Hier und Jetzt
Das "Hier und Jetzt" ist ein Verweis darauf, Gegenwärtiges als unmittelbare Wahrheit so wie es da ist (siehe Dasein) anzunehmen. Es ist eine Redewendung im Geist des Konstruktivismus, die daran gemahnt, gegen jedwede beliebige Bedingung gegenwärtig zu sein, sich durch Selbstvergenwärtigung als unmittelbare Möglichkeit zu behaupten, indem alle Bestimmtheit und Gewissheit einem Moment überantwortet wird und sich in der Dimension von Raum und Zeit unmittelbar formulieren soll, um aus der Unmittelbarkeit selbst die Substanz der Erkenntnis zu beziehen. Damit wird jede Vermittlung und das Vermitteltsein überhaupt ausgeschlossen und das Unmittelbare zum Inbegriff der Selbstbestimmung, seiner Zusammenhänge wesentlich enthoben, der Augenblick eines Ereignisses absolut, von daher für sich unendlich bestimmt und von daher auch Herkunft (siehe auch Grund), ohne Geschichte und ohne Erzählung: Eine gedoppelte [[Wahrnehmung<>/a> ohneWahrheit>.]]
Die Wesensbestimmung des Unmittelbaren ist das Ereignis, das nur wesenslogisch zu begreifen sei. Es hänge nurmehr vom Umfang der erfassbaren Augenblicke ab und ist daher immer als Phänomenologie begriffen, - die allerdings auch nur das Gegenteil von dem erreichen kann, was sie will. Sie bezweckt mit der unendlich bestimmten Unmittelbarkeit ein unendliches Sosein und auch unendliches Seinsollen dessen, was ist. Solche Formulierung behauptet also eine unendliche Wahrheit des Augenblicks, indem sie auf ihn insistiert und ihm allgemeine Dimension gibt (siehe hierzu auch Systemtheorie). "Hier und Jetzt" kann eigentlich kein Substantiv sein, weil Sein keine Substanz hat und auch nicht benötigt, um irgendeine Aussage im "Hier und Jetzt" wäre. Sie wäre nicht einmal ein Ereignis, sondern lediglich die Betonung dessen, was Wahrnehmung hier und jetzt vergewissern soll als räumliche und zeitliche Gegenwart und Anwesenheit, des Beweises, als Beweis für sich selbst: Du bist, wie du bist. Also: Du bist wesentlich grundlos, ohne Grund und Boden, ohne Geschichte.
Solche Vergewisserung kündet von ungewisser Wahrnehmung, ist also eigentlich reduziertes Wahrnehmungsvermögen, magelnde Gegenwärtigkeit und Aufmerksamkeit, z.B. durch eine mächtige Selbstwahrnehmung.
Es ist ein Begriff der Phänomenologie. Für sich ist weder "das Hier" etwas, noch "das Jetzt". Die Vergewisserung, dass jetzt und hier etwas ist, wäre durch dieses bereits erfüllt, wenn nicht doch man nicht (ganz) hier und jetzt wäre. Es ist die Betonung des Ganzen einer Gegenwart, die vielleicht nötig ist, wo man keine hat, vielleicht, weil man eigentlich keine haben muss, aber nötig ist, dass sie wäre - z.B. in Gruppensituationen, wo niemand auf den anderen eingeht oder ihn wahrnimmt, ein moralischer Appell zur Herstelllung dieser Ganheit des Augenblicks, gleich, ob er von den Beziehungen der beteiligten Menschen her möglich ist oder nicht. Das "Hier und Jetzt" wird zu einem Wert der Erfahrung, welche Regungen anspricht, die ihr zukommen sollen, die "eigentlich dazu gehören". Für dieses ist solche Bewertung ein Urteil über die Gegebenheit von Erfahrung, also eher eine moralische Metapher für solche Leute, die keine Gegenwärtigkeit kennen, weil sie ihre Vergangenheit nicht begriffen haben und die sich über ihre so gefundene Geschichtslosigkeit in dem berühmten "Hier und Jetzt" Selbstgewissheit verschaffen müssen oder wollen. Jetzt ist dann alles und zwar beliebig alles, was gerade jetzt ist, und daher wird auch alles zu nichts, weil es gerade nun nicht mehr ist. Weil unter der Bedingung, dass alles substanzlos ist, nichts genausogut etwas sein kann, ist das "Hier und Jetzt" ein Begriff dafür, das sein soll, was nicht ist und sein kann, was nichts soll und will.