Übergangsform
Wenn sie keiner inhaltlichen Notwendigkeit entspricht ist eine Übergangsform eine Fiktion der Vorstellung eines Andersseins, wonach sich eine wirkliche Änderung ausrichten soll. Sie soll dazu dienen, widersprüchlichen Verhältnisse eine adäquate Existenzform zu ihrer Aufhebung zu bieten. Die herrschenden Verhältnisse herrschen vor allem dadurch, dass sie alle Existenz durch ihre Existenzformen bestimmen (siehe Formbestimmung), dass sie nicht nur den gesellschaftlichen Reichtum inne haben, sondern zugleich den gesellschaftlichen Stoffwechsel, die gesellschaftliche Produktion und Reproduktion, nicht nur formal, sondern auch materiell bestimmen. Ihre Zustände erscheinen daher zunächst naturwüchsig und ihre Veränderbarkeit durch gesellschaftliches Handeln fast unmöglich. Es besteht daher die Frage, wie eine wesentliche Änderung einer Gesellschaft überhaupt möglich ist. Sie zu überwinden unterstellt einen Überfluss an Möglichkeiten, einen Reichtum an gesellschaftlichem Potenzial, das die herrschenden Formen, die Formbestimmungen der gesellschaftlichen Existenz der Menschen, zu sprengen vermag.
Solcher Reichtum lag bisher noch kaum vor, als die Menschen gegen die herrschenden Kräfte ankämpften. Dass sie aufgehoben werden sollten, war vielen schon das wichtigste politische Verlangen. Aber es schien unmöglich, in den gegebenen Verhältnissen den unmittelbaren Grund ihrer Veränderbarkeit zu erkennen. Armut, Neid und Gewalt beherrschten auch die unmittelbaren sozialen Beziehungen. Sie müssten meist erst auf die Höhe des Kapitalismus gebracht, "nachholend modernisiert" werden, bevor die Menschen überhaupt erst zum politischen Subjekt ihrer Verhältnisse hätten werden können. Bisher gab es daher auch längst Vorstellungen einer Übergangsgesellschaft, in der dies geschehen können sollte, z.B. Sozialismus als Übergangsphase, Bekämpfung der Diktatur der Bourgoisie durch die Diktatur des Proletariats, der Kampf gegen das Kapital als "letztes Gefecht" - so ein Textfragment aus dem Lied der Arbeiterbewegung, der Internationalen. Die Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung, die sozialistische Internationale, ist Zeugnis dieser Fragestellung, die zur Grundlage der leninistischen Auffassung geworden war, man könne den Staat als Werkzeug einer permanenten Revolution nehmen, der das Geld durch eine politische Partei und die Aufwände zu seiner Erzeugung gerecht verteilen und im Prinzip auf Dauer aufheben könne. Doch der Staat, soweit er Staat, also Status der allgemeinen Verhältnisse und also zur Behebung ihrer Mängel bestimmt bleibt, lässt sich nicht in den Dienst eines ihm fremden Rechts stellen, weil ihm der Mangel seiner Organe immer schon vorauseilt, solange es Geld als allgemeines Kaufmittel gibt. Zwangsläufig scheiterte daran auch die einfache Form des Internationalismus der russischen Revolution.
Heute ist Reichtum und Überfluss durch den Stand der Produktivkräfte evident. Es besteht in den reicheren Ländern eher das Problem, dass es zuviel Geld gibt, dass mit geringem Arbeitsaufwand ungeheur viel produziert werden kann, was von den Menschen mangels hinreichenden Löhnen nicht angeeignet werden kann und wertlos werden würde, wenn es nicht als unveräußerbarer Mehrwert in den Finanzmärkten (siehe VorstellungenFinanzindustrie) landet. Von daher könnte eine Übergangsgesellschaft unnötig sein wenn es gelingt, den Mehrwert in die Einrichtung einer Subsistenzindustrie in allen Kommunen zu lenken und die Aus- und Erpressung der Menschen zu verunmöglichen und sie durch Subsistenzverträge zu sichern (siehe Vertragswirtschaft), um damit dem Untergang der Kapitalformationen inerhalb der bestehenden Verhältnisse zu entsprechen (siehe internationale Kommunalwirtschaft).
Als praktisches Problem wird hierbei allerdigs die Geldform noch anhalten, denn der Markt als gesellschafliche Vermittlungsform der Produkte lässt sich nicht durch Gewalt abschaffen. Er lässt sich nur aufheben in dem Maß, wie Geld durch ein bloßes Rechengeld ersetzt und unnötig gemacht wird, wie also politische Verhältnisse selbst schon ökonomisch geworden sind, selbst auf ihrer konkreten Ebene der Kommunen in ihrer politischen Auseinandersetzung über ihre gesellschaftliche Vergegenwärtigung der menschlichen Arbeit die wirtschaftlichen Beziehungen realisieren, so dass sie sich auch ebenso internationalisieren könnten. Im Übergang von der politischen Ökonomie des Warentauschs zu einer ökonomischen Politik wird Geld nur sukzessive dadurch überwunden werden können, dass es als politisch bestimmtes Rechengeld (z.B. als Chipgeld mit Datumstempel) einen zeitabhängigen Wert der Arbeitsaufwände darstellen kann.