Vorurteil

Aus kulturkritik
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Im Prozess einer Analyse soll ein Urteil diesen abschlie�en und zur Entscheidung dar�ber kommen, was sich daraus als ihr Ur-Teil substanziell ergeben hat. Urteile werden gesprochen, weil und sofern sich die Teile nicht in ihrem wirklichen Zusammenhang erkennen lassen und eine Ur-Teils-findung im Ganzen ihrer Interpretationen und Gewohnheiten n�tig haben. Wo die Analyse ausbleibt, wird das Urteil bei einer Interpretation belassen und meist nur jenseits substanzieller Beweise als eine Idee ihrer Mitteilungen, ihrer Teilungen und Vermittlungen.

Vorurteile entstehen, wo die Zerteilung eines Ganzen herrscht, aber keine Gewissheit, kein Wissen in das Bewusstsein der Urteile hierzu ergangen, möglich oder anerkannt worden waren. Je undurchsichtiger und abgehobener die Lebensverhältnisse bei anwachsender Krisenhaftigkeit einer Gesellschafterscheinen und die Selbstgefühle der Menschen belasten, desto totaler setzen sich Vorurteile per Ressentiment gegen ihre Repräsentanz und Repräsentanten (siehe hierzu auch Repräsentative Demokratie) durch und lösen sich zunehmend von den praktisch wirksamen Inhalten ab und verselbständigen die Form ihrer Beziehung hierauf (siehe hierzu auch politischer Nominalismus). Die Folge ist eine Konkurrenz narzisstischer Selbstwahrnehmungen (siehe auch Selbstgerechtigkeit) um den Durchsatz von Vorurteilen, die sich schließlich als Kultur von Ressentiments entfaltet und bestärkt. Am Ende steht eine Gesinnungskultur, die auch praktisch gewalttätig werden kann.

Ein Vorurteil ist ein Urteil, das vor aller Erhebung von Beweisen und der Ermittlung von Zusammenhängen (siehe Analyse) einem Erkenntnisprozess vorausgesetzt ist und einer bestimmten Fragestellung entsprungen ist. Es ist von daher zunächst eine Aussage, die ihre Frage in einer aufzulösenden Form bringt - meist in einer verallgemeinerten Form, durch die ein Zusammenhang vorgestellt wird, der aufgeklärt werden soll. Diese bedient sich in der Regel einer Vorstellung oder auch eines Klischees, das oft auch schon als Beweismittel einer Moral verwendet und in Zweifel gezogen wird, weil deren Aussagen über.eine Person, eine Sache oder einen Verhalt (siehe Fakt) nicht für wahr befunden werden, weil sie ihre Beurteilung nicht wirklich begründen, sondern nur bewerten, ohne hierdurch einen Sinn zu entdecken oder zu eröffnen oder über ein Verhältnis täuschen, das so nicht sein kann, wie es vorgestellt wird. In sozialen Bewertungen führen Vorurteile oft auch auch zu Mobbing, zu Fremdenfreindlichkeit und Rassismus, wenn sie zum Ressentiment werden.

Ein Vorurteil ist als ein Urteil im Vorhinein, das keine Belege aufweisen kann, willkürlich. Es sieht seine Urteilskraft durch die nachfolgenden Urteile bestätigt und durch das bewahrheitet, was es durch sich schon ohne eigene Gewissheit vorausgesetzt hat. Von daher ist eine Erkenntnismethode, die sich im Kreislauf solcher Urteilsbildung bewegt ohne Beweiskraft. In den Wissenschaften wird diese Art der Urteilsbilcung und der hiernach folgenden Urteile einen hermeneutischen Zirkel bezeichnet, der allerdings für die Phänomenologie eine mögliche Art der Erkenntnisgewinnung ist, indem diese Kreisbewegung der Urteilsbildung sich spiralförmig vertiefen lässt und sich so der Wahrheit durch Differenzierung nähern könne.

Im Allgemeinen gelten Vorurteile durch Gefühlsurteile und Ressentiments ästhetisch begründet (siehe auch ästhetisches Urteil). Ressentiments sind Gefühlserregungen, die narzisstisch aufgeladene Inhalte haben, die sich an bildhaften Eindrücken der Wahrnehmung festmachen, um darin verallgemeinerte Gefühlskränkungen abzugleichen und auszudrücken. Dabei spielt die Verselbständigung und Fragmentierung von Erinnerungen, also deren isolation in Fragmenten (siehe auch Trennung), eine zentrale Rolle, weil sie die Wahrnehmung als Ganzes nicht im Gedächtnis behalten. Der Grund dieser Abspaltung ist die Ungewissheit (siehe auch sinnliche Gewissheit), durch die das Selbstgefühl in seinem Selbstwert bedroht ist und deshalb diese Teile der Wahrnehmung verwesentlicht. Die Fragmente, die isolierten Teile müssen sich totalisieren, um darin für die Wahnrnehmung ganz zu wirken - zunächst "nach innen" gegen die Selbstwahrnehmung, wodurch diese entwertet wird, im Ressentiment dann "nach außen", wodurch die Selbstwahrnehmung neuen Selbstwert findet und in ihrem Selbstgefühl empfindet.