Habgier

Aus kulturkritik

"An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist ... die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armut mußte das menschliche Wesen reduziert werden, damit es seinen innern Reichtum aus sich herausgebäre."

Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844)(Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 539 bis 540)

Der Sinn des Habens ist die Reduktion einer Beziehung zu einem Gegenstand auf die Form des Besitzes und ist bestrebt, ihn als Privateigentum zu haben, als Gut und Haben oder auch als Guthaben. Gier herrscht, wo das Begehren sich von seinem Sinn gelöst, ihn verloren hat, wo es als Trieb erscheint, weil es getrieben ist von einem Verlangen, sich einzuverleiben, was es nicht außer sich sein lassen kann. Gier entsteht aus dem Trieb, sich gegen seine Wahrheit wahr zu machen. Das setzt voraus, dass die Getrenntheit des Subjekts vom Objekt der Begierde sich als Wahrnehmungsform gegen ihren Inhalt, also als reine Wahrnehmung des Sein-Sollens, als Vorstellung einer Wunscherfüllung zur Verwirklichung strebt und diese nurmehr durchsetzen will.

Man kann unterstellen, dass jeder Habgier die Existenzangst der Konkurrenz zugrunde liegt, die jedoch durch Selbstbehauptung überwunden sein soll. Von daher ist diese Form der Selbstbeziehung ausschließlich gegen andere gerichtet und für sich zirkulär, also unendlich bestimmt. Deshalb sucht sie unentwegt Objekte, deren Einverleibung oder Aneignung zur Aufrechterhaltung der Selbstbehauptung nötig ist und von daher auch der Selbstveredelung dienlich wird.