Hysterie

Aus kulturkritik

Wo die Verhältnisse in ihren Widersinnigkeiten "verrückt spielen", sich ohne Sinn zeigen, weil sie undurchdringlich verflochten sind und als ganzes Verhalten einer Negation, einer unerkennbaren und doch total wirksamen "Kehrseite" erscheinen, da entstehen bei Menschen Reaktionsweisen, die zwar aus Angst begründet sind, sich aber durch nloßes Reagieren ohne wirklich erkennbaren Sinn darstellen. Es sind Reaktionen von unmittelbarer Natur, die als verbliebene Substanz der Wahrnehmung sich in einer ihr entsprechenden Handlungsabläufen äußern.

Dem vorausgegangen ist allerdings ein Unvermögen des Bewusstseins, sich in diesen Verhältnissen zu bilden, Gewissheit zu erlangen und seinen Grund zu erkennen und vielleicht auch Kritik zu äußern. Als hysterisch werden Selbstwahrnehmungen bezeichnet, die ein suggestivgewordenes Selbstgefühl nötig hat. Alles, was dieses Gefühl im und am Körper eines Menschen verwirklicht und betreibt (siehe Trieb). In der Psychologie wird dies dann dann im "Formenkreis" der Hysterien zusammengefasst (z.B. hysterische Blindheit).

Hysterie bezieht sich im Wortursprung auf Uterus und ist der ideologisierte Begriff für eine verselbständigte Körperwahrnehmung, in welcher ein von der Wahrnehmung ausgeschlossenes und abgetrenntes Leiden (siehe [[Verdr�ngung]]) aus einem Naturtrieb heraus aufgefasst wird. Ideologisch ist der Begriff, weil er eine Beziehung zu rein sexuellen und eigentlich weiblichen Gef�hlen behauptet und nahelegt, dass es hierbei um eine Verselbst�ndigung von Sexualit�t im Sinne einer "Konversionsst�rung" ginge. Dies ist der Aufgu� eines Sexualit�tsbegriffs, wie er von Sigmund Freud eingef�hrt war, nach welchem sich darin ein Widerspruch zwischen sexueller Natur und sexualverdr�ngender Kultur auftue, - als Aufgeb�umung eines verdr�ngten Verlangens nach geschlechtlicher Vereinigung (siehe hierzu auch Psychoanalyse).

Der Begriff wurde erstmals von Hippokrates verwendet und auf uterale Selbstwahrnehmung, also auf weibliche Wahrnehmung bezogen. Er hatte dann aber meist eher die Bedeutung von suggestiv bedingter "�bererregtheit" (z.B. Massenhysterie), die erst durch Charcot, Breuer und Freud naturwissenschaftlich umgedeutet und als die Grundform jeder "Neurose" angesehen wurde. Die Biologisierung des Hysterie-Begriffs war Produkt der [[Aufkl�rung]], insofern darin die Abspaltung des [[K�rperlichen]] vom Geistigen weitergetragen wurde.