Nischenkultur

Aus kulturkritik

Im Unterschied zu einer Subkultur oder Prallelkultur ist eine Nischenkultur nicht gegen die herrschende Kultur offen oder subversiv bestimmt, sondern ein gegen die Wirklichkeit der allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnisse abgeschotteter Lebensraum, - ein Raum, worin das Leben geborgen werden soll, das allgemein als bedroht gilt. Sie will inhaltlich die gesellschaftliche Kultur von sich ausgeschlossen verstehen und sich auf die Form einer alternativen Kultur zurückziehen, sich im Rückzug als Romanze ihrer eigentlichen Ursprünglichkeit (siehe auch Ursprungssehnsucht) positiv bestimmen. Das Problem der Nischenkultur beginnt dort, wo sie selbst Verhältnisse gründet, die sich nicht mehr im Bezug zu den allgemeinen Lebensformen begreifen müssen, die sich selbst also schon rein formell als Alternative hiergegen behaupten, als ein durch sich selbst schon anderes Leben begründet wissen, wie es in einer selbstveredelten Wahrnehmung erscheinen mag. Doch darin kann nur der Edelmut einer sich allein selbst gerechten Wahrnehmung gedeihen - der Widersinn einer allgemeinen Selbstwahrnehmung in sich und durch sich.

In einer Nischenkultur ist die Negation nicht mehr begreifbar, die solche Kultur zur Grundlage hat und auch in sich erhält: Der Schutz gegen eine Wirklichkeit, die auch fortbesteht, wenn man sich selbst bereits anders dünkt, eben unwirklich gegen diese und wirklich durch sich selbst sein will. Und das ist nicht nur das logische Problem einer verdoppelten Unwirklichkeit, sodern auch die praktische Verlängerung einer Bedrängnis, gegen das, wovor sich die Nischenkultur schützen wollte. Indem sie nicht wahrgenommen wird, wird sie nurmehr wahrgehabt. Die Menschen können in solcher Kultur nur ihr Heil suchen, also etwas, was sie als das absolut Gute erstreben müssen (siehe heile Welt).