Permakultur
Permakultur war ursprünglich ein Begriff für nachhaltige Landwirtschaft, für einen Landbau, der dem natürlichen Wachstum folgt und dessen Substanzen in optimaler Ergänzung pflegt und entwickelt. Viele Grundlagenen des Bio-Landbaus wurden hierdurch zusammengestellt und auch politische Positionen abgeleitet, die sich gegegen Genmanipulation und Chemieindustrie und der dort erzeugten und über Chemiekonzerne vermarkteten Pestizide richteten.
Diese Positionen haben sich inzwischen zu einer Bewegung fortentwickelt, in der ein allgemeines Verhalten gegen die Umweltzerstörung als Alternative zu den gegenwärtigen Zerstörungsprozessen, besonders der Erdölverknappung und Klimaveränderungen gelten. Die derzeitige Krisen seien selbst unmittelbarer Ausdruck eines menschlichen Fehlverhaltens. Sie seien durch das unnatürliche Wirtschaften, durch politische Fehler der Menschen entstanden und eben deshalb auch durch richtiges Verhalten zu bewältigen. Sie seien positiv auflösbar in einer Antwort: Wir können durch die Änderungen unseres persönlichen Verhaltens die Welt verändern. Wir müssen das nur erlernen, in nachbarschaftlicher Gemeinschaft kleiner kommunaler Initiativen ausprobieren und entwickeln und aus dem Gegeneinander ein Füreinander machen, aus dem Konkurrenzkampf um Arbeit und Brot die Gemeinschaft einer quasi natürlichen Bereicherung entwickeln.
"Die internationale Permakulturbewegung unterstützt und praktiziert den Aufbau von produktiven Strukturen und Systemen, die allen Menschen ein gesundes, selbstbestimmtes und friedliches Leben ermöglichen." ([[1]]).
Diese Bewegung will nicht nur Bürgergemeinschaften in Selbstverwaltung stiften, sondern sich im Prozess einer großen Wende begreifen, die eine tief sitzende Existenzangst bewältigen soll, die Angst um die Knappheit der Lebensmöglichkeiten schlechthin. Inzwischen gibt es schon viele Initiativen dieser Art, weltweit etwa 1.800, in Europa etwa 800 (siehe hierzu [[2]]). Die meisten berufen sich auf ein Buch des irischen Permakulturalisten Rob Hopkins aus dem Jahr 2006 und auf diverse Filme, die im Internet und demnächst auch im Kino gezeigt werden, die wie eine Lehrfibel für das bessere Leben auf diesem Planeten aufbereitet sind.
Unermüdlich tritt Rob Hopkins, der Begründer dieser Bewegung, in Filmen auf Youtube und anderswo auf und erklärt deren Notwendigkeit für The Next Ten Years for People and Nature. Sein erstes Buch kam mit der simplen Aufforderung "Einfach.Jetzt.Machen!" und das war eben auch das Thema für die Menschen, die nicht länger auf irgendeine große Erlösung warten wollten. Wo die Kritik einer solchen Heilserwartung angebracht wäre, wurde sie einfach auf eine kleine Erlösung reduziert, Schritt für Schritt, "step by step", "street by street", eine Erlösung, die Spaß macht, "transition feel more than a party". Gerne erzählt Hopkins seine "story of recilience and hope in extraordinarity times". „Resilianz“ ist das befreiende Schlagwort gegen ein gesellschaftliches Unbehagen, das sich nicht mehr so einfach begreifen lässt. Resilianz steht irgendwie eben für Widerständigkeit, eine Kraft, die sich gegen das Unbehagliche wendet. Und die entstehe quasi natürlich durch Permakultur, die im Einklang mit nachhaltigen Lebensformen gewonnen wird. So wie eine gesunde Ernährung durch gesunden Landbau möglich sei, liese sich eine solche Naturkraft eben auch aus der Naturalisierung unserer sozialen Beziehungen gewinnen. Immerhin soll es darum gehen, "eine Energie- und Kulturwende in Städten, Gemeinden, Landkreisen, Dörfern, Gemeinschaften und ganzen Regionen" herbeizuführen - so betitelt sich der "Leitfaden der Bewegung von Ben Brangwyn und Rob Hopkins" aus dem Jahr 2008.
Die Philosophie der Permakultur beruht in ihrem Selbstverständnis auf einem ganzheitlichen wissenschaftlichen Weltbild, das die natürlichen Ökosysteme und ihre Kreislaufstrukturen als grundsätzliche Voraussetzung des menschlichen Lebens überhaupt, als seine biokybernetische Grundlage berücksichtige. Als “Kultur” kann demnach nur jene menschlichen Lebensäußerungen verstanden werden, die diesen biokybernetischen Prinzipien nicht widersprechen. Bill Mollison, einer ihrer Begründer, formulierte das folgendermaßen:
„Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen, die die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit von natürlichen Ökosystemen besitzen. Die Philosophie hinter Permakultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen die Natur arbeitet, eine Philosophie, der fortlaufenden und überlegten Observation und nicht der fortlaufenden und gedankenlosen Aktion; sie betrachtet Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art von Ertrag von ihnen zu verlangen, und sie erlaubt Systemen ihre eigenen Evolutionen zu demonstrieren.“
Der Mensch mag zwar seine "eigene Evolution demonstrieren" dürfen, aber eben nur soweit, wie er in das "bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlichen Ökosystemen" passt, soweit er mit der Natur, also unter Naturbedingung gen lebt und ihrem biokybernetischem Kreislauf nicht schadet, indem er seine Kultur auch biokybernetisch betreibt. Der Schaden besteht aber aus den Abfällen, die er hinterlässt, zum Beispiel die CO2-Ausscheidungen. Da muss man dann aufpassen, dass dieser Schaden nicht zu groß wird, das muss dann eben gesellschaftlich geregelt werden. Der Messwert dieses Bestrebens ist der “ökologische Fußabdruck”, der - unter der Berücksichtigung der politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Zusammenhänge - möglichst gering gehalten werden soll. Damit wird der Verschmutzungswert eines jeden Menschen erfassbar, denn unter dem Ökologischen Fußabdruck wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen.