Gegenwart

Aus kulturkritik

Gegenwart, f�r sich genommen, ist Zeit im Hier und Jetzt, Zeit, wie sie jetzt ist und hier sich ereignet. Es ist Zeit und Raum des Ereignisses f�r sich in seiner blo�en Anwesenheit, ohne Werden und Vergehen, ohne Blick auf Vergangenheit und Zukunft.

Natürlich gibt es Gegenwart als Augenblick, aber immer auch in der Beziehung seiner Zeit und Geschichte, daher auch auf Vergangenheit und Zukunft. In Wahrheit gibt es keine Gegenwart der Wahrnehmung eines Ereignisses. Es fällt nicht einfach zu (siehe Zufall), sondern ist immer durch etwas anderes geworden, Produkt einer Geschichte und weist ebenso in die Zukunft, wie es Vergangenheit enthält und reflektiert. Wahrnehmung mag zwar zum einen auf die Gewissheit des Moments beschränkt sein. Sie hat aber zugleich immer eine Geschichte wahr (siehe Wahrhaben), die sowohl im Gedächtnis als Erinnerung wirkt, wie sie auch gegenständlich aus den kulturellen und ökonomisch bestimmten Lebensäußerungen der Menschen fortgetragen und fortbestimmt wird.

Gegenwart für sich, als Hier und Jetzt gesondert, ist ein Ausdruck, der die Existenz eines Eindrucks beschreibt, die nur aus der Anwesenheit eines Ereignisses im Unterschied zu seiner Abwesenheit besteht, solange wie dies [[zuf�llig]] erscheint, solange es also jenseits menschlicher Beziehungen und Zusammenh�nge er-eignet wird und also als eigenständige Eigentlichkeit wahrgenommen wird. Im Zufall des Hier und Jetzt reflektiert sich Gegenwart leer, behauptet sich alleine durch den Augenblick als abstrakte Gegenwart, als Anwesenheit schlechthin, die aber in dieser Form für sich genommen zugleich ihre Gegenwärtigkeit aufhebt, also Entgegenwärtigung betreibt.

In den zur Gewohnheit gewordenen Ereignissen des Lebensalltags, im bloß gewöhnlichen Erleben, verliert jede zwischenmenschliche Beziehung an Gegenwärtigkeit, wo sie nur noch aus dieser Form des Lebens schöpft, sich darin selbst verlebt. Sie verliert den Sinn, den Menschen für Menschen haben und fortbilden können (siehe Sinnbildung) und bezieht ihre Inhalte zunehmend aus der bloßen Anwesenheit von Menschen. Diese verbleibt dann als eine äußerliche Position, als Umstand des gewöhnlichen Lebens.