzlich anderen Nutzen darstellen kann, als das Eine.

Im Nutzen entsteht aus vielem ein Zusammenhang, der z.B. auch mit Synergie bezeichnet wird. Bedeutsam ist dies alleine für die Feststellung, dass Quantum und Qualität nicht von Natur aus eindeutig bestimmt sind, wenn sie in nützlicher Beziehung stehen. Von daher ist ihre Beziehung immer nur geschichtlich gegeben und in der einen Gesellschaft so, in der anderen anders. Die Nützlichkeit der Dinge gehört also zu einem geschichtlichen Quantum ihres Daseins, das dies qualitativ ausmacht - so auch der Nutzen der Dinge in der bürgerlichen Gesellschaft und der Reichtum selbst, den sie darstellen. Was für eine Gesellschaftsform Reichtum bedeutet, muss dies nicht unbedingt für eine andere sein.

Da der Nutzen nicht das Ding selbst ausmacht, das für einen bestimmten Zweck nützlich ist, kann er auch nicht das Ding selbst quantifizieren, sondern lediglich etwas an ihm, das Nutzen hat. Zu dem Ding als solchen kommt hierdurch keine wirkliche Beziehung zustande; es selbst bleibt unbestimmt in der Beziehung, die der Nutzen eines Dings ausmacht. Es hat als ein Nutzen diese Quantität, als ein anderer jene. Umgekehrt hat ein bestimmtes Quantum (z.B. an Lebensmitteln) diesen Nutzen, ein anderes jenen, je nachdem, in welchem Nutzen es bestimmt ist, wie auch ein Ding völlig verschiedenen Nutzen und entsprechend unterschiedliche Quanten hierfür haben kann (z.B. eine Gurke zur Ernährung oder zur Schönheitspflege).

Die Ware lässt sich also nicht einfach aus einer Sache heraus quantifizieren, weil sie nützlich sein muss, sie ist nützlich, weil und sofern sie dieses oder jenes Quantum hat. Sie kommt jedem bestimmten Bedürfnis nur auf die Weise zu, wie sie in ihrem Quantum nützlich ist und sie hat quantitativ viele Nützlichkeiten für beliebige Bedürfnisse. Nicht das Bedürfnis bestimmt ihr Quantum, sondern das quantitative Dasein der Waren entwickelt die Qualitäten der Bedürfnisse. Alles, was sich sachlich quantitativ entwickelt, bietet daher auch die Möglichkeit einer qualitativen Entwicklung in der Sache, gleich, wie sich die Bedürfnisse der Menschen für sich bestimmen.

In ihren kulturellen, phantastischen oder seelischen Bedürfnissen können sich Menschen in einer Weise entfalten, die keinen Deut eines Nutzens hat. Sie bleiben damit in ihren Bedürfnissen bei sich oder in rein zwischenmenschlichen Beziehungen. Am Reichtum einer warenproduzierenden Gesellschaft beteiligen sie sich nur über den Nutzen - sei es als Fähigkeit, nützliche Dinge herzustellen, sei es als Bedürfnis hiernach. Es kann allerdings auch die Phantasie oder die Musik, die Kunst, die Kultur überhaupt einen gesellschaftlichen Nutzen darstellen, wenn dies zur Reaktion auf ihre wirkliche Kultur vonnöten ist (z.B. als Zirkus und Spiele, Abreaktion sozialer Spannungen, Tittytainment).

Dem menschlichen Bedürfnis kommt unbestimmt zu, was Sache ist, weil und sofern es sich auf keine andere Welt gesellschaftlich beziehen kann, als auf die Welt der Waren, für die es zwar subjektiv bestimmend, aber objektiv doch gleichgültig ist. Für die Menschen sind die Waren einzelne Dinge, die ihnen je einzeln nützlich sind; die Dinge selbst haben für sie keine gesellschaftliche Beziehung. Diese besteht allein in einem bloßen Quantum, welches die Waren für sie zum Zweck ihres Bedarfs in möglichst hohem Ausmaß haben muss: als Warensammlung. Die Warenwelt hat hierdurch eine mächtigere Bestimmung in ihrer Quantität, als es das einzelne Bedürfnis haben kann, das qualitativ auf den gesellschaftliche Reichtum bezogen ist.

"Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein."

Nicht das Ganze seiner Eigenschaften macht ein Ding nützlich. Es ist nicht als das Ding, das es ist, Ware. Es gibt an ihm verschiedene Eigenschaften, die verschieden genutzt werden können. Aber nur durch den, der dies zu nutzen weiß, wird es zu einem nützlichen Ding. Organisch bleibt das Ding oder die Kraft, die genutzt wird, zugleich etwas anderes. Der Stoff und Sinn als solcher geht nicht vollständig in seinem Dasein als Ware auf, wiewohl ihr substanziell vorausgesetzt. Das lässt jedes Objekt der politischen Ökonomie zugleich Stoff und Sinn sein, der nicht von ihr vollständig bestimmt ist, an dem sie aber Eigenschaften für sich hat und nutzt. Dabei geht Stoff und Sinn zwar vollständig in die Warenwelt ein, denn die Dinge und Sinne werden dort zur Gänze verbraucht, aber sie verwirklichen nicht ihre Qualitäten in der Warenwelt, sondern dienen ihr nur als Quantum von Stoff und Sinn.

"Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat." (MEW 23, S. 50)

Geschichte beruht auf Tätigkeit und diese enthält die Ent-Deckung eines Nutzens, einer Gebrauchsweise. Das Entwickeln und Erfinden und Gestalten der Eigenschaften von Dingen macht Arbeit und zeigt sich an den Dingen und ihrem Nutzen. Aber nur von letzterem handelt Ökonomie. Das bedeutet also nicht, dass alle Geschichte selbst nur als Geschichte nutzbringender Tätigkeit bestünde. Die Geschichte der menschlichen Gesellschaft als Naturmacht des Menschen ist immer eine Geschichte des menschlichen Lebens überhaupt, auch wenn die gesellschaftliche Form in der bürgerlichen Gesellschaft noch nicht das ganze menschliche Leben zur Verwirklichung bringt, sondern als Ökonomie nur das, was ihm nützlich ist, vollständig abgetrennt von dem, was unnütz ist.

Das Leben äußert sich nicht nur im Nutzen, sondern auch in Liebe, Schönheit, Müßiggang und anderem. Dies aber macht nicht den Gegenstand der Ökonomie aus, sondern ist Gegenstand hiervon abgetrennter und der Ökonomie noch unterordneter Tätigkeiten und Wissenschaften (z.B. Psychologie, Kulturwissenschaft usw.). In der Abtrennung aber können diese für sich nicht wahr sein, wenn sie nicht am Mangel der ganzen Lebenswirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft, an ihr als allgemeine Form der Teilung, Trennung und Aufteilung des menschlichen Lebens ihr Erkenntnisinteresse begründen (z.B. als Kritik der politischen Ästhetik, der bürgerlichen Psychologie usw.).

"So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention."

Im Maß der Quantität der nützlichen Dinge zeigt sich Natur und Konvention (Übereinkunft) - Natur, insofern der Stoff der Dinge quantitativ endlich ist, Konvention durch das Quantum der Bedürfnisse und Arbeitserfordernissen nach nützlichen Dingen. Aus dem aber ergibt sich nicht unmittelbar das Maß der nützlichen Dinge, sondern erst aus dem Dasein der Dinge als Waren. "Die Verschiedenheit der Warenmaße" entspringt sowohl ihrem stofflichen Dasein, als auch der gesellschaftlichen Erfordernis, wie sie durch Konvention dargestellt ist als das gesellschaftliche Maß ihrer Nützlichkeit, als deren Bewertung.

Man könnte nun meinen - und eine breite Strömung der bürgerlichen Ökonomie meint dies auch - die Begrenztheit der nützlichen Dinge, der sogenannte Grenznutzen, würde das Maß der Dinge als Waren ergeben. Dieses Maß wäre das Maß nicht hinreichender Produktivität, also das Maß dafür, dass nicht genügend Produkte erzeugt sind, die zur Verfügung stünden - also das Maß des Ansporns, sie zu produzieren. Doch das Maß des Kapitalismus begründet sich genau umgekehrt: Die Dinge stellen Reichtum als Warensammlung dar, bevor sie ihr gesellschaftliches Maß finden können. Und alle Bewertungen und Werturteile begründen sich hieraus. Sie sind subjektives Verhalten zu solcher Gegebenheit.

 Zusammenfassung 1/3:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Beziehung der Menschen auf die Waren ist durch deren Nützlichkeit qualitativ und quantitativ bestimmt. Sie ist durch die Ware als nützlichem Gegenstand, welchem diese Bedürfnisse gleichgültig sind, eine ausschließliche Beziehung, abgetrennt von menschlichen Lebenszusammenhängen. Von daher gibt es kein gesellschaftliches Maß für sie, kein durch menschliche Bedürfnisse qualitativ bestimmtes Quantum an Gütern, sondern eine abgetrennte, fürsichseiende Quantität. Als solche ist das "gesellschaftliche Maß" durch Natur und Konvention gegeben, als Quantum, das in der Ware von seiten ihrer Natur und ihres Gebrauchs vorhanden ist, als unbestimmte Naturmächtigkeit, welche ihrem Dasein gegeben ist.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/4:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/4 | Kommentar 1/4 | Zusammenfassung 1/4


Wie kann die Nützlichkeit eines Gebrauchswerts als reine Sacheigenschaft geichgültig gegen die Beziehung der Menschen sein?

Nützlichkeit als Eigenschaft von Dingen macht auch die Eigenschaften der Dinge als Waren aus: Ihren Gebrauchswert. Was aber ist dann das besondere Sein der Ware als Gebrauchswert für Menschen, deren Bedürfnisse ihr zugleich gleichgültig sind? Wie kann eine Ware ein Ding sein, das zwar von und für Menschen bestimmt ist und doch für sich ein Dasein hat, das hierzu gleichgültig ist?

 Textstelle 1/4:  (Linkadresse)

"Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde. Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts." (MEW Bd. 23, S. 50)

 Kommentar 1/4:  (Linkadresse)

"Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut."

Das Ding selbst dient lediglich als Stoff einer nützlichen Anwendung, einem Nutzen, der für sich genommen stofflos, gleichgültig gegen die wirkliche Sache ist. Er existiert nicht durch sich selbst, hat keinen Sinn durch sich, sondern lediglich einen Nutzen, der dem Verbrauch dient, der vernutzt werden kann, also in seinem stofflichen Dasein zu verbrauchen ist und hierfür angeboten wird. Er existiert also nur durch anderes, durch Dinge, die von einer Hand, der sie nichts nützen, in die Hand übergehen, der sie nützlich sind. Gebrauchswert unterstellt den Tausch und die Austauschbarkeit von Gegenständen und ist von daher auch immer nur durch seinen Nutzen gegenständlich. Gebrauchswert hat etwas nur in der Gleichgültigkeit gegen seinen sinnlichen Gehalt. Es geht eben der Wirtschaft eigentlich nur um Nützlichkeit, welche den Gebrauchswert der Ware ausmacht, gleich, ob er in Gestalt geistiger oder stofflicher Produkte da ist. Aber Nützlichkeit ist an und für sich, also letztlich immer stofflich, abhängig von den Eigenschaften der Dinge (und Menschen, sofern sie als Gebrauchswert genommen werden, also einen Nutzen für andere haben), ob diese von Natur vorhanden oder durch Arbeit erzeugt oder selbst Arbeitskraft sind. Meist ist der Warenkörper beides in einem. So z.B. das Erdöl, das aus der Erde geborgen und dann verarbeitet wird, oder der arbeitende Mensch, der durch seine Ausbildung nützlich wird, oder der Diamant, der erst im Schliff für den Betrachter den Glanz erhält, der seinen Reiz nützlich werden lässt.

Ein Nutzen kann nicht frei schweben. Ob als Computerprogramm noch rein virtuell, oder als ein Kilo Mehl höchst greifbar, letztlich liegt der Nutzen im stofflichen Dasein eines Produkts oder eines Ereignisses – und sei es auch nur durch Daten und elektrische Schaltkreise vermittelt. Ohne eine körperliche Gegenwärtigkeit gibt es keinen Nutzen. Dabei ist der Nutzen nicht durch den Stoff bestimmt. Der Stoff ist mit seinen Eigenschaften das Medium der Nützlichkeit, die etwas im Keislauf der Ökonomie hat, die Formverwandlung von Stoffen zu Produkten der Arbeit darstellt - ganz gleich ob das Produkt nur die Ordnung darstellt, die eine Dienstleistung (z.B. Haare schneiden) bewirkt hat, oder ein handfestes Ding ist.

Dabei muss die Verarbeitung des Stoffes nicht unmittelbar das Produkt ausmachen. Auch wenn z.B. Musik nur noch im Netz „heruntergeladen“ wird, so muss es elektrischen Strom, fototechnisch erzeugte Schaltkreise, und MusikerInnen und ihre Instrumente geben, die der ökonomischen Anwendung von Musik als Nutzen für Menschen vorausgesetzt sind. Die körperliche Tätigkeit von allem zusammen ergibt den Nutzen für den Gebrauch eines Produkts, macht aber nicht unbedingt dessen Sinn aus.

Umgekehrt ist Musik als Kulturgut nicht unbedingt nützlich. Sie mag nützlich sein zum Abtanzen von den Erregungen des Alltags und dergleichen mehr. Sobald sie aber wirklich als Kunst existiert, hat sie ihren Sinn nur noch im Menschen selbst, ist stofflich gegenstandslos und gleichgültig gegen ihr ökonomisches Dasein. Der Nutzen beschränkt sich auf die Funktionalität der Dinge und Ereignisse.

"Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde."

Der Warenkörper ist als nützliches Ding schon in seinem Dasein quantitativ bestimmt, egal, woher er kommt. Er ist in einem bestimten Quantum da, was auch immer an Arbeitsquantum dies gekostet hat. Fünf Häuser bleiben auch fünf Häuser, auch wenn sie in halber Herstellungszeit erzeugt werden. Und was sie als Nutzen bieten, bleibt hiervon unberührt. Auch die spezifischen Eigenschaften dessen, was nützlich ist, gehören nicht hierher, sind Inhalte der Warenkunde, die sich sowohl mit der Eigenschaft der Dinge und ihrer Nützlichkeit befasst. In dieser Qualität ist ihre quantitative Bestimmtheit schon impliziert, vorausgesetzt und selbstverständlich. Auch als Quantum nützlicher Eigenschaften und Gegenständ muss kein Warenkörper untersucht werden, unterstellt doch schon der Tauschakt sowohl ein Quantum an Bedürfnissen wie auch an Arbeit, die zur Herstellung nötig ist. Solche Quantifizierung ergibt sich aus ihrem praktischen Sein jenseits aller theoretischen Reflexion ihrer Nützlichkeit. Und deshalb gehören sie unter diesem Gesichtspunkt nicht zur Ökonomie sondern zu anderen Wissenschaften (z.B. Warenkunde oder Kulturwissenschaft).

Arbeit erzeugt nicht nur Produkte unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie, sondern menschliche Geschichte, die Geschichte der Naturmächtigkeit menschlicher Gesellschaft, sowohl von ihrer subjektiven Seite, indem sie menschliche Sinnbildung entwickelt und verwirklicht, wie auch objektiv, indem sich ihr Aufwand durch die Entwicklung der Produktionsmittel sukzessive verringert. In ihr prozessiert die Notwendigkeit wie die Freiheit menschlicher Lebensbereicherung und durch sie gestaltet sich menschliche Kultur als die Substanz des menschlichen Reichtums ebenso, wie sich darin auch die Erleichterung des menschlichen Daseins, der Nutzen als Produkt einer Wirtschaft ergibt. Der Reichtum besteht zwar aus Warenkörpern, aus der Aufsammlung nützlicher Dinge, ist aber nicht auf den bloßen Nutzen der Dinge beschränkt. Die Gebrauchsweise der Dinge, soweit sie für sich genommen und abgetrennt von ihrer Kultur betrachtet werden, weil und sofern sie hiervon auch abgetrennt sind, reflektiert dies als ökonomische Form darin, dass diese Dinge als Waren auf dem Markt zum Nutzen für menschliche Bedürfnisse da sind. Der Nutzen ist die Form, worin sich Bedürfnisse auf sinnliche Eigenschaften der Dinge beziehen. Aber ein ausschließlich nützlicher Bezug ist alleine eine ökonomischen Reflexion einer menschlichen Beziehung zu Dingen überhaupt, vor allem zu den Dingen, die sie für sich erzeugt haben. Soweit sie für sich nur Nutzbarkeit erzeugen, reduzieren sie ihre Produktion auch nur auf eine, nämlich die ökonomische Seite menschlicher Arbeit. Dies macht die gesellschaftliche Form der Arbeit aus und entspricht der Allgemeinheit der Nützlichkeit, wie immer diese quantifiziert ist. Nicht das Quantum des Produkts, sondern die Quantifizierung seiner Existenz im Verhältnis der Waren ist hier gegenständlich.

Im Gebrauchswert stellt sich der Sinn der Arbeit ökonomisch dar, also nur als Nutzen, nicht als vollständige Lebensäußerung der Menschen, wie sie das Ding z.B. als Kulturgut enthält. Der Nutzen ist die Form einer Wirtschaftlichkeit, welche sowohl der Arbeit wie auch ihren Produkten zukommt. Wirtschaft ist die Methode, mit minimalem Aufwand optimalen Nutzen hervorzubringen. Hiernach werden die Dinge auch als Waren ökonomisch wertgeschätzt. Als Kulturgüter, wiewohl auch Waren, haben sie einen anderen Bezug zu den Menschen (z.B. Authentizität, Wahrheit, Empfindung).

Der Gebrauchswert wird vielfach als die "eigentliche Wahrheit" zur "menschlichen Seite" der bürgerlichen Gesellschaft überhöht. Dies hatte zu großen Missverständnissen sowohl im Kulturverständnis (z.B. der Frankfurter Schule quelleup1) als auch im Arbeitsverständnis der Arbeiterbewegung geführt. Schon Marx ist hierauf verschiedentlich eingegangen. Es handelt sich dabei zu seiner Zeit um kompilatorische Geistesströmungen, die einen Ausgleich von Natur und Mensch in den "Robinsonaden" des Gebrauchswerts, in einer gesellschaftslosen Natürlichkeit des Eigennutzens haben wollten, wie sie heute noch durch den bloßen Individualismus romantisiert, also gegen ihre gesellschaftliche Bedingtheit verklärt werden. “Dies ist der Grund, warum deutsche Kompilatoren den unter dem Namen Gut fixierten Gebrauchswert con amore (mit Lust) abhandeln.“ (MEW 13, S. 16, Fußnote). Es kann einer emanzipatorischen Bewegung nicht um die Anhäufung von Eigennützigkeit gehen; diese gibt es bereits als Warensammlung. Ein Individuum bezieht sich über den Nutzen der Gebrauchswerte auf die Ökonomie seiner Gesellschaft und ist darin zwar mit ihr einig, nicht aber von Natur aus. Die spezifische Form der Nützlichkeit ist immer die spezifische Form der Gesellschaftlichkeit von Ökonomie.

In der Kritik des Gothaer Programms, worin die Ursprünge der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung angelegt wurden, schrieb er gegen Lasalle, der die positiven Gründe der Arbeiterbewegung in der Nützlichkeit der Arbeit für die Gesellsschaft sah: "Was ist "nutzbringende" Arbeit? Doch nur die Arbeit, die den bezweckten Nutzeffekt hervorbringt. Ein Wilder - und der Mensch ist ein Wilder nachdem er aufgehört hat, Affe zu sein - der ein Tier mit einem Stein erlegt, der Früchte sammelt etc., verrichtet "nutzbringende" Arbeit." (MEW 19, S. 15 - Marx in der Kritik des Gothaer Programms) Und über die Konsequenz dieser Haltung ließ er keinen Zweifel: "Schöner Schluß! Wenn die nutzbringende Arbeit nur in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft möglich ist, gehört der Arbeitsertrag der Gesellschaft - und kommt dem einzelnen Arbeiter davon nur soviel zu, als nicht nötig ist, um die "Bedingung" der Arbeit, die Gesellschaft, zu erhalten." (MEW 19, S. 15 - Marx in der Kritik des Gothaer Programms). Mehr dazu in "Probleme des Marxismus")

 Zusammenfassung 1/4:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Nützlichkeit gibt es nicht an sich oder von Natur aus. Sie ist immer eine äußerliche, eine einzeln bestimmte und ausschließliche Beziehung zu einem Gegenstand, dessen Eigenschaften genutzt werden. Diese macht ihn zum Körper einer wirtschaftlichen Beziehung, welche eine gesellschaftliche Beziehung enthält. Von daher erträgt der Gebrauch der Dinge jede Gesellschaftsform. Dies aber macht den Gebrauchswert niemals für sich und unmittelbar zu einer gesellschaftlich bestimmten Qualität. Diese ergibt sich aus dem Zusammenhang, in welchem Gebrauchswerte stehen, worin sie entstehen und vergehen.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/5:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/5 | Kommentar 1/5 | Zusammenfassung 1/5


Was macht die Beziehung des Gebrauchswerts auf den Tauschwert aus?

Gebrauchswerte bilden den stofflichen Gehalt des Reichtums der Menschen. Was heißt das darauf bezogen, dass dieser Reichtum als Warensammlung besteht und daher einen Tauschwert hat?

 Textstelle 1/5:  (Linkadresse)

"Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts." (MEW Bd. 23, S. 50)

 Kommentar 1/5:  (Linkadresse)

In der Abtrennung von seiner sonstigen Eigenschaftlichkeit begründet sich der Gebrauch der Dinge aus ihrem Dasein für die Konsumtion. Die nützlichen Warenkörper machen dieses Dasein aus und bilden damit den stofflichen Inhalt des Reichtums. Warenkörper sind also rein stoffliche Form des Reichtums, was immer darin an Eigenschaften für die Menschen ist. Von daher ist der Gebrauchswert ihre natürliche ökonomische Eigenschaft, dem stofflich bedingten Nutzen, den die Sache ihrem wirtschaftlichen Zweck gemäß hat. Dieser ist die wirtschaftliche Grundlage ihrer Existenz in jeder Gesellschaftsform. Das aber macht nicht alles aus, was es als gesellschaftliche Beziehungsformen der Menschen gibt. So ist z.B. Kultur eine andere Beziehungsform der Produkte menschlicher Tätigkeiten. Es geht in diesem Buch aber nur um Ökonomie

Seinen Bezug auf andere Dinge hat ein Warenkörper in der bloßen Besonderheit des Nutzens und seines Quantums, und also in der Einzelheit des Warenkörpers, der körperlich nichts mit anderen Dingen zu tun hat und allgemein ausschließlich in seiner Einzelheit auf dem Markt, also im Ausschluss der Dinge voneinander existiert. Diese sind Arbeitsprodukte und Konsumgegenstände in jeweils einzelner Form ohne einen Zusammenhang, Teilprodukte nützlicher Arbeit als selbständige Gegenstände für menschliche Bedürfnisse, die getrennt von anderen Dingen und von ihrem Entstehungsprozess da sind. Sie sind nicht als Arbeitsprodukte Gegenstände, sondern als Produkt der Arbeitsteilung gegenständlich in der Abtrennung und Ausschließlichkeit ihrer Nützlichkeit im einzelnen Ding. Dieses ist anderen Dingen in der Form des Nutzens darin gleich, als Produkt nützlicher menschlicher Arbeit zu existieren. Von da her ist es mit ihnen austauschbar, und von daher verwirklicht der Gebrauchswert seine gesellschaftliche Form erst im Austausch mit anderen Gebrauchswerten. Schon im Bezug des Nutzens und der darin betriebenen Abtrennung der Eigenschaften der Dinge ist eine gesellschaftliche Beziehung im Tausch angelegt. Und darin haben die Dinge ihren gesellschaftlichen Nutzen. Gesellschaftlich existieren die Dinge nicht zum Gebrauch, sondern nur für den Tausch. Der Tausch ist die gesellschaftliche Form ihres Daseins und in diesem haben die Waren nur Tauschwert. Von daher ist ihre Einzelheit und Allgemeinheit nicht von ein und derselben Qualität des Nutzens, sondern voneinander getrennt, durch Abstraktion aufeinander bezogen. Der Gebrauchswert ist nicht das Einzelne des Tauschwerts; er ist der stoffliche Träger des Tauschwerts. Das Einzelne ist der Stoff einer Allgemeinheit, die keinerlei stoffliches Sein für dieses hat. Die Ware als nützliches Ding hat eine private Form des Nutzens als Gebrauchswert und eine gesellschaftliche als Tauschwert.

Im Gebrauchswert stellt sich Arbeit konkret dar. Aber der Gebrauchswert als Produkt nützlicher Arbeit ist nur die ökonomische Form eines Gegenstands, welcher zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nützlich ist. Die Arbeit, die ihn herstellt, bedeutet Aufwand, indem sie Stoffe und Eigenschaften eines Dings verändert, so dass es menschliche Bedürfnisse befriedigt und ihre Sinne bereichert. Aber in der Form des isolierten Nutzens kann der Gebrauchswert seine gesellschaftliche Beziehung, die er durch die gesellschaftliche Beziehung der Menschen im Arbeitsprozess hat, nicht ausdrücken. Erst der Tausch stellt die gesellschaftlichen Beziehungen, welche den Dingen inne sind, wirklich dar. Im Tauschwert wird ihr Verhältnis gesellschaftlich getragen - nicht als die Beziehung, die in ihnen ist, aber in dem Verhältnis, worin sie sich austauschen lassen.

In der Urfassung des Kapitals ist die Beziehung des Gebrauchswerts zum Tauschwert schon über sein Dasein als Wert dargestellt:

"Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines Gebrauchswerths oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder Naturalform ist daher nicht ihre Werthform, sondern deren grades Gegentheil. Ihr eignes Werthsein zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich auf eine andre Waare, den Rock, als ihr Gleiches bezieht. Wäre sie nicht selbst Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth, als Ihresgleichen, beziehn. Qualitativ setzt sie sich den Rock gleich, indem sie sich auf ihn bezieht als Vergegenständlichung gleichartiger menschlicher Arbeit, d. h. ihrer eignen Werthsubstanz, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von bestimmter Grösse ist, ein Rock aber grade soviel Arbeit enthält als 20 Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die Leinwand verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die andre Waare sich als Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich selbst als Werth. Indem sie sich auf sich selbst als Werth bezieht, unterscheidet sie sich zugleich von sich selbst als Gebrauchswerth. Indem sie ihre Werthgrösse — und Werthgrösse ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner Werth — im Rocke ausdrückt, giebt sie ihrem Werthsein eine von ihrem unmittelbaren Dasein unterschiedne Werthform. Indem sie sich so als ein in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich als Waare dar — nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die Leinwand Gebrauchswerth, ist sie ein selbstständiges Ding. Ihr Werth erscheint dagegen nur im Verhältniss zu andrer Waare, dem Rocke z. B., ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr qualitativ gleichgesetzt wird und daher in bestimmter Quantität gleichgilt, sie ersetzt, mit ihr austauschbar ist. Eigne, vom Gebrauchswerth unterschiedne Form erhält der Werth daher nur durch seine Darstellung als Tauschwerth." (siehe "Das Kapital von 1867, S. 17)

 Zusammenfassung 1/5:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Im Gebrauch werden bestimmte Eigenschaften genutzt, andere nicht. Er nutzt die gesellschaftliche Beziehung, welche die menschlichen Erzeugnisse und die Bedürfnisse nach ihnen enthalten, als Moment einer Gesellschaftsform. Darin fügen sich alle eigenschaftlichen Beziehungen in einer bestimmten Weise zusammen. Der wirtschaftliche Zusammenhang einer Gesellschaft ist der Zusammenhang der geteilten Nützlichkeit, also einer bestimmten Arbeitsteilung. In einer Warengesellschaft ist der Gebrauchswert der Träger des Tauschwerts. Von daher vermittelt sich im Tauschwert die Weise, wodurch die Arbeitsteile zusammmengebracht werden, qualitativ verschieden von dem Nutzen, den sie für die Menschen im einzelnen haben.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/6:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/6 | Kommentar 1/6 | Zusammenfassung 1/6


Wie kann der Tauschwert überhaupt Waren verschiedenster Gebrauchseigenschaften aufeinander beziehen?

Warum, wodurch und wie bezieht sich der Gebrauchswert einer Ware wirklich auf den Tauschwert?

 Textstelle 1/6:  (Linkadresse)

"Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto. Betrachten wir die Sache näher." (MEW Bd. 23, S. 50 f)

 Kommentar 1/6:  (Linkadresse)

Als bloßes, also grundloses quantitaves Verhältnis besteht der Tauschwert selbst nur als Verhalten von Quanta in zufälliger Proportion. Zufällige Beziehungen sind willkürlich und können nur zu fallen, weil sie keinen Grund haben. Man kann sie nicht bewirken oder erfüllen. Es wäre das eine Quantum nur, weil und solange es kein andres Maß gibt. Es wäre vollständig unwirklich und könnte daher auch nichts bewirken, würde in seiner Beliebigkeit zerfallen und seine bloße Abstraktion als Sinnlosigkeit offenbaren.

Wirkliche Beziehungen aber haben Wirkung aufeinander. Sie stehen daher im Bezug innerhalb eines Ganzen, deren Teil sie sind und das ihre Wirkung überhaupt nur deshalb ausmacht, weil sie sich qualitativ darin bezeugen und beeinflussen. Quantitative Relationen können in Wirklichkeit nur Beziehungen innerhalb der Totalität eines qualitativen Verhältnisses.

Ein quantitatives Verhältnis ohne Qualität kann nicht sein. Eine Qualität des Tauschwerts als Tauschwert gibt es aber nicht, er "wechselt beständig mit Zeit und Ort", besteht selbst nur proportional, also in Pro-Portionen ohne eigene Qualität, und scheint daher zunächst nur zufällig - als Tauschwert an sich unmöglich. Und wo ein Quantum keine Qualität hat, da muss sie sich selbst als diese begründen

 Zusammenfassung 1/6:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Zufälliges hat keinen keinen Zusammenhang. Es wäre ein Ding, das aus sich selbst heraus ist, als ob es ein selbständiges und unabhängiges Wesen habe. Ein zufälliger Tauschwert aber wäre ein Widersinn. Um seine proportionalen Beziehungen zu qualifizieren muss sich der Tauschwert auch wirklich eine Qualität geben, die er aus seinen Verhältnisssen heraus hat.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/7:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/7 | Kommentar 1/7 | Zusammenfassung 1/7


Worauf beruht das Verhältnis von Tauschwerten?

Das Verhalten der Tauschwerte zeigt selbst, dass hinter ihnen etwas steckt, was weder Gebrauchswert noch Tauschwert ist.

 Textstelle 1/7:  (Linkadresse)

"Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen y Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt kann nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein." (MEW Bd. 23, S. 51)

 Kommentar 1/7:  (Linkadresse)

Jeder Tauschwert ist der Preis einer Ware. Bei jedem Tauschakt ergibt sich ein quantitatives Bezugsverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, das vollständig verschieden ist. Es kann deshalb zufällig und willkürlich erscheinen. Doch würden sich in der Willkür von Tauschverhältnissen die Beziehung der Waren aufeinander in jedem einzelnen Tauschakt nur zersetzen, weil darin jeder Preis sein "Schuldigkeit" getan hat, seine nur subjektive Bedingtheit auflösen, ob als Wucherpreis oder als Preisgeschenk oder als Gewohnheit eines durchschnittlichen Verhaltens. Etwas, das die Waren als Gegenstände eines gesellschaftlichen Verhältnisses, also obejkiv wesentlich ausmacht, muss darin zum Tragen kommen, damit sich ihre Wirklichkeit überhaupt erhält. Sie erweist sich hierin zugleich auch wirklich begründet, durch etwas, was nicht zufällig und beliebig ist.

In der Beliebigkeit der quantitativen Verhältnisse lässt es sich als gleich Bleibendes erkennen, das weder das eine Quantum noch das andere ist, worin aber die unterschiedlichen Quanten sich aneinander als Quanten bestimmen, also als bestimmtes Quantum sich ergeben. Der Tauschwert kann also nicht beliebig und willkürlich sein, wie er erscheint, sondern ist die Erscheinungsform eines Gehalts, also einer Qualität, in welcher die Tauschwerte bestimmt sind. Es ist etwas, was sie nicht sind, ein von ihnen "unterscheidbarer Gehalt". Dieses Gleichbleibende begründet ihre wirkliche Beziehung als Tauschwerte und ist also wesentlicher Inhalt dieser ökonomischen Form ist.

 Zusammenfassung 1/7:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die unterschiedlichen Quanta der Tauschwerte erweisen sich in ihren Beziehungen als Ausdruck von etwas Gleichbleibendem. Sie sind also Erscheinungsformen eines von ihnen unterscheidbaren Gehalts. Sie haben eine Substanz, die nicht als das erscheint, was sie ist, die sich also nur erschließen lässt. Es geht um ein Quantum, das nicht konkret existiert, keine durch Menschen bestimmte Menge und kein durch sie bestimmtes Maß hat. Es geht bei dieeser Untersuchung um die Substanz eines abstrakten Quantums.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/8:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/8 | Kommentar 1/8 | Zusammenfassung 1/8


Wie können sich Tauschwerte auf eine Größe reduzieren?

Warum und wie reduzieren sich die Tauschwerte im Verhältnis zu den Gebrauchswerten auf etwas anderes, was weder das eine, noch das andere ist?

 Textstelle 1/8:  (Linkadresse)

"Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z.B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein." (MEW Bd. 23, S. 51)

 Kommentar 1/8:  (Linkadresse)

Die Waren werden, indem sie miteinander verglichen werden, auf diese Qualität, welche die ökonomische Form ausmacht, reduziert, also ausschließlich auf das bezogen, was diese Form bestimmt. In der beständigen Gleichsetzung "sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen." Die Formbestimmung des Verhältnisses, worin die Tauschwerte fungieren, also die Formbestimmung des Tauschverhältnisses selbst, muss aus der Allgemeinheit des Tauschs heraus erkennbar sein, weil diese in der Lebenspraxis des Tauschens dessen objektiven Zweck ausmacht. Zunächst erkennt man allen Gemeines in einem sich Gleichbleibenden, das in diesem Verhältnis sich herausstellt. Es ist das, worauf die Dinge objektiv reduziert werden, das, worin sich alles Subjektive wirklich aufhebt, die Abstraktion wie sie sich in der Wirklichkeit der Tauschverhältnisse als Gleichbleibendes ergibt. Es ist also keine gedankliche Abstraktion, sondern eine praktisch notwendige Abstraktion, auf welche sich die Waren einlassen müssen, um sich als Waren im Austausch zu realisieren (siehe hierzu Realabstration).

Durch ihr Dasein als Tauschwerte entfalten sich die Waren nicht, sie werden auf etwas in ihnen gleich Wirkendes reduziert. Doch wie ist das möglich, wo sie doch ganz reale Dinge sind? Kann man etwas reduzieren, von etwas wirklich absehen, obwohl es genauso wirklich da ist? Das gemeinsame Dritte kann nur etwas sein, was da ist und wirkt ohne wirklich da zu sein. Es ist sowohl das eine wie das andere, ohne wirklich das eine oder das andere zu sein. Gesucht wird der Begriff einer dialektischen Abstraktion, welche den wirklichen Beweggrund der Ware im Verhalten der Waren ausmacht und sich als ihre tat-sächliche Beziehung beweisen muss.

 Zusammenfassung 1/8:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das in den Tauschwerten Gleichbleibende reduziert alle ihre Verhältnisse auf eine Abstraktion, die in ihrer Wirklichkeit wirkt ohne wirklich zu sein. Dies doppelte der Wirklichkeit erweist sich als eine Wirkung, die auf der Abstraktion der Verhältnisse beruht und nur als Reduktion auf ihre abstrakte Substanz wirksam werden kann.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/9:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/9 | Kommentar 1/9 | Zusammenfassung 1/9


Was ist die Substanz dessen, worauf sich Tauschwerte reduzieren?

Was ist das substanziell, worauf sich die Tauschwerte im Tauschakt reduzieren? Wie kann sich diese erschließen lassen? Wie also kann erkannt werden, was sich im Tauschverhältnis wirklich und allgemein durchsetzt?

 Textstelle 1/9:  (Linkadresse)

"Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit." (MEW Bd. 23, S. 51)

 Kommentar 1/9:  (Linkadresse)

Man könnte auf vielerlei Art und Weise abstrahieren, um irgend ein Verhältnismaß zu konstruieren, z.B. auf Nachfragestatitistik oder Nützlichkeit an sich (z.B. Grenznutzentheorie) oder Wohlständigkeit (Wohlfahrtsbeiträglichkeit). Die allen gemeine Abstraktion vom Gebrauchswert der Dinge in ihrem gesellschaftlichen Austausch kann aber nichts sein, was an ihnen beliebig je nach Interesse eines Denkens zu abstrahieren wäre (siehe Gedankenabstraktion). Es kann vor allem „nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Ware sein." Es muss das sein, was ihnen als ökonomisches Gesellschaftwesen überhaupt verbleibt, das gesellschaftliche Wesen abstrakter Nützlichkeit. Dieses ist die Abstraktion ihrer gesellschaftlichen Vermittlung, Wesensabstraktion eines gesellschaftlichen Verhältnisses. Was von ihr in jedem Ding verbleibt, muss absehen "von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen". Es kann hierbei also kein Quentchen Körperlichkeit übrig bleiben, also kann es auch keine körperliche Abstraktion selbst sein, da diese zwangsläufig gesellschaftslos wäre und an die Einzelheit der Dinge, wie sie erscheinen, gebunden bliebe.

Es muss um die Abstraktion gesellschaftlichen Nutzens überhaupt gehen, um die Abstraktion der gesellschaftlichen Produktion, die erklären kann, auf was sich die Gebrauchswerte der Waren im Austausch reduzieren: um die Tatsache, dass sie menschliche Abeitsprodukte sind. Nur dies kann die Qualität sein, worein sich die nützlichen Dinge im Tausch wirklich reduzieren und woraus sich die Begriffsentfaltung, die Begriffssubstanz des Warentauschs erklärt. Dieser Schluss ergibt sich nicht aus der Phänomenologie der Gesellschaft, etwa, weil man immer auf abstrakte Arbeit hin denken könnte, sondern aus dem unsichtbaren Dritten, das als allseitiges Wesen des gesellsschaftlichen Seins und Werdens in der Vermittlung als notwendiges Mittel, als Not wendendes Mit-Teil der Beziehung der Waren sich erschließt. Damit ist die Analyse der Warenverhälnisse abgeschlossen und diese müssen hiernach nun erklärlich werden.

Die Interpretationsansätze, die diese Abstraktion im Wirklichen selbst zu finden meinen (z.B. im Geld), haben genau dies nicht begriffen. Sie resultiert aus einem gesellschaftlichen Verhältnis, worin die Form der Beziehungen diese selbst nicht verwirklicht und nicht wirklich sein lässt, sie also nur in der Notwendigkeit einer Abstraktion verwirklichen kann. Es ist für das dialektische Verständnis des Kapitalismus grundlegend, dass es sich beim Tauschwert um die Unwirklichkeit menschlicher Verhältnisse handelt, die Wirkung haben ohne wirklich zu sein. Und aus diesem Grund werden sie zur Formbestimmung einer Gesellschaft, zu einer selbständigen Gesellschaftsform. 

Das phänomenologische Bedürfnis das Phänomen aus sich selbst wesentlich zu begreifen, Begriffe aus dem heraus zu abstrahieren, worin sie den Phänomenforschern emphatisch sinnvoll scheinen, also abstrakte Arbeit aus Arbeit, abstrakter Körper aus Körper, abstrakte Natur aus Natur, will dem Anschaulichen eine Wesensbegabung zusprechen (z.B. den Geschlechtstrieb wesentlich als Naturtrieb zu begreifen, der unabhängig von menschlicher Kultur verblieben sei). Damit übergehen die Phänomenologen traumwandelnd und mehr oder weniger phantasiebegabt den Grund ihrer Fragestellung: Was macht mir dies eigentlich und überhaupt abstrakt? Wozu denke ich über Abstraktionen nach?

So auch ein modischer Phänomenologe des Kapitalismus, Robert Kurz, der die Abstraktion des Wertverhältnisses als "verbrannte menschliche Energie" bezeichnet und damit sich gegen den Marxschen Arbeitsbegriff zu wenden versucht. Damit entgleitet ihm aber die ganze Gesellschaft zu einer Energieform der Natur, die im Kapital verbrannt wäre, also dort nicht als tote Arbeit mächtig ist. Er gewinnt sich hierbei als "Postmarxist" mit der Behauptung, dass die Arbeit selbst keine Rolle mehr spiele, weil sie selbst nur abstrakt bestünde, also keine konkreten Verhältnisse nötig habe. In dieser Abstraktion versteht er die Arbeit selbst schon als Kapital, als abstrakte Arbeit überhaupt, denn er will von der Tatsache menschlicher Arbeit absehen, um den Konsumenten zum Subjekt der Gesellschaft zu machen, z.B. weil die Arbeit nach seiner Auffassung den Robotern überlassen bleiben könne. Indem Robert Kurz aber von der Gesellschaftsform der Arbeit, wie automatisiert sie auch immer sein mag, absieht, sieht er auch von der Wirklichkeit der gesellschaftlichen Gestaltung ab und letztlich auch von der Wirkung, die Konsum hat, wenn er nicht auf die Erzeugung seiner Gegenstände als menschliche Vergegenständlichung bezogen ist: Barbarei. Aber genau die haben wir schon.

Mit der Verkehrung der von Marx analysierten Wertsubstanz der Ware zu einer phänomenologischen Gedankenabstraktion als ideelle Naturform einer Energie wird diese zur Grundlage einer esoterischen Ideologie und kann als sinnentleerendes Schlagwort überall verwendet werden, wo intellektuelle Ideologen sich der herrschenden Barbarei mit der Barbarei ihrer Kritik dort entgegenstellen, wo Kapital phänomenal wirksam ist und Energie "verdampft", wie Robert Kurz das nennt. Dass es sich bei Kapital um eine tote Form menschlicher Arbeit handelt, ist damit aus der Welt, denn dort soll durch ihn die Kritische Theorie einer Esoterik des Lebens an die Macht gelangen: Dessen konkrete Energie. Das wird wohl viel "verbrannte menschliche Energie" in den Köpfen seiner Gläubigen hinterlassen.

Aus dem ganzen Verhältnissen der Warenform als Form für Arbeitsprodukte und Gegenstände des Konsums, wurde der Rückschluss auf abstrakt menschliche Arbeit gezogen. Und der zeigt, worum es in der Kritik der politischen Ökonomie geht: Dass in den wirklichen gesellschaftlichen Verhältnissen der Menschen, also in der Gegenständlichkeit ihrer Wirksamkeit, ihrer Arbeit, auch die Wirklichkeit ihrer Güter besteht. Ist diese Beziehung abstrakt, so sind es die menschlichen Beziehungen in dieser Gesellschaft überhaupt. Die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse kann sich also auch nur wirklich in den vorhandenen konkreten Beziehungen in diesem Reichtum und seiner Erzeugung vollziehen. Menschen können nicht abstrakt sein, aber sie können sich durch Abstraktion deformieren, ihren Zusammenhang selbst abstrakt nur wahrnehmen und der Abstraktion gehorchend ihn auch immer wieder in seiner Abstraktion erneuern.

Abstrakt menschliche Arbeit hat sich aus der Form heraus schließen lassen, in welcher sie als Ware existiert. Und diese Form ist ihre Formbestimmung, weil abstrakte Arbeit die Formbestimmung aller Produkte ist. Aber alles, was derer abstrakten Wirkung untersteht, ist für sich wirklich da und als solches Dasein immer auch konkret - wenn gesellschaftlich auch nur abstrakt vermittelt. Daraus besteht das Wissen, dass die neue Gesellschaft aus den Formen der alten herauswächst, indem sie die Abstraktionen der bürgerlichen Arbeitsteilung, der Teilung der Lebensbeziehungen durch Besitz, abzustreifen beginnt. Die konkreten und wirklichen Beziehungen der Menschen machen, wenn sie sich im wirklichen Reichtum einer gesellschaftlichen Produktion und ihren Produkten realisieren, Tausch unnötig. Sobald sich die bürgerliche Gesellschaft aus der Mangelwirtschaft vorkapitalistischer Gesellschaften herausentwickelt hatte, wirklichen Reichtum als gesellschaftliche Grundlage hatte, war der Tausch zu einer gesellschaftlichen Form geworden, welche zunehmend nur noch als Form für sich selbst fortbestand. Dies erst machte das Warenverhältnis total. Heute kann man die Gesellschaft im weltweiten Durschnitt und nach dem Vermögen von Mensch und Technik als eine Gesellschaft ohne naturnotwendigen Mangel ansehen und damit konstatieren, dass der Reichtum nicht dem gesellschaftlichen Vermögen entsprechend verteilt ist. Hierbei wird sich der Wert der Sachen aufheben, ohne dass sich ein Quentchen Energie oder Tätigkeit oder Naturstoff oder Arbeitszeit dabei verändern muss, wohl aber die Form, welche für sich bestimmt und durchaus mächtig ist.

"Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht."

Das Ding wird im Vergleich der Waren bei der Absehung von seinem Gebrauchswert übersinnlich, hat nichts, was seiner Sinnlichkeit zukommt und was seine sinnliche Herkunft verrät. Diese ist nicht nur aufgehoben, sondern ausgelöscht, selbst nicht wirklich, wenn auch wirksam. Es verbleibt keine stofflich bestimmbare Arbeit darin, sondern lediglich die Tatsache, dass sie durch Arbeit erzeugt wurden, das abstrakte Sein von Arbeit, das darin bloße Tat-Sache ist. Als Substanz, worauf sich alle Quanta der Tauschwerte im Vergleich der Waren reduzieren, hat sich abstrakt menschliche Arbeit ergeben. Alles Sein der Warendinge, was ihre Beziehung zum Menschen als Gebrauchsgut und Arbeitsprodukt, als gesellschaftlich nützliches Ding ausmacht, ist die abstrakt menschliche Arbeit. Diese ist die Qualität, die der Tauschwert für sich hat.

 Zusammenfassung 1/9:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

In den Tauschverhältnissen wirkt eine Bestimmung, die keinerlei sinnliche Beschaffenheit hat, eine übersinnliche Bestimmung, die daraus hervorgeht, dass die Waren in ihrem Bezogensein nicht ihr Gewordensein als Produkte menschlicher Arbeit vermitteln, sondern lediglich die Tatsache, dass sie Produkt menschlicher Arbeit in der Abtrennung von ihrem Dasein als Ware sind, dass sie also abstrakt menschliche Arbeit darstellen.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/10:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/10 | Kommentar 1/10 | Zusammenfassung 1/10


Was bewirkt eine reduzierte Substanz? Was verwirklicht sie?

Was kann die Abstraktion überhaupt wirklich sein, welche sich im Tauschakt durch die Reduktion der Tauschwerte zeigt?

 Textstelle 1/10:  (Linkadresse)

"Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte unerschiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.

Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist." (MEW Bd. 23, S. 51f)

 Kommentar 1/10:  (Linkadresse)

Der Gebrauchswert ist für den Markt als gesellschaftlicher Ort der Waren zwar ebenso vorausgesetzt wie seine Produktion, hat aber nun darauf keinerlei Bedeutung mehr als Beziehung von bestimmter Nützlichkeit, sondern nurmehr von unbestimmter als Gebrauchswert für andere. Die Dinge müssen jeweils ihren Gebrauchswert haben, um sich zum Tausch einfinden zu können, und zwar als Gebrauchswert, die gesellschaftlich dort überhaupt verlangt werden, also als Gebrauchswert für andere. Aber auf dem Markt selbst beziehen sich die Waren im Allgemeinen nur noch über ihr Wertsein, aus ihrer gesellschaftlichen Bewertung.

Wert entsteht, wo etwas nicht wirklich da ist, was notwendig da zu sein hat, was also abwesend ist, wo es wesentlich ist und sein müsste, sich also in der Not seines Wesens (siehe Wesensnot) widersinnig zu sich selbst verhält und deshalb nicht wirklich wahr sein kann.

"Der Wert eines Dings ist gerade so viel, wie es einbringen wird." (Butler, zitiert nach Marx in MEW 23, S.51)

Wo alles wirklich wahr ist, für sich ungebrochen, also unzweifelhaft ganz da ist, gibt es nichts, was eine Bewertung nötig hätte. Daher stellt ein Wert an und für sich keinen Reichtum, sondern einen Mangel dar, der entweder wirklich da ist oder etwas wertlos gemacht, zur Armut gezwungen wird, weil und wenn es keinen Wert im gesellschaftlichen Verhältnis der Menschen hat. Er muss deshalb hergestellt, erarbeitet werden, um Wirklichkeit zu erlangen, um wirklich da zu sein. Wert stellt also substanziell eine Arbeit dar, die nicht gesellschaftlich in den Gebrauchswerten gegenständlich ist, die darin zwar als nützliche Arbeit konkret existiert, aber nicht wirklich gesellschaftlich ist, also im Allgemeinen ungesellschaftliche Tatsache, abstrakt menschliche Arbeit darstellt. Und von daher hat er jegliche Subjektivität, die ihm die Beziehung auf einen Gebrauchswert anscheinen lässt, verloren. Denn in seiner Vermittlung, im Warentausch wird kein Wert nicht erst im Nachhinein seiner Erzeugung auf die Produkte übertragen, wie dies die Grenznutzentheorie behauptet. Er ist rein objektiv schon vor jedem Tauschakt bestimmt:

"Über den Wert entscheiden nicht die Vertragspartner; er steht schon vor der Übereinkunft fest." (Le Trosne,zitiert nach Marx in MEW 23, S.172 in Fußnote 17)

Wert steht also für einen objektiven Mangel, für etwas, das nicht da ist, aber durch seine Abwesenheit eine Beziehung in einem Verhältnis stiftet, das hierdurch verbindlich wird - eben weil es da, aber nicht wirklich ist. Er stellt das Sein im Widerspruch als das Sollen eines unwirklichen, eines nichtigen Daseins dar, der nichts als eine abstrakte Notwendigkeit ist. Subjektiv ist ein Wert das Resultat einer Bewertung in einem Verhältnis, in welchem die Beziehungen sich nicht wirklich als diese verhalten können und durch ihr Verhältnis in ihrer Beziehungslosigkeit ihre Bedeutungen füreinander zum Maß und Ziel ihrer Verhältnismäßiglkeit geworden sind. Sie bemessen aneinander, was sie für einander nicht wirklich sein und auch nicht werden können. So werden sie umgekehrt an dem gemessen, was hierbei nicht anwesend sein kann, was in ihrer Gemeinschaft substanziell ausgeschlossen ist und doch in Beziehung steht, sich daher als äußerliche Bezogenheit, als ein gemeinsames Drittes (siehe Dialektik) erweist. Es ist ein abwesendes Sein, das in seiner Abstraktion der Boden und Grund ihrer Beziehung als Wert ihres Daseins, hiervon bestimmt und in seiner Wesensnot bestimmend ist (siehe hierzu auch Wertsubstanz). Und als dieses Dasein trägt der Wert die Notwendigkeit eines von seinen Beziehungen ausgeschlossenen, aber für sie nötigen Mittels, auch wenn es nur als bloße Form ihrer Vermittlung existiert.

Das Resultat der bisherigen Untersuchung ist, dass Tauschwerte abstrakt menschliche Arbeit zu ihrer allgemeinen Substanz haben und dass diese nichts anderes als die Substanz des Werts ist: Wertsubstanz, die auf ihre abstrakte Form reduzierte Substanz menschlicher Arbeit, das gesellschaftliche Residuum einer Reichtum schaffenden Tätigkeit der Menschen, die ihnen als Subjekt ihrer Reduktion auf sich, als Subjekt ihrer Verarmung begegnet: als Privateigentum der Marktsubjekte. Der Wert ist nicht dadurch Tauschwert, dass er sich ihn ihm als quantitatives Verhältnis der Waren im Warentausch verkörpert, der Proportionen, worin sie sich durch ihre Preise austauschen lassen, nicht weil er die Form des Warentauschs darstellt und bewertet, sondern weil die menschliche Arbeit, die ihn erzeugt hat, nicht dabei wirksam, nicht wirklich anwesend ist. Zwar heben beide - Wert und Tauschwert - dieselbe Substanz, denn im Tauschwert erscheint der Wert, als Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit, wie er Wert durch ihren durchschnittlichen Aufwand hat. Aber der Tauschwert selbst ist nur das Quantum, worin sich die Waren aneinander messen, die als Werte abstrakt menschliche Arbeit darstellen und sich hierauf reduzieren müssen. Und dies beides aber, Wert und Tauschwert, ist in ihrem Verhältnis zu einander im bisherigen Gang der Analyse noch nicht wirklich verbunden, hat noch keine gemeinsame Form. Die Werte und die Preise der Waren haben gänzlich verschiedene Quellen und stehen hiervon getrennt gegenüber, treten deshalb überhaupt nur zun Warentausch an. Die wirkliche Wertform wird sich erst im Verhältnis der Waren selbst zeigen. Darin muss sich dann das quantitative Verhältnis der Tauschwerte als Wertquantum, als Quantum abstrakt menschlicher Arbeit erweisen.

 Zusammenfassung 1/10:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Auf dem Markt vollzieht sich im Tausch der Güter eine Beziehung, die weder Stoff noch Sinn hat. Lediglich der jeweils unterschiedliche Zweck des Habens macht den Tauschakt aus. Durch den Besitzerwechsel des Warentauschs beziehen sich die Menschen wie die Dinge nur noch über das Wertsein ihrer Güter, über deren Wertsubstanz. Darin steckt die politische Bewertung des Besitzstandes ebenso, wie das Wertsein der Güter als Produkte menschlicher Arbeit. Die Beziehung der Waren ist die Beziehungsform des Warenbesitzes in seinen unterschiedlichen Positionen der Bewertung als einzelnes Gebrauchsgut und als gesellschaftliches Produkt. Beides ist jedoch noch unverbunden, solange es keine Wertform hat.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/11:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/11 | Kommentar 1/11 | Zusammenfassung 1/11


Was macht die Wertgröße aus?

Die Abstraktion, welche sich als Substanz des Tauschverhältnisses ergeben hatte, kann ja nicht anderes wirklich sein, als durch das Verhältnis, worin sie erscheint. Sie regelt die Mengenverhältnisse der Waren in ihrem Austausch. Aber was macht dann ihre Größe wirklich aus?

 Textstelle 1/11:  (Linkadresse)

"Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen "wertbildenden Substanz", der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw.

Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht. Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen. ...

Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt. Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art. Waren, worin gleich große Arbeitsquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendige Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit. "Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit." (MEW Bd. 23, S. 53f)

 Kommentar 1/11:  (Linkadresse)

Nachdem die Wertsubstanz entdeckt war, stand nun die Wertgröße als Frage an: Wenn die Qualität der Tauschwerte der Wert als abtrakt menschliche Arbeit ist, was ist dann die Wertgröße, das Quantum abstrakt menschlicher Arbeit? Wodurch ist das Quantum abstrakter Arbeit bestimmt, die es als solche nicht wirklich gibt, die lediglich durch den Austausch der Waren Wirkung hat?

Wenn es abstrakte Arbeit also nicht wirklich geben kann, weil sie selbst nur aus dem Tausch erschließbar ist, was ist das Quantum, das sie bewirkt? Abstrakte Arbeit ist die Substanz einer Reduktion, die Qualität, worauf sich die Waren in ihrem Austausch reduzieren. Was lässt sich in einem Reduktionsprozess quantifizieren, was ist das Maß worauf sich die Menge der Bestimmungen der Arbeit reduziert? Da hilft nur eine Gedankenbrücke: Arbeit abstrakt ist Bewegung in der Zeit. Sieht man von der bestimmten Bewegung ab, so verbleibt nur die Zeit als Quantum des Werts: Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsszeit. Diese macht die Wertgröße aus.

Wir haben damit die Begriffssubstanz der Ware, den Wert als abstrakt menschliche Arbeit und als ihre Wertgröße die durchschnittliche menschliche Arbeitszeit, welche zur Herstellung eines Produkts zu einem gegebenen Entwicklungsstand der Produktivkraft einer Gesellschaft aufgebracht werden muss: Gesellschaftlich notwendige Arbeitsszeit.

"Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittswert von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen."

Das besagt, dass die menschliche Arbeitszeit unter den Bedingungen eines gesellschaftlichen Entwicklungsstands als hierin notwendige Arbeitszeit zur Herstellung eines bestimmten Gebrauchswerts das Quantum und Maß ist, worin die Tauschwerte sich als Wert bemessen.

Aber es ist nicht die Arbeitszeit überhaupt, welche die Produktion eines Dings in Anspruch nimmt, nicht die Maschinenlaufzeit, sondern nur die Zeitdauer menschlicher Arbeit, denn nur diese erzeugt wirklich und lebendig, was sie auch verbraucht. Maschinen sind zwar Arbeitsprodukte, gehen aber nicht in die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, sondern wiederum nur in die Produktion selbst ein, verwerten sich also selbst und können somit keinen Wert bilden, können sich nur wertmäßig reproduzieren, die Arbeitszeit verschleißen und forttragen, die in ihre Herstellung eingegangen ist (siehe hierzu Automation ).

 Zusammenfassung 1/11:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Wert macht als Substanz der politischen wie wirtschaftlichen Beziehung der Waren ihr ganzes gesellschaftliches Verhältnis aus. Als gesellschaftliche Qualität des abstrakt menschlichen Produktseins erfährt er seine Wertgröße in der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit, welche zur Herstellung der Waren verbraucht wird. Beides, Wertssubstanz und Wertgröße, bestimmen nun die Beziehung der Waren als unterschiedliche Positionen des Warenbesitzes, als unterschiedliche Momente einer Wertform.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.1 - Thema 1/12:  (Alles zu K.1 | Linkadresse)
Textstelle 1/12 | Kommentar 1/12 | Zusammenfassung 1/12


Was bedeutet der Begriff der abstrakt menschlichen Arbeit für den Gesamtzusammenhang der Arbeit?

Was resultiert aus dem Wert, aus abstrakt menschlicher Arbeit, also aus der Abstraktion, welche die Verhältnisse der Waren als Arbeitsprodukte nach ihrer Wertgröße bestimmt und regelt?

 Textstelle 1/12:  (Linkadresse)

"Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert. Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit." (MEW Bd. 23, S. 55)

 Kommentar 1/12:  (Linkadresse)

Die Wertsubstanz, die sich auf dem Markt ergeben hat und als Wertgröße die Verhältnisse der Waren bestimmt, hat nicht nur auf diesem Folgen, Es hat sich gezeigt, dass das ganze Verhältnis der Produktion eine Formbestimmung bekommen hat, die eine gegenteilige Quantifizierung von dem ergibt, was eine natürliche Form der Arbeit für die Menschen wäre. Was ihnen entsprechen, ihre Arbeit erleichtern würde und also wirtschaftlich für sie ist, wird zur Macht einer Notwendigkeit abstrakter Quantifizierung verkehrt. "Die Wertgröße einer Ware wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit." Schon an dieser Stelle lässt sich eine Logik des Kapitalismus feststellen: Je produktiver die Arbeit durch die Entwicklung von Technologie ist, desto geringer ist der Wert pro Produkt, den sie erzeugt. Die menschliche Arbeit wird hierdurch wertloser und Wertproduktion kann sich daher nur im Mengenwachstum der Produktion, also in einer Massenproduktion erhalten und entwickeln.

Immer wenn eine abstrakte Substanz sich fortbestimmt, ist das Resultat bloß quantitative Ausdehnung, bei gleichzeitiger Reduktion. Von daher enthält die Ökonomie des Kapitalismus zwar vielerlei neue Güter, aber die bestätigen sich gesellschaftlich nur durch das Wertquantum, worin sie als Ware bezogen werden. Der Wert ist die einzige Form, worin sich die Produkte gesellschaftlich vermitteln, was immer ihr jeweiliger konkreter Gehalt unmittelbar für die Menschen ist. Und der Wert ist eine reale Abstraktion von allem, was sich hierüber bezieht. Er drückt kein konkretes Produktions- und Konsumtionsverhältnis aus, aber er vermittelt es. Er stellt nicht das Verhältnis gesellschaftlicher Entwicklung als Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit des Lebens darin dar, nicht das Verhältnis bestimmter Arbeitszeiten oder Bedarfsquanta zur Reproduktion und Entwicklung einer menschlich bestimmten Gesellschaft. Im Gegenteil: Es verhalten sich die organischen gesellschaftlichen Verhältnisse, die Produktivkraft der Arbeit, umgekehrt wie die quantitaven Verhältnisse des Werts, der Wertgrößen, den Quanta an menschlicher Arbeitszeit. Weil und solange die Arbeitsprodukte in der politischen Form des Bezitzverhältnisses existieren, müssen sie Wert ausdrücken, um in gesellschaftliche Beziehung zu treten. Und weil und solange die Waren sich als Wertausdruck beziehen müssen, können sie nicht als Güter für menschliche Bildung und Entwicklung existieren.

Der Wert ist die willkürlich scheinende Form gesellschaftlicher Notwendigkeiten des Besitzverhältnisses, worauf sich alle Beziehungen sowohl qualitativ wie quantitativ reduzieren, worein sie sich also wirklich abstrahieren. Diese Abstraktion muss in diesen Verhältnissen nun auch wirklich Form annehmen, um praktisch gehandhabt zu werden.

Das subjektive Verhältnis, das die Wertform der Waren wie jede Wirtschaftsform gesellschaftlich vermittelt, ist die Beziehung von Bedürfnissen und Arbeit. In seinem Dasein als Ware enthält es beides in einer ihm gleichgültigen Form. Diese Gleichgültigkeit wird sich nun in der Gleichsetzung der Wertdinge verwirklichen müssen, in den Positionen der Wertformen - von der relativen Wertform bis zur absoluten.

Wir kennen die Qualität und Quantität des Werts und müssen nun hieraus seine Form als quantitativ bestimmtes Verhalten der Wertsubstanz begreifen. Hierfür muss der Doppelcharakter der Ware zunächst vollständig mit dem Doppelcharakter der sie erzeugenden Arbeit identifiziert sein, da diese Identität erst die Wertform in ihrer Wirklichkeit selbständig und vollständig bestimmen kann.

 Zusammenfassung 1/12:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Wertform ist die Beziehung von Qualität und Quantität des Werts als Verhältnis, worin sich das Produktsein der Waren als Wertsein ihrer Erstehungszeiten ausdrückt. In dieser Form beziehen sie sich ausschließlich als Wertdinge aufeinander und insgesamt umgekehrt zu ihrem gesellschaftlichen Daseinszweck als Produkt menschlichen Schaffens und seiner Geschichte.

Die Abstraktion, welche die Verhältnisse der Waren als Arbeitsprodukte regelt, der Wert, bestimmt durch die Logik seiner Abstraktion, durch die Logik der Reduktion den Widerspruch zwischen inhaltlicher und formeller Entwicklung. Und dieser macht die Entwicklung der Warenproduktion als Formbestimmung der bürgerlichen Gesellschaft aus.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.1 Abs.1 (Linkadresse | Nächste)

Die Ware wurde in ihrem Dasein auf dem Markt als ein widersprüchliches Ding erkannt, das in der Getrenntheit von Qualität und Quantität ihres Wertseins bestimmt ist: Abstrakt menschliche Arbeit, die sich als bestimmte gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit in den Waren darstellt. In ihrer Wertform bezieht sich dies beides aufeinander, worin der Wert als Verhältnis von Wertsubstanz und Wertgröße in den Polen des Wertausdrucks vereint ist. Diese logische Bestimmung kann nur wirklich werden durch die Bestimmungen ihrer Erzeugung, dem praktischen Zweck ihres Daseins, die sich darin erweisen muss und worin schließlich das Ganze des Wertverhältnisses zu beweisen sein wird.

 


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