Dynamische Psychiatrie

Aus kulturkritik

Die Dynamische Psychiatrie ist eine, im weitesten Sinn psychoanalytisch ausgerichtete Psychiatrie, welche G�nther Ammon in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nach amerikanischem Vorbild in Deutschland, zun�chst in Berlin, dann auch in M�nchen eingerichetet hat, zwischendurch auch in anderen St�dten, wie z.B. D�sseldorf. Nach jahrelangen internen Auseinandersetzungen ist die Menterschwaige in M�nchen als Einrichtung verblieben. Von Colin Goldner wird die Gruppe ebenso wie von [[Hansj�rg Hemminger]] als Sekte eingeordnet. Seit 5/2002 von der Senatsverwaltung f�r Bildung als "konflikttr�chtige Gruppe" eingestuft. Die Berliner �rztekammer lehnte in den letzten Jahren mehrere Antr�ge des DAP-Institutes auf Anerkennung f�r die Ausbildung ab. Zu Psychopharmaka hat die DAP keine dezidierte Haltung. Bekannt ist aber, dass Menschen, die dort "auff�llig" werden, ohne Umst�nde damit "versorgt" werden - obwohl dies im eklatanten Widerspruch zu der dort vertretehnen Auffassung von Therapie steht.

Ammons Weltbild ist von der psychoanalytischen Vorstellung gepr�gt, dass sich der "gesunde Mensch" aus einem L�uterungsprozess durch eine sozial angewandte Psychoanalyse ergebe, die in der Lage ist, seine "kranken Ich-Anteile" zu beherrschen und die in einer "hochentwickelten" Gesellschaft erforderliche "Ich-St�rke" einzurichten. Damit formuliert er den Ansoruch, den psychoanalytische Denken in ihrer Praxis hat, als soziale Beziehung, also als Introspektion unter sozialer Kontrolle. Aber in der sozialen Anwendung will er damit nicht nur bestimmtes Leiden therapieren, sondern versteht dies zugleich als einen gesellschaftshygienischen Akt, durch den er beteiligt sein will, die Krankheit der Welt aufzuheben und "freie Menschen" herstellen.

Interessant ist seine Klinik heute nur noch durch ein Ich-Psychologisches Gruppenkonzept, das ein Widersinn in sich ist, da es das Gruppengeschehen als Selbsterfahrung in psychoanalytischer Begrifflichkeit interpretiert und diese in objektiven Entwicklungsstufen als Werden eines "Ich" im "Wir" auffasst. Die Verkehrung psychologischen Denkens wird darin absolut: Es werden die unter diesen Bestimmungen bekannten [[objektiven Gef�hle]] genutzt, um mit ihnen und durch die Einwirkung von TherapeutInnen eine "Heilung von Psychisch Kranken" zu ezielen. Dies hat Ammon ausgiebig unterlegt mit einer gruppendynamischen Psychonanalyse, wie sie in den 70ger Jahren gut ankam: Die "Ich-Angst" eines Menschen wird auf ihren "archaischen Kern" getrieben, aus dem heraus sich ein gefestigtes "Ich" ergebe, wenn die Gruppe hierbei eine Geburtshelfer-Funktion (nat�rlich vermittelst der TherapeutInnen darin) �bernehmen w�rde. In fest notierten Entwicklungsschritten wird die Angst vor psychologischem Hantieren (als "Angst, sich zu verlieren") durch die symbiotische Funktion einer Gruppe entkernt und die damit gewonnene Selbstaufhebung dem Treiben ammonitischer Lebensvorstellung �berlassen, die sich als "Korrektiv" andient, welches zu einem "gesunden Ich" f�hren w�rde. Notwendig hierf�r ist die Abschottung des "therapeutischen Raumes" als von krankhaften Einfl�ssen "befreites Gebiet", in welchem die "gesunden Anteile" des Ichs unter therapeutischer Einwirkung und der Nutzung der Gruppendynamik gedeihen w�rden.

Die radikale Abtrennung zur eigenen Geschichte und ihrer Welt macht das Gruppengeschehen zwangsl�ufig zu einem esoterischen und f�rdert demzufolge eine Abh�ngigkeit bis [[H�rigkeit]] an die Therapeutin oder den Therapeuten, der, lediglich aus seiner Theorie und Willk�r geleitet, die ganze Gruppe in gezielter "Dynamik" h�lt. In dieser werden alle bestimmten Inhalte der Gef�hle (z.B. Aggressionen) nur als therapeutisches Mittel, also als Formbestimmung des Gruppenprozesses selbst genutzt, somit als menschliche Beziehung ausschlie�lich in ihrer Wirkung in Selbstwahrnehmung aufgehoben, so dass hierin sich Menschen verlieren m�ssen (Selbstverlust), die in ihren Beziehungen gebunden sind und sich solche gewinnen, die sich in dieser Theorie selbst wahrhaben, also selbst als Therapeuten aus dem Geschehen hervorgehen k�nnen, sofern sie die anschlie�ende Lehranalyse �berstehen.

Dadurch, dass sich die "Therapie" in der Dynamischen Psychiatrie als Vermittlung eines geschlossenen Weltbildes herausstellt, welche menschliche Beziehungen bis in ihre extreme Selbstwahrnehmung hinein (Archaik) nutzt und bestimmt, l�sst die Feststellung eines Sektencharakters dieser Sorte von Psychiatrie glaubhaft sein.