Bewährung

Aus kulturkritik

In der Lebenspraxis bewahrheitet sich das meiste von selbst. Es ist unmöglich und unnötig, zu bestreiten, dass etwas z.B. ein Tisch und nicht Stuhl sei. Wer einen Tisch als Stuhl ansieht, hat einfach vielerlei Mühe und Arbeit sich an seiner Begrifflichkeit ab, ohne damit zu eigener Geschichte zu kommen; er müht sich an seiner Unwahrheit ab, bis er sich darin abfindet, was Tisch und was Stuhl ist.

Was wahr ist, kann nicht bestritten werden, ohne dabei umgangen zu werden. Ein beliebiger Umgang damit, bringt Unglück, z.B. dass ein Labor in die Luft fliegt, wenn mit chemischen Stoffen anders umgegangen wird, als es sein muss, - eben weil sie sind, was sie sind. Glück setzt Gelingen voraus, liegt also auch daran, Sachen und Verhältnisse als das zu begreifen, was sie sind. Ein Umgang, der sich nur als Täuschung bewahrheiten kann, wird immer enttäuscht. Es bewährt sich eine Wahrheit im Seienden als dessen Sein. Das ist nicht nur so im positiven Sinn, sondern auch in dessen Negation, in der Vernichtung (siehe Vernichtungslogik).

Wie es sich sinnlich bewahrheitet, so auch die Aussagen hierüber. Ob sie wahr oder unwahr sind, bewahrt sich in der Sprache selbst, braucht keine Logik als Prothese für die Urteilskraft oder Vernunft als Glaube an die ewige Einheit der menschlichen Selbstbewährung (siehe Kategorischer Imperativ). Die konkreten Verhältnisse selbst bewahrheiten Glaubenssätze, indem sie diese als Abstraktion erweisen und ihren Sinn zerstören - leider oft als mächtige Enttäuschung.