Dualismus

Aus kulturkritik

"Denn so sehr beide Extreme in ihrer Existenz als wirklich auftreten und als Extreme, so liegt es doch nur in dem Wesen des einen, Extrem zu sein, und es hat für das andre nicht die Bedeutung der wahren Wirklichkeit. Das eine greift über das andre über. Die Stellung ist keine gleiche. Z.B. Christentum oder Religion überhaupt und Philosophie sind Extreme Aber in Wahrheit bildet die Religion zur Philosophie keinen wahren Gegensatz. Denn die Philosophie begreift die Religion in ihrer illusorischen Wirklichkeit. Sie ist also für die Philosophie - sofern sie eine Wirklichkeit sein will - in sich selbst aufgelöst. Es gibt keinen wirklichen Dualismus des Wesens." (MEW 1, Seite 293*f)

Dualismus ist die Konfrontation zweiter Positionen, die sich in identischer Bezogenheit gegenüber stehen (siehe Gegensatz). Als solche dient sie der an sich positivistischen Argumentation im Strukturalismus, die letztlich je nach Prominenz der Pole (siehe Statistik), also nach der Häufigkeit (siehe Quantität) ihres Auftretens ihren Durchsatz begründen sollen (siehe auch Repräsentanz). Je nach ihrer funktionellen Allgemeinheit solte sich ihr Wesen offenbaren (siehe dagegen abstrakt Allgemeines). Dazu gab es viele absurde Begriffe und "Widersprüche", die darauf gründen, dass ihre inhaltliche Beziehung zerteilt wurde, ihre Getrenntheit also im Gegensatz zu ihrem Dasein wesentlich verstanden wird – so z.B. der Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert nicht als Erscheinungsform ihrer Wertform, sondern als "Hauptwiderspruch" ihrer Verhältnisse verstanden wurde. Marx hatte mit seiner Kritik an Hegel vor allem den Dualismus der idealistischen Methode der Begriffsbildung überwunden.

"Wenn ... Hegel Allgemeinheit und Einzelnheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik." (K. Marx, MEW 1, S. 292)

Dualismus ist ein Verständis von Widersprüchen als das Verhalten von Positionen, die in ihrer Ausschließlichkeit belassen sind und sich in Wechselwirkungen beziehen, so wie etwa bei S. Freud u.a., der von einem Gegensatz von Natur und Kultur spricht. Final gelten sie meist als ontologische Konstrukte, die prinzipiell unaufhebbar behauptet sind (z.B. auch der Dualismus von Körper und Geist in den Theorien der Aufklärung, der Dualismus von Trieb und Realität in der Psychoanalyse).

Dialektik wird oft als das Verhalten der Gegensätze von Positionen und deren Wechselwirkung verstanden, von denen die eine als einfache Negation der anderen begriffen sein soll und hierbei die allgemeinere mächtig werden würde. So ist z.B. auch gerne von einem Widerspruch von Gebrauchswert und Tauschwert die Rede. Doch nach Marx ist es nur ein Verhältnis worin die Wertform sich mal einzeln und zufällig, mal allgemein und wesentlich darstellt. Aus dieser Form entwickelt er das Verhältnis ihres abwesenden Wesens, einem Wert, der nicht dem Gebrauchswert widerspricht, sondern eben als Gebrauchswert erscheint (siehe hierzu auch Warenfetischismus).