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IV. Die wirkliche Wertform

1. Die Entwicklung und Entfaltung der Wirklichkeit der Wertform

A. Die einfache Wertform

Die Waren existieren immer als bestimmte Quanta und immer als Dasein menschlicher Arbeit überhaupt. Indem sie sich als einzelne Waren hierbei zueinander verhalten, drücken sie beides aus; aber ihre Bewegung unterscheidet sich, obwohl beide Waren im Wertausdruck beide Formen des Werts "zueinandergehörige, sich wechselseitig bedingende, unzertrennliche Momente, aber zugleich einander ausschließende oder entgegengesetzte Extreme, das heißt Pole desselben Wertausdrucks" (MEW 23, S. 63) sind. Indem nämlich eine Ware, sage 20 Ellen Leinwand im Wertausdruck sich mit einer ändern Ware, sage 1 Rock, gleichsetzt, sind nicht die Waren als Dinge gleich, obwohl es richtig ist zu sagen: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock wert. Die Stellung der einen Ware zur ändern ist in der Tat entgegengesetzt:

"Es spielen hier zwei verschiedenartige Waren A und B, in unserem Beispiel Leinwand und Rock, offenbar zwei verschiedene Rollen. Die Leinwand drückt ihren Wert aus im Rock, der Rock dient zum Material dieses Wertausdrucks. Die erste Ware spielt die aktive (das heißt die bestimmte), die zweite eine passive (unbestimmte) Rolle. Der Wert der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent oder befindet sich in Äquivalentform." (MEW 23, S. 63)

<folgt Org-S.126> Obwohl beide Waren bestimmte Produkte nützlicher Arbeit sind und als diese beiden Waren überhaupt auch menschliche Arbeit verkörpern, ist jede einzelne Ware in anderer Form zu anderer, indem nämlich jene Ware, welche durch die andere ihren Wert ausgedrückt findet, unterschieden ist von jener Ware, die als Material des Wertausdrucks gilt. Letztere ist das Material des Tausches, erstere ist das Moment des Tausches, welches dieses Material dazu bestimmt, als ihr Wertausdruck zu gelten.

Während die eine Ware die andere als Material ihres eigenen Wertseins bestimmt, ist sie allein darin in ihrer Austauschbarkeit reflektiert, stellt sie überhaupt dar, daß sie mit anderer Ware etwas Gleiches ist. Die zweite Ware in der Äquivalentform stellt also dar, daß sich Waren in ihrer Austauschbarkeit gleichbleiben, wenn hierzu die verschiedensten einzelnen Waren sich auch relativ ausdrücken. In der relativen Wertform stellt sich ein relatives Quantum von Wertgegenständen dar, ein Quantum, das zufällig und beliebig variieren kann, sofern seine bestimmte Größe wirklich relativ zur Durchschnittsgröße der in den Waren überhaupt ausgedrückten Arbeitszeiten sich verhält.

Der Wertausdruck besteht aus der Unzertrennlichkeit zweier Formen, die zueinander polar, das heißt entgegengesetzt sind. Beide drücken etwas sich Gleiches aus, sind füreinander Äquivalent, und relativieren aneinander zugleich ihr Quantum, sind relativ. Aber in einem Ausdruck ist der relativierende Pol nicht wirklich gleich mit seiner Äquivalentform, denn er wirkt nicht als das Gleiche, er vollzieht die Gleichheit der Waren im Tausch, indem er sich in <folgt Org-S.127> anderer Ware ausdrücken kann. Die erste Ware ist somit aktiv, indem sie sich in der zweiten gleich gilt, und die zweite ist das Material ihres Wertausdrucks. Der Unterschied der Stelle einer Ware bestimmt somit auch, wie sie sich verhält; der Unterschied im Wertverhältnis ist, "ob sie die Ware ist, deren Wert, oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird." (MEW 23, S. 64).

Dieser Wertausdruck ist erst dann entstanden, wenn sich die Umkehrbarkeit seiner Pole herausgestellt hat, wenn sich also die Verdurchschnittlichung der Waren auf die Gleichsetzung verschiedener Warenquanta herausgestellt hat:

"Denken wir uns Tauschhandel zwischen Leinwandproducent A und Rockproducent B. Bevor sie Handels einig werden, sagt A: 20 Ellen Leinwand sind 2 Röcke werth (20 Ellen Leinwand = 2 Röcke), B dagegen: l Rock ist 22 Ellen Leinwand werth (l Rock = 22 Ellen Leinwand). Endlich, nachdem sie lang gemarktet, stimmen sie überein. A sagt: 20 Ellen Leinwand sind l Rock werth und B sagt: l Rock ist 20 Ellen Leinwand werth. Hier befinden sich beide. Leinwand und Rock, gleichzeitig in relativer Werthform und in Äquivalentform. Aber, nota bene, für zwei verschiedene Personen und in zwei verschiedenen Werthausdrücken, welche nur gleichzeitig ins Leben treten. Für A befindet sich seine Leinwand, – denn für ihn geht die Initiative – von seiner Ware aus – in relativer Werthform, die Waare des Andern, der Rockdagegen, in Äquivalentform. Umgekehrt vom Standpunkt des B. Dieselbe Waare besitzt also niemals, auch nicht in diesem Fall, die beiden Form gleichzeitig in demselben Werthausdruck." (Anhang zur Urfassung, S. 765f.)

Man sieht: Da "die Größen verschiedener Dinge erst quantitativ vergleichbar werden nach ihrer Reduktion auf dieselbe Einheit" (MEW 23, S. 64), verkörpern sie in der Wertform allein ihre gleiche Natur, während sie sich unterschiedlich aufeinander beziehen. Hierbei mögen die Waren mal in dieser, mal in jener Form auftreten; sie bilden immer unterschiedene Formen. <folgt Org-S.128> "Allerdings schließt der Ausdruck: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand sind l Rock wert, auch die Rückbeziehung ein: l Rock = 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock ist 20 Ellen Leinwand wert. Aber so muß sich doch die Gleichung umkehren, um den Wert des Rocks relativ auszudrücken, und sobald ich das tue, wird die Leinwand Äquivalent statt des Rocks. Dieselbe Ware kann also in demselben Wertausdruck nicht gleichzeitig in beiden Formen auftreten. Diese schließen sich vielmehr polarisch aus." (MEW 23, S. 63)

Während sich die Menschen wechselseitig um den Durchschnitt streiten, vollziehen sie auch den wechselseitigen Formwechsel der Waren allgemein; indem sie sich aber des Handels einig werden müssen, bildet sich die Wertform heraus, in welcher eine Ware sich in anderer Ware in einem bestimmten Verhältnis ausdrückt.

Und dieses bestimmte Verhältnis, in welchem eine Ware als relativer Wert und eine andere Ware als Äquivalent gilt, ist die Form des Werts überhaupt. Indem nämlich die Waren die Stelle des Ausdrucks wechseln können, stellen sie ihre wirkliche Gleichheit als Wertformen dar. Aber indem sie diese Form darstellen, haben sie für die Gleichung und im Tausch überhaupt verschiedene Inhalte. Untersuchen wir daher zunächst die Formen für sich.

a) Die relative Wertform

Wir stehen nun vor dem Problem, wie sich das Dasein der Waren als Wertgrößen mit ihrem Dasein als Wert überhaupt <folgt Org-S.129> wirklich verbindet, denn wir treten nun aus den Wertabstraktionen als Resultat der Analyse heraus in die Wirklichkeit des Warenverhältnisses ein. Und wir schauen zuerst die relative Beziehung der Waren an, weil darin die aktive und ursprüngliche Beziehung der Waren ausgedrückt ist. Wir können also nicht davon ausgehen, daß die Waren einander im Wert gleich sind, daß sie als Äquivalente existieren, als "bestimmte Quanta zweier Warensorten" (MEW 23, S. 64), sondern müssen zunächst herausfinden, "wie der einfache Wertausdruck einer Ware im Wertverhältnis zweier Waren steckt" (MEW 23, S. 64). Wir beginnen also nicht mit der Reduktion der Waren auf ihren Wert, sondern mit ihrem Dasein als verschiedene Warenquanta, worin die Waren noch nicht reduziert und daher noch nicht beliebig auswechselbare Größen sind. Würden wir anders verfahren, so würde man übersehen, "daß die Größen verschiedener Dinge erst quantitativ vergleichbar werden nach ihrer Reduktion auf dieselbe Einheit. Nur als Ausdrücke derselben Einheit sind die gleichnamige, daher kommensurable Größen." (MEW 23, S. 64).

Im Anfang also war nicht das Wort und auch nicht die Reduktion des Lebens auf dasselbe, nicht der Logos als innerer Gehalt der Dinge, nicht der Wert als Wesensband menschlicher Produkte, sondern bestimmte Arbeiten, welche zum Wert gerinnen, sobald sie als Ware existieren.

"Menschliche Arbeitskraft im flüssigen Zustand oder menschliche Arbeit bildet Wert, aber ist nicht Wert. Sie wird Wert in geronnenem Zustand, in gegenständlicher Form." (MEW 23, S. 65)

Ebenso wenig hat die Ware die Fähigkeit, eine andere Ware als Wert zu erkennen, so, als ob es der Ware in Wirklichkeit zueigen wäre, Wert zu sein.

"Ein Rock drückt ebenso wenig Wert aus als das erste beste Stück Leinwand. Dies beweist nur, daß er innerhalb des Wertverhältnisses zur Leinwand mehr bedeutet als außerhalb desselben, wie so mancher Mensch innerhalb eines galonierten Rockes mehr bedeutet als außerhalb desselben." (MEW 23, S. 66).

<folgt Org-S.130> Indem sich 20 Ellen Leinwand einem Rock gleichgesetzt hatten, hatten sie sich nicht in der Gegenständlichkeit menschlicher Arbeit bezogen, sondern als etwas bezogen, was von ihrer Gegenständlichkeit dinglich verschieden ist:

"Um den Leinwandwert als Gallerte menschlicher Arbeit auszudrücken, muß er als eine Gegenständlichkeit ausgedrückt werden, welche von der Leinwand selbst dinglich verschieden und ihr zugleich mit anderer Ware gemeinsam ist." (MEW 23, S. 66)

Der ganze Umstand dieses Gedankens liegt allein darin, daß ein Ding durch seine Beziehung auf ein anderes Ding etwas ausdrückt, was beides nicht ist als Ding, wohl aber als Verhältnis und wodurch ein Ding selbst den Gehalt des Verhältnisses erfährt:

"Im Wertverhältnis, worin der Rock das Äquivalent der Leinwand bildet, gilt also die Rockform als Wertform. Der Wert der Ware Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Ware Rock, der Wert einer Ware im Gebrauchswert der andern. Als Gebrauchswert ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich verschiedenes Ding, als Wert ist sie Rockgleiches und sieht daher aus wie ein Rock. So erhält sie eine von ihrer Naturalform verschiedene Wertform. Ihr Wertsein erscheint in ihrer Gleichheit mit dem Rock wie die Schafsnatur des Christen in seiner Gleichheit mit dem Lamm Gottes." (MEW 23, S. 66)

Was für einem Hegelianer, der keinen wirklichen Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung kennt, unschwer ist zu konstatieren, macht hier die ganze Mühe des empirischen Denkens aus: Ein natürliches Ding drückt sich in einem andern Ding als unnatürliches aus. Nicht, weil wir vorher wußten, daß Waren Wert sind, war hier das Argument, sondern daß sich Waren wirklich erst in ihrer Naturalform wertmäßig finden, daß eine Ware in anderer erst ihre Wertseele entdeckt, sobald sie mit dieser gleichgesetzt wird:

"Trotz seiner zugeknöpften Erscheinung hat die Leinwand im Rock die stammverwandte schöne Wertseele erkannt. Der <folgt Org-S.131> Rock kann ihr gegenüber jedoch nicht Wert darstellen, ohne daß für sie gleichzeitig der Wert die Form eines Rocks annimmt. So konnte sich das Individuum A nicht zum Individuum B als eine Majestät verhalten, ohne daß für A die Majestät zugleich die Leibesgestalt von B annimmt und daher Gesichtszüge, Haare und manches andere noch mit dem jedesmaligen Landesvater wechselt." (MEW 23, S. 66).

Die Ware als Ware bildet somit wirklich in anderer Ware ihr eigenes Gesicht. Darauf verweist auch der Vergleich von Marx in der Fußnote 18:

"In gewisser Art gehts dem Menschen wie der Ware. Da er weder mit einem Spiegel auf die Welt kommt noch als Fichtescher Philosoph: Ich bin ich, bespiegelt sich der Mensch zuerst in einem andern Menschen. Erst durch die Beziehung auf den Menschen Paul als seinesgleichen bezieht sich der Mensch Peter auf sich selbst als Mensch. Damit gilt ihm aber auch der Paul mit Haut und Haaren, in seiner Paulinischen Leiblichkeit, als Erscheinungsform des Genus Mensch." (MEW 23, S. 67)

Obwohl es die Menschen waren, die die Waren in Beziehung und Bewegung brachten, haben die Waren unter sich ihresgleichen. Sie haben in ihrer Naturalgestalt wirkliche Wertgestalt, eine Ware B ist in ihrer Naturalform die wirkliche Gestalt der Ware A. Ihre Gleichsetzung hat sie wirklich gleichgemacht:

"Vermittelst des Wertverhältnisses wird also die Naturalform der Ware B zur Wertform der Ware A oder der Körper der Ware B zum Wertspiegel der Ware A. Indem sich die Ware A auf die Ware B als Wertkörper bezieht, als Materiatur menschlicher Arbeit, macht sie den Gebrauchswert B zum Material ihres eigenen Wertausdrucks. Der Wert der Ware A, so ausgedrückt im Gebrauchswert der Ware B, besitzt die Form des relativen Werts." (MEW 23, S. 67)

In der Beziehung auf andere Ware ist somit ein Warenkörper wirklich Doppeltes geworden; er ist nicht als Warenkörper Gallerte bestimmter menschlicher Arbeit, sondern innerhalb des Warenverhältnisses repräsentiert er als Warenkörper das <folgt Org-S.132> Wertsein anderer Ware überhaupt ↓(45):

"Innerhalb dieses Verhältnisses repräsentirt also der Körper Rock die der Leinwand mit ihm gemeinschaftliche Werthsubstanz, das heißt menschliche Arbeit. Innerhalb dieses Verhältnisses gilt also der Rock nur als Gestalt von Werth, daher auch als Werthgestalt der Leinwand, als sinnliche Erscheinungsform des Leinwandwerths. So wird, vermittelst des Werthverhältnisses, der Werth einer Waare im Gebrauchswert einer andern Waare ausgedrückt, das heißt in einem andern, von ihm selbst verschiedenartigen Waarenkörper." (Urfassung, S. 767). <folgt Org-S.133>

Indem in der Form des relativen Werts die Ware doppelt ausgedrückt ist im Verhältnis zweier Waren, ist auch ihr Quantum ausgedrückt:

"Jede Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, ist ein Gebrauchsgegenstand von gegebenem Quantum, 15 Scheffel Weizen, 100 Pfund Kaffee usw. Dieses gegebene Warenquantum enthält ein bestimmtes Quantum menschlicher Arbeit. Die Wertform hat also nicht nur Wert überhaupt, sondern quantitativ bestimmten Wert oder Wertgröße auszudrücken. Im Wertverhältnis der Ware A zur Ware B, der Leinwand zum Rocke, wird daher die Warenart Rock nicht nur als Warenkörper überhaupt der Leinwand qualitativ gleichgesetzt, sondern einem bestimmten Leinwandquantum, z.B. 20 Ellen Leinwand, ein bestimmtes Quantum des Wertkörpers oder Äquivalents zum Beispiel ein Rock." (MEW 23, S. 67).

Wir wußten bereits, daß die Wertgröße als bestimmtes Quantum der Waren existiert, aber noch nicht, durch was darin der Wert quantitativ bestimmt ist. Indem sich zwei Waren auf die Wertsubstanz reduzieren lassen, wird wahrgemacht, "daß beide Warenquanta also gleich viel Arbeit kosten oder gleich große Arbeitszeit" (MEW 23, S. 67), daß sie also die durchschnittliche Arbeitszeit zur Herstellung von Waren in verschiedenen Quanta darstellen. 20 Ellen Leinwand brauchen zu ihrer Herstellung im Durchschnitt gleichviel Zeit wie ein Rock. <folgt Org-S.134> Was aber so einfach gesagt war, ist in Wirklichkeit ein sehr vertraxter Prozeß, und das quantitative Verhältnis der Waren im Austausch, welches sich erst nach der Reduktion auf ihr Gleichsein fassen läßt, drückt nicht das quantitative Verhalten der Arbeit aus, also auch nicht das wirkliche Wachstum der Produktivkraft. Was der Durchschnitt ist, ist immer das, was sich zum Durchschnitt bildet und was sich zugleich auf den Durchschnitt reduziert. Die Produktivkraft der Arbeit mag sich ideell gesagt im Durchschnitt der Warenwerte darstellen, also durchschnittlich das darstellen, was Werte in ihrer Größe aneinander ausdrücken, in Wirklichkeit kann sie aber nicht als Durchschnittsproduktivkraft existieren. Sie existiert immer nur als Produktivkraft je einer Tätigkeit, die sich erst in ihrem Warendasein nach ihrer Produktion im Vergleich der Waren bildet.

"Die zur Produktion von 20 Ellen Leinwand oder l Rock notwendige Arbeitszeit wechselt mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Weberei oder der Schneiderei." (MEW 23, S. 67f).

Da also die Durchschnittsproduktivkraft nicht existieren kann, wechselt auch das Mengenverhältnis von Leinwand und Rock, so daß man nicht immer 20 Ellen der ersten Warenart mit einem Stück der zweiten Warenart tauschen kann. Während nämlich die Durchschnittsarbeitszeit das vergangene Arbeitsverhältnis reflektiert, unterscheidet sich das gegebene Verhältnis der Arbeitsprodukte hiervon insofern, wie sich darin eine andere Produktivkraft darstellt. Die Werte erscheinen also nicht einfach als Wertgrößen, und drücken sich ebenso quantitativ, wie zuvor auch qualitativ, im relativen Wert einer Ware zur andern aus; – sie bilden vielmehr durch ihre Relation die Größe, worin sich die jeweilige Produktivkraft der einen Ware im Unterschied zu der der andern Ware durch die Handreichung der Produzenten sinnlich gewiß macht. <folgt Org-S.135> Marx stellt dies in vier Fällen auf Seite 68 und 69 des Kapitals dar. Er zeigt, wie das Verhältnis aussieht, wenn der Wert der Leinwand, also das, was im Durchschnitt ihre Herstellung kostet, wechselt, während der Rockwert, was also an Arbeitszeit in die Herstellung eines Rocks eingeht, konstant bleibt, ebenso umgekehrt: Wenn die Durchschnittsarbeitszeit zur Herstellung von Leinwand, also der Leinwandwert, konstant bleibt, während der Rockwert wechselt. Schließlich untersucht er ein beiderseitig gleiches Wachstum in derselben Richtung der Produktivkraft der Arbeit von Leinwand und Rock, also eine gleichzeitige Änderung der Durchschnittsarbeitszeit in derselben Richtung, worin, wenn man dies auf alle Waren übertragen denkt, "ihre relativen Werte unverändert bleiben (MEW 23, S. 69), insofern dort eben allein in der bestimmten Warenmenge eine Veränderung vorginge, während die Arbeitszeit gleichbleibt, und schließlich eine gegensinnige oder ungleiche Änderung der notwendigen Arbeitszeit, in welcher die Waren wiederum ihre Tauschquanta zu verändern hätten. Er zeigt durch all diese Beispiele, daß die Wertgröße nicht das Wertquantum ausdrückt, wie es das gleichbleibende Dasein der Warenwerte aus vergangener Produktion verkörpert, sondern sie sich zugleich aus dem Verhältnis bestehender Waren und hinzukommender Waren immer wieder neu bildet, je nachdem, wie sich die Änderung der Produktivkraft als Änderung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit in der Herstellung der Waren ausdrückt.

"Wirkliche Wechsel der Wertgröße spiegeln sich also weder unzweideutig noch erschöpfend wider in ihrem relativen Ausdruck oder in der Größe des relativen Werts. Der relative Wert einer Ware kann wechseln, obgleich ihr Wert konstant bleibt. Ihr relativer Wert kann konstant bleiben, obgleich ihr Wert wechselt, und endlich brauchen gleichzeitige Wechsel in ihrer Wertgröße und im relativen Ausdruck dieser Wertgröße sich keineswegs zu decken." (MEW 23, S. 69) <folgt Org-S.136> Genauso wenig also, wie sich in der Gleichsetzung von Waren die Wertsubstanz, gleiche menschliche Arbeit, wirklich ausdrückt, drückt sich die Wertgröße, die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, unmittelbar wirklich aus; beides entsteht im Verhältnis verschiedener und voneinander getrennter Arbeitsprodukte in dem jeweiligen Verhältnis ihres Wertseins, das sie nur aneinander finden und haben. Weder ihr Dasein als abstrakt menschliche Produkte, noch als bestimmte Quanten von Arbeitszeit, sind mit der Arbeit und Herstellung dieser Dinge gesetzt, sondern beides ergibt sich erst in ihrer Form, worin sie als Wertkörper füreinander gelten, in ihrer Wertform, Erst hinter dem Rücken der Produzenten stellt sich so dar, was ihre je einzelne Arbeit an Produktivkraft wirklich für das Dasein der Waren enthält und was ihre einzelne Fleißigkeit oder Faulheit, ihre Ruhe oder Hektik in der Herstellung der Dinge gesellschaftlich gilt. Die hitzigste Weberei von Hand mag in der Zeit der Handweber enorme Werte produziert haben, in der Zeit des Webstuhls gilt sie nichts mehr.

Die relative Wertform hat somit den Wert in seiner zweiseitigen Existenz dargestellt: Er drückt sich in der konkreten Nützlichkeit einer Ware überhaupt aus im Vergleich zu anderer Ware und er wechselt als Relation verschiedener Waren in je unterschiedenem Quantum, das die unterschiedlichsten Wertquanta mit gegebenem Wert konfrontieren und allseitige Verhältnisse darin eingehen, daß sie ihre Menge als Arbeitszeiten vergleichen und den Durchschnitt der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ebenso ausdrücken, wie sie diese auch durch ihre einzelne Variation als hiervon unterschiedene Produktivkraft ändern können, Marx faßt dies Ganze der relativen Wertform in der Urfassung folgendermaßen zusammen; <folgt Org-S.137> "Durch den relativen Wertausdruck erhält also erstens der Werth der Ware A eine von ihrem eigenen Gebrauchswert unterschiedene Form, Die Gebrauchsform der Waare ist zum Beispiel Leinwand. Ihre Werthform besitzt sie dagegen in ihrem Gleichheitsverhältnis zum Rock. Durch dieses Verhältniß der Gleichheit wird ein anderer sinnlich von ihr unterschiedener Waarenkörper zum Spiegel ihres eigenen Werthseins, zu ihrer eigenen Werthgestalt. So gewinnt sie eine von ihrer Naturalform unterschiedene, unabhängige und selbständige Werthform. Zweitens aber, als Werth von bestimmter Größe, als bestimmte Werthgröße, ist sie quantitativ gemessen durch das quantitativ bestimmte Verhältniß oder die Proportion, worin ihr der andre Waarenkörper gleichgesetzt ist." (Urfassung, S. 768).

Nun ist uns in Wirklichkeit erschlossen, was wir am Begriff der Ware bereits sagen konnten: Die Ware drückt den Wert, abstrakt menschliche Arbeit aus, und sie hat eine Wertgröße; – in der Beziehung aufeinander erst entsteht aber das wirkliche Wertverhältnis in der Form, worin sich die Waren als Wertdinge oder auf ihr Wertsein reduzieren und sich als Wertgrößen aneinander relativieren. Die relative Wertform ist die wirkliche Verbindung der Waren in ihrem bestimmten und unbestimmten Wertsein. Als Wertausdruck überhaupt erscheinen sie in ihrer bestimmten Form als Arbeitsprodukt, als Naturalform des Werts, als Ausdruck der Wertgröße erscheinen sie in einem bestimmten Quantum einer Arbeitszeit, welche sich in dem Quantum eines Produkts darstellt. Aber sie haben ihr Verhältnis und ihre Beziehung nur in der Unbestimmtheit, in der beliebigen Wechselseitigkeit der Naturaldinge als Wertdinge und in der Relativität der bestimmten Größe zur gesellschaftlichen Durchschnittsgröße der Arbeitszeit, die zur Herstellung der Dinge nötig ist. Die relative Wertform enthält das Bestimmte als treibende Kraft des Austausches und bildet somit unmittelbar das unbestimmte Dasein der Waren als Werte überhaupt in ihrem Vergleich zur Äquivalentform. In der Äquivalentform erst drückt sich das unbestimmte Dasein des Werts von Waren wirklich aus. <folgt Org-S.138>

b) Die Äquivalentform

Die Form der Ware, worin sich die Warenkörper als Werte aneinander relativiert haben, hat zugleich der Ware die Form aufgezwungen, in welcher sie überhaupt nur als Form ihrer Austauschbarkeit mit anderer Ware existiert, als Form des Werts selber in seiner gleichbleibenden Substanz, als Äquivalentform. Wo sich bisher die Leinwand im Rock als ihr Wertgleiches erkennen konnte, in dessen Naturalform den bestimmten Ausdruck ihres Werts gefunden hatte, wird nun der Rock in seiner Position in diesem Verhältnis als überhaupt tauschbares Ding sich in dem Maße geltend machen, wie sich darin andere Waren ausgedrückt finden.

"Man hat gesehen: Indem eine Ware A (die Leinwand) ihren Wert im Gebrauchswert einer verschiedenartigen Ware B (dem Rock) ausdrückt, drückt sie letzterer selbst eine eigentümliche Wertform auf, die des Äquivalents. Die Leinwandware bringt ihr eigenes Wertsein dadurch zum Vorschein, daß ihr der Rock, ohne Annahme einer von seiner Körperform verschiedenen Wertform, gleichgilt. Die Leinwand drückt also in der Tat ihr eigenes Wertsein dadurch aus, daß der Rock unmittelbar mit ihr austauschbar ist. Die Äquivalentform einer Ware ist folglich die Form ihrer unmittelbaren Austauschbarkeit mit anderer Ware." (MEW 23, S. 70).

Die Äquivalentform ist somit der Ausdruck des Tausches selbst, die Form der unmittelbaren Austauschbarkeit. Hierfür ist es vollständig gleichgültig, was eine Ware in der Äquivalentform für sich selbst ist. Sie hat keinerlei bestimmten Gehalt, – weder ist sie als Wert bestimmt, noch als Wertgröße. Ihre Bestimmtheit entsteht allein in der Beziehung anderer Waren auf sie als ihresgleichen.

Die Ware in der Äquivalentform hat keinen anderen Grund ihrer Beziehung auf andere, als den, den sie durch ihr Dasein als Wertding in Bezug einer anderen Ware auf sie bekommen hat. <folgt Org-S.139> Sie figuriert als Wertding überhaupt und nicht als bestimmter Wert, denn sie gilt sich als Wertding in der Form, worin sie als Sache ist. Was sie an bestimmter Größe von Wert hat, ist ihr durch die Ware in relativer Wertform gegeben. Was sie als Dasein von Wert für andere ist, machen andere Waren aus ihr. Für den bestimmten Gehalt der Wertgleichung ist es deshalb vollkommen gleich, welche Ware in der Äquivalentform ist, da allein durch die relative Wertform bereits alle Wertbestimmungen gegeben sind.

"Ob der Rock als Äquivalent und die Leinwand als relativer Wert oder umgekehrt die Leinwand als Äquivalent und der Rock als relativer Wert ausgedrückt sei, seine Wertgröße bleibt nach wie vor durch die zu seiner Produktion notwendige Arbeitszeit, also unabhängig von seiner Wertform bestimmt. Aber sobald die Warenart Rock im Wertausdruck die Stelle des Äquivalents einnimmt, erhält ihre Wertgröße keinen Ausdruck als Wertgröße. Sie figuriert in der Wertgleichung vielmehr nur als bestimmtes Quantum einer Sache." (MEW 23, S. 70).

In der Äquivalentform stellt eine Ware ein Quantum dar, welches keine quantitative Wertbestimmung enthält, sondern allein als bestimmtes Quantum einer Sache figuriert. So hat der Wertausdruck nicht einfach im Äquivalent seine quantitative Form gefunden ↓(46), sondern hat vielmehr ein durch die Sache selbst bestimmtes Quantum zu seinem Ausdruck darin gefunden.<folgt Org-S.140>

Die Äquivalentform einer Ware macht die Ware zum sachlichen Ausdruck des Werts, oder den Wert zum Dasein von Sachen. Indem die Äquivalentform einer Ware "keine quantitative Wertbestimmung" hat, gilt darin allein ihre unmittelbare Eigentümlichkeit, als Gebrauchsgut zu existieren, als Ausdruck für ihr Wertsein. Im Gebrauchswert von Sachen, in ihrem bestimmten Quantum und ihrer bestimmten Qualität selbst erscheint daher nicht ihre bestimmte Nützlichkeit, sondern ihr Dasein als Wertdinge überhaupt, ihr unbestimmtes Wertsein.

"Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts." (MEW 23, S. 70).

In der Ware als Äquivalentform innerhalb des Wertausdrucks stellt sich somit etwas dar, was an ihrer natürlichen Eigenschaft etwas rein Gesellschaftliches ausmacht: der Wert. So ist "die Naturalform der Ware zur Wertform" (MEW 23, S. 71) geworden, indem sich darin die Waren innerhalb des Wertverhältnisses ausdrücken. So drückt jetzt in der Äquivalentform eine Ware etwas aus, was ihrer natürlichen Eigenschaft durchaus widerspricht, weil "der Rock im Wertausdruck der <folgt Org-S.141> Leinwand eine übernatürliche Eigenschaft beider Dinge vertritt: ihren Wert, etwas rein Gesellschaftliches." (MEW 23, S. 71).

Der Warenkörper drückt in seiner natürlichen Bestimmung als Ding mit vielen Eigenschaften in der Äquivalentform sich als Ding so aus, als ob diese zweite Eigenschaft ihm unmittelbar zueigen wäre:

"Ein Waarenkörper ist unmittelbar austauschbar mit anderer Waare, soweit seine unmittelbare Form, das heißt seine eigene Körper- oder Naturalform anderer Waare gegenüber Werth vorstellt oder als Werthgestalt gilt. Diese Eigenschaft besitzt der Rock im Werthverhältniß der Leinwand zu ihm. Der Werth der Leinwand wäre sonst nicht ausdrückbar in dem Ding Rock. Daß eine Waare also überhaupt Äquivalentform hat, heißt nur: durch ihren Platz im Werthausdruck gilt ihre eigene Naturalform als Werthform für andere Waare oder besitzt sie die Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit anderer Waare. Sie braucht also nicht erst eine von ihrer unmittelbaren Naturalform unterschiedene Form anzunehmen, um anderer Waare als Werth zu erscheinen, als Werth zu gelten und auf sie als Werth zu wirken." (Urfassung, S. 768).

So erscheint es als unmittelbare Eigenschaft eines Dings, sich durch andere Dinge austauschen zu lassen, wie es ebenso als Eigenschaft eines Dings erscheint, menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art zu befriedigen.

"Da aber Eigenschaften eines Dings nicht aus seinem Verhältnis zu andern Dingen entspringen, sich vielmehr in solchem Verhältnis sich nur betätigen, scheint auch der Rock seine Äquivalentform, seine Eigenschaft unmittelbarer Austauschbarkeit, ebenso sehr von Natur zu besitzen, wie seine Eigenschaft, schwer zu sein oder warmzuhalten." (MEW 23, S. 72)

Somit erscheint im Körper dieser Ware in Äquivalentform, obgleich sie selbst keinerlei Wertbestimmung hat, das heißt das Unbestimmte des Wertseins selbst nur verkörpert, daß in ihrer konkreten Gestalt als Produkt nützlicher Arbeit zugleich wertseiende Arbeit, die Ware also als Gestalt und Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit gilt. <folgt Org-S.142> Indem die Ware in der Äquivalentform Wertausdruck von Arbeit überhaupt ist, der sich nur darin ergibt, daß die Ware in der Äquivalentform wirklich die Form unmittelbarer Austauschbarkeit hat, also die Form des Werts als Äquivalent hat, ist in dieser Ware auch wirklich, weil eben diese Form als Eigenschaft des Dings erscheint, abstrakt menschliche Arbeit ausgedrückt:

"Im Wertausdruck der Leinwand besteht die Nützlichkeit der Schneiderei nicht darin, daß sie Kleider, also auch Leute, sondern daß sie einen Körper macht, dem man es ansieht, daß er Wert ist, also Gallerte von Arbeit, die sich durchaus nicht unterscheidet von der im Leinwandwert vergegenständlichten Arbeit, "um solch einen Wertspiegel zu machen, muß die Schneiderei selbst nichts wiederspiegeln außer ihrer abstrakten Eigenschaft, menschliche Arbeit zu sein." (MEW 23, S. 72)

Durch das Austauschverhältnis der Waren ist in der Äquivalentform als die Form der unmittelbaren Austauschbarkeit anderer Waren der Wert als unbestimmtes Abstraktum wahrgeworden. Im Tausch der Ware erscheint nun wirklich konkrete Arbeit als abstrakt menschliche, soweit eine Ware in der Äquivalentform die Tatsache des Werts, der allseitigen Austauschbarkeit verwirklicht.

"Es ist also eine zweite Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschliche Arbeit wird." (MEW 23, S. 73)

Der Schneider weiß also nicht, daß er zugleich eine gesellschaftliche Tatsache verkörpert, während er einen Rock herstellt, er erfährt dies erst im Austausch seiner Ware gegen andere, denn im Wertverhältnis gilt sie einer andern und auch jeder andern Ware in dem gleich und verwirklicht überhaupt diese Gleichheit, daß sie Produkt menschlicher Arbeit überhaupt ist, egal, ob sie dies im Weizen als Ware, im Eisen als Ware oder in der Leinwand als Ware erkennt. Was ihm also sein Produkt gilt, ist deshalb nicht seine bestimmte konkrete <folgt Org-S.143> Eigenschaft als sinnlich wirkliche Gegebenheit seines Schaffens, sondern die abstrakte Tatsache, daß seine Arbeit sich mit jedem andern Produkt gleichsetzen läßt:

"Innerhalb des Werthverhältnisses und des darin einbegriffener Werthausdrucks gilt das abstrakt Allgemeine nicht als Eigenschaft des Konkreten, Sinnlich-Wirklichen, sondern umgekehrt das Sinnlich-Konkrete als bloße Erscheinungs- oder bestimmte Verwirklichungsform des abstrakt Allgemeinen. ... Diese Verkehrung, wodurch das Sinnlich-Konkrete nur als Erscheinungsform des Abstrakt-Allgemeinen, nicht das Abstrakt-Allgemeine umgekehrt als Eigenschaft des Konkreten gilt, charakterisiert den Werthausdruck." (Urfassung, S. 771)

Die Produkte der konkreten Arbeit, welche in der Form abstrakt menschlicher Arbeit nun erscheinen, sind Produkte einer in sich geteilten Arbeit. Die Arbeitsteilung, welches die Grundlage des Reichtums der bürgerlichen Gesellschaft ist, setzt einerseits einen naturwüchsigen Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit voraus, der aber nicht als Ganzes verwirklicht wird, sondern als Lebensstoff der Arbeit in die Herstellung einzelner Produkte eingeht, die als selbständig erscheinende Produkte, als Produkte von Privatarbeiten, als Waren, erscheinen.

"Arbeitsprodukte würden nicht zu Waaren, wären sie nicht Produkte unabhängig voneinander betriebener, selbständiger Privatarbeiten. Der gesellschaftliche Zusammenhang dieser Privatarbeiten existirt stofflich, soweit sie Glieder einer naturwüchsigen, gesellschaftlichen Theilung der Arbeit sind, und daher durch ihre Produkte die verschiedenartigen Bedürfnisse befriedigen, aus deren Gesamtheit das ebenfalls naturwüchsige System der gesellschaftlichen Bedürfnisse besteht. Dieser stoffliche gesellschaftliche Zusammenhang der voneinander unabhängig betriebenen Privatarbeiten wird aber nur vermittelt, verwirklicht sich daher nur durch den Austausch ihrer Produkte. Das Produkt der Privatarbeit hat daher nur gesellschaftliche Form, soweit es Werthform und daher die Form der Austauschbarkeit mit andren Arbeitsprodukten hat. Unmittelbar gesellschaftliche Form hat es, soweit seine eigene Körper oder Naturalform zugleich die Form seiner Austauschbarkeit mit andrer Waare ist, oder andrer Waare als Werthform gilt. Dies findet jedoch, wie wir gesehen, nur dann für ein Arbeitsprodukt statt, wenn es, durch das Werthverhältniß anderer Waare <folgt Org-S.144> zu ihm, sich in Äquivalentform befindet oder anderer Waare gegenüber die Rolle des Äquivalents spielt. Das Äquivalent hat unmittelbar gesellschaftliche Form, sofern es die Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit andrer Waare hat, und es hat diese Form unmittelbarer Austauschbarkeit, sofern es für andre Waare als Werthkörper gilt, daher als Gleiches. Also gilt auch die in ihm enthaltene bestimmte nützliche Arbeit als Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form, das heißt als Arbeit, welche die Form der Gleichheit mit der in andrer Waare enthaltene Arbeit besitzt." (Urfassung, S. 77lf).

Das Arbeitsprodukt, welches in der Form ist, worin es "unmittelbar austauschbar mit andrer Ware ist" (MEW 23, S. 73), ist also auch "in unmittelbar gesellschaftlicher Form " (MEW 23, S. 73), weil die Gleichheit der Arbeitsprodukte zugleich das Dasein abstrakt menschlicher Arbeit ist, das heißt Verausgabung menschlicher Arbeitskraft.

"Weil also, wie bereits gesagt, die im Äquivalent enthaltene bestimmte konkrete Arbeit als bestimmte Verwirklichungsform oder Erscheinungsform abstrakt menschlicher Arbeit gilt, besitzt sie die Form der Gleichheit mit anderer Arbeit, und ist daher, obgleich Privatarbeit, wie alle andern, waarenproducirende Arbeit, dennoch Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (Aoki Shoten, S. 772).

Die Äquivalentform ist somit nicht nur unmittelbar unbestimmtes Wertsein, sondern auch wirkliches Dasein unbestimmter Arbeit als abstrakt menschliche Arbeit. In der Äquivalentform, das heißt an der Ware, welche in dieser Form steht, erscheint damit auch die Arbeit selbst in unmittelbar gesellschaftlicher Form.

"Es ist also eine dritte Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zur Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 73).

In der Äquivalentform hat sich somit die Umkehrung aller stofflichen Prozesse zur Form ihres Wertseins ergeben: Der Gebrauchswert erscheint in der Form seines Gegenteils, <folgt Org-S.145> des Werts; die konkrete Arbeit wurde zur Erscheinungsform abstrakt menschlicher Arbeit, und die Privatarbeit wurde zur Form ihres Gegenteils, zur Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. ↓(47) Diese Umkehrung vollzog sich nur dadurch, daß der Wert in der stofflichen Gestalt der Ware in Äquivalentform erschien, also im Warenverhältnis an der Ware auftrat, welche ihr eigenes Verhalten aus dem Austauschverhältnis selber nur bekommen hat, und es daher als ihre eigene Eigenschaft gelten kann, für sich bestimmungslos, aber doch in bestimmter Erscheinung den Wert auszudrücken, den die Waren haben. Eine Ware wird wirklich zum Ausdruck von Wert, weil sich alle andern Waren darin reflektieren und es in dieser Reflexion zu einem eigenen Ding machen.

"Es ist mit solchen Reflexionsbestimmungen überhaupt ein eigenes Ding. Dieser Mensch ist zum Beispiel nur König, weil sich andere Menschen als Untertanen zu ihm verhalten. Sie glauben umgekehrt Untertan zu sein, weil er König ist." (MEW 23, S. 72, Fußnote 21). <folgt Org-S.146>

Und indem die Waren ihr eigenes Sein in ihrem Verhältnis an andrer Ware reflektieren, wird ihr stofflicher Gehalt unmittelbar im Warenverhältnis wahr, erscheint sozusagen die Wertsubstanz wie aus dem Austausch selbst heraus geboren: Die abstrakt menschliche Arbeit, welche den gesellschaftlichen Entwicklungsstand der Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft ausmacht, erscheint als Wert aus dem Tauschverhältnis heraus und als unmittelbare Form des Tausches selbst. Somit ist jedes Dasein von Arbeit in der Äquivalentform aufgehoben und untergegangen, sofern diese in der Wertform überhaupt relativ zu anderen Waren als Werte besteht. Dieses Verhältnis, das ganze Verhältnis der Arbeitsprodukte in einer bestimmten Gesellschaft, existiert nun als bestimmtes Quantum von Wert und als unbestimmter Ausdruck von Wert zugleich und macht hierdurch das Ganze der Wertform aus, in welcher nun alle weitere Entwicklung steckt.

So mag man zwar in jedweder Entwicklungsstufe irgendeiner Gesellschaft den Gedanken abstrahieren wie man will, der Gedanke findet nur dort seine Wirklichkeit und Wirkung, wo er den wirklich stofflichen Stand des Menschen in seiner Arbeit erfaßt und als dies erkennt, was er ist. Daß der Wert keine Gedankenabstraktion, sondern wirklich abstraktes Sein dieser Zeit und Gesellschaft hat, versteht sich hierdurch von selbst.

c) Das Ganze der einfachen Wertform

Das Tauschverhältnis, was anfangs das objektive Dasein des Reichtums in der bürgerlichen Gesellschaft, das Dasein der Waren war und für ihr gesellschaftliches Sein als Arbeits- <folgt Org-S.147> produkt die einzige geschichtliche Form ist, hat sich nun als Eigenschaft der darin getauschten Waren selbst niedergeschlagen. Die Waren waren zunächst Produkte konkret nützlicher Arbeit und abstrakt menschlicher Arbeit und haben sich als solche in der relativen Wertform auf andere Waren so bezogen, daß sich dort ihr Wertsein ausdrückt, während sie als bestimmte Eigenschaften der Arbeit, verwirklicht an der Ware, für den Menschen galten. Von dieser Seite her haben sie ein bestimmtes Quantum des Wertseins der darin verkörperten Arbeit ausgedrückt und sich zugleich zu sich als Durchschnitt ihrer quantitativen Form vermittelt, variiert und reduziert. Sie haben im Tausch zwar ihre menschliche Eigenschaft, also ihre Eigenschaft, als Ding für Menschen zu sein, abgestreift und sich als Produkte in der Form eines bestimmten Quantums erwiesen, haben ihre Unbezogenheit als Arbeitsprodukte in der Variation und Beziehung ihrer Quanta als Verdurchschnittlichung ihres je einzelnen Quantums ausgedrückt, waren aber als solche noch gänzlich menschliche Objekte in quantitativer und abstrakter Form. Die Waren waren in relativer Wertform noch zweierlei, Wertding, das zugleich "von ihrem Körper und seinen Eigenschaften durchaus Unterschiedenes" (MEW 23, S. 71) ist. In der Naturalform haben sie sich zu sich als Wertding gestellt und in der Wertform die Beziehung zwischen ihrem Körper und ihrem Wertsein als Relation der Wertquanten ausgedrückt am Quantum ihrer Warenkörper, der Verstofflichung von Arbeitszeit, sowohl als bestimmte Zeit zur Herstellung eines Gegenstands, als auch als Zeit einer Gesellschaft, welche überhaupt zur Herstellung von Gegenständen nötig ist.

In der Äquivalentform haben sie diese ihre wirkliche Unterschiedlichkeit aufgehoben, denn diese "besteht ja gerade <folgt Org-S.148> darin, daß ein Warenkörper, wie der Rock, dies Ding, wie es geht und steht, Wert ausdrückt, also von Natur Wertform besitzt." (MEW 23, S. 71). Der Warenkörper wurde hier selbst zur Erscheinungsform dessen, was er nicht ist, was sein Gegenteil ist: Wert. Er hat deshalb keinerlei quantitative Bestimmtheit, denn er gilt nicht als Wertquantum, aber substanziell als Wert. Der Wert hat in der Äquivalentform einer Ware zur Eigenschaft der Ware selbst gemacht, sich unmittelbar mit anderer Ware auszutauschen. Ohne jedes Mittel war somit die Ware in der Äquivalentform selbst gleich einer andern Ware, ohne dritte Größe (wie das beim Tauschwert noch zu erschließen war) hat sie als ihre Eigenschaft ihr Wertsein erhalten, so daß sich an ihr alle bestimmte Objektivität (das ist bestimmtes Objektsein vom Menschen, bestimmte Gegenständlichkeit) in ein unbestimmtes Fürsichsein des Werts verwandelt. Somit hat sich der Wert nicht mehr als menschliches Objekt dargestellt, wiewohl er nur aus menschlicher Arbeit resultiert; – er hat sich als Eigenschaft der Ware, also subjektiv, als Verhältnis der Ware zu sich selbst, ausgedrückt. Indem der Wert als das Gesellschaftliche schlechthin als Eigenschaft der Ware erschienen war, kehrte sich darin ihre eigene Objektivität als Dasein menschlicher Arbeit um und wurde zur Form ihres Gegenteils: Form abstrakt menschlicher Arbeit und schließlich zur Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Die Ware als "das Produkt einer bestimmten nützlichen, konkreten Arbeit" (MEW 23, S. 72) wurde durch ihre Form als Äquivalent reduziert auf die Darstellung oder "Verkörperung abstrakt menschlicher Arbeit" (MEW 23, S. 72), die sie wie einen Gebrauchswert als ihre Eigenschaft hat. <folgt Org-S.149> Die in der Form unterschiedenen Waren stellen somit jetzt wirklich die unterschiedliche Beziehung der Waren oder den unterschiedlichen Gehalt ihrer Warenform dar:

"Der Wert der Ware A wird qualitativ ausgedrückt durch die unmittelbare Austauschbarkeit der Ware B mit der Ware A. Er wird quantitativ ausgedrückt durch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Ware B mit dem gegebenen Quantum der Ware A." (MEW 23, S. 74)

In der einfachen Wertform ist das qualitative und das quantitative Dasein des Werts in der unterschiedlichen Stellung der Waren getrennt wirklich geworden. Während sich der Wert in der relativen Wertform quantitativ ausdrückt, hat er in der Äquivalentform seinen qualitativen Ausdruck gefunden.

"Die nähere Betrachtung des im Wertverhältnis zur Ware B enthaltenen Wertausdrucks der Ware A hat gezeigt, daß innerhalb desselben die Naturalform der Ware A nur als Gestalt von Gebrauchswert, die Naturalform der Ware B nur als Wertform oder Wertgestalt gilt. Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswert und Wert wird also dargestellt durch einen äußeren Gegensatz, das heißt durch das Verhältnis zweier Waren, worin die eine Ware, deren Wert ausgedrückt werden soll, unmittelbar nur als Gebrauchswert, die andere Ware hingegen, worin Wert ausgedrückt wird, unmittelbar nur als Tauschwert gilt. Die einfache Wertform einer Ware ist also die einfache Erscheinungsform des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert und Wert." (MEW 23, S. 75f).

Somit ist der Wert in seiner doppelten Beziehung von seinem Dasein als Produkt nützlicher Arbeit und seinem Dasein als Produkt abstrakt menschlicher Arbeit zu zwei verschiedenen Dingen geworden, welche sich in der Wertform begegnen: Das Gebrauchsgut und der Tauschwert desselben. ↓(48) Beide <folgt Org-S.150> Dinge, also die Ware, welche als Gebrauchsgut in dem Verhältnis auftritt, und die Ware, welche als Tauschwert in dem Verhältnis auftritt, haben ihren Gegensatz nur innerhalb ihrer Beziehung, denn die Ware "besitzt diese Form niemals isoliert betrachtet, sondern stets nur im Wert- oder Austauschverhältnis zu einer zweiten, verschiedenartigen Ware." (MEW 23, S. 75). Weder gibt es den Gebrauchswert als Gebrauchswert noch den Tauschwert als Tauschwert; aber im Tauschverhältnis tritt eine Ware als Gebrauchswert, die andere als Tauschwert auf. Die Waren werden in ihrer Beziehung erst zu dem, was sie als selbständige Formen darin bedeuten:

"Brot zum Beispiel in dem Übergang aus der Hand des Bäckers in die Hand des Konsumenten ändert nicht sein Dasein als Brot. Umgekehrt, erst der Konsument bezieht sich auf es als Gebrauchswert, als dies bestimmte Nahrungsmittel, während es in der Hand des Bäckers Träger eines ökonomischen Verhältnisses, ein sinnlich übersinnliches Ding war. Der einzige Formwechsel, den die Waren in ihrem Werden als Gebrauchswerte eingehen, ist also die Aufhebung ihres formellen Daseins, worin sie Nicht-Gebrauchswert für ihren Besitzer, Gebrauchswert für ihren Nicht-Besitzer waren. Das Werden der Waren als Gebrauchswerte unterstellt ihre allseitige Entäußerung, ihr Eingehen in den Austauschprozeß, aber ihr Dasein für den Austausch ist ihr Dasein als Tauschwerte. Um sich daher als Gebrauchswerte zu verwirklichen, müssen sie sich als Tauschwerte verwirklichen." (MEW 13, S. 29).

<folgt Org-S.151> Indem nun die Waren als Gebrauchswerte und Nicht-Gebrauchswerte zugleich existieren, folgen sie in gleichem Maß, wie ihr Gebrauchswert verlangt wird, ihrer Austauschbarkeit und verwirklichen von selbst eine unendliche Kette von Austauschprozessen, durch welche sich der Tauschwert nicht nur einseitig, sondern überhaupt und allseitig darstellt. Hierdurch entwickelt er die totale Wertform.

B. Die totale Wertform

Indem der Wertausdruck den Wert vom Gebrauchswert wirklich unterschieden hat, hat eine einzelne Warenart ein einzelnes Äquivalent erhalten. In diesem einzelnen Verhältnis selbst stellt sich schon sowohl Wertgröße als bestimmtes Wertquantum wie auch als Durchschnittsgröße der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit dar, und Wertsubstanz als Ding mit der Eigenschaft der unmittelbaren Austauschbarkeit. Der Durchschnitt der Arbeitszeit bildet sich also nicht aus dem Austausch der verschiedenen Waren wie eine Durchschnittswertgröße, sondern stellt sich schon in der Übereinkunft zweier Produzenten an zwei Waren dar. Ebensowenig ergibt sich die Wertsubstanz erst aus der Allseitigkeit des Tausches, sondern schon in der Gleichsetzung zweier Waren. Indem aber das Wertsein der Waren dieser einzelnen Form selbst gegenüber unangemessen ist, entfalten sie vielerlei Wertbeziehungen: <folgt Org-S.152>

"Die einfache Werthform bedingt, daß der Werth einer Waare in nur einer, aber gleichgültig welcher, Waare von andrer Art ausgedrückt werde. Es ist also ebensowohl einfacher relativer Wertausdruck der Leinwand, wenn ihr Werth in Eisen oder in Weizen usw., als wenn er in der Waarenart Rock ausgedrückt wird. Je nachdem sie also mit dieser oder jener andern Waarenart in ein Werthverhältnis tritt, entstehen verschiedene einfache relative Werthausdrücke der Leinwand. Der Möglichkeit nach hat sie ebenso viele verschiedene einfache Werthausdrücke als von ihr verschiedenartige Waaren existiren. In der That besteht also ihr vollständiger relativer Werthausdruck nicht in einem vereinzelten einfachen relativen Werthausdruck, sondern in der Summe ihrer einfachen relativen Werthausdrücke." (Urfassung, S. 776f).

Im Dasein einer Summe einfacher relativer Wertausdrücke ändert sich die Wertform. Als 20 Ellen Leinwand mit einem Rock verglichen worden waren, konnte "es zufällige Tatsache sein, daß diese zwei Waren in einem bestimmten quantitativen Verhältnisse austauschbar sind." (MEW 23, S. 78)

Indem aber jetzt der Wert einer Ware "in zahllosen anderen Elementen der Warenwelt" (MEW 23, S. 77) ausgedrückt wird, wird jeder andere Warenkörper zum Spiegel einer Ware. Der Wert der Leinwand erscheint jetzt erst unterschiedslos in jeder beliebigen anderen Ware, "denn die ihn bildende Arbeit ist nun ausdrücklich als Arbeit dargestellt, der jede andere menschliche Arbeit gleichgilt, welche Naturalform sie immer besitze und ob sie sich daher in Rock oder Weizen oder Eisen oder Gold usw. vergegenständliche." (MEW 23, S. 77).

Die Waren bilden so ihr eigenes gesellschaftliches Verhältnis, worin jede Ware "Bürger dieser Welt" (MEW 23, S. 77) ist. Die Ware, welche sich daher an andern relativiert, welche also in relativer Wertform steht, hat zugleich eine endlose Reihe ihrer Ausdrücke. <folgt Org-S.153>

a) Die entfaltete relative Wertform

Indem nun jede andere Ware zum Spiegel des Leinwandwerts wird, erscheint dieser Wert allseitig als Gehalt der Warenwelt, "wahrhaft als Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit" (MEW 23, S. 77). Indem sich nämlich die Leinwand mit jeder Ware gleichsetzt, tritt die sie bildende Arbeit nun ausdrücklich als jede andere menschliche Arbeit, die ihr gleichgilt, auf.

In der endlosen Reihe der Wertausdrücke wird andererseits zugleich wirklich, "daß der Warenwert gleichgültig ist gegen die besondere Form des Gebrauchswerts, worin er erscheint" (MEW 23, S. 77). Es ist in der Tat gleichgültig, ob sich die Leinwand im Rock oder Kaffe oder Eisen darstellt.

Somit wird es auch gleichgültig, in welchem Warenquantum sich die Wertgröße darstellt, da sie sich überhaupt im Quantum jedweden Gebrauchsguts darstellen läßt, sofern sich dieses austauscht. Die Wertgröße, welche das Quantum an bestimmter Arbeit ausdrückt, erscheint im Quantum jedweden Gebrauchswerts und regelt das Verhältnis dieser Waren untereinander in ihrer Proportionalität. Es zeigt sich von selbst, daß der Austausch sich in der Weise bestimmt, wie die verschiedensten Waren einander als Werte gelten, welches Quantum von Arbeit sie füreinander verkörpern.

"Es wird offenbar, daß nicht der Austausch die Wertgröße der Ware, sondern umgekehrt die Wertgröße der Ware ihre Austauschverhältnisse reguliert." (MEW 23, S. 78)

<folgt Org-S.154> Indem nun der Warenwert gegen jede besondere Form des Gebrauchswerts gleichgültig ist, hat die Ware selbst überhaupt nicht mehr als nützliches Ding menschliche Objektivität, sondern allein als Wertgröße, worin sich die Waren unterschiedlich gegenüberstehen. Soweit sie unterschiedliche Waren überhaupt sind, erscheint dieser Unterschied als besondere Form des Äquivalents, des Austauschbarseins in je unterschiedener Form.

b) Die besondere Äquivalentform

Indem die Leinwand jeder anderen Ware gegenübertritt, ist jede konkrete andere Ware ihr Wertkörper, besondere Form ihres Äquivalentseins.

"Die bestimmte Naturalform jeder dieser Waren ist jetzt eine besondere Äquivalentform neben vielen andern." (MEW 23, S. 78).

Die Ware findet also in jeder andern Ware ihren Wertausdruck und ist somit nur darin unterschieden, daß sie sich in vielem ausdrückt, daß eine Ware sich also auf alle Waren bezieht. Hierdurch sind die Waren selbst wirkliche Gesellschaft von einzelnen Arbeitsprodukten und damit wirkliche "Erscheinungsformen menschlicher Arbeit schlechthin." (MEW 23, S. 78). Eine Ware kann sich also in jeder anderen Ware ausdrücken, weil sie eine Wertgröße hat und in jeder andern Ware ihre Substanz als wertseiendes Ding findet. Es gibt deshalb keine Äquivalentform als Äquivalentform, sondern als Ansammlung je einzelner Äquivalentformen für eine Ware. Dies nun aber ist der Ware als Dasein von Arbeit unangemessen, inso- <folgt Org-S.155> fern sie als Wertgröße sich in ihrem Wertsein spiegelt und in ihrer Größe einseitig, in ihrem Spiegel allseitig auftritt. So hat sie, die Ware von bestimmter Wertgröße, in jeder beliebigen Ware ihre Wertsubstanz, und müßte sich in unendlicher Reihe ins quantitative Verhältnis setzen. Um als Subjekt an der Warenwelt teilzunehmen, muß sie ihre Objektivität als bestimmtes Ding in einer fortwährenden Wertgleichung auflösen und in die verschiedensten Wertausdrücke zerfallen.

c) Der Untergang der totalen Wertform

Indem somit der relative Wert jeder Ware "eine von der relativen Wertform jeder andern Ware verschiedene endlose Reihe von Wertausdrücken" (MEW 23, S. 78) hat, gibt es eine allseitige Beziehung der Wertgrößen, in welcher jede Ware in dieser relativen Form zugleich als Äquivalent für jede andere Ware, als besonderes Äquivalent für jede Ware auftritt. Somit ist jede Ware sich wirklich selbst entgegengesetzt, wenn sie mit anderer ins Verhältnis tritt: Indem sie sich an anderer relativiert, gilt sie gleichzeitig als Äquivalent für jede andere. Was sie als Objekt tut, muß sie zugleich als Subjekt der Warenwelt erfüllen.

"Da die Naturalform jeder einzelnen Warenart hier eine besondere Äquivalentform neben unzähligen anderen besonderen Äquivalentformen ist, existieren überhaupt nur beschränkte Äquivalentformen, von denen jede die andere ausschließt. Ebenso ist die in jedem besonderen Warenäquivalent enthaltene bestimmte, konkrete, nützliche Arbeitsart nur besondre, also nicht erschöpfende Erschei- <folgt Org-S.156> nungsform der menschlichen Arbeit. Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Gesamtumkreis jener besonderen Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie keine einheitliche Erscheinungsform." (MEW 23, S. 78f.).

Zum einen also hat die Ware ihr Wertsein in einem Körper, der zugleich für einen andern als Wert gilt, und darin den einen Ausdruck durch den andern beschränkt, so daß es beliebig ist, ob sich 20 Ellen Leinwand in einem Rock und der Rock sich in 10 Pfund Tee oder ob sich 20 Ellen Leinwand in 10 Pfund Tee ausdrücken. Der Rock und 10 Pfund Tee sind hiergegen unangemessene Äquivalente, weil beide zum andern getrennte und für sich bleibende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit sind, sofern diese in der unendlichen Ansammlung solcher Waren existiert, aber zugleich nicht für sich die menschliche Arbeit überhaupt, das Quantum der Wertsubstanz selbst ausdrücken kann.

So hat sich ergeben, daß die totale Wertform eine sich selbst widersprechende Form ist, worin die Ware, welche als Wertgröße relativ zu anderer fungiert, zugleich als Äquivalent existieren soll und dennoch beides nicht als Ware sein kann, da die Äquivalentform sich nur darin verwirklichen kann, daß sich die menschliche Arbeit einheitlich und überhaupt erschöpfend darstellt. Da sich also jede Ware beliebig auswechseln läßt und zugleich doch die Gesamtheit der menschlichen Arbeit zu formulieren hat, kehrt sich der Wertausdruck darin um, daß die Ware, welche sich als Wert ausdrückt, zum Ausdruck aller Werte wird, und hierdurch sich jede Ware als von dieser Ware unterschiedenes Quantum geltend macht. Dies ist die allgemeine Wertform. <folgt Org-S.157>

C) Die allgemeine Wertform

Das Verhältnis der Waren hat somit eine Ware gebildet, welche das Wertsein aller Waren ausdrückt, wie es auch zugleich das Quantum ihrer Wertgröße verkörpert. Indem sich jede Ware in einer Ware gleichgilt und zugleich ihr Quantum darin mißt, wie es aus dem allseitigen Tausch sich ergibt, stellt sich in dieser einen Ware sowohl die Wertsubstanz als auch die Wertgröße dar. Sie ist Produkt des Gleichsetzens, insofern sie sich selbst verglichen hatte, sich selbst relativ zu anderer Ware gesetzt hatte und als so Gesetztes ein Mengenverhältnis der Werts gebildet hatte; zugleich ist sie der Spiegel für jede Ware, als ihr Körper selbst das Dasein von wertmäßiger Arbeit ausdrückt. Das Quantum dieses Körpers drückt nun also das Quantum des nach jedwedem Vergleich entstehenden Durchschnitts der Warenmengen, wie auch zugleich das bestimmte Maß für jede Ware aus.

Die Waren stellen somit die Werte außer sich, und zwar einfach und einheitlich dar: Einfach, indem sie ihren Wert in einer einzigen Ware formulieren und einheitlich, weil in derselben Ware.

"Ihre Wertform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein." (MEW 23, S. 79)

Was die Waren nun objektiv waren und was sie subjektiv, das heißt ihrem eigenen Wesen gemäß, sind, ist nun in einer Ware vereinigt, worin sich alle Waren beziehen. Das besondere Äquivalent ist zugleich allgemeines Äquivalent, weil seine besondere Gestalt zugleich nur all- <folgt Org-S.158> gemeine Gestalt ist. Die Waren haben in einer Ware, welche von ihrer Besonderheit ausgeschlossen wurde, sich als Ware und Wertdinge verbunden, so daß in einer Ware zwar nicht die Masse des gesellschaftlichen Reichtums , wohl aber die Wertgegenständlichkeit als bestimmtes Quantum eines Stoffes ausgedrückt ist.

"Allen verschiedenartigen Waarenkörpern gilt jetzt die Leinwand als ihre gemeinschaftliche und allgemeine Werth-gestalt. Die Werthform einer Waare, das heißt der Ausdruck ihres Werths in Leinwand, unterscheidet sie jetzt nicht nur als Werth von ihrem eigenen Dasein als Gebrauchsgegenstand, das heißt von ihrer eigenen Naturalform, sondern bezieht sie zugleich als Werth auf alle andern Waaren, auf alle Waaren als ihresgleichen. Sie besitzt daher in dieser Werthform allgemein gesellschaftliche Form." (Urfassung, S. 779).

Indem also eine Ware wirklich nicht mehr als Gebrauchswert existiert, sondern als allgemein gesellschaftliche Form für andere Waren, in welcher alle anderen Waren sowohl ihr bestimmtes Quantum, wie auch ihr Wertsein überhaupt ausdrücken, weil sich dieses einfach und einheitlich in einer Ware darstellt, ist diese von den Waren in dieser Form ausgeschlossene Ware erst die Form, worin der Wert seinem Begriff entspricht.

"Erst durch ihren allgemeinen Charakter entspricht die Werthform dem Werthbegriff. Die Werthform mußte eine Form sein, worin die Waaren als bloße Gallerten unterschiedsloser, gleichartiger, menschlicher Arbeit, das heißt als dingliche Ausdrücke derselben Arbeitssubstanz füreinander erscheinen. Dies ist jetzt erreicht. Denn sie alle sind ausgedrückt als Materiatur derselben Arbeit, der in der Leinwand enthaltenen Arbeit, oder als dieselbe Materiatur der Arbeit, nämlich als Leinwand." (Urfassung, S. 779).

Was in der einfachen und der totalen Wertform die Ware dazu brachte, sich in etwas von ihrem Gebrauchswert Un- <folgt Org-S.159> terschiedenem auszudrücken, hat aus dem Verhältnis dieses Ausdrucks selbst ergeben, daß sich Waren von a11em Gebrauchswert unterscheiden und sich von daher im Gebrauch einer Ware im Tauschverhältnis seihst darstellen können:

"Die neugewonnene Form drückt die Werte der Warenwelt in einer und derselben von ihr abgesonderten Warenart aus, zum Beispiel in Leinwand, und stellt so die Werte aller Waren dar durch ihre Gleichheit mit Leinwand. Als Leinwandgleiches ist der Wert jeder Ware jetzt nicht nur von ihrem eigenen Gebrauchswert unterschieden, sondern von allem Gebrauchswert, und eben dadurch als das ihr mit allen Waren Gemeinsame ausgedrückt. Erst diese Form bezieht daher wirklich die Waren aufeinander als Werte oder läßt sie einander als Tauschwerte erscheinen." (MEW 23, S. 80)

In der allgemeinen Wertform ist somit in der Warenwelt etwas entstanden, was vollständig unabhängig vom einzelnen und zufälligen Verhältnis der Waren, welche durch Menschenhand bewegt wurden, besteht.

"Die allgemeine Wertform entsteht nur als gemeinsames Werk der Warenwelt. Eine Ware gewinnt nur allgemeinen Wertausdruck, weil gleichzeitig alle andern Waren ihren Wert in demselben Äquivalent ausdrücken, und jede neu auftretende Warenart muß das nachmachen. Es kommt damit zum Vorschein, daß die Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß gesellschaftliche Dasein dieser Dinge ist, auch nur durch ihre allseitige gesellschaftliche Beziehung ausgedrückt werden kann, ihre Wertform daher gesellschaftlich gültige Form sein muß." (MEW 23, S. 80f.)

Indem nun die Waren in einer Ware sich nicht nur "als qualitativ gleiche, Werte überhaupt, sondern zugleich als quantitativ vergleichbare Wertgrößen" (MEW 23, S. 81) haben, haben sie sich in der Form ihrer Allgemeinheit als Äquivalent, welches alle im einzelnen unterschiedlichen Beziehungen in sich zu einer Beziehung vereint:

"Die zahllosen Gleichungen, woraus die allgemeine Wertform besteht, setzen der Reihe nach die in der Leinwand <folgt Org-S.160> verwirklichte Arbeit jeder in anderer Ware enthaltenen Arbeit gleich und machen dadurch die Weberei zur allgemeinen Erscheinungsform menschlicher Arbeit überhaupt. So ist die im Warenwert vergegenständlichte Arbeit nicht nur negativ dargestellt als Arbeit, worin von allen konkreten Formen und nützlichen Eigenschaften der wirklichen Arbeiten abstrahiert wird. Ihre positive Natur tritt ausdrücklich hervor. Sie ist die Reduktion aller wirklichen Arbeiten auf den ihnen gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit, auf die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft." (S.81)

Die im Wert im einzelnen und seiner Bestimmtheit nach negierte Arbeit, welche sich als Reduktion innerhalb der Varianten von Wertgrößen auf ihr Durchschnittsmaß vollzogen hatte, wurde nun selbst zu einer Sache, die für sich durchaus positiv hervortritt: Die Ware in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Diese Positivität hat sie nicht als Arbeitsprodukt, sondern als Produkt des Austausches. Im Austausch hat sich die Inkorporation einer Gesellschaftlichkeit in einer Ware ergeben, welche die Gesellschaftslosigkeit der sie erzeugenden Arbeit wirklich und tatsächlich aufgehoben hat.

Die allgemeinen relativen Wertformen stehen nun wirklich und ausschließlich der Äquivalentform gegenüber, welche zu einer Ware geworden ist. In der allgemeinen Wertform hat die "Warenwelt allgemein geselIschaftliehe relative Wertform, weil und sofern, mit einer einzigen Ausnahme, alle ihr angehörigen Waren von der allgemeinen Äquivalentform ausgeschlossen sind. Eine Ware, die Leinwand, befindet sich daher in der Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen andern Waren oder in unmittelbar gesellschaftlicher Form, weil und sofern alle andern Waren sich nicht darin befinden. Umgekehrt ist die Ware, die als allgemeines Äquivalent figuriert, von der einheitlichen und daher allgemeinen relativen Wertform der <folgt Org-S.161> Warenwelt ausgeschlossen." (MEW 23, S. 82f). Es hat sich somit die ganze Entwicklung der Warenwelt zu einem Gegensatz der relativen Wertform als eine Wirklichkeit der Warenwelt und der Äquivalentform als Wirklichkeit einer Ware herausgestellt. Obwohl sich aus der relativen Wertform überhaupt die ganze Entwicklung ergeben hatte, die ganze Aktivität des Austausches begründet war, hat sich nun eine Ware ergeben, die umgekehrt alle Waren in sich aufgehoben weiß und jener Aktivität ein wirkliches Ende dadurch setzt, daß eine Ware als allgemeine Ware für andere Ware gilt.

"Die einfache relative Werthform drückt den Werth einer Waare nur in einer einzigen andern Waarenart aus. gleichgültig in welcher. Die Waare erhält so nur Werthform in Unterschied zu ihrer eigenen Gebrauchswerths- oder Naturalform. Ihr Äquivalent erhält auch nur eine einzelne Äquivalentform. Die entfaltete relative Werthform drückt der Werth einer Waare in allen andern Waaren aus. Letztere erhalten daher die Form vieler besonderer Äquivalente oder besonderer Äquivalentform. Endlich giebt sich die Waarenwelt eine einheitliche, allgemeine, relative Warenform, indem sie eine einzige Waarenart von sich ausschließt, worin alle andern Waaren ihren Werth gemeinschaftlich ausdrücken. Dadurch wird die ausgeschlossene Waare allgemeines Äquivalent oder wird die Äquivalentform zur allgemeinen Äquivalentform." (Urfassung, S. 780).

Indem nun die Leinwandware für alle Waren gültig geworden ist als deren Äquivalent, scheidet sie als gebrauchte Ware aus, sofern sie diese Funktion erfüllt. Sie wird nun allein im Tausch gebraucht als Wertausdruck der andern Waren und müßte ihre Gestalt als Produkt nützlicher Arbeit für den Menschen aufgeben. Jedes Teil von ihr wäre- ein bestimmtes Quantum des Werts und müßte zerschnitten oder in großen Ballen gehandelt werden, was dem besonderen Charakter der Leinwand als Produkt nützlicher Arbeit widersprechen <folgt Org-S.162> würde. Sie hätte keinen Wert als Ware, wenn sie aus kleinen Fetzen bestünde oder in riesen Ballen gelagert werden müßte, ohne gebraucht zu werden. Die Ware in allgemeiner Form muß daher einen Stoff haben, welcher beliebig teilbar und dennoch als Ware erhalten bleibt, Wert hat in seiner kleinsten Quantität wie auch in seiner größten. Somit hat sich als die Ware, welche sich in jedem beliebigen Quantum verteilt oder gehäuft als Äquivalent allseitig darstellt, das Gold ergeben. Die allgemeine gültige Ware ist daher das Gold, die Ware also, die für jeden als Ware überhaupt gilt: das Geld. <folgt Org-S.163>

2. Die Geldform

Solange oder sobald Leinwand wirklich von Menschen noch gebraucht wird, sich also der Tausch 20 Ellen Leinwand gegen 20 Ellen Leinwand ergeben würde, was eine Tautologie wäre, bildet sich aus der Gewohnheit der Tauschenden die Ware heraus, welche nur als Quantum getauscht wird. Das Geld ist das allgemeine Äquivalent, wie es wirklich allein für den Austausch besteht. Die Naturalform des Goldes gilt als Wertgestalt aller andern Waren, "ist die Form ihrer Gleichgültigkeit oder unmittelbaren Austauschbarkeit mit allen Elementen der Waarenwelt." (Aoki Shoten, S. 779f). Das Geld tritt allen Waren gegenüber als eine Ware, welche hergestellt wurde, aber als solche nur die Form der unmittelbaren Austauschbarkeit hat und der Substanz nach menschliche Arbeit überhaupt darstellt, welche als bestimmte nützliche Arbeit nicht gebraucht wird.

Indem das Geld wirklich von allen Waren als Gebrauchsgut ausgeschlossen ist, hat es die allgemeine Wertform zur objektiven Festigkeit eines Dings verwirklicht, welches als Äquivalent allen Waren in relativer Wertform entgegentritt.

"Die allgemeine Wertform ist die entwickelte Werthform und daher die entwickelte Waarenform. Die stofflich ganz verschiedenen Arbeitsprodukte können nicht fertige Waarenform besitzen und daher auch nicht im Austauschprozeß als Waare funktionieren, ohne als dingliche Ausdrücke derselben gleichen menschlichen Arbeit dargestellt zu sein. Das heißt, um fertige Waarenform zu erhalten, müssen sie einheitliche, allgemeine relative Werthform erhalten. Aber diese einheitliche relative Werthform können sie nur dadurch erwerben, daß sie eine bestimmte Waarenart als allgemeines Äquivalent aus ihrer eigenen Reihe ausschließen. Und erst von dem Augen- <folgt Org-S.164> blicke, wo diese Ausschließung sich endgültig auf eine spezifische Waarenart beschränkt, hat die einheitliche relative Werthforra objektive Festigkeit und allgemein gesellschaftliche Gültigkeit gewonnen." (Urfassung, S. 782).

Im Geld als Form des Austausches, als Dasein der Äquivalentform, hat sich die Umkehrung der Bewegung der relativen Wertform zum Abschluß gebracht: Wie sich die Waren als Gebrauchswerte aufeinander als Werte zugleich verglichen und relativiert haben, war ihr Tauschakt entzündet durch den Wechsel zweier Güter von der Hand des Besitzers in die Hand des Bedarfs, und dieser Besitz und jener Bedarf waren eine Beziehung, die sich im Tauschakt da ausgedrückt hat und dabei zugleich die Getrenntheit von Arbeit und Bedürfnis als Abstraktion erkennen ließ. Beide konnten sich nicht durch ihre Bedürfnisse und ihre Arbeiten aufeinander beziehen, sondern in der Form von Dingen, welche gleichgültig gegen die besonderen menschlichen Gehalte bezogen, also als gleichgesetzte Dinge ausgetauscht wurden. Sie hatten die einfache Wertform ergeben, welche sich von selbst zur totalen Wertform entwickelte, worin jedes besondere Produkt als besonderes Äquivalent für andere angesehen wurde, wo also jeder Bedarf an einem Ding nicht mehr der Arbeit eines Menschen, sondern der Gleichheit der Dinge konfrontiert war und daher ein anderes Ding in diese Gleichheit versetzt sein mußte, damit ein Ding dem Bedürfnis zukam. Hier schon war nicht mehr die Erzeugung eines Dings für einen andern Menschen in der Wechselseitigkeit seines Erzeugnisses für das eigene Bedürfnis – wenn auch abstrakt bezogen – da, sondern die Notwendigkeit der Erzeugung eines Gegenstands, um das eigene Bedürfnis durch einen fremden Gegenstand zu befriedigen. Diese Notwendigkeit ist jetzt allgemein geworden, daß, insofern ein Mensch überhaupt ein Bedürfnis nach einem Gebrauchsgut hat, er überhaupt ein gesellschaftlich gültiges Ding, Geld, besitzen muß, um dies zu erhalten. Gleichgültig, ob er selbst Gold schürft oder sich andere Waren, die er hergestellt hatte, in Gold eingetauscht hat, er muß diese ausgeschlossene Form besitzen, um damit ein Gebrauchsgut für sich zu erwerben. Gold allein ist das gesellschaftliche Medium, worin sein Bedürfnis äußerlich existiert als Arbeitsprodukt zugleich. Gold ist das Monopol der Waren, worin, wenn man es besitzt, jede andere Ware von gleichem Wert potentieller Besitz ist.

Indem das Geld die Eigenschaft besitzt, damit alles zu kaufen, was es an Gebrauchsgütern gibt, erscheint vom Standpunkt des Geldes aus jedes Ding, welches als Gebrauchsgegenstand die Lebensbejahung des Menschen ausdrückt, eine Form der Verneinung des Menschen zur Sache. Das Geld ist das dem Menschen wahrhaft fremde Wesen, worin er all seine vom Menschen getrennten Bedürfnisse gewahren und durch es sie befriedigen kann.

"Das Geld, indem es die Eigenschaft besitzt, alles zu kaufen, indem es die Eigenschaft besitzt, alle Gegenstände sich anzueignen, ist also der Gegenstand im eminenten Sinn. Die Universalität seiner Eigenschaft ist die Allmacht seines Wesens; es gilt daher als allmächtiges Wesen...Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und dem Lebensmittel des Menschen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das vermittelt mir auch das Dasein der andern Menschen für mich, das ist für mich der andere Mensch." (MEW 40, S. 563).

Im Geld erscheint sich der Mensch als anderer Mensch, als die wahre Gestalt des fremden Menschen, in der <folgt Org-S.166> Beziehung auf Geld des sich fremden Menschen durch ein Ding, welches keinerlei menschliche Qualität hat, obwohl es alle menschliche Qualitäten in seiner Beziehung verbirgt. Somit sucht sich im Geld jeder Mensch das ihm fremde Wesen, um sein eigenes einzelnes Wesen überhaupt zum gesellschaftlichen Menschen zu führen, gleich, ob dieses für ihn oder für alle besteht, ohne daß er oder andere dadrin wirklich da sind. Durch das Geld wird jedes Bedürfnis des Menschen nach dem Menschen zum eigennützigen Bedürfnis, zum Bedürfnis nach einer Sache als Sache, zum Bedarf an Lebensmitteln überhaupt. Die Wechselseitigkeit der Menschen erscheint allein im Geld vermittelt, und je mehr Bedürfnisse sie haben, desto größer wird ihr Eigennutz, desto größer der Bedarf an Geld überhaupt.

"Jeder sucht eine fremde Wesenskraft über den andern zu schaffen, um darin die Befriedigung seines eigenen eigennützigen Bedürfnisses zu finden. Mit der Masse der Gegenstände wächst daher das Reich der fremden Wesen, denen der Mensch unterjocht ist, und jedes neue Produkt ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betrugs und der wechselseitigen Ausplünderung. Der Mensch wird umso ärmer als Mensch, er bedarf umso mehr des Geldes, um sich des feindlichen Wesens zu bemächtigen, und die Macht seines Geldes fällt gerade im umgekehrten Verhältnis als die Masse der Produktion, das heißt seine Bedürftigkeit wächst, wie die Macht des Geldes zunimmt. Das Bedürfnis des Geldes ist daher das wahre, von der Nationalökonomie produzierte Bedürfnis und das einzige Bedürfnis, das sie produziert. Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reduziert, so reduziert es sich in seiner eigenen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maßlosigkeit und Unmäßigkeit wird sein wahres Maß. – Subjektiv selbst erscheint dies so, teils daß die Ausdehnung der Produkte und der Bedürfnisse zum erfinderischen und stets kalkulierenden Sklaven unmenschlicher, raffinierter, unnatürlicher und eingebildeter Gelüste wird – das Privateigentum weiß das rohe Bedürfnis nicht zum menschlichen Bedürfnis zu machen; sein Idealismus ist die Einbildung, die Willkür, die Laune, und ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten und sucht durch keine infa- <folgt Org-S.167> meren Mittel seine abgestumpfte Genußfähigkeit zu irritieren, um sich selbst eine Gunst zu erschleichen, wie der Industrieeunuche, der Produzent, um sich Silberpfennige zu erschleichen, aus der Tasche des christlich geliebten Nachbarn die Goldvögel herauszulocken – (jedes Produkt ist ein Köder, womit man das Wesen des andern, sein Geld, an sich locken will, jedes wirkliche oder mögliche Bedürfnis ist eine Schwachheit, die die Fliege an die Leimstange heranführen wird – allgemeine Ausbeutung des gemeinschaftlichen menschlichen Wesens, wie jede Unvollkommenheit des Menschen ein Band mit dem Himmel ist, eine Seite, wo sein Herz dem Priester zugänglich; jede Not ist eine Gelegenheit, um unter dem liebenswürdigsten Schein zum Nachbarn zu treten und ihm zu sagen: Lieber Freund, ich gebe dir, was dir nötig ist; aber du kennst die Conditio sine qua non; du weißt, mit welcher Tinte du dich mir zu verschreiben hast; ich prelle dich, indem ich dir einen Genuß verschaffe) – sich seinen verworfensten Einfällen fügt, den Kuppler zwischen ihm und seinem Bedürfnis spielt, krankhafte Gelüste in ihm erregt, jede Schwachheit ihm ablauert, um dann das Handgeld für diesen Liebesdienst zu verlangen." (MEW 40, S. 547f).

Das Bedürfnis eines Menschen richtet sich auf die Nützlichkeit von Dingen, die er eintauscht, aber indem er Geld haben muß, muß er nützliche Dinge herstellen, die nicht seinen Nutzen, auch nicht den Nutzen für einen bestimmten andern Menschen, sondern die Nützlichkeit eines Dings für den Tausch selbst erzeugen, er muß Geld erzeugen.

"Du mußt alles, was dein ist, feil, das heißt nützlich machen" (MEW 40, S. 550).

Das Geld wird somit zur Bedingung der Feilbietung aller menschlichen Kraft, denn indem ein Mensch an das Dasein der Produkte gebunden ist, muß er ebenso Geld zur Bedingung haben, um diese Bindung zu vollziehen. Das Geld wird zur verkehrenden Macht des Individuums gegen seine Gesellschaft, denn es erfährt seine Gesellschaft als Zwang zur Selbsterhaltung, als Zwang zum Besitz von Geld. <folgt Org-S.168> "Als diese verkehrende Macht erscheint es dann auch gegen das Individuum und gegen die gesellschaftlichen etc. Bande, die für sich Wesen zu sein behaupten. Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn. Da das Geld als der existierende und sich betätigende Begriff des Wertes alle Dinge verwechselt, vertauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten. Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist. Da das Geld nicht gegen eine bestimmte Qualität, gegen ein bestimmtes Ding, menschliche Wesenskräfte, sondern gegen die ganze menschliche und natürliche gegenständliche Welt sich austauscht, so tauscht es also – vom Standpunkt seines Besitzers angesehen – jede Eigenschaft gegen jede – auch ihr widersprechende Eigenschaft und Gegenstand – aus; es ist die Verbrüderung der Unmöglichkeiten, es zwingt das sich Widersprechende zum Kuß." (MEW 40, S. 566f).

So hat sich in der Wirklichkeit der Wertform die Gesellschaftlichkeit eines Dings ergeben, welche von dem Menschen in dem Maße absieht, wie er sein Bedürfnis nur durch es vergesellschaften kann, das heißt, auf die Produkte anderer Menschen beziehen kann. So wie sich das Geld als allgemeines Äquivalent, als Faustpfand des Gesellschaftlichseins der Waren ergibt, so stellt es sich der Brauchbarkeit der Waren auch gegenüber als ihre Gesellschaftsform. Indem nun alle Waren wieder befreit sind von ihrer unmittelbaren Werthaftigkeit, weil diese das Geld ausdrückt, so drückt ihr Verhältnis zum Geld zugleich den sonderbaren Schein ihrer eigenen Beziehung als menschliche Beziehung aus. Diese Beziehung aber ist rein geistig, hat keine menschliche Gestalt außer im Ding und verwirklicht allein den Geist der Dinge als Macht über wirklich menschliche Bedürfnisse: den Wert. Insofern die Waren nun ein eigenes ideelles <folgt Org-S.169> oder geistiges Verhältnis haben, ist ihr Tausch, ihr Verhältnis zu sich zu einem Mythos selbst geworden, der den Dingen zueigen sein scheint. Der Ungeist der Menschen, welche in der Warenform ihre Gesellschaft haben, wird zum Gespenst der Waren, zu ihrem eigenen Wesen, zum menschlichen Unwesen. Die Waren erscheinen in ihrem Verhältnis nun wirklich als Dinge, die an und für sich zur Bedingung jedweden gesellschaftlichen Lebens werden, weil sie allein die Gesellschaftlichkeit des Menschen enthalten. So klebt ihnen der Schein ihrer eigenen Bewegung wie ein Fetisch an: der Warenfetisch. <folgt Org-S.170>

3. Der Fetischcharakter der Ware

A. Das Ding als Mensch

Der Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft zeigt sich nun als wirklich allgemeine Darstellung der menschlichen Arbeit in der Abstraktion von jeder bestimmten Arbeit. Die wirkliche Abstraktion von der Arbeit ist ein Ding, welches in Geldform existiert. Sie existiert also in der Tätigkeit eines Dinges anderen Waren gegenüber, als Form der Ware überhaupt, in der Form des allgemeinen Äquivalentseins einer Ware.

Im Geld erscheint daher alles, was die Äquivalentform im Warenverhältnis ausgemacht hatte, in sich geschlossen. Das Geld als allgemeine Äquivalentform ist alles in einem, was die Äquivalentform ausgemacht hatte: Jeder Gebrauchswert einer Ware wird in ihm zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts (vgl. S. 70). Jede konkrete Arbeit wird in ihm zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschliche Arbeit (vgl. S. 73). Jede Privatarbeit wird in ihm zur Form ihres Gegenteils, zur Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form (vgl. S. 73). Im Geld erscheint alles Bestimmte und Konkrete wirklich abstrakt als wertseiendes Ding, als Produkt abstrakt menschlicher Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form.

So ist das Geld zum wirklichen Gesellschaftskörper der Menschen geworden, zu dem Körper, worin sich überhaupt menschliche Gesellschaft darstellt, sofern sie auf bürgerlichem Reichtum gründet. Und in diesem Körper ist es völlig gleichgültig, was den Menschen an den Dingen interessieren mag. Sie existieren allgemein als Tauschwert im Geld. <folgt Org-S.171> "Könnten die Waren sprechen, so würden sie sagen, unser Gebrauchswert mag den Menschen interessieren. Er kommt uns nicht als Ding zu. Was uns aber dinglich zukommt, ist unser Wert, unser eigener Verkehr als Warendinge beweist das. Wir beziehen uns nur als Tauschwerte aufeinander." (MEW 23, S. 97)

So ist das Geld zwar ein Arbeitsprodukt wie alle Waren, aber es existiert nicht als bestimmtes Arbeitsprodukt, sondern als Produkt der Arbeit schlechthin, als Produkt abstrakt menschlicher Arbeit. Als dieses ist es getrennt von jeder andern Ware, weil sich die Waren in ihrer Gebrauchsgestalt allein im Geld qualitativ als gesellschaftliche Dinge erkennen, als wertseiende Gegenstände, weil sie also mit dem Geld gleich sind und sich zugleich an ihm quantitativ unterscheiden. Was im Geld qualitativ mit allen Waren gleich ist, ist am Geld als dessen Quantum, als Quantum der Geldware. Somit ist die Bestimmtheit der Gesellschaft, wie auch ihr Gehalt, im Geld allgemein vorhanden. Die stoffliche Masse des bürgerlichen Reichtums verteilt sich in jede Ware, so auch in Geld. Ihre wirkliche Gesellschaftlichkeit aber hat das Geld alleine. Es ist also die Sache des Menschen schlechthin, die Sache, worin der Mensch all seine Beziehungen auf andere Menschen hat, wenngleich sie ihm im Geld allein dem Schein nach begegnet.

Indem die Menschen einen Reichtum erzeugt haben, der durchaus als menschlicher Reichtum, als Reichtum an Mitteln zur Befriedigung menschlicher. Bedürfnisse und zur Entfaltung menschlichen Lebens gilt, aber nicht als menschlicher Reichtum existiert, sondern als Reichtum in der Geldform, erscheint jede Beziehung darin als eine Bereicherung des Eigennutzes, sowie auch jede Produktion darin als produzierter Eigennutz gilt. Im Eigennutz erscheint sich selbst <folgt Org-S.172> der Mensch als Mensch, wiewohl er nicht als Mensch, das heißt in Gesellschaft der Menschen existiert. Im Bezug auf sich ist die Allgemeinheit selbst eigennützig, ist der Bezug auf sich der Verlust, wirklicher Allgemeinheit und die Potenzierung des eigenen Bedürfnisses zur Allgemeinheit des Bedarfs. Der Mensch produziert Waren, das ist Privateigentum, um etwas für sich zu haben.

"Der Mensch – dies ist die Grundvoraussetzung des Privateigentums – produziert nur, um zu haben. Der Zweck der Produktion ist das Haben, Und nicht nur hat die Produktion einen solchen nützlichen Zweck; sie hat einen eigennützigen Zweck; der Mensch produziert nur, um für sich zu haben; der Gegenstand seiner Produktion ist die Vergegenständlichung seines unmittelbaren, eigennützigen Bedürfnisses. Der Mensch, für sich – im wilden, barbarischen Zustand – hat daher das Maß seiner Produktion an dem Umfang seines unmittelbaren Bedürfnisses, dessen Inhalt unmittelbar der produzierte Gegenstand selbst ist.

Der Mensch produziert daher in diesem Zustand nicht mehr, als er unmittelbar bedarf. Die Grenze seines Bedürfnisses ist die Grenze seiner Produktion. Nachfrage und Zufuhr decken sich daher genau. Seine Produktion ist gemessen durch sein Bedürfnis. In diesem Fall findet kein Austausch statt, oder der Austausch reduziert sich auf den Austausch seiner Arbeit gegen das Produkt seiner Arbeit. ...

Ich habe für mich produziert und nicht für dich, wie du für dich produziert hast und nicht für mich. Das Resultat meiner Produktion hat an und für sich ebenso wenig Beziehung auf dich, wie das Resultat deiner Produktion eine unmittelbare Beziehung auf mich hat. Das heißt unsere Produktion ist keine Produktion des Menschen für den Menschen als Menschen, keine gesellschaftliche Produktion. Als Mensch hat also keiner von uns eine Beziehung des Genusses auf das Produkt des andern. Als Menschen sind wir nicht für unsere wechselseitige Produktionen vorhanden. Unser Austausch kann daher auch nicht die vermittelnde Bewegung sein, worin es bestätigt wurde, daß mein Produkt für dich ist, weil es eine Vergegenständlichung deines eigenen Wesens, deines Bedürfnisses ist. Denn nicht das menschliche Wesen ist das Band unserer Produktion füreinander. Der Austausch kann nur in Bewegung setzen, nur bestätigen den Charakter, den jeder von uns zu seinem eigenen Produkt, also zu der Produktion des andern hat. Jeder von uns sieht in seinem Produkt nur seinen eigenen vergegenständlichten Eigennutz, also in dem Produkt des andern einen andern, von ihm unabhängigen, fremden gegenständ- <folgt Org-S.173> liehen Eigennutz. Du hast allerdings als Mensch eine menschliche Beziehung zu meinem Produkt: Du hast das Bedürfnis meines Produkts. Es ist daher für dich als Gegenstand deiner Begierde und deines Willens vorhanden. Aber dein Bedürfnis, deine Begierde, dein Wollen, sind ohnmächtiges Bedürfnis, Begierde, Wollen für mein Produkt. Das heißt also, dein menschliches und darum auf meine menschliche Produktion notwendig in innerlicher Beziehung stehendes Wesen, ist nicht deine Macht, dein Eigentum an dieser Produktion, denn nicht die Eigentümlichkeit, nicht die Macht des menschlichen Wesens ist anerkannt in meiner Produktion. Sie sind vielmehr das Band, welches dich mir abhängig macht, weil sie dich in einer Abhängigkeit von meinem Produkt versetzen. Weit entfernt, daß sie das Mittel wären, welches dir Macht über meine Produktion gäbe, sind sie vielmehr das Mittel wären, welches dir Macht über meine Produktion gäbe, sind sie vielmehr das Mittel, mir Macht über dich zu geben" (MEW 40, S. 459f.).

Der Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft ist nun die vollständige Erscheinung einer Produktion, welche an ihren Produkten als Form existiert, ohne darin verwirklicht zu sein. Der gesellschaftliche Schein der Dinge drückt sich sowohl in ihrem Dasein als stofflicher Gehalt für Menschen sinnlich, im Dasein als menschliche Arbeitsprodukte aber übersinnlich aus. Der Reichtum erscheint in einer übersinnlich gesellschaftlichen Form sinnlicher Gegenstände; – er existiert als sinnlich übersinnliche Dingheit. Der gesellschaftliche Schein des Verhältnisses der Menschen als übersinnliches Verhältnis der Dinge entwickelt sich in dem Maße, wie die Menschen ihren Eigennutz und die Abstraktion von ihrer bestimmten Arbeit in ihrem Verhältnis zu ihren Dingen und untereinander entwickeln. Er stellt sich letztlich in einem Ding allgemein und einzeln zugleich dar: im Geld.

"Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daß sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Soweit sie <folgt Org-S.174> Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, daß sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist sinnenklar, daß der Mensch durch seine Tätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z. B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Füßen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen anderen Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne." (MEW 23, S. 85)

Dieser rätselhafte Charakter der Arbeitsprodukte hat sein Geheimnis aber nur darin, daß das Geld ein Ding ist, welches sich mit allen Dingen tauscht, obwohl es nicht als menschliches Ding existiert. Das Rätsel, das die Entdeckung der Wertform gelüftet hatte, bestand nicht aus dem bestimmten Charakter der einzelnen Produkte oder Produktionen, denn aus dem bestimmten Charakter hätte sich immer etwas ergeben, was sich aus den Menschen, aus seinem Sinn oder Unsinn selbst ergibt.

"Der mystische Charakter der Ware entspringt also nicht aus ihrem Gebrauchswert. Er entspringt ebenso wenig aus dem Inhalt der Wertbestimmungen. Denn erstens, wie verschieden die nützlichen Arbeiten oder produktiven Tätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, daß sie Funktionen des menschlichen Organismus sind und daß jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorgan usw. ist. Was zweitens der Bestimmung der Wertgröße zugrunde liegt, die Zeitdauer jener Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar sinnfällig von der Qualität der Arbeit unterscheidbar. In allen Zuständen mußte die Arbeitszeit, welche die Produktion der Lebensrnittel kostet, den Menschen interessieren, obgleich nicht gleichmäßig auf verschiedenen Entwicklungsstufen. Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form." (MEW 23, S. 85f).

<folgt Org-S.175> Alles, was in die Arbeit vom Menschen eingeht und im Arbeitsprodukt von Menschen erscheint, kann sich nicht als Sache ihm gegenüber verselbständigen, denn er erkennt sich in dem, was er ist. Der Schein des Verhältnisses hat sich erst aus der Form selbst ergeben, insofern die Form den gesellschaftlichen Inhalt hatte, den kein Mensch formiert hatte:

"Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgebung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihre Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte." (MEW 23, S. 86).

Der Schein der Verhältnisse ist das, was in der Äquivalentform selbst verkehrt erscheint und die Dinge zu einem außerhalb von den Produzenten seienden Verhältnis von Gegenständen erscheinen läßt.

"Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaft dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dies Quidproquo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge." (MEW 23, S. 86).

So erscheinen alle menschlichen Eigenschaften, welche in die Produktion eingehen, dem Menschen in der Ware selbst verkehrt. Weil also die Produzenten die Gesellschaftlichkeit ihrer Produktion erst im Austausch erfahren, tritt ihnen ihre Gesellschaft als Inhalt des Tauschs, als Wert der Dinge gegenüber: <folgt Org-S.176>

"Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihre Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat .erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukt und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, das heißt nicht als unmittelbare gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen." (MEW 23, S. 87).

Somit begegnet sich der Mensch, der sich sachlich vergegenständlicht hat, zugleich verkehrt, als Sache, die sich wie mit eigenem Willen ihm gegenüber gebärdet. Der Mensch hat sich vergegenständlicht, doch die gesellschaftliche Bewegung seiner Sachen hat sich über ihn verselbständigt, so daß er als Mensch hiergegen verschwindet, indem er sich ohnmächtig zu seinem eigenen Produkt, zu seinem eigenen Bedürfnis, verhalten muß. Ihm begegnet die Sache als seine Verdinglichung und er sich als Ding, daher die Sache als Subjekt, er sich als Objekt. Das Verhältnis der Sachen ist der Wille, der in den Produkten haust. Den Menschen erscheint die Bewegung der Sache als Macht und Bedingung ihres eigenen Lebens.

"Ihre eigene gesellschaftliche Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren." (MEW 23, S. 89).

So haben die Menschen, welche die Dinge gemacht haben, keine Macht über diese Dinge, weil sie als Momente ihrer gesellschaftlichen Bewegung abhängig sind, weil sie als Teil der Bewegung der Sachen sich selbst überhaupt nur als Mensch vergegenwärtigen. Die Gesellschaft der Menschen erscheint in der bürgerlichen Gesellschaft als Macht ihrer Produkte. <folgt Org-S.177>

B. Die Macht der Sache

Indem die Gesellschaftlichkeit der Arbeit als Äquivalent allein erscheint, als Ding, worin sich alle Dinge gleichbleiben, weil sie darin gleich sind, erscheint die Gesellschaft schließlich auch vom Menschen getrennt als Macht des in den Sachen hausenden menschlichen Verhältnisses. Alles, was dem Menschen wert ist, ist ihm darin seine eigene Unwertigkeit und was ihn als Macht ausmacht, als den, der diese Welt geschaffen hat, wird ihm darin zur Ohnmacht. Im Tausch wird die menschliche Ohnmacht unmittelbar dargestellt und verwirklicht sich als Macht der Sachen, weil der Mensch nur darin die Form seines Arbeitsproduktes hat.

"Das reelle, sich in Wirklichkeit setzende, das wahre, sich ausführende Verhältnis ist nur der wechselseitige exklusive Besitz der wechselseitigen Produktion. Was deinem Bedürfnis zu meiner Sache einen Wert, eine Würde, einen Effekt für mich gibt, ist allein dein Gegenstand, das Äquivalent meines Gegenstandes. Unser wechselseitiges Produkt ist also das Mittel, die Vermittlung, das Instrument, die anerkannte Macht unserer wechselseitigen Bedürfnisse aufeinander. Deine Nachfrage und das Äquivalent deines Besitzes sind also gleichbedeutende, gleichgültige Termini für mich, und deine Nachfrage hat erst einen Sinn, weil eine Wirkung, wenn sie Sinn und Wirkung in bezug auf mich hat. Als bloßer Mensch, ohne dies Instrument, ist deine Nachfrage ein unbefriedigtes Streben deinerseits, ein nicht vorhandener Einfall für mich. Du als Mensch stehst also in keinem Verhältnis zu meinem Gegenstande, weil ich selbst kein menschliches Verhältnis zu ihm habe. Aber das Mittel ist die wahre Macht über einen Gegenstand, und daher schauen wir wechselseitig unser Produkt als die Macht eines jeden über den andern und über sich selbst an, das heißt unser eigenes Produkt hat sich auf die Hinterfüße gegen uns gestellt, es schien unser Eigentum, in Wahrheit aber sind wir sein Eigentum. Wir selbst sind von dem wahren Eigentum ausgeschlossen, weil unser Eigentum den andern Menschen ausschließt. Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsere Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demü- <folgt Org-S.178> tigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andern Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. Sosehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesen uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sich selbst anerkennende menschliche Würde erscheint ." (MEW 40, S. 461).

Weil also die menschliche Arbeit überhaupt in einer Gegenständlichkeit erscheint, worin sich die Menschen abstrakt bleiben, wird dieser Gegenstand zu einem gesellschaftlichen Wesen, das sich als Unwesen des Menschen über den Menschen setzt, sich in der Faktizität der Dinge über jeden Zweifel stellt, der sich darin äußert, denn nur weil der Mensch sich zweifältig äußert, existiert in der Sache eine ihm fremde Einheit, eine Macht, in welcher der Mensch als Ohnmacht seine eigene Tätigkeit erfährt.

"Nur als das, was meine Arbeit ist, kann sie in meinem Gegenstand erscheinen. Sie kann nicht als das erscheinen, was sie dem Wesen nach nicht ist. Daher erscheint sie nur noch als der gegenständliche, sinnliche, angeschaute und darum über allen Zweifel erhabene Ausdruck meines Selbstverlustes und meiner Ohnmacht" (MEW 40, S. 463).

Indem die Sachen als Gesellschaft dem Menschen gelten und ihm sein eigenes gesellschaftliches Verhältnis wie eine Bedingung seines Lebens vorstellen, haben sie die Macht über alle weitere Entwicklung des menschlichen Lebens und Reichtums. Das Geheimnisvolle der Warenform ist das Geheimnis des bürgerlichen Lebens selbst: Dort, wo die Menschen existieren, wo die Zweifältigkeit ihrer Bedürfnisse und ihrer Tätigkeiten für sie überhaupt gegenständlich ist, werden sie zur Einfältigkeit einer Sache reduziert, welche sich außer ihnen als Form ihres eigenen Verkehrs verselbständigt hat und worin sie sich selbst <folgt Org-S.179> nur als Unwert, als wesenloses Ding wiederfinden, weil das Ding ihr Wesen entäußert und in der Entfremdung von ihnen fixiert hat.

"Die Entfremdung erscheint sowohl darin, daß mein Lebensmittel eines andern ist, daß das, was mein Wunsch, der unzugängliche Besitz eines andern ist, als daß jede Sache selbst ein andres als sich selbst, als daß meine Tätigkeit ein andres, als endlich...daß überhaupt die unendliche Macht herrscht." (MEW 40, S. 554).

Und die Sache herrscht als Macht, weil und sofern die einzelne Arbeit, der Teil einer gesellschaftlichen Arbeit als Privatarbeit existiert und die Gesamtarbeit sich allein in der Privatarbeit als Ding bewährt, welches im Austausch seine Gesellschaft findet. Was als naturwüchsiges System in die gesellschaftliche Teilung der Arbeit blind eingeht, erscheint als Privatarbeit getrennt von ihrem natürlichen Prozeß. In dem Augenblick, wo die Dinge erst im Austausch ihre Beziehung als Arbeitsprodukte finden, wird die Gesellschaftlichkeit der Arbeit zu einem übersinnlichen Gegenstand, dem seine Natürlichkeit nurmehr als nützliches Ding anhaftet, von dem es zugleich gespalten ist.

"In diesem Augenblick erhalten die Privatarbeiten der Produzenten tatsächlich einen doppelten gesellschaftlichen Charakter. Sie müssen einerseits als bestimmte nützliche Arbeiten ein bestimmtes gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen und sich so als Glieder der Gesamtarbeit, des naturwüchsigen Systems der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, bewähren. Sie befriedigen andererseits nur die mannigfachen Bedürfnisse ihrer eigenen Produzenten, sofern jede besondere nützliche Privatarbeit mit jeder anderen nützlichen Art Privatarbeit austauschbar ist, also ihr gleichgilt." (MEW 23, S. 87).

So verkörpert das Ding in der Leugnung seiner gesellschaftlichen Beziehung als Form von Gesellschaft für den Menschen <folgt Org-S.180> jene Gesellschaft, in welcher über alle Teilung der Arbeit sich die Entfremdung des Menschen von seiner eigenen Tätigkeit, von seinem Wesen und von seinem Dasein herausstellt. Somit wird die Teilung der Arbeit selbst zur wirklichen Selbständigkeit einzelner Arbeiten und daher zum wirklichen entfremdeten Tun der Menschen, und so wird mir "diese Tätigkeit verhaßt, eine Qual und vielmehr nur der Schein einer Tätigkeit, darum auch eine nur erzwungene Tätigkeit und nur durch eine äußerliche zufällige Not, nicht durch eine innere notwendige Not mir auferlegt." (MEW 40, S. 463) Die so hergestellte Versachlichung der Arbeit selbst, die Teilung der Arbeit als Arbeitsteil versachlichter Beziehung, wird zur vollständigen Entfremdung des menschlichen Wesens.

"Die Teilung der Arbeit ist der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung. Oder, da die Arbeit nur ein Ausdruck der menschlichen Tätigkeit innerhalb der Entäußerung, der Lebensäußerung als Lebensentäußerung ist, so ist auch die Teilung der Arbeit nichts andres, als das entfremdete, entäußerte Setzen der menschlichen Tätigkeit als einer realen Gattungstätigkeit oder als Tätigkeit des Menschen als Gattungswesen." (MEW 40, S. 557).

Gerade wo der Mensch in seiner Tätigkeit sich nicht menschlich auf seinen Gegenstand beziehen kann, wo Produktion und Konsumtion zwar durch einander vermittelte, aber voneinander getrennte menschliche Sinne haben, erweist sich als einziger Sinn des Lebens der Sinn der Sache. Die historische Zwiespältigkeit des Menschen, die Zweiheit seiner Existenz, die ihm sein gesellschaftliches Wesen in der Herstellung von menschlichen Gegenständen und in der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse verbirgt, existiert nurmehr aufgehoben als sachliche Macht außer ihm, als gesellschaftliches Sein der Sache und sachliches Sein des Menschen. <folgt Org-S.181> So erscheint den Menschen, welche vor den fertigen Resultaten dieses Entwicklungsprozesses stehen, die Macht der Sache wie eine Logik des Lebens, das sich ihnen gegenüber wie ein "regelndes Naturgesetz gewaltsam durchsetzt, wie etwa das Gesetz der Schwere, wenn einem das Haus über dem Kopf zusammenpurzelt." (MEW 23, S. 89).

Die Zwiespältigkeit, welche sich im Arbeitsprozess der Menschen darstellt, sofern dessen gesellschaftliche Entstehung nicht bewußt ist, führt in der Sache zur Macht, über die sich die hierin entwerteten Menschen nurmehr in einer Vorstellung von sich selbst erheben können. So produziert die bürgerliche Form der Gesellschaft nicht nur die Macht der Sachen, sondern in den Köpfen der Menschen selbst die Idee des Menschen als überwundene Sachlichkeit, als Lebensvorstellung gegenüber dem zur Sachlichkeit herabgesetzten Menschen: zur Idee des Menschen, wie er aus der Sachwelt selbst hervorzugehen scheint als Mensch, der seine Sachen im Kopf aufgehoben weiß.

C. Der Mensch als Idee

Wie sich eingangs aus dem Mangel des bürgerlichen Denkens die Notwendigkeit ergab, menschliche Gegenständlichkeit in seiner Wirklichkeit zu erkennen, so ergibt sich hieraus von selbst die Erkenntnis bürgerlichen Denkens. Es beruht darauf, daß die Lebensformen nicht als Resultat menschlichen Lebens angesehen werden, sondern <folgt Org-S.182> als Naturform von Gesellschaft unwandelbar gelten, bevor der bürgerliche Kopf sich sein eigenes Leben darin als menschliches Leben vorzustellen beginnt. Was die Sachen ideal gesetzt hatte zu Wertdingen, hat den Menschen entwertet, so daß er sich im nachhinein die Idee von sich getrennt von seinem sachlichen Leben gründen mag.

Dem in seiner Sache verschwundenen Menschen erscheint sein Leben so, wie es für ihn ist, aber so wie es für ihn ist, ist es für ihn zugleich nicht als individualisierter Mensch, sondern als allgemeiner Mensch ↓(49), sofern er sich keine Rechenschaft zu geben vermag über den Gehalt seines gesellschaftlichen Lebens.<folgt Org-S.183>

So drücken seine Vorstellungen selbst die partikularen Momente seines Daseins als allgemeingültige und ewige Eigenschaften des Menschseins aus und erheben sich zu einer Idee über das menschliche Leben, welche ihren bornierten Ursprung einer allgemeinen Vorstellung überantwortet, in welcher sich jeder lebendig fühlt, wenn er den Mangel seines Diesseits zum Absoluten seiner Einseitigkeit zu machen weiß. Die Getrenntheit menschlicher Existenz drückt sich daher als Ideenkampf in der ganzen bürgerlichen Wissenschaft aus, die sich schließlich ideell überhaupt nur in der Religion jedweder Art aufzuheben versteht, in der allgemein vorgestellten Wahrheit des menschlichen Wesens jenseits all seiner Existenz. Solche Kategorien, welche die Existenz von Menschen in einzelner Partikularität zum allgemeinen Wesen erheben, sind immer gesellschaftlich gültige Ideen, sofern sie das abbilden, was ist, zugleich sind sie Abstraktionen dessen, was gesellschaftlich wirklich existiert und die Leugnung ihres bereits verwirklichten und vorfindbaren Gehalts.

"Es sind gesellschaftlich gültige, also objektive Gedankenformen für die Produktionsverhältnisse dieser historisch bestimmten gesellschaftlichen Produktionsweise, der Warenproduktion." (MEW 23, S. 90).

Als solches sind sie Gedankenform des Warenverhältnisses ↓(50), darin idealisiertes Menschsein: Ideologie.

 

<folgt Org-S.185>

a) Der Individualismus

Es geht nun nicht mehr um die Philosophie in ihren Positionen, sondern um das darin formulierte, nun aber wirklich gefaßte Lebensinteresse in dieser Welt. Obgleich in der geistigen Identität des bürgerlichen Kopfes alle ihm vorausgesetzte Wirklichkeit negativ gefaßt erscheint, ist sie zugleich positiver Ausdruck dieser Welt, die solche Idealisierung dem Sein nach voraussetzt: Die Erscheinung des auf sich selbst gewendeten, also von seiner Gesellschaft isolierten Individuums. Dieser Ausgangspunkt einer Idee bewegt sich darin als Idee um sich, bildet somit zwar eine Gedankenidentität als Idee von der Welt, als Idee vom individuellen Leben und hat daher die Welt als Ereignisse des Lebens außer seinem Denkakt, gründet aber auf dem, wie sich der Mensch in der bürgerlichen Gesellschaft zugleich wirklich erscheint, wenngleich ihm diese Wirklichkeit zugleich den Kniefall abverlangt. <folgt Org-S.186> So stellt sich auch der Individualismus als allgemeines Interesse des bedürfnishaften Menschen heraus, der seine Eigennützigkeit überhaupt auch in der Arbeitsform selbst verwirklichen will. Der Individualist will, einem Robinson gleich, die abstrakte Nützlichkeit der Dinge als Wertgegenstände einer Gesellschaft außer ihm dadurch überwinden, daß er sie sich selbst so herstellt, wie er sie braucht. Die gesellschaftliche Organisation der Arbeit hätte demnach die Form einer Produktion für eine Ansammlung von Individuen zu sein. Der Mensch ist darin als allgemeiner Egoist gedacht, der keine wirkliche Beziehung auf andere hat, sondern als seines eigenen Glückes Schmied sich an die Tätigkeit macht, die seine Beziehungslosigkeit auf alles verwirklicht.

"Bescheiden, wie er von Haus aus ist, hat er doch verschiedenartige Bedürfnisse zu befriedigen und muß daher nützliche Arbeiten verschiedener Art verrichten. ...Trotz der Verschiedenheit seiner produktiven Funktionen weiß er, daß sie nur verschiedene Betätigungsformen desselben Robinson, also nur verschiedene Weisen menschlicher Arbeit sind. Die Not selbst zwingt ihn, seine Zeit genau zwischen seinen verschiedenen Funktionen zu verteilen." (MEW 23, S. 90f).

Und so wird der allgemeine Egoist Robinson zum allgemeinen Individuum, das sich aus der Natur seiner Not heraus bezwingt, welche allein daraus entsteht, daß er unendlich viele und verschiedenartige Bedürfnisse zu befriedigen hat. Indem er all die Dinge erzeugt, die zu einem gesellschaftlichen Leben nötig sind, verarmt sein Bedürfnis zum Inventarium seines selbstbezogenen Lebensumstands. Die Durchsichtigkeit seiner Beziehung auf seine Gegenstände wird zur Not seines Lebens im Zwang auf seine autarke Arbeitszeit, welche sich nur danach durchsetzt, was das Nebeneinander verschiedener Bedürfnisse ihr auf- <folgt Org-S.187> gibt. So ist seine Beziehung zu seinen Gegenständen wiederum nichts anderes als die Beziehung auf seine Arbeit als abstrakte Tätigkeit zur Erfüllung von Bedürfnissen jedweder Art.

"Alle Beziehungen zwischen Robinson und den Dingen, die seinen selbstgeschaffenen Reichtum bilden, sind hier so einfach und durchsichtig, daß selbst Herr M. Wirth sie ohne besondre Geistesanstrengung verstehen dürfte. Und dennoch sind darin alle wesentlichen Bestimmungen des Werts enthalten." (MEW 23, S. 91).

Dem Individualisten stellt sich somit die Abstraktion von seiner Gesellschaft als Zwang zur Arbeit überhaupt dar, die allein in der Notwendigkeit allgemein vorhandener Gebrauchsgüter existiert. Die Herkunft dieses Zwangs muß ihm – will er Individualist bleiben – notwendig verborgen bleiben, so daß er sich vielerlei Vorstellungen und Gewohnheiten aufbauen muß, durch welche er sich zugleich innerhalb dieses allgemeinen Zwangs "frei zu bewegen" vermag. Da mag es ihm mancherorts einfallen, wie schön eine gesellschaftlich bezogene Arbeit wäre, aber die Verwirklichung dieses Einfalls wird ihm fortwährend durch die Sturheit und Stumpfheit ↓(52) der übrigen Menschheit versagt. Er verwundert sich <folgt Org-S.188> über die Hektik, die unbeugsame Härte des Lebens, die er zu einem Einfall oder zur Psyche anderer Menschen macht, die seiner Robinson- ade sich aus seltsamen Gründen entziehen. Er kann dies nicht begreifen, weil er durch seine Teilhabe am gesellschaftlichen Verkehr das menschliche Wesen in sich geschaffen hat und daher praktisch seine wirkliche Gesellschaftlichkeit wie auch die gesellschaftliche Notwendigkeit ihrer eigenen Veränderung, die Veränderung der Individuen und der Gesellschaft, denunzieren muß.

In den klassischen liberalen Positionen und Parteien stellt sich dieser Wille politisch dar, so daß sich diese Vorstellung über das bestehende Leben, in inniger Gebundenheit hieran über den damit einhergehenden Mangel erhoben, zum Wahlprogramm machen läßt, und in der Wahl dieser Vorstellung, wird der Mensch um einen Schein seines Lebens reicher und umso heftiger um seine wirkliche Lebensänderung betrogen, je mehr sich dieser Schein zu gegebenen Epochen und Verhältnissen ausbreiten kann. <folgt Org-S.189> Der Individualismus ist die Ideologie der persönlichen Freiheit, der Ausdehnung der ihrer selbst gewissen, aber ebenso abstrakten Individualität eines allgemein gedachten individuellen Gemeinwesens. Die Beziehungslosigkeit und Unabhängigkeit des Individualismus formuliert nichts anderes als die relative Wertform der Ware, in welcher er bereits verwirklicht ist, bevor er diese Wirklichkeit zur Idee einer allgemeinen Gesellschaft erhebt und den in der Individualität des Wertseins der Waren enthaltenen Mangel gleichermaßen leugnet, wie er sich aus ihm als Idee überhaupt begründet. Diese Ideologie ist die im Mangel der Individualität der Ware gegründete Vorstellung einer allgemeinen Gesellschaft von Individualisten, die den realen Gehalt dieser Gesellschaft zum Inhalt hat und dessen Form zur Ideologie zugleich entwirklicht.

Wer sich ideologisch von dieser Ideologie ausschließt, reflektiert die allgemein gesellschaftliche Abhängigkeit im Dasein der Waren und hat als Ideologie dieser Seite des gesellschaftlichen Verhältnisses der Waren den Kollektivismus.

 

b) Der Kollektivismus

Auf der sachlichen Basis der aufgehobenen Individualität und gegen die willkürlich erscheinenden Momente des Warenaustauschs, gegen das anarchische Prinzip der Produktion wendet sich der Kollektivismus zurück auf ursprünglich scheinende gesellschaftliche Produktion. Gegen die Unab- <folgt Org-S.190> hängigkeit des allgemeinen Individuums setzt er die persönliche Abhängigkeit als allseitige Beziehung der Menschen in ihrer Arbeit.

"Persönliche Abhängigkeit charakterisiert ebenso sehr die gesellschaftlichen Verhältnisse der materiellen Produktion als die auf ihr aufgebauten Lebenssphären." (MEW 23, S. 91).

Der Kollektivismus ist somit die zur Ideologie geronnene Vorstellung einer ursprünglichen gesellschaftlichen Arbeit, wie sie zum Beispiel noch im Feudalismus, besonders aber in der ländlichen patriarchalischen Industrie wirklich vorkam.

"Eben weil (dort) persönliche Abhängigkeitsverhältnisse die gegebene gesellschaftliche Grundlage bilden, brauchen Arbeiten und Produkte nicht eine von ihrer Realität verschiedene phantastische Gestalt anzunehmen. Sie gehen als Naturaldienste und Naturalleistungen in das gesellschaftliche Getriebe ein. Die Naturalform der Arbeit, ihre Besonderheit und nicht wie auf Grundlage der Warenproduktion, ihre Allgemeinheit, ist hier ihre unmittelbar gesellschaftliche Form." (MEW 23, S. 91)

Die Vorstellung einer "gemeinsamen, das heißt unmittelbar vergesellschafteten Arbeit" (MEW 23, S. 92) hat ihr bestes Beispiel in der patriarchalischen Lebensform der Bauernfamilie, "die für den eigenen Bedarf Korn, Vieh, Garn, Leinwand, Kleidungsstücke usw. produziert. Diese verschiedenen Dinge treten der Familie als verschiedene Produkte ihrer Familienarbeit gegenüber, aber nicht sich selbst wechselseitig als Waren. Die verschiedenen Arbeiten, welche diese Produkte erzeugen, Ackerbau, Viehzucht, Spinnen, Weben, Schneiderei usw. sind in ihrer Naturalform gesellschaftliche Funktionen, weil Funktionen der Familie, die ihre eigene naturwüchsige Teilung der Arbeit besitzt." (MEW 23, S. 92). <folgt Org-S.191> Ebenso wie dem Gehalt nach Robinson bereits in der gegebenen Gesellschaft der Warenproduzenten stofflich enthalten ist, ist in ihr auch wirklich geschichtlich das patriarchalische Gemeinwesen enthalten. Aber in der Ware ist nicht solche Arbeit in Bezug auf andere, sondern geht als notwendige stoffliche Voraussetzung der bürgerlichen Gesellschaft allein in den Arbeitsprozeß ein; im Warenverhältnis erscheint die Gesellschaftlichkeit der Arbeit lediglich im Kollektivismus der Äquivalentform, des besonderen Gebrauchsguts für jede Ware zum Austausch. So reflektiert der Kollektivismus zwar einen wirklichen Gehalt der Warenproduktion, wendet dies aber als Idee gegen das allgemeine Individuellsein der Waren, gegen ihre Wirklichkeit als individuelles Patriarchat und ihr Dasein als allgemeiner Robinson.

Solche Vorstellungen sind einfache ideelle Umkehrungen des Gehalts dieser Gesellschaft, worin die für sich bleibenden Gehalte idealisiert und darin allgemein als Gesellschaft vorgestellt sind. Solche Ideen sind die Ursprungssehnsucht einer abstrakten Welt nach den in ihrer Form verschwundenen Gehalt. Wo im Individualismus das Individuum gegen eine äußere gesellschaftliche Macht so vorgestellt wird, wie sich der Bürger als bedürftiger Mensch auch wirklich erfährt, da stellt er sich im Kollektivismus unmittelbar gesellschaftliche Arbeit vor, wie er sie als arbeitender Mensch auch in der bürgerlichen Produktion erfährt.

Im Krieg der Vorstellungen, die sich ausschließen, stellt sich der wirkliche Ausschluß von Bedürfnis und Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft ideell dar. In den Ideen ist <folgt Org-S.192> lediglich der wirkliche Mangel solcher Produktionen und Verteilungsformen, der Mangel der persönlichen Unabhängigkeit und der Mangel der persönlichen Abhängigkeit verschwunden, weil dieser Mangel gerade auch wirklich im Dasein der Waren aufgehoben ist. In der Reflexion dieses ursprünglichen Gehalts der Ware wird daher zu den darin enthaltenen vergangenen Produktionsformen geflüchtet, solange das Rätsel der menschlichen Gesellschaft in der Warenform und all ihrer Mystifikation nicht gelöst ist.

"Aller Mystizismus der Warenwelt, all der Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion umnebelt, verschwindet daher sofort, sobald wir zu andern Produktionsformen flüchten." (MEW 23, S. 90).

In Wirklichkeit ist solche Flucht in die Idee von andern Produktionsweisen, weil sie verselbständigter Ausdruck der gegebenen Produktionsweise ist, die vollständige Anerkennung der bestehenden Gesellschaft. Im Idealisieren der gegebenen Gehalte wird ihr wirklich widersprüchliches Dasein in der Warenproduktion geleugnet und damit auch die im Gehalt dieser Produktion selbst keimende Notwendigkeit der Überwindung dieser Wirklichkeit vernichtet.

Folgt man nämlich diesem Gehalt, so muß man auf eine Produktion kommen, worin bedürftige Menschen mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten. Man müßte, wenn man sich in solchen Ideen nicht bekämpft, auf den wirklichen Gehalt der in der bürgerlichen Gesellschaft keimenden freien Gesellschaft kommen, worin sowohl der menschliche Gehalt des Kollektivismus als auch der menschliche Gehalt des Individualismus zur Gesellschaft ge- <folgt Org-S.193> worden ist. ↓(53)

Die ursprünglichsten Ideen, welche der Warentausch in den Menschen weckt, sind noch vollständig gebunden an den selbständigen stofflichen Gehalt der Sachen, wie sie den Menschen erscheinen. Die Positionen in dieser ursprünglichen Form kehren in allen politischen Standorten wieder, sofern diese unmittelbar gesellschaftliche Mängel vertreten, auf der einen Seite als Position des Liberalismus, der im bürgerlichen Staat fortschrittlichen Partei, auf <folgt Org-S.194> der andern Seite des Konservatismus, die im bürgerlichen Staat die Allgemeinheit der Gesellschaft in idealer Form sich auf das Ganze zurückbesinnende Position. Beide Positionen beschränken einander gerade in ihrem ideellen Gehalt: Wo der Fortschrittsglaube, der Glaube an die Entfaltung des unabhängigen Individuums zur Gesellschaft vom unmittelbar gegebenen individuellen Dasein konkret nützlicher Arbeit ausgeht, findet er immer seine reale Schranke in der wirklichen Macht der bereits vergesellschafteten Arbeit, dem faktischen Dasein abstrakt menschlicher Arbeit. Von dieser ausgehend reflektiert sich im Zurückgreifen auf den ursprünglichen gesellschaftlichen Gehalt im Kollektivismus immer die konservierende Position, die auf das bereits vergangene Reflektieren der Positionen, die sich im Glauben an das Bestehende, im Verlangen nach seinem Gehalt, rückbesinnt und sich von daher jeder Entwicklung entgegenstellt, welche sie für sich als Chaos erlebt. Dennoch sind solche Positionen keine Ideologie im herrschenden Sinn, Ideologie mit Zweck, sondern allein verselbständigte Auffassungen, Vorstellungen über das bestehende Leben innerhalb seiner Bewegung und Entwicklung. Sie sind selbst schon durch die Materialität der gegebenen Wirklichkeit von der Seite kritisiert, welche in ihnen zur Idee geronnen ist, und sie kritisieren die Wirklichkeit von der Seite, wo sie sich als Mangel dieser Idee erweisen muß.

Die Ideologie wird als Ideologie, als abstrakter Geist der bürgerlichen Gesellschaft wirklich, wo die Wirklichkeit in ihr vollständig verkehrt auftritt, wo die Geldform selbständige Vorstellungsform in den Menschen erhält. <folgt Org-S.195> "Das Geld – als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende, allgemeine – Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebenso sehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andererseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegenteil umkehrt und ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt." (MEW 40, S. 566).

Erst von dem Augenblick an, wo die Wirklichkeit in ihrer Zwiespältigkeit selbst vollständig aufgehoben ist, vollständig als Geld den Zusammenhang der Menschen gültig macht, existiert die unbeschränkte Ideologie, die Aufhebung des Menschen zur vollständigen Illusion und schließlich die Verkehrung der wirklichen Vorstellung, zum vorgestellten Menschen.

c) Der illusorische Mensch

Von dem Augenblick an, wo alle sachlichen Produkte als Waren in Geldform existieren, und somit als selbständiges Dasein der materiellen Arbeit dem Menschen seine eigene Tätigkeit widerspiegeln, von dem Augenblick an also, wo sich der menschliche Zwiespalt in seiner Tätigkeit und seinem Dasein zu dieser einfachen Form des Geldes, zum Fetisch materieller Arbeit entwickelt hat, trennt sich <folgt Org-S.196> auch die geistige Arbeit und geistige Vorstellung von jedem materiellen Sein. Den Menschen begegnet ihre Welt als Sache außer ihnen und was sie für sich sind, was der Mensch sich für sich setzt, ist ein Bewußtsein, das sich als Bewußtsein auf sich bezieht, als Geist vom Geist und als Geist für den Geist.

"Die Teilung der Arbeit wird erst wirklich Teilung von dem Augenblicke an, wo eine Teilung der materiellen und geistigen Arbeit eintritt. Von diesem Augenblick an kann sich das Bewußtsein wirklich einbilden, etwas anderes als das Bewußtsein der bestehenden Praxis zu sein, wirklich etwas vorzustellen, ohne etwas Wirkliches vorzustellen – von diesem Augenblick an ist das Bewußtsein imstande, sich von der Welt zu emanzipieren und zur Bildung der reinen Theorie, Theologie, Philosophie, Moral usw. überzugehen." (MEW 3, S. 31).

Der Mensch in dieser vollständigen Trennung von seiner Sache und die Sache als unmenschliche Macht fordern im Menschen den Menschen heraus. Sofern diese Herausforderung nicht zur Erkenntnis des schon gewesenen und in der Sache vergangenen Menschen wird, wird sie zur Illusion, zur illusorischen Einheit des Menschen mit sich. Was die Menschen in ihrer bestimmten Tätigkeit waren, bevor diese ihnen als von ihnen getrenntes Produkt in Warenform begegnet, wird ihnen durch das Verhältnis der Waren zum fremden Wesen ihres eigenen Verhältnisses als Menschen. Indem sie sich als Mensch nurmehr gegen dieses Verhältnis gründen und begründen können, finden sie sich selbst nur in ihrer Vorstellung von sich als Mensch wieder. In einem durch sie selbst vorgestellten Menschen finden sie sich daher wirklich in eins mit ihrem Leben als abstrakter Mensch.

"Die Einbildung, die Vorstellung dieser bestimmten Menschen über ihre wirkliche Praxis wird in die einzig bestimmende <folgt Org-S.197> und aktive Macht verwandelt, welche die Praxis dieser Menschen beherrscht und bestimmt." (MEW 3, S. 39).

Der Mensch im Verhältnis zu sich selbst, doch von seinem bestimmten materiellen Leben als Mensch ausgeschlossen, kann sich nur als bestimmter Mensch fassen durch die Bestimmung, welche er seiner Vorstellung von sich gibt. Er hebt seinen Zweifel im Glauben an das Bestimmtsein auf, in der vollständigen Geistigkeit seiner Beziehung auf sich durch ein Wesen, welches über der Unwesentlichkeit seines wirklichen Daseins sein Selbstgefühl und seine Allseitigkeit ausmacht: Gott.

Der Glaube an Gott, die Religion, ist der Kultus des seiner selbst abstrakten Menschen in dem Protest gegen das wirkliche Elend.

"Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt." (MEW 1, S. 378).

Die in seiner Sache gegründete Entfernung des Menschen vom Menschen hat die Idee des Menschen geboren, in welchem sich der Geist der bürgerlichen Gesellschaft zum Gott über die Welt macht. "Insofern die Religion hier der Geist der bürgerlichen Gesellschaft, der Ausdruck der Trennung und der Entfernung des Menschen vom Menschen ist " (MEW 1, S. 360), ist sie zugleich der geistige Mittler des Menschen zum Menschen. ↓(54) <folgt Org-S.198>

"Die Religion ist die Anerkennung des Menschen auf einem Umweg. Durch einen Mittler." (MEW 1, S. 353).

Das auf sich selbst bezogene Bewußtsein, die reine Theorie oder die Ideologie, ist von ihrer Herkunft Flucht und Negation der wirklichen Welt, Fassung wirklichen Elends in der Tröstung des abstrakten Menschen. Als solches ist sie Ausdruck der Welt, Abbild ihrer Zustände, von deren' Kampf und Elend sie nichts weiß.

"Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist." (MEW 1, S. 378).

Als Glaube an Gott an das Jenseits des Irdischen, ist sie "ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt" (ebd.) zur Voraussetzung hat.

"Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer point d'honneur (Ehrenpunkt), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost und Rechtfertigungsgrund." (ebd.).

<folgt Org-S.199> Der Widerspruch des menschlichen Daseins, welcher nichts anderes als die bürgerliche Gesellschaft ist, der menschliche Zwiespalt, der Zweifel des Menschen überhaupt, ist vom Glauben an Gott aufgehoben. Somit ist die Religion die wahre Ideologie, die absolute Ideologie als Geist dieser Welt.

"Für eine Gesellschaft von Warenproduzenten, deren allgemein gesellschaftliches Produktionsverhältnis darin besteht, sich zu ihren Produkten als Waren, also als Werte, zu verhalten, und in dieser sachlichen Form ihre Privatarbeiten aufeinander zu beziehen, als gleiche menschliche Arbeit, ist das Christentum mit seinem Kultus des abstrakten Menschen, namentlich in seiner bürgerlichen Entwicklung, dem Protestantismus, Deismus usw., die entsprechendste Religionsform." (MEW 23, S. 93).

Und nichts wäre von daher religiöser als die Religion selbst geistig zu kritisieren. ↓(55)5 Sie enthält die ideell gefaßte Not des Menschen, seinen Zweifel, zugleich in aufgehobener Form als Glaube an den Menschen, welchen es nicht gibt. Sie ist die einfachste Wahrheit des seiner selbst <folgt Org-S.201> fremden Menschen als entfremdeter Geist vom Menschen, als übermenschliches Wesen, welches durch sich selbst den Weltenlauf außer den Menschen erklärt. So erklärt die Religion selbst den Zweifel, den theoretischen Kampf der Menschheit in der Form, wie sie darin Gott faßt. "Wie die Religion das Inhaltsverzeichnis von den theoretischen Kämpfen der Menschheit," (MEW 1, S. 345) so kann ihre Aufhebung auch nicht theoretisch geschehen.

"Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzuheben, ist die Forderung, einen Zustand aufzuheben, der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume bräche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solang er sich nicht um sich selbst bewegt." (MEW 1, S. 379).

Es hat sich nun erwiesen, daß die Philosophie, welche ihrem Gehalt nach vor der Erkenntnis der Welt steht, von ihrem wirklichen Dasein und ihrer Befangenheit der Welt her religiöser Geist ist. In der Erkenntnis der Religion als notwendig gefaßter Geist des Menschen für sich ist die Philosophie als Gedankenform dieses Geistes nun wirklich und in ihrem Kern aufgehoben. "Der Beweis, daß die Philosophie nichts anderes ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andere Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens" (MEW 40, S. 569), zwingt die Leidenschaft des <folgt Org-S.202> Kopfes, zum Kopf der Leidenschaft zu werden, zum Bewußtsein über das wirkliche Leiden des Menschen in seiner gegenständlichen Welt. Indem sich gezeigt hat, daß der religiöse Widerschein der wirklichen Welt das Verlangen der Welt enthält und verbirgt, muß die Kritik der Religion zum Kampf um ein durchsichtiges Leben der Menschen selbst werden.

"Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltaglebens den Menschen tagtäglich durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, das heißt des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihren mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewußter planmäßiger Kontrolle steht. Dazu ist jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine Reihe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige Produkt einer langen und qualvollen Entwicklungsgeschichte sind." (MEW 23, S. 94).