Kulturrassismus

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Kulturrassismus entsteht aus der Fanatisierung von Kulturwerten. Er ist wie der gewöhnliche Rassismus eine Symbolkonstruktion, worin Gefühle der Selbstentfremdung auf das Bildniseines Unwesens reduziert werden, das schon durch ein prominentes Ressentiment gegen Lebenshaltungen zur Abweisung und Ausschließlichkeit einer narzisstisch bestimmten Wahrnehmung, zur Selbstveredelung einer willkürlich politisierten Subjektivität, einer gekränkten Einzigartigkeit der Selbstwahrnehmung dient und deren Kollektivierung dienen, eine kollektivierte Selbstgerechtigkeit untermauern soll (siehe hierzu auch autoritärer Charakter).

Im Unterschied zum einfachen Rassismus ist Kulturrassismus nicht nur eine Haltung gegen Menschen mit fremd scheinenden Eigenschaften ihrer Kultur oder Religion für das Normkonstrukt von Rassisten darstellen, sondern ein prinzipieller Kulturalismus, der die fremde Kultur in eine wesentliche Feindschaft zur eigenen stellt und in einen hierdurch systematisierten Hass auf eine bestimmte Kultur entwickelt. Die wird durch den darin wirkenden ästhetischen Willen zum Fokus einer Kulturbedrohung gemacht der sich unmittelbar durch ein sittliches Bedrohungsgefühl begründen will, das sich an entsprechenden Eigenarten einer fremden Sittlichkeit, z.B. an ihrer vorherrschenden Religion festmacht (siehe Antisemitismus oder Antiislamismus).

Kulturrasssismus führt sich von daher als übernatürliches sittliches Subjekt auf und verleiht sich durch eine mythologische kulturelle Identität eine übermenschliche politische Größe. Von daher begründet sich seine ungemeine politische Explosivität, die z.B. den Faschisten und Nationalsozialisten durch ihren Antisemitismus eine willkürliche Kulturmacht verliehen hat, die sich nicht nur gegen andere Kulturen richtet, sondern auch gegen die Kultur der Bevölkerung der eigenen Nation, die auf die Sittlichkeit eines Kulturstaats eingeschworen wird, die dann per Gesinnungsjustiz auch staatsrechtlich ein quasi feudalistisches Rechtsverhältnis legitimiert (siehe hierzu auch Feudalkapitalismus).

Kulturrasssismus ist bestrebt, einen politischen Willen zu schaffen und mit einem entsprechenden ästhetischen Willen zu kulturalisieren, der einer allgemeinen Stimmungslage in der Bevölkerung entgegenkommt und deren Selbstgefühle in Massengefühlen zu verallgemeinern und diese als politisch nutzbare Gefühlsmasse zu bestärken sucht. Er nutzt hierfür das Geltungsstreben nach einer Reinheit der politischen Kultur eines Volkes, das in der Gesinnung einer allgemeinen Bereinigung der Wahrnehmungen der Bevölkerung die Staatsgewalt erlangen will und sich daher auch gerne ihrem allgemeinen Narzissmus - besonders in der Form einer Nationalkultur - andient.

Objektv verschafft sich das Prinzip der Bereinigung durch seine Reduktionen eine Einheit, die sich in abstrakter Gesellschaftlichkeit als deren Gesinnung in einem Gemeinsinn auch allgemein - zum Beispiel in einem Menschenpark - verwirklichen lässt. Es wird damit eine Solidarität der Sinnlosigkeit beschworen, die allgemeine Verdummung bewirkt und sich darin auch zu einem Kulturstaat verallgemeinern lässt und schon zu seinem Selbsterhalt einen Rassismus der reinen Art nötig hat, der zwangsläufig im Ausschluss und letztlich auch der Vernichtung der damit verfassten Abartigkeiten endet.

Der Kulturrassismus ist erst einmal die Verkehrung einer Sorge um die eigene Kultur. Dass er gegen andere Sittlichkeiten, besonders Religionen gerichtet wird, entspringt unmittelbar einem reaktionären Denken, einer konservierenden Selbstvergewisserung, welche das Vertraute zur Substanz des Vertrauens macht, das Gewohnte zum Ursprung der Gewohnheiten (siehe Ursprungssehnsucht). Gesellschaftlich entsteht so ein Nationalismus, der mangels Selbstbestimmung vor allem von Feindbildern lebt. Wo es um Kulturbedrohung geht, greift die nationalistische Kulturrestauration zur Selbstermächtigung und rückt von da her auch alle kulturellen Affinitäten in das Zentrum seiner Selbstbegründung und Legitimation.

Besonders in Zeiten des gesellschaftlichen Zerfalls erscheint jede fremde Kultur bedrohlich, weil sie die Identitätsängste der eigenen Gesellschaft aufzeigt und verstärkt. Daher wird ihr von NationalistInnen eine mythologische Macht, die unbestimmte Dämonie einer internationalen Verschwörung zugesprochen, welche die Kräfte der Finsternis, das Böse des internationalen Kapitalismus gegen die nationale Kultur, als Grund ihres Zerfalls wissen wollen.

Soweit sich der Staat in einer ökonomischen Krise zum Kulturstaat entwickelt (siehe Faschismus), wird ihm jeder Kulturrassismus zur Grundlage seines Wählerpotentials, dessen Meinungsbildung von Populisten ganz gezielt durch einen Kulturrassismus betrieben wird, der sich als überlebensnotwendiger Kulturkampf darstellt. Der Gebrauch und der Nutzen von kulturkämpferischen Positionen hat sich schon oft, besonders auch nach der mit Huntington begründeten "Achse des Bösen" nachhaltig in den Golfkriegen und den Machtinteressen der irdischen Weltenlenker zur Genüge offenbart. Und es hat sich erwiesen, dass weder das Christentum noch der Islamismus noch das Judentum die Kriege tatsächlich begründen, sondern vorgeschobene Legitimationen für die rechte Kriegsmoral sind.

Der Kulturrassismus ist eine Kriegsmoral, die sich im Lebensalltag begründen soll, um den weltlichen Kampf zur Erlösung von weltlichen Problemen zu begründen. Tatsächlich begründet diese Moral sich aber nicht aus dem Getöse und der Theatralik der staatlichen Propaganda, sondern aus dem Wähnen des praktischen Bewusstseins, das seine Lösung nicht im Wissen von Seiendem findet und daher nach der Reinheit vor den geistigen Störungen durch fremde Geistesströme sucht.